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Wir würden nun gerne eine Technik einführen, die als ein integraler Teil unserer Übung der tiefen Meditation genutzt werden kann, ohne dass wir die Zeit der Sitzungen verlängern müssen. Man nennt sie: Erweiterung der Solar-Zentrierung.
Seit Beginn haben wir das Mantra ohne eine besondere Intention aufgegriffen, es im Körper irgendwo zu lokalisieren. So lautete die Anweisung. Obwohl das so ist, wissen wir, dass wir vielleicht trotzdem dazu neigen, das Mantra mental irgendwo zu wiederholen – wo immer wir gerade unser Denken lokalisiert haben. Für viele ist das oft die Region des Kopfes. Wenn nicht dort vielleicht irgendwo anders. Das ist etwas, das wir unbewusst tun und das ist eine gute Praxis, wenn wir die Vorgehensweise der tiefen Meditation nutzen.
Wir haben vermeiden wollen, uns von der Vorgehensweise ablenken zu lassen, locker und leicht das Mantra aufzugreifen, wann immer wir erkannt haben, dass wir es verloren haben. Sobald wir den Verstand teilen, indem wir etwas anderes tun, leidet die Effektivität unserer Meditationspraxis darunter. Das wurde schon oft herausgestellt, wenn es darum ging, andere Übungen in unsere Sitzung mit tiefer Meditation aufzunehmen. Eine Meditation mit geteilter Aufmerksamkeit ist eine geteilte und weniger effektive Meditation.
Allerdings gibt es bei der Frage der Mantra-Lokalisierung auch einen Zielkonflikt. Lokalisieren wir das Mantra nicht, wenn wir es denken, gewinnen wir, weil wir eine Übung haben, die sich auf die einfache Vorgehensweise konzentriert, um das Mantra in tiefer innerer Stille zu verfeinern. Gleichzeitig lokalisieren wir das Mantra möglicherweise unbewusst im Kopf oder woanders und erzeugen eine leichte Absicht im Körper, die wir vielleicht nicht bemerken.Diese Absicht der körperlichen Lokalisierung geschieht zusätzlich zu den besonderen Schwingungseffekten der Mantra-Klangqualität, wenn dieses im Bewusstsein aufgegriffen wird, wie das in Lektion 59 und in anderen Lektionen diskutiert wurde, in denen wir uns mit Mantra-Erweiterung beschäftigt haben.
Hier unterscheiden wir zwischen der Klang-Qualität des Mantra, die in unserem Nervensystem widerhallt, und dem Ort, an dem wir möglicherweise zufällig das Mantra denken. Die Erweiterung der Solar-Zentrierung bieten wir an, um den letzteren Teil davon zu adressieren.
Wir nennen dies „Erweiterung“, weil es unsere Meditationspraxis verbessern soll. Dies bedeutet nicht, dass wir irgendetwas falsch gemacht haben. Tatsächlich können wir uns auch dafür entscheiden, diese Erweiterung zum jetzigen Zeitpunkt nicht hinzuzunehmen. Wie bei der Mantra-Erweiterung sollte die Erweiterung der Solar-Zentrierung nur von jenen in Betracht gezogen werden, die in ihrer Meditationspraxis stabil sind, ob mit dem I AM [AYÄM] Mantra oder irgendeiner Mantra-Erweiterung, die schon hinzugenommen wurde.
Die Erweiterung der Solar-Zentrierung kann mit anderen Worten mit Nutzung eines jeden Mantra integriert werden, vorausgesetzt wir haben das Mantra bereits gut eingeübt. Das bedeutet bei unserer Art des Übens also: nach Monaten oder Jahren, nicht Tagen oder Wochen. Die Erweiterung der Solar-Zentrierung kann genauso zusammen mit der Übung der Atem-Meditation, die wir in der vorigen Lektion zu den überempfindlich Meditierenden diskutiert haben, genutzt werden.
Die Technik der Solar-Zentrierung funktioniert so:
Ausführung der Solar-Zentrierung
Greifen wir das Mantra locker und leicht auf, favorisieren wir seine Lokalisierung am Solarplexus. Dies ist der Bereich gleich unter dem Sternum (Brustbein) und reicht ungefähr drei Finger breit nach innen. Das ist der Bereich in der Mitte zwischen Nabel und Zentrum des Brustbeins. Waagerecht ist er zwischen den beiden Seiten des Brustkorbs zu verorten. Dort wiederholen wir das Mantra einfach nur locker.
Merken wir, dass wir vom Mantra oder seiner Lokalisierung abgekommen sind, kehren wir an diesem Ort zum Mantra zurück, und zwar auf was immer für einem Niveau der Schwachheit und Verschwommenheit (Verfeinerung) wir zu diesem Zeitpunkt mit dem Mantra oder der Lokalisierung waren. Alle anderen Merkmale der tiefen Meditation bleiben die gleichen – die natürliche Verfeinerung des Mantra in die Stille, das Kommen und Gehen von Gedanken, körperliche Wahrnehmungen usw. Alles bleibt gleich, nur dass wir das Aufgreifen des Mantra an diesem Ort im Körper favorisieren.
Bei diesem zusätzlichen Aspekt des Meditationsablaufs, werden uns vielleicht verschiedene Dinge auffallen:
Anmerkungen
– Ein offensichtlicher Wechsel des Ortes im Körper von wo aus wir das Mantra gedacht haben, weg vom Kopf oder anderen Stellen, wo wir vielleicht eine unbewusste Gewohnheit gepflegt hatten, es zu lokalisieren. Das berührt die Schwingungsqualitäten des Mantra im ganzen Nervensystem nicht. Dieses wird immer noch wie eine Stimmgabel schwingen, die in die Nähe einer anderen Stimmgabel mit derselben Frequenz gehalten wird.
– Eine mögliche Verringerung des Kopfdrucks oder anderer Symptome, die wir möglicherweise erfahren haben, wenn wir das Mantra unbewusst irgendwo im Körper lokalisiert haben.
– Einen beginnenden Anstieg der Sensibilität im Herzen und im Solarplexus-Bereich. Dies ist Reinigung und Öffnung und kann sich als Emotionen, Schwingung oder Empfindung von Hitze in diesen Gegenden niederschlagen. Werden irgendwelche dieser Symptome übermäßig, sollten wir zunächst der Vorgehensweise aus Lektion 15 folgen, um die starken Empfindungen während der tiefen Meditation in den Griff zu bekommen. Löst dies die übermäßigen Symptome von Reinigung nicht auf, dann sollten wir den Gebrauch der Solar-Zentrierungserweiterung soweit nötig selbstabstimmen. Reicht die Selbstabstimmung beim Gebrauch der Solar-Zentrierung aus, das Gleichgewicht wiederherzustellen, heißt das also, dass wir die Gesamtmeditationszeit nicht reduzieren müssen.
– Jene, die ekstatische Leitfähigkeit im Nervensystem erfahren, können Empfindungen in der Solarplexus-Gegend nutzen, um das Mantra zu lokalisieren. Das kann man als Sinneswahrnehmung, als ausstrahlende Energie oder Licht erfahren – oder als sich ausdehnender leerer Raum. Aufgrund der Nähe zum Herzen ist es üblich, dass man Symptome der Ausdehnung und Weiträumigkeit erfährt, was mit den energetischen Symptomen der Solar-Region vermischt sein kann. Das ist die Verbindung von Leere mit Energie, die Verbindung der metaphorischen Shiva und Shakti-Prinzipien in diesem zentralen Bereich des Körpers.
Dadurch wird eine Ausstrahlung dieser Verbindung erzeugt, was den gesamten Körper erleuchten kann und darüber hinaus. Gleichzeitig spielt da ein Zentrierungseffekt mit. Deshalb kann man diese Übung auf beiden Wegen erfahren – als Ausstrahlung und Zentrierung. Die praktischen Ergebnisse davon bemerken wir in den täglichen Aktivitäten. Das ist der wahre Maßstab einer jeden Übung, die wir praktizieren. Finden wir in den täglichen Aktivitäten zu mehr innerer Stabilität und ausfließender göttlicher Liebe, wissen wir, dass unsere Praxis effizient ist.
Wie oben erwähnt, kann die Erweiterung der Solar-Zentrierung auch zusammen mit der Atem-Meditation eingesetzt werden. In diesem Fall favorisieren wir am Solarplexus locker und leicht den Energie-Impuls des Atems. Das ist offensichtlich eine fortgeschrittenere Anwendung der Aufmerksamkeit bei der Atem-Meditation und nicht für Anfänger geeignet. Dasselbe gilt für die Mantra-Meditation. Es ist nicht empfehlenswert, diese Erweiterung zu nutzen, solange unsere Meditationspraxis nicht gut etabliert und stabilisiert ist. Wir sollten damit wie beim Wechsel zu einer Mantra-Erweiterung umgehen.
Es ist in Ordnung, mit der Erweiterung der Solar-Zentrierung auf jeder Mantra-Stufe anzufangen, doch sollten wir mit dem Mantra, das wir nutzen, eine Stabilität erreicht haben, ob das das I AM [AYÄM] Mantra oder irgendeine der Erweiterungen ist.
Wann immer wir mit der Erweiterung der Solar-Zentrierung beginnen, sollten wir konsequent zusammen mit dem Mantra den Ort des Solarplexus favorisieren. Driftet der favorisierte Ort nach oben zum Herzen oder nach unten zum Nabel (oder anderswohin), bringen wir einfach den Ort unseres Mantra locker und leicht zurück zum Solarplexus. Zweifellos werden einige versucht sein, das Mantra an einem anderen Ort zu lokalisieren.
Denke aber daran, dass Einheitlichkeit unserer Praxis über einen langen Zeitraum hinweg der Schlüssel zu den besten Ergebnissen ist. Deshalb raten wir wie bei allen Übungen dazu, das Herumspringen zwischen Alternativen zu vermeiden. In dem Maß, in dem diese in den Lektionen nicht abgedeckt sind, können die Ergebnisse nicht vorhergesagt werden. Das ist dann das Experiment des Übenden.
Die Frage mag aufkommen: Wenn dies eine Zentrierungsübung ist, kann sie dann auch für überempfindlich Meditierende hilfreich sein? Und wenn das eine Technik der Energieausstrahlung ist, kann sie für zu wenig empfindlich Meditierende hilfreich sein? Wir wissen die Antwort zu beiden Fragen noch nicht. Mit der Zeit werden wir das jedoch herausfinden. Diese Technik stellen wir hier als Erweiterung vor, die jeder zur angemessenen Zeit auf seinem Pfad in Betracht ziehen kann.
Sie mag oder mag auch nicht für zu wenig empfindlich oder überempfindlich Meditierende geeignet sein. Es ist aber eine Technik, die ich mit ausgezeichneten Ergebnissen für viele Jahre genutzt habe. Nur in den Zeiten, als ich damit beschäftigt war, das FYÜ-System von Übungen vorzustellen, habe ich sie unterbrochen, um auf der gleichen Wellenlänge wie alle anderen zu sein. Während dieser Jahre war die Übungspraxis aller auch meine Praxis.
Aufgrund der Erfahrungen, die die große Bandbreite von Übenden bereits gemacht hat, und der Möglichkeiten für besseren Fortschritt bei Ausgeglichenheit, ist nun eine gute Gelegenheit, die Erweiterung der Solar-Zentrierung in das FYÜ-System einzuführen. Das ist eine Technik, die ein gewisses Niveau der Reife bei dem Praktizierenden voraussetzt. Zum ersten Mal führen wir eine Abschattierung in die zentrale Vorgehensweise der tiefen Meditation ein.
Das geschieht nicht leichtfertig. Indem wir die Erweiterung der Solar-Zentrierung anbieten, behalten wir auch die ganze Gemeinschaft der Meditierenden und deren Beziehung zum stetig anwachsenden Welt-Bewusstsein (vgl. Lektion 365) im Auge. Somit dient die Lektion sowohl dem Individuum, als auch der Gemeinschaft als Ganzes. Unsere Absicht ist es, damit für alle Praktizierenden einen nützlichen Schritt nach vorn – sowohl bei der inneren Stabilität wie auch der göttlichen Ausstrahlung – zu erleichtern.
Wir hoffen, dass die gut eingewöhnten Meditierenden die Vor- und Nachteile davon selbst einschätzen können und damit insgesamt zu ihrem Vorteil umgehen können. Wie bei allen Übenden sollte die Erweiterung der Solar-Zentrierung nur in Angriff genommen werden, wenn man fühlt, dass die Zeit reif ist. Das ist eine Funktion unserer Bhakti, die durch praktische Anwendung ausgeglichen wird. Wie immer raten wir dazu, die Übungen je nach Bedarf selbstabzustimmen, damit ein guter Fortschritt mit Bequemlichkeit aufrecht erhalten werden kann.
Der Guru ist in dir.