Frage: In einem Yoga-Kurs sagte der Lehrer, dass man während der Meditation immer aufrecht auf einer Bodenmatte oder auf einem Kissen sitzen sollte – ohne Rückenunterstützung. Ich habe das versucht und bekam dabei ziemliche Schmerzen. Ist diese Sitzhaltung für eine erfolgreiche Meditation notwendig?
Antwort: Die Antwort lautet kurz und bündig: nein. Meditation funktioniert auch ausgezeichnet, wenn man auf einer weichen Unterlage mit Rückenunterstützung sitzt. Ein bequemer Stuhl ist gut. Auf einem Bett mit einigen Kissen hinter uns zu sitzen, ist – aus Gründen die wir später noch sehen werden – besser. Meditiere nicht im Liegen, da dies eher zu Schlaf als zu Meditation führen kann. Die Richtschnur ist ein aufrechtes und bequemes Sitzen. Wir wollen keine unnötige Unbequemlichkeit im Körper, da sie uns von unserer einfachen Vorgehensweise bei der Meditation ablenkt. Wenn es dir leicht fällt, 20 Minuten oder länger auf einer harten Unterlage ohne Rückenunterstützung aufrecht zu sitzen, dann ist es in Ordnung, so zu meditieren. Aber wenige werden in der Lage sein, so zu verfahren und es ist nicht notwendig. Ein Weniger an Bequemlichkeit bedeutet ein Mehr an unnötiger Ablenkung bei der Meditation. Daher sieh zu, dass du komfortabel sitzt.
Nachdem dies alles gesagt wurde, kommt jetzt eine zweite Stufe.
Sobald du fest in deiner Gewohnheit verankert bist, täglich zu meditieren und du fühlst, dass du bereit bist, den nächsten Schritt in deiner Yoga-Praxis zu nehmen, ist es von Vorteil, die Beine während der Meditation in eine kreuzweise Haltung zu bringen. Hierzu eignet sich gut ein Bett. Wenn du ein Bein so legen kannst, dass die Sohle am Oberschenkel und die Ferse im Schritt (im Genitalbereich) anliegt, ist es gut. Das andere Bein kann dann mit der Sohle unter dem Schienbein zur Ruhe kommen. Es spielt keine Rolle, welches Bein zuerst nach innen zum Oberschenkel geht. Das ist deine Entscheidung. Mit der Zeit kannst du die Fähigkeit entwickeln, die Beine auszutauschen, so dass jedes Bein innen liegen kann. Bequemlichkeit sollte bei der Entscheidung, welches Bein innen liegt, der ausschlaggebende Faktor sein.
Wenn das alles für dich neu ist, erscheint es dir möglicherweise als schwierig. Die meisten brauchen einige Zeit, bis sie in der Lage sind, so zu sitzen. Wir beeilen uns aber auch nicht, das zu erreichen, sondern wählen eine sanfte, stufenweise Annäherung. Es gibt wichtige Gründe, die erst später klar werden, warum wir das jetzt anpacken. Schenke dem also die nötige Beachtung, solange es deine regelmäßige Meditationsroutine nicht beeinträchtigt.
Bei den ersten Versuchen könnte es sein, dass du es nicht schaffst, den Fuß des inneren Beins an den Oberschenkel zu bekommen. Es kann sein, dass deine Knie in die Luft zeigen und sie nicht flach auf dem Bett liegen wollen. Gehe nur so weit, wie es dir bequem möglich ist. Benutze, falls erforderlich, Kissen, um die Knie zu unterstützen, damit du möglichst bequem meditieren kannst. Quäle dich oder deine Meditation nicht, indem du dich in eine unbequeme Sitzhaltung zwingst. Was wir wollen, ist, die Beine sanft über einen längeren Zeitraum hinweg in die kreuzbeinige Sitzhaltung zu locken. Für manche kann das sofort möglich sein. Andere mögen Wochen oder Monate mit sanftem Druck daran arbeiten. Schrittweise wollen wir in dieser Richtung voranschreiten. Aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Wenn du dich mit der Anatomie deiner Beine vertraut machst, wirst du feststellen, dass die Knie leichter nach unten kommen, wenn du die Sohlen der Füße etwas nach oben drehst. Die Zehen des inneren Fußes kann man dann zwischen Oberschenkel und Knie verstauen, während die Ferse im Bereich des Schritts bleibt, und die Zehen des äußeren Fußes können unter das Schienbein gesteckt werden. Ein Bett eignet sich hierzu gut, da die Fußsohlen leicht nach oben gedreht werden können, während der Fußrist etwas in die Matratze versinkt. Wenn du die Fußsohlen nach oben gedreht hast und die Knie immer noch nicht nach unten kommen, so tu dir keinen Zwang an und fülle den leeren Raum unter den Knien mit Kissen. Aber wenn du die Fußsohlen nach oben drehst, sollten die Knie so nach unten kommen, als würdest du beabsichtigen, im Bett mit weit auseinander gespreizten Knien zu knien. Gebrauche Rückenunterstützung während der Meditation und entwickle diese neue Art des Sitzens beim Meditieren. Du wirst feststellen, dass du nach einigen Wochen oder Monaten des sanften Lockens bequem in dieser Haltung sitzen kannst. Sollten die Beine während der Meditation unbehaglich werden, dann kannst du auch ein oder beide Beine auf dem Bett einmal ausstrecken und dann die Meditation fortsetzen. Oder du kannst das innere Bein mit dem anderen Bein von Zeit zu Zeit tauschen und dann weitermachen. Mache, was immer nötig ist, um während der Meditation bequem zu bleiben und versuche gleichzeitig die kreuzbeinige Sitzhaltung sanft anzustreben. Mit der Zeit wird diese Sitzposition zu deiner zweiten Natur und du wirst in der Lage sein, leicht zu meditieren und noch nicht einmal merken, wie du dasitzt.
Falls eine körperliche Behinderung oder andere eingrenzende Faktoren bestehen, die du nicht überwinden kannst und dir das kreuzbeinige Sitzen nicht möglich ist, so ist das in Ordnung. Du kannst dennoch meditieren und alle Vorteile erhalten. Nichts ist verloren. Wenn wir auf unserem Weg der fortgeschrittenen Yoga-Übungen voranschreiten, gibt es Techniken, die es uns erlauben, das Fehlen der gekreuzten Beine auszugleichen. Gekreuzte Beine sind wünschenswert, aber nicht obligatorisch.
Wenn wir natürlich im Flugzeug, im Büro, im Warteraum usw. meditieren, so sitzen wir ganz normal auf unserem Stuhl – ohne besondere Beinstellung. Aber wenn wir zu Hause meditieren, sollten wir – solange sie bequem ist – immer die beschriebene kreuzbeinige Sitzhaltung vorziehen . Das ist eine wichtige Vorbereitung, die als Grundlage für einen einschneidenden Schritt unserer geistigen Transformation dient, wenn wir weitere fortgeschrittene Yoga-Übungen hinzufügen.
Der Guru ist in Dir.