Frage: Wir sind letztes Wochenende in die Berge gefahren und ich habe draußen mit Blick auf ein riesiges Tal meditiert. Es war herrlich und meine Meditation war wundervoll. Ich war völlig von frischer Bergluft umweht. Ist es von Vorteil, wenn man draußen an schönen Orten meditiert?
Antwort: Es ist von großem Nutzen, sich draußen an schönen Orten aufzuhalten, aber es ist nicht notwendig, dass man dort meditiert. Wenn man in der Lage ist, die tiefgründige Schönheit der Natur wertzuschätzen, ist das die größte Freude im Leben. Welchen größeren Zweck könnte unser Dasein haben, als den unendlichen Ozean von Harmonie in uns und rings um uns herum zu genießen? Regelmäßiges Meditieren kultiviert diese in uns bereits angelegte Fähigkeit, die Schönheiten des Lebens würdigen zu können.
Aber erinnere dich daran, was wir in der Meditation machen. Wir nehmen das Mantra ungezwungen auf und lassen daraus werden, was immer daraus werden mag. Sobald wir bemerken, dass wir davon abgekommen sind, nehmen wir es erneut auf. Diesem Schema folgen wir zweimal täglich für zwanzig Minuten. So vorgehend meditieren wir nicht mit dem Ziel, eine bestimmte Erfahrung zu machen. Der Reinigungsprozess muss seine eigenen Wege gehen. Wir können ihn nicht lenken oder vorhersagen. Wir praktizieren diese einfache Technik der Meditation und lassen geschehen.
Beim Ausüben dieser Meditationstechnik geht es also nicht darum, auf einem Berggipfel oder an irgendeinem besonderen Ort zu sitzen. Wir sollten nur den besten verfügbaren Ort nutzen, an dem wir am wenigsten ablenkt werden, sobald es Zeit für die Meditation ist.
Jesus sagte: „Wenn aber du betest, so geh in deine Kammer.“ [Mt 6,6]
Das ist der Grundgedanke. Meditation ist ein innerer Prozess, also ziehen wir uns dafür zurück.
Wenn wir uns in einem Flugzeug, einem Wartezimmer oder auf einem Berg befinden, haben wir vielleicht keine Wahl. Also machen wir das Beste daraus und meditieren dort. Wie zuvor schon erörtert, lässt sich das leicht durchführen. Doch gehen wir nicht extra nach draußen auf einen Berggipfel, um zu meditieren. Es ist viel besser in der Kammer zu sein, wo es ruhig und gedämpft ist. Dann können wir meditieren und mit der geringsten Reizung der äußeren Sinne nach innen gehen. Später, wenn wir uns mit den wahrnehmungs-erhellenden Qualitäten des reinen Glückseligkeitsbewusstseins durchtränkt haben, können wir hinausgehen und die großartige Aussicht über das Tal genießen. Schließe dann, wenn du willst, deine Augen und sei eins mit der Pracht der Natur rings um dich her. Genieße!
Meditation ist eine Vorarbeit, die man leistet, um die Erfahrung von allem anderen zu bereichern. Man zieht sich damit aus der äußeren Welt in das reine Glückseligkeitsbewusstsein im Innern zurück, so dass man, wenn man zurückkommt, die äußere Welt auf eine viel subtilere Weise verstehen kann. Wenn wir versuchen unsere Meditationsübung und Wahrnehmungen aus der äußeren Welt zu verbinden, wird das Ergebnis nicht optimal sein. Erst gehen wir nach innen, dann kommen wir zurück nach außen. Bei unserer Meditation geht es nicht um den Versuch, innen und außen zugleich zu sein. Dieser Zustand – gleichzeitig sowohl innen als auch außen zu sein – entsteht bei regelmäßiger Meditation ganz von selbst. Zugleich innen und außen zu sein, ist nicht Aufgabe der Meditation, es ist die Frucht der Meditation.
Lass dich von der Schönheit der Natur inspirieren. Sei dir gewiss, dass du als Ergebnis deiner täglichen Meditationspraxis die Natur auf eine zunehmend feinsinnigere Weise erleben kannst. Nutze deine Inspiration, um deine Selbstverpflichtung für die tägliche Meditationspraxis zu verdoppeln. Dann verstehst du mit der Zeit die Natur auf eine Weise, die dich beständig zur Glückseligkeit entzündet. Es ist dann dein natürlicher Zustand, gleichzeitig völlig innen und völlig außen zu sein. Du wirst selbst zur großartigen freien Natur.
Dies ist die Frucht des wahren Yoga und der wahren Religion. Dies ist Erleuchtung.
Der Guru ist in Dir.