Frage: Warum sagst du, dass die Ganzkörperekstase der Beweis für das natürliche Vajroli ist? Ich hatte immer gedacht, dass das durch die Nadis verursacht werden würde, wenn sie einmal rein und weit genug sind, um nach der Kindalini-Erweckung große Mengen von Prana durchzuleiten. Könnte dies nicht auch geschehen, bevor noch Vajroli einsetzt? Wäre nicht die Ausschüttung von Amrita und Ojas im Gehirn ein sichereres Zeichen für das Auftreten von Vajroli?
Antwort: Die kurze Antwort lautet: Die sexuellen Essenzen sind auf der physischen Ebene das sich in Bewegung befindliche Prana im Nervensystem. Die ekstatische Erfahrung ist ein Symptom dieses Flusses. Aufgrund dieses Zusammenhangs denke ich, dass man mit gutem Recht sagen kann, dass bei jedem (ob Mann oder Frau), der die Ganzkörperekstase erfährt, auch das natürliche Vajroli (der andauernde Aufstieg sexueller Essenzen hinauf in die Blase und darüber hinaus) auftritt. Und ja, dies ist die Frucht der Reinigung des gesamten Nervensystems (der Nadis).
Es ist wirklich eine Frage, wie weit wir die Beziehung zwischen Neurobiologie und Prana strapazieren. Neurobiologisch gesprochen sind die sexuellen Essenzen die Quelle der ekstatischen Leitfähigkeit (der Kundalini). Und die Reinigung des Nervensystems durch eine effektive Integration von Yoga-Übungen sorgt dafür, dass der Prozess immer weiter geht, der dann die spirituellen Erfahrungen hervorbringt. Wie wir wissen, eignet sich das mechanische Üben von Vajroli (von der Hatha Yoga Pradipika) bei den Männern als alleinige Übung nicht zur Ausdehnung des sexuellen Funktionierens. Dadurch kann es genauso gut zu ungesunden Auswüchsen im Sex kommen. Deshalb wird ein mechanisches Vajroli in den FYÜ-Schriften nicht empfohlen. Es hat sich herausgestellt, dass die täglichen sitzenden Übungen aus den Haupt-Lektionen (Tiefe Meditation, Wirbelsäulenatmung usw.) und die sexuellen Methoden in diesen Tantra-Lektionen (Rückhalte-, Blockierungsmethode usw.) mehr als genug für das Erreichen dieses Ziels sind.
Ich sage nicht, dass die körperliche/spirituelle Verbindung zwischen Ganzkörpererfahrung und natürlichem Vajroli absolut dem entspricht, wie es ist, wenn sich das bis hinein zu den feinsten Ebenen der göttlichen Ekstase zieht. Doch es gibt starke Beweise, dass die Verbindung zwischen Neurobiologie und spiritueller Erfahrung ziemlich weit trägt. Den Austritt von Soma, Amrita und Ojas kann man als Unterkategorie davon betrachten: sehr verfeinerte Substanzen, die ihren Ursprung in der Neurologie der Verdauung (Soma), Gehirnfunktionen (Amrita) haben und ein in alle Richtungen nach außen Strahlen durch das gesamte Nervensystem (Ojas). Und du hast recht: Sind diese Substanzen da, ist das genauso ein Beweis für das natürliche Vajroli, genauso wie das Ganz-Körper-Mudra und andere Indikatoren für das Durchdringen des Körpers und darüber hinaus von ekstatischer Glückseligkeit.
Die Frage ist doch, ob sich das neurologische Modell der Erleuchtung langfristig als wahr herausstellt oder nicht? Wählen wir diesen Ansatz, erlaubt es das vielen, ihre Erfahrungen, die damit verbundenen Symptome und die zugrunde liegenden neurobiologischen Veränderungen zu verstehen und damit umzugehen. Ich wurde bereits Hunderte Male vertraulich gefragt: „Warum schleicht sich bei meiner spirituellen Ekstase auch eine sexuelle Erregung ein?“ Der Grund dafür ist das Aufkommen des natürlichen Vajroli. Dies ist eine entscheidende Komponente bei der Kundalini-Erweckung.
Stellt man die Bedeutung der Neurobiologie so heraus, hängt man auch eine große Karotte hinaus, um die sich die moderne Wissenschaft balgen kann. Es gibt hier viele messbare Zusammenhänge und früher oder später wird die Wissenschaft den Zugang dazu finden. Wenn immer mehr Übende mit diesen Erfahrungen an die Öffentlichkeit treten (was heutzutage unvermeidlich ist), und man mit der allgemeinen Landkarte des Erleuchtungsprozesses überall immer vertrauter wird, wird sich daraus ein neues Feld für die wissenschaftliche Forschung ergeben.
Jene, die mehr eine Neigung zur Mystik haben, können aber gern alles zur Neurobiologie ignorieren und sich ganz einfach an der Reise erfreuen.
Wie auch immer, unsere Bhakti (spiritueller Wunsch) und die Beibehaltung einer effektiven täglichen Übungsroutine werden weiterhin den Motor für unsere spirituelle Transformation in uns wie auch in der Erdbevölkerung im Allgemeinen bilden.
Vorwärts!
Der Guru ist in dir.