Lektion 310 – Fasten – Eine kraftvolle spirituelle Übung
Die Reduzierung oder das völlige Weglassen der Nahrungsaufnahme, als Fasten bekannt, ist eine uralte Übung, die man in den meisten spirituellen Traditionen der Welt findet. Heutzutage wurde sie in den Religionen soweit ritualisiert, dass es nicht viel mehr als ein gelegentlich praktizierter zeremonieller Brauch ist. Doch im Fasten liegt ein großer Wert verborgen. Dieser wird von den fortschrittlichen Kräften unserer Zeit wiederentdeckt, weil mehr Menschen danach streben, die ihrer Religion zugrundeliegenden Wahrheiten offenzulegen und auch die Effektivität spiritueller Methoden, die bei ernsthaften Adepten seit Tausenden von Jahren in Gebrauch sind.
Das Prinzip hinter dem Fasten ist einfach. Gibt man dem Körper die Gelegenheit, eine Pause vom Verdauen von Nahrung einzulegen, dann reinigt er sich. Seine vorhandenen Energien werden auf natürliche Weise von der Verdauung und Assimilierung umgelenkt, so dass sie sich vollständig der Durchführung eines inneren Saubermachens widmen. In diesem Modus gelingt es dem Körper viel leichter, Krankheiten und Blockierungen in den Organen, Geweben und Nervensystemen zu überwinden, auch die feinen neurobiologischen Blockaden in uns, die in erster Linie unsere spirituelle Entfaltung behindern. Geht man das Fasten weise an, ist es also sowohl eine effektive Gesundheitstherapie wie auch eine spirituelle Übung. Das ist alles im Paket inbegriffen.
Fasten ist ein Aspekt der Ernährungsweise, denn bei der Ernährungsweise geht es nicht nur darum, was wir essen, sondern vor allem auch darum, was wir nicht essen. Obwohl Fasten im strengsten Sinne bedeutet, dass man eine zeitlang überhaupt nichts isst, kann man die Fastenwirkung bis zu einem bestimmten Grad entlang der ganzen Palette unserer Essensgewohnheiten beobachten. Mit anderen Worten: Die Gesundheitsvorteile und die beschleunigte spirituelle Entwicklung einer Ernährung mit leichten und nahrhaften Nahrungsmitteln gehen zu einem großen Teil auf die Fastenwirkung zurück. Diese Fastenwirkung ist ein Zustand des inneren Funktionierens, der den natürlichen Prozessen im Körper größere Möglichkeiten gewährt, sich auf die Säuberung, Reinigung und Öffnung einzulassen.
Während also ein Purist alles, was von einer völligen Nahrungsverweigerung abweicht, nicht als Fasten bezeichnen mag, sind wir mehr an den praktischen Ergebnissen interessiert, die man erreichen kann, indem man die Nahrungsaufnahme zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Maßen reduziert. Dies bringt uns zurück zu unserer grundlegenden Diskussion zur Ernährungsweise. Dabei geht es darum, wie wir jeden Tag mit dem Essen umgehen, ob wir uns einem absoluten Fasten widmen oder nur eine leichtere, nährstoffreichere Kost favorisieren. Beides regt den Fasteneffekt an, nur in unterschiedlichem Maß.
Das Ziel des FYÜ-Systems ist die effektive Nutzung aller bekannten Prinzipien der menschlichen spirituellen Transformation durch die Integration und Optimierung effektiver Praktiken. Dies wird uns notwendigerweise von Extrempositionen zu irgendeiner bestimmten spirituellen Methode abbringen. Wie im Falle von Diäten können auch die Haltungen zum Fasten, denen man auf der Welt begegnet, zu einer extremen Wundermittel-Mentalität und dem Hochfliegen der Fantasie tendieren. Damit gibt man aber auch den Fokus auf die Beibehaltung eines ausgeglichenen Ansatzes auf. Die extremen Ansätze, auf die wir bei unserer Durchforstung von Erkenntnisquellen zum Fasten stoßen, diskreditieren jedoch nicht die Gültigkeit der zugrundeliegenden Prinzipien selbst. Wir müssen nur einen vernünftigen, moderaten Ansatz finden..
Jene, die einen extremen Ansatz verfolgen, können den wirklichen Wert, den man in den von ihnen vielleicht fanatisch propagierten Methoden findet, pervertieren. Wir wollen also vermeiden, extreme Haltungen einzunehmen, und lieber den Mittelweg gehen. Dieser zieht optimale Vorteile aus vernünftigen Prinzipien der spirituellen Transformation und führt zu einem stetigen Fortschritt, ohne irgendwelche Gefahren zu beinhalten.
Wir haben mit soliden spirituellen Übungen wie Tiefe Meditation und Wirbelsäulenatmungs-Pranayama begonnen. Danach erst beschäftigten wir uns mit dem natürlichen Aufkommen von gesunden und spirituell förderlichen Essensgewohnheiten. Wir treffen diesbezüglich Entscheidungen, während unsere Bewusstheit sich von innen heraus immer weiter ausdehnt und unsere Neurobiologie sich auf natürliche Weise eine höhere Funktionsform sucht. Das Gleiche ist beim Thema Fasten der Fall. Wir haben uns bereits in diese Richtung bewegt.
Es gibt verschiedene Herangehensweisen an das Fasten. Was wir wählen, wird von unseren persönlichen Vorlieben abhängen und auch von unserer metabolischen Gesundheit, wenn wir damit beginnen.
Der einfachste Weg, mehr von der Fastenwirkung in unsere tägliche Routine einzubauen, besteht darin, mehrere Tage hintereinander eine Mahlzeit auszulassen. Unsere Fähigkeit, dies zu tun, wird vor allem von unserem Komfortniveau abhängen. Für einige wird dies sehr unangenehm und schwierig sein, für andere ziemlich einfach. Das ist eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen mit dem Fasten zu sammeln. Eine Mahlzeit auszulassen, bedeutet nicht, bei der nächsten Mahlzeit doppelt so viel zu essen. Es bedeutet, die gesamte Nahrungsaufnahme an einem Tag im Umfang von einer Mahlzeit zu reduzieren. Kommt man gut damit zurecht, kann man dies auch mehrere Tage beibehalten.
Alle, die unter gesundheitlichen Problemen wie Unterzuckerung oder Diabetes leiden, wo eine Reduzierung der Nahrungsaufnahme gefährlich sein könnte, sollten einen Arzt zurate ziehen, bevor sie sich auf irgendeine Form des Fastens einlassen.
Der Vorteil bei dem Ansatz mit der ausgelassenen Mahlzeit ist der, dass dies jeder zu jeder Zeit fast überall machen kann, um damit anzufangen, den Fasteneffekt zu erleben. Der Nachteil des Ansatzes der ausgelassenen Mahlzeit besteht darin, dass sich vielleicht ein Unbehagen in Form von Hunger bemerkbar macht. Bei einem Fasten mit mehrtägigem oder längerem völligen Essensverzicht, erkennen wir normalerweise, dass das von uns als »Hunger« bezeichnete Unbehagen kein Hunger ist, weil es beim anhaltenden Fasten vorübergeht. Dann sehen wir, was wirklich dahinter steckt: Eine biologische Entzugserscheinung, die durch die gewohnheitsmäßige Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme hervorgerufen wird.
Niemand wird infolge eines mehrtägigen oder sogar mehrwöchigen Fastens verhungern. Doch viele haben sich schon gefühlt, als würden sie verhungern, wenn sie nach ein paar Stunden ohne Nahrungsaufnahme die damit verbundenen Entzugserscheinungen zu spüren bekommen. Interessanterweise fühlen sich diejenigen, die lange fasten, nicht hungrig, sobald einmal die anfängliche Anpassung an die neue Situation vorüber ist. Bei jenen, die Erfahrung mit dem Fasten für mehrere Tage oder länger haben, vergeht das Unbehagen, bis viel später ein wirklicher Hunger wiederkommt. Dieser Hunger in einem späteren Stadium ist ein Signal dafür, dass das Fasten da zu einem natürlichen Ende kommen kann.
Flüssigkeiten sind ein anderes Thema. Kein Fasten sollte jemals ohne angemessene Flüssigkeitsaufnahme unternommen werden. Unser Körper braucht für sein Funktionieren eine tägliche Wasseraufnahme, ob wir fasten oder nicht. Bei strengem Fasten ist nur Wasser für das Weitermachen nötig. Es gibt auch noch das beliebte Fasten mit Fruchtsäften. Dadurch werden auch Nährstoffe geliefert, insbesondere Zucker. Das ist eine Energiequelle. Für jene, die beim Fasten zu einem ständigen Unwohlsein neigen, ist möglicherweise ein Fasten mit Fruchtsäften vorzuziehen.
Jeder wird da sein eigenes Gleichgewicht finden. Für viele von uns ist wahrscheinlich der allmähliche Wechsel hin zu einer leichten und nahrhaften Ernährungsweise mehr als genug. Das erzeugt auch schon einen Fasteneffekt, weil aufgrund der Verringerung des Nahrungsvolumens, das unser Körper zu verdauen hat, unsere Energien mehr die inneren Prozesse der Reinigung und Öffnung unterstützen können. Auch können sie zur Produktion von verfeinerten Substanzen (die in direkter Verbindung zu unserer aufkommenden Erleuchtung stehen) im Nervensystem und woanders im Körper beitragen.
Das führt uns wieder zum Thema Kundalini, gleichzusetzen mit dem Aufkommen ekstatischer Leitfähigkeit und Ausstrahlung in unserem Körper, die durch die damit verbundene Veredelung in der Verdauung befördert werden.
Passen wir uns an eine erwachende Kundalini an, sollten wir dies durch eine angemessene Ernährungsweise unterstützen. Manchmal sind eine schwerere Nahrung und häufigere Mahlzeiten empfehlenswert, um damit dem Feuer im Verdauungstrakt zu begegnen. Während dieser Phase unserer inneren Entwicklung ist es nicht ratsam zu fasten, weil dies den Reinigungsprozess beschleunigen kann, wodurch die Kundalini-Symptome verstärkt werden.
Fasten ist äußerst nützlich, solange wir uns in einem Stadium befinden, in dem die inneren Energien noch nicht erweckt sind, und auch später, wenn sich unsere höhere Neurologie stabilisiert hat. In der Periode der Kundalini-Energie-Erweckung dazwischen und der Anpassung daran ist es vernünftiger, unsere Essgewohnheiten zur Unterstützung dieser mitanzupassen. Es gibt eine Zeit für alles und alles zu seiner Zeit.
Wenn man krank ist, kann man das Fasten mit Amaroli (Urintherapie) kombinieren, um dadurch die kraftvollen natürlichen Heilwirkungen dieser beiden Übungen anzuwenden. Dies wird in späteren Lektionen noch weiter vertieft.
Auch mit Sun Gazing (das Blicken in die untergehende oder aufgehende Sonne) und Atmungstechniken kann man das Fasten kombinieren. Es wird behauptet, dass man damit das Leben ohne irgendeine Nahrungsaufnahme nur aus dem Sonnenlicht und der Luft aufrechterhalten kann. Ob dies wahr ist oder nicht, muss von der modernen Wissenschaft untersucht werden. Falls derartige Fähigkeiten in uns existieren, können wir möglicherweise Hinweise ihrer Manifestation als Ergebnis langfristiger Yoga-Übungen entdecken. Konzentriert man sich jedoch auf derartige Phänomene in dem Maß, dass man die tiefe Meditation, die Wirbelsäulenatmung und andere Yoga-Übungen vernachlässigt, ist das wahrscheinlich voreilig. Wir sollten immer darauf achten, dass wir nicht unserer Neigung zu Fantasieflügen auf den Leim gehen.
Der Vorteil von selbstgesteuerten spirituellen Übungen in der eigenen Geschwindigkeit liegt darin, dass wir unsere Übungen so anpassen können, wie es für unsere innere Entfaltung notwendig ist. Dies gilt auch für die langfristige Entwicklung unserer Ernährungsweise und den verantwortungsvollen Einsatz von Fasten unseren Neigungen und Notwendigkeiten entsprechend.
Der Guru ist in dir.
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