Frage: Mein Wunsch, Gott näherzukommen, ist stärker geworden und damit ebenfalls die Intensität meiner Meditation. Auch der innere Raum in meinem Kopf ist größer geworden und ich verspüre mehr von dem Gefühl, dass ich zu dem Mantra »werde«. Ist dieses »Werden« etwas Reales oder ist es eine Illusion?
Antwort: Ja, unser Wunsch nach spirituellem Fortschritt (Bhakti) hat eine direkte Auswirkung nicht nur auf die Regelmäßigkeit, die wir die sitzenden Übungen ausführen, sondern auch auf die Ergebnisse. Ist unser Wunsch sehr intensiv, kann es sehr von Vorteil sein, wenn wir unsere Bhakti selbstabstimmen. Genauso wie wir dies bei jeder anderen Übung tun, sollten wir damit daran arbeiten, einen überflüssigen Energiefluss im Nervensystem zu vermeiden, denn dieser kann unangenehm und kontraproduktiv für unseren Fortschritt sein. Ist unser Weg instabil, dann sind wir wahrscheinlich nicht so geneigt, für länger auf ihm zu bleiben. Was wir uns wünschen, ist bei einer reibungslosen und gefahrlosen Geschwindigkeit ein schöner Fortschritt. Das hier ist ein Pfad, auf dem wir für lange Zeit bleiben können, und das erweitert unsere Fähigkeit, einen größtmöglichen Fortschritt in diesem Leben zu erzielen, sehr stark.
Zur Frage bezüglich des »Werdens zum Mantra« in der tiefen Meditation und ob dies eine Illusion ist oder nicht, werden einige behaupten, dass es kein »Werden« gibt und dass wir bereits dort sind. Aber, auch wenn wir uns alle wünschen, »im Hier und Jetzt da zu sein«, kann man das »Dazu-Werden« nicht verhindern. Das ist eine Frage der veränderten Sichtweise im Zuge der Weiterentwicklung des Nervensystems im Prozess der Reinigung des Fahrzeugs unserer inneren Bewusstheit. Wenn ich mich hier draußen im Ego befinde und in das Mantra hineingehe, kann es so scheinen, als würde ich zum Mantra als solches und mein Ego-Sinn löse sich in Stille, meinem wirklichen Selbst, auf. Wenn ich dort bereits als bleibende innere Stille drin bin, als Zeuge, der aus dem Inneren nach außen blickt, dann ist da kein Werden, weil das Mantra dieselbe Reise macht. Der Prozess ist derselbe. Nur der Standpunkt ist unterschiedlich. Im Fall der Erfahrung, die du gemacht hast, hast du gesehen, wie dein Ego-Selbst sich aufgelöst hat und zum Mantra geworden ist. Das Mantra wurde dann zu sich ausdehnender Stille, dein grenzenloses glückseliges SELBST, verfeinert. Da ist nichts verkehrt, bei dieser Erfahrung, solange es bei einer Beobachtung der Landschaft bleibt und nicht die einfache Vorgehensweise der Tiefen Meditation selbst verdrängt wird.
Natürlich können wir nicht intellektuell unseren Standpunkt einfach von dem einen in den anderen umwandeln – und schon gar nicht organisch. Ob wir einen Ego-Standpunkt oder einen der Stille einnehmen, hängt vom Zustand unserer Neurobiologie ab und wir beschreiben unsere Erfahrungen immer dementsprechend. Aufgrund der Übungen wechselt der Standpunkt mit der Zeit, da unser Sinn für das Selbst sich von einem äußeren in einen inneren verwandelt. Dann können wir ehrlich sagen: »Hallo alle zusammen, ich bin nun wirklich hier!«
Tatsächlich werden wir wahrscheinlich gar nicht viel sagen und einfach abwaschen gehen und den Müll hinaustragen. Nichts ändert sich, auch wenn sich alles ändert. Wir werden zu »Dem«, auch wenn wir »Das« schon sind. Ich glaube, deshalb nennen sie es auch »Verwirklichung« … man erkennt etwas, was bereits da ist. Es ist ein Werden … eine Reise von hier nach hier …
Der Guru ist in dir.