Frage: Ich wollte eine Frage von entscheidender Bedeutung stellen. Was geschieht, wenn dich jemand sehr stark verletzt? Was sollen wir in derartigen Situationen tun? Sollen wir es vorübergehen lassen und dem Karma vertrauen, d.h. darauf vertrauen, dass der Angreifer das ernten wird, was er gesät hat? Schlagen wir zurück oder verteidigen wir uns, wird dies der Person, die sich rächt, ein schlechtes Karma bringen und seinen spirituellen Fortschritt vernichten? Oder ist es in Ordnung, wenn man das macht, dass man also für alles, was uns in solchen Situationen angetan wurde, Rache übt und die Waage ins Gleichgewicht bringt? Könnte ich das verstehen, würde mir das sehr viel bedeuten.
Antwort: In vielen Fällen ist Selbstverteidigung angebracht und in der optimalen Situation schafft sie ein positives karmisches Ergebnis, bei dem alle Beteiligten spirituell vorwärtskommen.
Rache ist keine Selbstverteidigung. Rache ist Aggression und wird zu Komplikationen führen. Das hängt alles von unserem spirituellen Zustand ab. Wir werden in Übereinstimmung mit unserem Bewusstsein so handeln, wie wir handeln müssen. Der Trick ist, unser Bewusstsein auszuweiten, wodurch all unser Handeln auf die Ebene einer höheren Moralität gehoben wird.
In Wirklichkeit wird niemand verletzt. Denn letztendlich befinden wir uns jenseits der Ereignisse, die in Raum und Zeit passieren. Wir sind reines Glückseligkeitsbewusstsein. Machen wir mit den Übungen Fortschritte und kommen wir auf unserm Pfad voran, dann werden wir dies als direkte Erfahrung wahrnehmen und entsprechend handeln.
Andererseits ist unsere gegenwärtige Wahrnehmung 100% unserer Realität und wir müssen von da aus leben, wo wir sind. In diesem Fall kann uns etwas gesunder Menschenverstand dabei helfen, nicht in die Grube zu fallen, indem wir auf die grundlegenden Prinzipien von Yama (Verbote) und Niyama (Gebote) und auch auf die Gesetze des Landes achten, in dem wir leben. Sicher ist, dass eine Handlung mit einer persönlichen Absicht, andere zu verletzen, uns selbst verletzen wird, genauso wie das Überschreiten der Gesetze des Landes unerfreuliche Konsequenzen im Leben haben wird. Es macht also Sinn, das zu bedenken.
Schadet dir jemand, ist es vernünftig, dich zu schützen und Schritte zu unternehmen, die wiederholte Verletzungen von derselben Quelle in Zukunft verhindern. Jedoch ist es nicht in deinem besten Interesse zu versuchen, jemand anderen aus Rache zu verletzen. Diese Art von „Gerechtigkeit“ ist vergänglich und wird nur zu weiteren Kreisläufen von Verletzungen bei dir und anderen führen.
Weise Selbstverteidigung und Verzeihung sind gute Partner. „Ich liebe dich und vergebe dir. Doch ich werde nicht erlauben, dass du dies tust“, ist der Weg, mit jenen umzugehen, die geneigt sind, anderen Wunden zuzufügen. Das kann auch bedeuten, dass man eine Beziehung ganz beendet, ohne harte Gefühle dabei zu haben. Handlungen auf dieser Grundlage sind nicht persönlich. Sie sind das göttliche Fließen. Vielleicht stellen wir jedoch fest, dass sie mit Ärger vermischt sind. Deshalb ist es gut, eine Pause zu machen und uns zu überlegen, welche Konsequenzen unsere Handlungen haben, bevor wir weitergehen.
Mäßigung ist der weise Weg, doch niemand braucht sich zum Fußabstreifer zu machen. Wir haben die Wahl und ein edlerer Weg liegt für uns immer im Bereich des Möglichen. Eine zunehmend moralische Verhaltensweise und die Fähigkeit zu vergeben (loszulassen), sind Symptome für das Aufkommen innerer Stille, die eine Folge der tiefen Meditation ist. Diese Handlungen werden dann zu einer Ausweitung unserer spirituellen Praxis. Wir bewegen uns von der inneren Stille nach außen. Das Gleiche gilt für den Fall, dass wir um Verzeihung bitten und Verletzungen, die wir anderen zugefügt haben, wieder gutzumachen versuchen. Wir werden uns selbst vergeben können. Das ist der erste Schritt zum Vergeben anderer.
Diese Dinge ergeben sich ganz natürlich, sobald die innere Stille beginnt, in uns sesshaft zu werden und wir uns selbst als Ausdruck von DEM kennenlernen. Das fällt mit einer Transformation des Ausdrucks unseres Karmas zu einem ekstatischen Ausgleich aller Dinge in unserem Leben zusammen. Dann kann niemand und nichts uns länger schaden. Bevor dieser Zustand erreicht ist, tun wir gut daran, auf die Verhaltensregeln acht zu geben, die in unserer spirituellen Tradition und Kultur existieren. Sie existieren aus einem bestimmten Grund: Sie sollen uns vor unserer wankenden Mitmenschlichkeit beschützen, bis wir zur Spiritualität herangewachsen sind. Und das werden wir auch. Das ist in die Sterne geschrieben und in unsere DNA.
Das Wichtigste ist, dass man jeden Tag meditiert. Dann wird Stille im Handeln in unser Leben hinein kultiviert. Sie fließt immer und bleibt dabei immer unberührt. Dies ist die beste Form der Selbstverteidigung und beinhaltet unsere Fähigkeit, zu vergeben und Wiedergutmachung aus den tiefsten Ebenen unseres Inneren heraus zu leisten. Dann werden diese Entscheidungen leicht fallen, weil wir durch direkte Wahrnehmung wissen werden, was der edle Weg ist und was nicht. Wir können es deutlich in unserem Herzen und in unseren Knochen spüren. Niemand wird uns das sagen müssen. Innere Führung in der Stille übertrifft bei weitem alle äußere Führung, weil es in unserer inneren Natur liegt, die Wahrheit zu wissen und die Wahrheit zu leben. Kultiviere also bleibende innere Stille und sieh für dich selbst, wie die Antworten aus dem Inneren kommen.
Wähle deinen Weg sinnvoll, praktiziere täglich und habe Freude daran.
Der Guru ist in dir.