Frage: Wenn ich meditiere, fühle ich manchmal eine gewisse Glückseligkeit. Sollte ich mich bei dieser Gelegenheit fragen: „Wer ist das, der diese Glückseligkeit erfährt?“
Antwort: Derartige Analysen sollte man während der tiefen Meditation der Fortgeschrittenen Yoga Übungen oder anderer sitzender Übungen nicht favorisieren. Dazu ist vorher oder nachher Zeit, jedoch nicht während. Damit verwässert man nur die Kultivierung der bleibenden inneren Stille (des Zeugen) und der ekstatischen Leitfähigkeit (das Fundament einer effektiven, d.h. beziehungsvollen Selbstanalyse während unserer täglichen Aktivitäten).
Die Stunde oder so, die wir jeden Tag bei den strukturierten sitzenden Übungen verbringen, schafft die Voraussetzungen für eine anhaltende klare Erfahrung und ein Verständnis unserer nichtdualen Natur (scheinend freies SELBST) in allem anderen, was wir tun. Eine effektive Integration von Übungen bedeutet, dass wir eine jede zu ihrer eigenen Zeit machen, nicht gleichzeitig.
Beschäftigen wir uns also mit einer bestimmten Übung und merken wir, dass da Elemente einer anderen Übung aufkommen, dann betrachten wir das wie alle anderen Gedanken oder Gefühle, die aufkommen mögen: Wir gehen einfach locker und leicht zu der Übung zurück, die wir für die vorgesehene Zeit machen. Das ist sehr einfach. Das nimmt nichts von anderen Übungen weg, mit denen wir uns möglicherweise zu anderen Zeiten während des Tages beschäftigen. In Wirklichkeit stärkt sie diese sogar enorm.
Die effektive Integration von Übungen verleiht unserer spirituellen Entfaltung große Kraft. Der Glaube ist weit verbreitet, dass wir entweder diese gediegene Methode „oder“ jene gediegene Methode anwenden müssen. Selten hören wir davon, dass wir diese gediegene Methode „und“ jene gediegene Methode in einem effektiven integrierten Ansatz anwenden sollten. Die menschliche Natur ist höchst konkurrierend und wir hören oft, dass ein Ansatz der spirituellen Praxis besser ist als ein anderer und dass wir deshalb ausschließlich diese Übung machen sollten und nicht jene. Das hat nicht viel mit dem zu tun, dass wir das herausfinden sollten, was wirklich funktioniert. Es ist vielmehr ein limitierender Faktor bei allen spirituellen Bestrebungen.
Wenn bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen irgendetwas innovativ ist, dann ist es das klare Verständnis, dass spirituelle Übungen komplementär sind. Das Ganze eines progressiven integrativen Ansatzes ist viel größer als die Summe seiner Teile. Das bedeutet, dass man jeder Übung Rechnung trägt, ohne sie auf eine Weise zu überlappen, dass dadurch die Effektivität der verschiedenen Komponententeile verwässert wird.
Wir raten dazu, Asanas zu üben, wenn es Zeit ist, Asanas zu üben, Pranayama, wenn es Zeit für Pranayama ist, die tiefe Meditation, wenn es Zeit für die tiefe Meditation ist, Samyama, wenn es Zeit für Samyama ist, Selbst-Analyse, wenn es Zeit für die Selbst-Analyse ist usw. …
Tun wir dies, kommt es auf natürliche Weise zu einer Integration aller Yoga-Glieder in uns und die Ergebnisse liegen um Größenordnungen jenseits von allem, was wir mit irgendeiner Übung oder einem Ansatz alleine erreichen könnten.
Das hat große Ähnlichkeit mit einem Autofahren. Wir können keine merklichen Fortschritte erwarten, wenn wir gleichzeitig auf das Gaspedal und die Bremse treten, wenn wir nach links abbiegen und gleichzeitig nach rechts oder wenn wir versuchen, mit allen Gängen gleichzeitig zu fahren. Viel besser ist es, jede Funktion zu seiner Zeit einzusetzen, so dass wir den Wagen auf eine Weise bewegen, die seinem Zweck gerecht wird. Genauso ist das bei den spirituellen Übungen. Unsere Erfahrungen mit diesen Dingen in der Gegenwart sind viel wichtiger, als die beachtlichen Ratschläge, die aus der Vergangenheit überliefert wurden, so hilfreich diese auch sein mögen.
Gebrauche also deine Vernunft beim Üben und erfreue dich daran!
Der Guru ist in dir.