Frage: Warum gehen wir bei der Einatmung nach oben entlang der Sushumna und bei der Ausatmung nach unten? Kann es auch andersherum funktionieren, bei der Einatmung nach unten und bei der Ausatmung nach oben?
Antwort: In den ersten Übungsstadien kann das Pranayama in beiden Richtungen funktionieren. Beim einfachen Atmen durch die Wirbelsäule können Argumente für die eine und für die andere Herangehensweise gefunden werden. Später jedoch wird klar, dass es besser ist, die Wirbelsäulenatmung mit dem Einatmen aufwärts und dem Ausatmen abwärts zu erlernen. Das wird offensichtlich, sobald wir mit diversen fortgeschrittenen Yoga-Übungen beginnen, zu denen ein bewusstes Anhalten des Atems bei vollen Lungen gehört. Dann ist es nötig, mit der Aufmerksamkeit nahe dem oberen Ende der Sushumna zu sein, um Yoga-Methoden im oberen Teil des Körpers durchführen zu können. Außerdem wird eine Zeit kommen, da bei leeren Lungen der Atem aufgrund der eingebauten Biologie des Prana (freigesetzt vom riesigen Prana-Speicher nahe der Wirbelsäulenbasis) automatisch zum Halten kommt. Das äußert sich als ein Leeren der Lungen mit anschließendem Heraufziehen (des Prana) aus der Gegend des unteren Endes der Wirbelsäule. Wir lernen noch Mittel kennen, die den automatischen Prozess des Heraufziehens, der sich bei leeren Lungen einstellt, befördern. Deshalb muss die Aufmerksamkeit dann nahe der Wirbelsäulenbasis sein und nicht am oberen Ende. Diese zwei Arten des Atemanhaltens sind die vornehmlichen Bestimmungsgründe für die Richtung, in der wir unsere Aufmerksamkeit bei der Wirbelsäulenatmung wandern lassen.
Wenn unser Atem anhält, wissen wir ohne einen Zweifel, was der Weg nach oben ist. Letztendlich ist die Richtung, in die uns unser Atem in der Sushumna mitnimmt, ganz und gar nicht beliebig.
Wir gehen weiter unten in den Lektionen mehr in die Details des Atemanhaltens („Kumbhaka“). Du kannst dich also darauf verlassen, dass du für alles Kommende das richtige Fundament legst, wenn du während der Einatmung im Inneren der Sushumna mit der Aufmerksamkeit nach oben wanderst und nach unten, wenn du ausatmest.
Der Guru ist in dir.