Frage: Englisch ist nicht meine Muttersprache. Ich frage mich, ob ich das Mantra „I AM“ in meine eigene Sprache übersetzen und so für meine Meditation nutzen sollte?
Antwort: Dies ist eine wichtige Frage. Andere haben dies ebenfalls schon gefragt. Auch diejenigen, deren Muttersprache Englisch ist, sollten die folgenden Hinweise genau beachten.
Nein, übersetze das Mantra nicht. Wie an früherer Stelle schon gesagt wurde, geht es beim Mantra nicht um die Sprache oder die Bedeutung. Hätten wir das Mantra mündlich erhalten, gäbe es dazu keine Schreibweise, keine Sprache oder Bedeutung. Es ist nur eine Klangschwingung, die wir uns in der Meditation auf diese besondere Weise nutzbar machen, so dass es dem Verstand möglich wird, auf natürliche Art in die Stille zu gehen.
Da dies hier alles schriftlich übermittelt wird, müssen wir das Mantra irgendwie buchstabieren. Ob es nun buchstabiert ist oder nicht, es ist nur ein Klang, der erwiesenermaßen bestimmte gute Wirkungen tief in unserem Nervensystem hervorbringt. Das wurde bereits in Lektion 59 – „Ein paar Einzelheiten zu Mantren“ wiederholt. In der englisch-christlichen Tradition findet sich das als „I AM“ [ICH BIN] wieder. Auch andere Traditionen und Sprachen benutzen es in ähnlicher und manchmal identischer Form. Die naturgegebenen Schwingungseigenschaften in unserem Nervensystem sind universell und hängen nicht von der Sprache ab.
Sollte Dich die Buchstabierung als „I AM“ stören, denke an den gleichen Klang in einer anderen Buchstabierung, z.B. – AYÄM. Die Aussprache ist dieselbe, doch hat das keine Bedeutung und kommt in keiner Sprache vor. Versuchen wir daran eine Bedeutung festzumachen, tun wir unserer Meditation keinen Gefallen. Lass uns einmal einen Klang in unserem Leben haben, der keine weltliche Konnotation hat. Das soll das Mantra sein. Das Mantra sollte nur eins bedeuten. – Es ist unser Fahrschein für die Reise in die Unendlichkeit. Dazu wollen wir ihn benutzen, wenn wir meditieren, und nur dazu.
Kommen Bedeutung und Sprache in der Meditation hoch, betrachten wir das wie jeden anderen Gedanken, der sich einstellt, und gehen locker und leicht, auf welcher Ebene der Stille oder Unschärfe das immer sein mag, zum Mantra zurück. Dann setzen wir unseren inneren Marsch zur Stille, inneren Ruhe und reinem Glückseligkeitsbewusstsein fort.
Der Verstand kommt am einfachsten zur Ruhe, wenn wir nur die Schwingung nutzen. Bedeutungen haben die Tendenz, uns zur Oberfläche des Verstandes zurückzuziehen. Deshalb lassen wir sie ganz locker ziehen und geben der feineren Ebene der Mantra-Schwingung den Vorzug. Bedeutung und Sprache ist etwas für die äußere Welt. Schwingungen, die ganz natürlich feiner und feiner werden, sind etwas für die innere Welt des reinen Glückseligkeitsbewusstseins. Dazu ist das Mantra da. Es ist kein Wort mit Bedeutung. Es ist ein Beförderungsmittel aus Schwingung, das feiner wird und schließlich verschwindet, je weiter wir jeden Tag in die Unendlichkeit reisen.
Mit der einfachen täglichen Übung der Meditation wird unsere innere Welt stillen reinen Glückseligkeitsbewusstseins im Laufe der Zeit zu unserem ständigen Begleiter in der äußeren Welt und umgekehrt. Das Tor unseres Nervensystems öffnet sich weit. Wir erfahren die Wahrheit des Yoga, die Vereinigung des Unendlichen mit unserem täglichen Leben. Wir entdecken, dass wir dies sind.
Dieses herrliche Endergebnis hat nichts mit Sprache oder irgendeiner äußeren Bedeutung des Mantras zu tun. Wir lassen all das hinter uns, wenn wir meditieren.
Der Guru ist in Dir.