Frage: Namaste! Ich hab mir deinen Rat zu Herzen genommen und bin zu 20 Minuten für die Meditation zurückgegangen, allerdings kam es während des Pranayama zu Hitze und Kribbeln. Ich hab mir nichts dabei gedacht, doch als ich mit der Meditation weitermachte, stieg aus meinem Sakralbereich Hitze auf. Das setzte sich meine Wirbelsäule entlang nach oben fort. Dabei schallte ein pfeifendes Summen durch meine Ohren und schließlich pulsierte eine gewaltige Flut von Energie durch mich. Ich beendete meine Meditation mit einem Gebet und hab dann wirklich mit einem Atmungsgebet weitergearbeitet, machte dann eine 7/7/7 Atemübung, um mich zu beruhigen – die Energie war so heftig. Ich ging hinaus und suchte meinen Ehemann, damit er mich beim Erden helfe. Er konnte die Energie fühlen, die durch meine Hände und meinen Rücken pulsierte, als ich gegen ihn gelehnt dasaß – das dauerte ungefähr eine Stunde. Nun meine Frage dazu: Ist das das bockige, unberittene Pferd, von dem du gesprochen hast oder macht sich da Kundalini bemerkbar? Ich hab diesen Morgen mein Pranayama und die Meditation weiter zurückgefahren und Sambhavi, Mulabandha und Siddhasana weggelassen. Ich hab nur die Wirbelsäulenatmung und die I AM [AYÄM] Meditation gemacht. Das Pulsieren der Energie und das pfeifende Summen fühlte ich noch immer, aber nicht so heftig. Mein inneres Sehen gibt mir ein, dass es gut ist, wenn ich auf diese Weise 4 Tage weitermache und dann zwei Tage nach diesen vier Tagen der Ruhe Sambhavi und Mulabandha hinzufüge, um zu sehen, wie das wirkt und dann noch Siddhasana, sobald ich mich im Gleichgewicht fühle. Denkst du, dass das so gut ist? Soll ich mit den fortgeschrittenen Yoga Übungen weitermachen und versuchen das Pferd zu dressieren oder sollte ich das störrische Pferd ausruhen lassen, um dann zu versuchen, langsam die Kontrolle darüber zu gewinnen. Dann, nur um dich das wissen zu lassen: Spaziergänge draußen, Yogi-Atmung, Bauch-Atmung und stärkende Stellungen ist das, was ich heute alles anwenden werde, wie auch nervenstärkende Kräuter wie Helmkraut, Haferstroh und Kamille. Kaffee hab ich ganz gestrichen – wer braucht diese künstlichen Anregungsmittel, wenn man diesen Dynamo in sich selbst hat?
Antwort: Da ist sie ja – Kundalini zumindest. Du musst dich auf jeden Fall darauf konzentrieren, das alles in deine täglichen Aktivitäten zu integrieren. Es ist sehr weise von dir, deine Übungspraxis nicht blind voranzutreiben. Suche dir eine stabile Plattform von Übungen und einen Lebensstil, die rund um die Uhr, 24 Stunden, zusammenpassen. Das ist sehr wichtig. Du wirst wissen, wenn es wieder Zeit ist, dich mit Nachdruck vorzuarbeiten. Die Mittel werden dir zur Verfügung stehen, sobald du sie brauchst. Deine Aufgabe im Augenblick ist es, am Ball zu bleiben – oder, wie man im ländlichen Mississippi sagt: „Halt es zwischen den Deichen.“
Das „störrische, halbwilde Pferd“, worauf beim Siddhasana Bezug genommen wurde, ist die sexuelle Energie, die herumspringt, nachdem sie durch Sitzen im Siddhasana stimuliert wurde. Mit der Zeit verändert sich das und es wird zu einer sehr sanften und ekstatisch-glückseligen Energie, die wie eine Quelle im Körper ständig nach oben fließt. Es scheint, dass bei dir eine schlagartige Transformation im Gange ist und die sexuelle Energie rasch in Kundalini-Manifestationen nach oben startet. So unvermittelt wird das nicht bei jedem ablaufen. Das Nervensystem eines jeden ist (abhängig von Handlungen und Übungen in der Vergangenheit – das schließt auch alles in früheren Leben ein) in einer anderen Verfassung. Es ist gut, wenn Du erst einmal Siddhasana beiseite lässt – auch die anderen stimulierenden Techniken. Zögere auch nicht dein Pranayama und die Meditation zurückzufahren, wenn deine Symptome es als nötig erscheinen lassen. Bei dir tut sich viel. Konzentriere dich auf Stabilisierung. Du kannst später wieder zum alten Übungsniveau zurückkehren und stimulierende Techniken zu deiner Routine hinzunehmen, sobald klar wird, dass du sie gebrauchen kannst.
Es ist offensichtlich, dass du im Augenblick genug einzugliedern hast. Achte darauf, dass du auch körperlich aktiv bleibst. Das ist sehr wichtig für die Einbindung von Kundalini-Energien in das Nervensystem. Wenn nötig, kannst du auch eine Zeit lang schwerere Kost zu dir nehmen, um dadurch den Anpassungsprozess zu unterstützen. Schau noch einmal die Lektion zu den Kundalini-Gegenmitteln (Lektion 69) durch und sieh, ob es noch andere Methoden gibt, die du vielleicht auch gerne mal ausprobieren willst. Es wird alles reibungsloser verlaufen, wenn du einen Kurs mit erdenden Aktivitäten fährst. Lass dich durch deine Erfahrungen leiten. Der Schlüssel zum Erfolg in dieser Phase ist zu lernen, wie man sich mit Kundalini in Einklang bringt und wie man mit ihr arbeitet. Die Rolle des Yogis/der Yogini verwandelt sich vom Impulsgeber zum Partner. Mit der Zeit erkennst du, dass da nur einer in dir und überall ist.
Behalte im Gedächtnis, dass diese Transformation kein Ding ist, das übernacht geschieht. Es ist ein lang ausgedehnter Prozess, der Jahre braucht sich zu vollenden. Das Nervensystem muss sehr viel an Reinigung und Entwicklung durchmachen. Sei also vorsichtig und geduldig und mach dich auf einen langen Weg gefasst. Steter Tropfen höhlt den Stein. Wir wollen vermeiden, dass das zu einer nicht endenden Achterbahnfahrt wird. Lebe ein aktives und ausgefülltes Leben und erlaube deiner wachsenden Erleuchtung, es mit dir zu leben. Die Reise kann so viel Spaß machen.
Der Guru ist in dir.