Website-Icon Fortgeschrittene Yoga Übungen – Leichte Lektionen für ein ekstatisches Leben

Lektion 288 – Yoni Wirbelsäulen Pranayama – Ausgleich für die Energie im Kopf

Du wirst dich daran erinnern, dass wir in Lektion 281 den Aspekt des Naseverschließens von Yoni Mudra Kumbhaka (Lektion 91) mit der Kinnpumpen-Technik (dem dynamischen Jalandhara, Lektion 139) verbunden haben, um daraus die »Yoni Kinnpumpe«, eine kompakte und kraftvolle Hybridtechnik zu schaffen. Vielleicht wiederholst du Lektion 281 noch einmal, bevor du hier weiterliest.

Nun stellen wir die Möglichkeit vor, ein anderes Element von Yoni Mudra zur Erweiterung unseres Pranayama der Wirbelsäulenatmung heranzuziehen.

Das Übungselement, das wir nutzen wollen, ist das sanfte Drücken der Augen mit den Zeigefingern von den unteren äußeren Ecken der Augenhöhlen nach innen und oben zum Punkt zwischen den Augenbrauen oder dem Zentrum der Stirn, wie wir es auch manchmal nennen. In Lektion 91 sind die Einzelheiten dieses Aspekts der Übung noch etwas genauer beschrieben. Im jetzigen Fall schließen wir die Nasenlöcher nicht und nutzen auch keine anderen Elemente der Yoni Mudra Übung. Wir nutzen nur das Manöver mit Fingern und Augen und machen die Wirbelsäulenatmungsübung so, wie sie ursprünglich in Lektion 41 beschrieben wurde. Wir können auch alle anderen Übungen (Siddhasana, Mudras und Bandhas), die wir gewohnt sind, zusammen mit der Wirbelsäulenatmung ausführen.

Zur Frage, was die Arme tun, wenn wir das Manöver mit den Fingern und Augen während unseres Wirbelsäulen-Pranayama machen, ist die Antwort: was immer bequem ist. Einige ziehen es vielleicht vor, die Ellbogen oben zu halten oder sie auf etwas ruhen zu lassen. Andere wollen die Ellbogen vielleicht lieber auf den Seiten des Oberkörpers nach unten hängen lassen oder sich damit locker auf dem Oberkörper aufstützen. Was immer für uns am besten funktioniert, sollten wir tun. Das einzige Kriterium ist Bequemlichkeit, sodass uns nichts stört und wir nicht über Maßen von unserer Wirbelsäulenatmungsübung abgelenkt werden. Wie bei jeder anderen Übung, die wir hinzufügen und in die Wirbelsäulenatmung integrieren – und davon haben wir bereits eine ganze Palette – wird es wahrscheinlich zu einer »klobigen Phase« kommen, in der sich die Dinge etwas sonderbar anfühlen – neue Körperhaltung, neue Energieflüsse usw. Wir eignen uns die Übung behutsam an und erzwingen nichts. Wenn es zu viel wird, nehmen wir sie auch wieder zurück und nehmen die Zusatzübung wieder auf, wie und wann wir uns dazu inspiriert fühlen. Es soll alles so locker und leicht wie möglich bleiben. Wir überreden sanft und lassen uns dabei Zeit. So entwickeln wir die Gewohnheit der effektiven Anwendung von Zusätzen während der Wirbelsäulenatmung und genauso bei all unseren anderen Übungen.

Welche Vorteile hat die Hinzunahme des Schiebens der Augen während der Wirbelsäulenatmung? Gut, mehrere:

Erstens liegt es bei uns, die Dauer der Anwendung dieses Elements von Yoni Mudra auszudehnen. Ist es angenehm, können wir das die ganze Zeit der Wirbelsäulenatmungssitzung beibehalten. Das können fünf, zehn oder mehr Minuten sein, abhängig davon, wie unsere Übungsroutine gerade aussieht, d.h., wie wir unsere Übungen im Laufe der Zeit aufgebaut haben. Fühlt es sich nicht angenehm an, wenn wir das Finger/Augen-Manöver die ganze Dauer unserer Wirbelsäulenatmungssitzung anwenden, können wir es nach Belieben absetzen und unsere Wirbelsäulenatmung ohne es zu Ende bringen. So gehen wir mit dem Zusatz jeder Art von Übung während der Wirbelsäulenatmung um – wir erzwingen nichts.

Zweitens: Falls im Nervensystem bereits etwas ekstatische Leitfähigkeit aufgekommen ist, wird das Finger-/Augen-Manöver dazu tendieren, das zu beschleunigen und manchmal sogar dramatisch. Dazu kommt es, weil ein sanftes Drücken der Augen auf diese Weise (zusammen mit einem leichten Runzeln des Stirnzentrums wie bei Sambhavi) die Stimulation des Ajna-(drittes Auge)-Bereichs des Gehirns sehr stark erhöht. Dies ist die Neurobiologie, die sich von der Stirnmitte (vor der Hirnanhangdrüse) ausdehnt bis hinter zum Zentrum des Gehirns (Zirbeldrüse) und hinunter in die Medulla Oblongata (Hirnstamm). Wie wir wissen, kann die physische Positionierung der Augen eine enorme Wirkung auf den Energiefluss im Kopf haben. Das Finger/Augen-Manöver steigert diese Wirkung.

Drittens: Falls es im Kopf bisher einige Energieblockierungen gegeben hat, die die Wirbelsäulenatmung alleine nicht in der Lage war, rechtzeitig aufzulösen, dann kann die Hinzunahme dieses Finger-/Augenmanövers helfen, derartige Blockierungen aufzulösen und den Ausgleich des Energieflusses im Kopf zu verbessern. Übliche Energiesymptome wie Druck an der Stirn, an der Hinterseite des Kopfes oder anderswo im Kopf können durch maßvolle Hinzunahme des Finger-/Augenmanövers gelindert werden.

Wie bei allen anderen Übungen die wir erörtern, ist Selbstabstimmung sehr wichtig, wenn wir daran denken, das Finger-/Augenmanöver zu unserer Wirbelsäulenatmung hinzuzunehmen. Wir sollten in unserer Routine mit Wirbelsäulenatmung und tiefer Meditation sehr gefestigt sein und uns auch mit Yoni Mudra Kumbhaka und anderen Mudras und Bandhas wohlfühlen. Mit anderen Worten: Diese neue Hybridübung ist für jene gedacht, die bereits gute Erfahrungen mit all den anderen früher in den Lektionen erörterten Übungen gemacht haben. Was wir hier tun, ist eine Verfeinerung unserer Übungen, um sie leistungsfähiger und wirkungsvoller zu machen. Wie bei allen unseren Übungen wird es vor allem von unserer Fähigkeit der Selbstabstimmung in Antwort auf die sich ergebenden Erfahrungen ankommen, wie gefahrlos und angenehm dieses neue Feature sein wird. Sind unsere derzeitigen Übungen nicht geschmeidig und stabil, sollten wir keine neuen Übungen hinzunehmen. Im Gegenteil: Kommt es in unseren Übungen und im täglichen Leben zu Rauheit, dann sollten wir darauf gleich die Selbstabstimmung anwenden. D. h., wir reduzieren unsere Übungen, bis unsere Routine stabil und auch das tägliche Leben vertretbar geschmeidig geworden ist.

Eine Frage mag aufkommen, wenn wir bereits die Yoni Kinnpumpe regelmäßig ausführen und jetzt unsere Wirbelsäulenatmung erweitern, indem wir das Finger-/Augenmanöver hinzunehmen: Ist es dann immer noch nötig, Yoni Mudra Kumbhaka als gesonderte Übung beizubehalten. – Das muss der Übende selbst entscheiden. Yoni Mudra Kumbhaka kann man in dem dafür vorgesehenen Zeitfenster der eigenen allgemeinen Übungsroutine weiter belassen. Oder man kann es auch absetzen, wenn sowohl die Yoni Kinnpumpe als auch die Yoni Wirbelsäulenatmung in Gebrauch sind. Diese beiden Hybridübungen decken alle Elemente von Yoni Mudra ab – das Finger-/Augenmanöver (in der Wirbelsäulenatmung) und Kumbhaka (Atemrückhaltung bei der Kinnpumpe) zusammen mit Siddhasana und dem Rest der Mudras und Bandhas. Es hängt also von dir ab. Für jene, die es eilig haben, kann der Einsatz der beiden Hybrid-Übungen und das Weglassen von Yoni Mudra Kumbhaka als gesonderte Übung Zeit sparen. Entscheiden wir uns dafür, etwas Zeit zu sparen, indem wir Yoni Mudra Kumbhaka als gesonderte Übung weglassen, können die Elemente von Yoni Mudra trotzdem gleich viel Zeit erhalten, wenn man sie in der Kinnpumpe und Wirbelsäulenatmung einsetzt. Tatsächlich können wir die Zeit für das Finger-/Augenmanöver sogar erhöhen, wenn wir es bei der Wirbelsäulenatmung anwenden, weil die Wirbelsäulenatmung bei den meisten von uns in der Routine länger dauert als Yoni Mudra Kumbhaka.

Andererseits sollten jene, die gerne in Yoni Mudra Kumbhaka gehen, nicht meinen, sie müssten ihre Praxisroutine mit den Hybridmethoden verschlanken. Man kann sehr wohl beide Arten von Übungen in einer einzigen Routine ausführen. Stelle nur sicher, dass du, je nach Bedarf, selbstabstimmst. Die Hinzunahme der Hybridübungen, wenn man Yoni Mudra Kumbhaka nach wie vor beibehält, bedeutet eine »Verdoppelung« der Zeit für Yoni Mudra Kumbhaka. Auch wenn wir wohl alle gerne auf der Straße zur Erleuchtung so schnell wie möglich vorwärtskommen, ist in unserer Praxisroutine manchmal weniger mehr. Alle, die bereits seit einiger Zeit dabei sind, wissen dies aus eigener Erfahrung. Selbstabstimmung bei den Übungen ist sehr wichtig, wenn man bei gutem Fortschritt der Annehmlichkeit nicht verlustig gehen will.

Schließlich soll noch darauf hingewiesen werden, dass die Yoni Kinnpumpe und die Yoni Wirbelsäulenatmung nicht als Kernübungen der FYÜ gelten und, wenn nötig, ganz weggelassen werden können. Tatsächlich trifft dies auf alles in den Lektionen zu. Dies ist ein eigengesteuerter Ansatz und der Praktizierende ist es, der immer auf dem Fahrersitz sitzt. Wie alles andere in den Lektionen sind die Hybridübungen eine optionale Erweiterung, die wir, je nachdem, wie wir durch unsere Bhakti (spirituellen Wunsch) inspiriert sind, nutzen können.

Mehr Verfeinerungen und Zusätze zu den Übungen werden auf unserem weiteren Voranschreiten auf der Straße der angewandten Yoga-Wissenschaft angeboten.

Beste Wünsche auf dem von dir gewählten Weg. Viel Vergnügen!

Der Guru ist in dir.

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