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Lektion 406 – Kundalini Rätsel

Frage: Die Übungen des FYÜ-Systems praktiziere ich noch nicht. Ich habe jedoch einige Zeit eine Kundalini Erscheinung mit einer Vielzahl von befremdlichen Symptomen durchgemacht. Vor Kurzem habe ich ein intensives Läuten in den Ohren bemerkt. Obwohl ich auch schon vorher ein Läuten in den Ohren erlebt hatte (die Kundalini war seit Jahren aktiv), auch wechselnde Frequenzen, verschiedene Dinge am linken und/oder rechten Ohr und alle Arten von Auraphänomenen. Die letzten paar Tage habe ich ein Läuten der Ohren in einer hohen Tonlage erlebt und das geht nicht vorüber. Es verändert sich nicht. Es ist da, wenn ich schlafe und wenn ich wach bin.


Während dieser Zeit (letzte Woche oder so) bringt jede Art von Übung so viel Kundalini hervor, dass ich im Grunde nicht in der Lage bin, auf irgendeine normale Weise zu funktionieren. Ich bin mir sicher, dass das Läuten vorbeigehen wird … doch, denkst du, dass das irgendetwas mit vielleicht dem Kehl-Chakra oder dem Ajna Chakra zu tun hat?


Ich frage das, weil ich glaube, dass das Läuten einen Bezug zu den Muskeln der Schläfen, den Punkten an beiden Seiten der Augen hat. Ich hatte vor Kurzem eine Shiatsu Massage (das ist einer der Wege, die Kundalini wirklich auf Touren zu bringen) und ich fand aufgrund dieser Massage heraus, dass es da eine Fehlfunktion mit den Muskeln und dem Prana an meiner linken Schläfe gibt.


Nachdem dieses „Problem“ freigesetzt wurde, hat das Läuten in den Ohren begonnen. Ich hatte in diesem Zeitraum auch einige sehr ernsthafte Migräneanfälle (die bei mir nur ganz selten auftreten). Welche Beziehung besteht hier zwischen den Schläfen und meinen Ohren? Ist das ein Problem mit dem Ajna oder eines mit dem Vishuddhi?


Ich interessiere mich sehr dafür, wie ich mich so bald als möglich aggressiv durch all diese Unannehmlichkeiten zu einer neuen Ebene bewegen kann.


Alles, was du mir dazu sagen kannst, schätze ich!


Antwort: Die Symptome, die du beschreibst, werden vorübergehen. Maßnahmen, die man zur Heilung anwenden kann, findest du in Lektion 69. Was noch wichtiger ist, sind deine Übungen, die diese Exzesse hervorrufen. Beschäftigen wir uns weise mit den Übungen am vorderen Ende, dann werden diese Probleme viel weniger wahrscheinlich in so einem extremen Ausmaß am hinteren Ende auftauchen. Deshalb empfehlen wir, dass du eine Bestandsaufnahme deiner Übungen machst, um herauszufinden, wie sie möglicherweise die Situation verschlimmern können. Ohne eine vorsichtige Selbstabstimmung unserer Übungen und unseres Lebensstils, können wir uns lange Zeit in diesen Exzessen befinden. Das ist nicht notwendig und nicht besonders förderlich für unsere spirituelle Entwicklung. Ganz sicher ist es nicht sehr effizient. Die Zeit, die wir damit zubringen, uns aufgrund von Überlastungen einzuschränken, könnten wir auch in ausgeglichenen Übungen zubringen.


Jenseits der Prinzipien und Übungen der Selbst-Analyse, die in den Lektionen diskutiert werden, ist es hier niemals viel um die Kundalini-Symptome gegangen, obwohl es über die Jahre zu vielen Symptomen gekommen ist. Doch diese verblassen im Vergleich zu dem, was wir durch ausgeglichene Übungen finden können.


Zuallererst geht es immer um die Kultivierung von bleibender innerer Stille in der tiefen Meditation und Samyama. Damit finden die energetischen Aspekte eher früher als später ihre Erfüllung und mit viel weniger Verwerfungen – ganz sicher aber mit viel weniger Angst.


Manchmal können die Besonderheiten von intensiven Kundalini-Symptomen unsere Aufmerksamkeit bis zu dem Punkt erfordern, dass wir von unserem spirituellen Pfad abgelenkt werden. Das ist eine sonderbare Ironie. Doch wir neigen vielleicht sogar dazu, an solchen Symptomen anzuhaften, weil wir wissen wollen, was sie verursacht und wir mögen uns auch dem Gedanken hingeben, dass mehr Energie-Symptome auch mehr Wachstum bedeutet. Dem ist jedoch nicht so. Vielmehr kann das extrem überwältigend werden, besonders wenn der Zeuge (innere Stille) nur begrenzt vorhanden ist. Dann kann es sein, dass wir bemerken, wie wir in einem Kundalini-Lebensstil festsitzen. Das kann man genauso als Kundalini Rätsel bezeichnen.


Wie lange wir uns auch darin befinden, eine Zeitperiode mit Symptomen ist nur eine vorübergehende Stufe, eine, die wir gerne so schnell wie praktisch möglich zu seinem natürlichen verfeinerten Zustand der liebenden ekstatischen Glückseligkeit zurückführen würden. Dann können wir mit dem wirklichen Geschäft der Erleuchtung, dem unaufhörlichen Ausströmen von göttlicher Liebe, weitermachen. Das ist Stille im Handeln, unsere innere Stille, die auf den Schwingen einer reifen ekstatischen Leitfähigkeit und Ausstrahlung (Kundalini) zum Segen aller fliegt – ein Zustand der aufkommenden Einheit, der Nicht-Dualität. Bis wir fähig sind, uns durch diese Transformation mit relativer Reibungslosigkeit in bleibender innerer Stille hindurchzubewegen, werden wir gut daran tun, mit der Energetik der Kundalini nicht zu weit nach vorne zu preschen.


Die bleibende innere Stille ist die wichtigste Quelle dieser Erfüllung, nicht die Energetik. Der Grund dafür ist, dass man zur SELBST-Bewusstheit (Wissen über das Selbst) niemals durch die Identifikation mit den Objekten der Erfahrung finden kann. Man findet sie nur im Aufkommen von reinem Glückseligkeitsbewusstsein und dem Ausdruck dieses Glückseligkeitsbewusstseins in der (als die) Welt. Kundalini vermittelt das zwar. Sie ist jedoch nicht die zugrunde liegende Ursache.


Anstatt also auf die Symptome (Energie) zu sehr zu fokussieren, schlage ich vor, dass man sich darauf konzentriert, eine gut abgerundete Routine von Übungen und täglicher Aktivität zu pflegen, auf die man Selbstabstimmung je nach Notwendigkeit anwendet. Es geht nicht um die Symptome oder um das Ergründen der physischen, mentalen oder emotionalen „Landschaft“. Es geht darum, eine vernünftige langfristige Übungsroutine zu favorisieren, in deren Mittelpunkt die Meditation steht. Dadurch verkürzt man die Zwischenstufe der Kundalini-Erweckung und sorgt für eine viel angenehmere Fahrt.


Gleichwohl stehen die Symptome, die du erwähnst, mit der Energieanhäufung im Kopf und der Kehle in Verbindung. Es gibt in den Fortgeschrittenen Yoga Übungen Elemente, die dies abschwächen können. Doch diese sind Teil des Ganzen unserer Übung. Sie sind nicht notwendigerweise in sich selbst „Allheilmittel“ für den Umgang mit besonderen Symptomen. Deshalb biete ich zuerst allgemein ein weites Feld von Übungen an, weil man die Symptome selten damit auflösen kann, dass man sich auf die Symptome selbst konzentriert. Drücken wir an einer Stelle hinein, dann wird es oft an einer anderen Stelle wieder zum Vorschein kommen, manchmal mit größerer Kraft. Globale Übungen wie die tiefe Meditation und das Pranayama der Wirbelsäulenatmung werden deshalb eine viel bessere Wirkung zeigen, vorausgesetzt wir sind nicht so überladen, dass wir überhaupt nicht praktizieren können.


Selbstabstimmung aller verursachenden Übungen und Erdung durch tägliche Aktivität sind die Maßnahmen der ersten Wahl, wenn es zu zuviel Energie im Kopf kommt.  Falls man nicht weiß, welche Übungen diese verursachen, dann kann ein völliges Abziehen der spirituellen Aufmerksamkeit helfen. Das bedeutet, dass man darauf achtet, eine Zeit lang mit nicht-spirituellen Dingen beschäftigt zu sein.


Willst du genau wissen, was diese besonderen Symptome bedeuten, dann kann dir weder ich noch irgendjemand das sicher sagen. Die Symptome der Reinigung und Öffnung in jedem von uns sind genauso unergründlich wie das Karma hinter ihnen. Wir können den ganzen Tag darüber reden, was diese oder jene Wahrnehmung bedeutet, was die Chakren tun etc. Am Ende geht es nicht um die Symptome. Es geht um das systematische Auflösen und Transzendieren unseres Widerstandes gegenüber der inneren Energie. Das führt uns weiter vorwärts hin zu nicht endender ekstatischer Glückseligkeit. Dazu dienen die Übungen.


Was zusätzliche besondere Mittel betrifft, die die Fortgeschrittenen Yoga Übungen anbieten können, ist die Kinnpumpe gut für den Ausgleich bzw. die Integration der Energie zwischen dem Kopf und dem Rest des Körpers. Meditieren wir mit dem Mantra, kann die Solar-Zentrierung sehr hilfreich sein. Unter bestimmten Umständen kann auch das zielgerichtete Bastrika helfen. Doch damit muss man sehr vorsichtig umgehen, weil es uns in die entgegengesetzte Richtung zu mehr Energie führen kann. All diese Dinge überlagern die FYÜ-Kernübungen Tiefe Meditation und Pranayama der Wirbelsäulenatmung. Keine Methoden, die ich erwähnt habe, produziert einzeln garantiert die gleiche Art von Ergebnissen, die sie hervorbringen kann, wenn man sie als Teil des Ganzen nimmt.


Wir alle tendieren dazu, uns mit unseren Erfahrungen zu identifizieren, und diese Identifikation kann zu einem Fortbestehen der Situation führen. Es ist schließlich die Identifikation der Bewusstheit mit Gedanken, Gefühlen und Sinneswahrnehmungen, die uns in erster Linie gebunden halten. Bei allen spirituellen Übungen geht es um das Entflechten der Identifikation des Selbst von den Objekten der Wahrnehmung. Dazu gehört auch eine anhaltende Kundalini-Situation. Wir bleiben darin gefangen, bis wir in der Lage sind, darüber hinaus in die Stille zu sehen. So einfach ist das.


Die Kultivierung der bleibenden inneren Stille ist der beste Weg, den ich kenne, diese Entflechtung zu erreichen, gefolgt von einer intelligenten Herangehensweise an die ekstatische energetische Erweckung (die Flügel der Stille im Handeln), Samyama (die Belebung der Stille nach außen), Selbstanalyse (wenn wir sie in Stille durchführen können) und so weiter.


Wenn du also nach einer progressiven Herangehensweise suchst, wie du da durchkommst, das ist eine. Du erreichst es jedoch nicht in Bruchstücken und/oder mit einer unbeständigen Übungspraxis. Man muss das Gesamte umarmen und Methoden anwenden, die das Ganze mittels täglicher Übung über einen langen Zeitraum ansprechen. Entlang des Wegs kümmert sich die Erweckung des Ganzen um die Einzelheiten der Erweckung.


Aus meiner Erfahrung wäre das keine gute Zeit für ein aggressives Handeln, um eine „neue Ebene“ zu erreichen. Das mag zwar deiner Intuition widersprechen, weil wir in unserer Kultur gelernt haben, ohne Rücksicht auf die Kosten vorwärtszudrängen, um unser Ziel zu erreichen. Doch ist so etwas in dieser Art von Situationen nicht anwendbar. Im Yoga bedeutet das Vorwärtspreschen, der Versuch „durchzubrechen“, besonders wenn die Energie uns herausfordert, in der Regel, dass wir in noch größere Schwierigkeiten geraten. In Situationen wie diesen merken wir, dass weniger mehr ist. Lernen wir loszulassen, kommt es zu den Öffnungen, ohne die Belastungen, die durch das menschliche Trachten verursacht werden. Es gibt da eine Zeit für das Streben und es gibt eine Zeit für das Loslassen.


Es ist natürlich deine Entscheidung. Ich teile nur einige hart erarbeitete Lektionen mit. Viele in der FYÜ-Gemeinschaft haben vergleichbare Szenarien durchgemacht und der Ausdruck „weniger ist mehr“ wird dir in diesen Schriften ziemlich häufig begegnen. Wir brauchen alle von Zeit zu Zeit eine Erinnerung daran, besonders wenn die Bhakti strömt und wir Feuer und Flamme für diesen Endspurt sind. Im Yoga gibt es so etwas nicht. Der Endspurt ist gar kein Spurt. Es ist ein Loslassen. Haben die Dringlichkeit und die Symptome ein scheinbar unerträgliches Maß erreicht, dann ist das das klare Zeichen dafür, dass weniger mehr ist und dass es dann gut ist, die Geschwindigkeit zu drosseln und loszulassen. Wir werden von dem Ergebnis vielleicht überrascht sein.


Der Guru ist in dir.

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