Lektion 299 – Das kosmische Samyama – fortgeschrittenes Yoga Nidra

Lektion 299 – Das kosmische Samyama – fortgeschrittenes Yoga Nidra

Unsere bisherige Diskussion zu Samyama, die schon weit zurückliegend in den Lektionen 149 und 150 beginnt, hat sich auf die praktische Anwendung ihrer wesentlichen Prinzipien in unseren täglichen sitzenden Übungen zum Zwecke der breiten Reinigung und Öffnung in unserem Nervensystem konzentriert. Im Endeffekt wollen wir damit die Erleuchtung voranbringen. Die Einbeziehung von Samyama in unsere tägliche Routine von sitzenden Übungen gleich nach der Meditation und die Sutren-Reihe, die wir dabei eingesetzt haben, sind so entworfen, dass sie ein weites Feld sowohl in uns als auch um uns herum abdecken.

Wir können sagen, dass dieser Ansatz qualitativ ist, was so viel bedeutet, dass er dazu dient, unsere Lebensqualität ganz allgemein zu verbessern. Damit öffnet er die Tür für bessere Erfahrungen im täglichen Leben – oft auf Wegen, die wir am wenigsten erwarten würden. Durch die ständige Erweckung der Eigenschaften des Göttlichen in uns wird das gesamte Leben positiv beeinflusst, weil wir schön langsam zu einem Kanal für diesen Ausdruck des Göttlichen werden.

Haben wir einmal ein gutes Fundament täglicher tiefer Meditation mit dem »Kern-Samyama« (für einige Zeit gut in unserer allgemeinen Routine von Übungen stabilisiert) eingerichtet, werden wir uns in einer Position wiederfinden, in der wir auch zusätzliche Anwendungen von Samyama in Betracht ziehen können. Es ist sogar ganz natürlich, dass man sich mehr wünscht, um auf die Praxisroutine, die man sorgsam eingerichtet hat, aufzubauen. Glücklicherweise können wir dies auf Wegen erreichen, die unseren Terminplan und unser geschäftiges Leben nicht strapazieren. Wir suchen nach einem guten Ausgleich zwischen unseren Übungen und unserem täglichen Leben. Um unseren spirituellen Fortschritt sicherzustellen, brauchen wir beides.

In dieser und in folgenden Lektionen werden wir erweiterte Anwendungen von Samyama untersuchen, die uns und auch allen, denen wir dienen, weitere praktische Hilfe für das tägliche Leben bringen können, ohne dass wir unsere tägliche Übungszeit besonders ausdehnen müssten.

Die zusätzlichen Anwendungen von Samyama, die wir erörtern, sind entschieden mehr quantitativ, also so entworfen, dass sie den Fluss reinen Glückseligkeitsbewusstseins durch uns auf der physischen Ebene erhöhen. Nichts davon sollte aber als Ersatz unserer Haupt-Samyama-Übung, wie sie in der Lektion 150 ff. (fortfolgend) erörtert werden, angesehen werden. Vielmehr sind das nur logische Erweiterungen der Übung, die zu sehr vielen zusätzlichen Vorteilen führen.

Früher oder später werden wir entdecken, dass wir uns ganz natürlich in die Bereiche bewegen, die wir jetzt untersuchen. Vielleicht befindest du dich bereits darin. Der ganze Yoga wird in uns hinein durchsickern, wenn wir weiter auf dem Pfad täglicher Übungen voranschreiten.

DAS KOSMISCHE SAMYAMA UND YOGA NIDRA

Es heißt, dass der gesamte Kosmos in jedem von uns enthalten ist. Vielleicht ist dies mit dem Ausdruck: »Der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes erschaffen«, gemeint.

Unabhängig davon, was Mystiker, Theologen und Philosophen postuliert haben, es ist eine Tatsache, dass fast jeder zu dem einen oder anderen Zeitpunkt in seinem Leben eine Verwandtschaft mit der gesamten Schöpfung gefühlt hat. Unternehmen wir es, tief zu meditieren, die Wirbelsäulenatmung, Samyama und andere Yoga-Übungen zu praktizieren, beginnt sich dieses Gefühl der Einheit allmählich zu steigern und wird mit der Zeit eine Erfahrung, die uns ständig begleitet.

Irgendwo auf dem Pfad fragen wir uns vielleicht: »Gibt es einen Weg, dieses Aufkommen der Einheitsempfindung, das ich fühle, zu beschleunigen.«

Machen wir regelmäßig unsere Übungen, wird diese sehr wahrscheinlich immer weiter wachsen, denn damit entdecken wir nur uns selbst. Was immer Das ist, wir werden es durch direkte Erfahrung verstehen lernen. Es ist nicht nötig, dass wir die Worte von jemand anders als Evangelium annehmen. Direkte Erfahrungen werden uns die ganze Geschichte offenbaren. Packen wir’s also an.

Es gibt noch ein weiteres Samyama-Verfahren, das wir nutzen können, um damit zwei Aspekte unserer Entfaltung zu verbessern.

Einmal hilft es uns, unsere kosmischen Dimensionen wahrzunehmen.

Das ist eine Samyama-Anwendung auf quantitative Weise, was so viel heißt, dass wir die fernsten Bereiche unserer körperlichen Dimension mit dieser Samyama-Praxis ansprechen und integrieren.

Zum Zweiten erweitert sie unsere Erfahrung von Yoga Nidra. Yoga Nidra ist der yogische Schlaf. Bei Yoga Nidra geht es aber in Wirklichkeit gar nicht in erster Linie um Schlaf. Es geht dabei um die weitere Stabilisierung unserer inneren Stille, des Zeugen, von dem man weiß, dass er gleichzeitig mit unseren anderen Bewusstseinszuständen – Wachen, träumender Schlaf oder traumloser Tiefschlaf – koexistiert. Sind wir wach, sagen wir zur inneren Stille gern Zeuge. Während des Schlafs nennt man die innere Stille auch Yoga Nidra oder yogischer Schlaf. Es handelt sich aber um den gleichen Sachverhalt.

Innere Stille nennt man auch Turya, was so viel wie vierter Zustand bedeutet. Dieser kann während jedem der drei anderen Zustände (Wachen, Schlaf mit Träumen und traumloser Schlaf) da sein. Je weiter wir auf dem Yoga-Pfad gehen, desto mehr innere Stille haben wir ständig in uns gegenwärtig, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche (24/7).

Die neue Samyama-Vorgehensweise, die wir hier einführen, hat einige Ähnlichkeit mit den so genannten geführten Meditationsmethoden, die man nutzt, um Yoga Nidra zu erleichtern. Einige mögen also sagen: »Oh, das ist eine Yoga Nidra Übung. FYÜ bietet da nur eine Yoga Nidra Übung an!«

Doch das ist in Wirklichkeit nicht der Fall, weil dies keine von außen geleitete Meditationsübung ist. Sie ist selbstgesteuert und kann überall ohne äußere Hilfe, Audio-Aufnahmen oder andere Unterstützung ausgeführt werden. Nur dein Nervensystem brauchst du dazu. Dabei wird Samyama systematisch eingesetzt und das ist ein weiterer wichtiger Unterschied zu den vielen von außen geführten Meditationsübungen dort draußen.

Wir nennen dies kosmisches Samyama. Es ist eine fortgeschrittene Form von Yoga Nidra.

Das kosmische Samyama dehnt unsere Empfindung der körperlichen Gegenwart im Innern und über unseren Körper hinaus aus. Dies ist eine Ausdehnung unseres Bewusstseins auf eine Weise, die das physische transzendiert, indem es den Yoga Nidra (Stille) Effekt kultiviert. Je kosmischer wir werden, desto mehr werden wir zu unendlicher Bewusstheit und sind durch keine körperlichen Dimensionen gebunden. Dehnen wir unser Bewusstsein so weit aus, dass es alles umfasst, was physisch ist, verflüchtigt sich das Physische in die Weite unseres inneren Weltraums. Dies ist eines der Paradoxe, auf die wir im Yoga stoßen. Das Paradox wird durch direkte Erfahrung aufgelöst. Diese wollen wir also machen.

Zuallererst wollen wir aber noch die Empfehlung aussprechen, dass man bitte mit dem kosmischen Samyama so lange warte, bis unsere reguläre sitzende Samyama Übung (Lektion 150) für wenigstens mehrere Monate (wo möglich, länger) gut eingerichtet und stabil ist. Jede neue Übung, die wir hinzufügen, bringt neue Ebenen der Reinigung und Öffnung in unserem Nervensystem. Dies ist etwas Gutes. Stabilisieren wir aber nicht jede Übung, bevor wir die nächste aufnehmen, kann es zu übermäßigem Energiefluss, Unannehmlichkeit und der Notwendigkeit kommen, einige oder alle unsere Übungen für einige Zeit einzustellen.

Das ist offensichtlich nicht förderlich für unseren Fortschritt. Deshalb ist es am besten, bei der Hinzunahme neuer Übungen, maßvoll vorzugehen. Denke auch daran, dass es Monate – manchmal sogar Jahre – dauern kann, bis die vollen Wirkungen der inneren Reinigung und Öffnung bei jeder neuen Übung voll zum Tragen kommen. Setze deine Schritte also vorsichtig und denke immer an die Selbstabstimmung. Je fortgeschrittener wir werden, desto wichtiger wird die besonnene Selbstabstimmung.

Das kosmische Samyama üben wir entspannt auf dem Rücken liegend mit geschlossenen Augen. Das hat Ähnlichkeit mit der Totenstellung am Ende unserer Yoga-Asana-Routine. Nur legen wir den Kopf höher, auf ein oder zwei Kissen, und lassen die Hände locker auf dem Solar Plexus (dem Bereich zwischen Nabel und den unteren Rippen) ruhen. Die Beine können locker ausgestreckt liegen. Man kann das alles, wenn man will, auf dem Bett ausführen. Befinden wir uns nicht an einem Ort, an dem wir uns so hinlegen können, dann lehnen wir uns einfach an dem Ort, an dem wir gerade sitzen, zurück. Das Wichtigste dabei ist, dass es bequem ist.

Ausführung

Das kosmische Samyama können wir am Ende unserer sitzenden Übungen ausführen und eine vorbereitete Sutren-Reihe nutzen. Dann wird es zum ersten Teil unserer Ruhephase nach Beendigung aller Teile unserer sitzenden Übungen. Wir können sie aber auch unmittelbar vor dem Schlafengehen in der Nacht machen.

Die Übung gleicht unserer Samyama-Routine im Sitzen. Es kommt nur noch ein zusätzliches Element dazu – die körperliche Lokalisierung des Bewusstseins zusammen mit den Sutren. Wir nutzen eine besondere Abfolge von Sutren für das kosmische Samyama und nutzen diese jedes Mal, wenn wir üben, auf die gleiche Weise. Wir gehen sie einmal durch, d.h., jedes Sutra kommt einmal dran. Greifen wir ein Sutra auf, lassen wir unser Bewusstsein ganz natürlich zu dem Ort wandern, mit dem das Sutra in Verbindung steht. Wenn wir das Sutra für 15 Sekunden loslassen, dann tun wir dies von dem dem Sutra zugehörigen Ort aus und erlauben unserem Bewusstsein, von diesem Ort aus loszulassen. Das Ergebnis ist die Ausweitung unseres Bewusstseins von diesem Ort aus.

Zum Beispiel ist das erste Sutra, das wir beim kosmischen Samyama nutzen, Füße. Legen wir uns am Ende der sitzenden Übungen hin, entspannen wir uns zuerst für ein oder zwei Minuten. Dann greifen wir das erste Sutra, Füße, auf. Gleichzeitig greifen wir auch den Ort unserer Füße auf. Sobald wir das Sutra an dem bestimmten Ort aufgegriffen haben, lassen wir es los. Wie beim sitzenden Samyama ist das Aufgreifen des Sutras (und in diesem Fall auch des Ortes) schwach und verschwommen.

Wir lassen es am Ort unseres Bewusstseins, also an den Füßen los. Von da ab ist es in den Händen unserer inneren Stille. Wir fühlen vielleicht etwas Ausweitung, die im Bereich unserer Füße auftritt – oder vielleicht auch nicht. Was immer geschieht, darum kümmert sich unsere innere Stille. Sind ungefähr 15 Sekunden vorüber, gehen wir zum nächsten Sutra weiter. So gehen wir die ganze Reihe durch und nehmen uns dabei jedes Sutra an dem bestimmten Ort jeweils nur einmal vor und lassen los.

Für das kosmische Samyama haben wir 16 Sutren. Sind wir die Reihe in ungefähr fünf Minuten durchgegangen, ruhen wir uns für mindestens fünf Minuten aus, um den Wirkungen unseres Samyama zu erlauben, sich zu stabilisieren, bevor wir aufstehen. Fühlen wir etwas Gereiztheit nach einiger Zeit, wenn wir unsere Übungen beendet haben, ist das möglicherweise ein Zeichen dafür, dass wir uns nicht genügend lang Ruhe gegönnt haben, bevor wir aufgestanden sind.

Das kosmische Samyama: Suren

Wir wollen nun alle Sutren zusammen mit dem entsprechenden Ort (wo das möglich ist) auflisten. Jene, deren erste Sprache nicht deutsch ist, können diese Sutren im Sinne einer leichteren Aufnahmefähigkeit übersetzten. Die Sutren lauten:

Füße – beide Füße

Knie – beide Knie.

Wurzel – Perineum/Anus

Geschlecht – Zentrum des Beckenbereichs

Nabel – Nabel-/Solar-Plexus-Bereich

Herz – Mitte der Brust hinter dem Brustbein

Kehle – Kehlgrube.

Auge – Vom Zentrum der Stirn zurückreichend zum Zentrum des Kopfes und hinunter in den Hirnstamm.

Krone – ein Punkt eine Hand breit (fünf Finger) über dem Scheitel des Kopfes.

Erde

Mond

Sonne

Sonnensystem

Galaxie

Kosmos

Grenzenlose Bewusstheit

Nutzen wir die Sutren, wiederholen wir die Ortsbeschreibungen nicht mental, nur das Sutra selbst. Greifen wir also das Wort Füße auf, denken wir nicht »beide Füße«. Wir lassen ganz einfach unsere Aufmerksamkeit beide Füße umfassen und lassen dann sowohl das Sutra als auch den physischen Ort der Aufmerksamkeit von dort aus los. All dies ist sehr schwach und verschwommen. Genauso, wenn wir das Wort Knie aufgreifen, denken wir nicht »beide Knie«. Wir greifen das Sutra am Ort der beiden Knie auf und lassen los. Und so weiter …

Zweifellos ist dir aufgefallen, dass vom Erd-Sutra an kein Ort des Sutras mehr angegeben ist. Wo ist also die Erde? Ist das die Erde, auf der wir uns befinden, die gerade nur so vor Leben strotzt. Oder ist es die liebliche blaue Kugel, die man aus der Ferne im riesigen leeren Weltraum sowohl in uns als auch außerhalb von uns sieht?

Es ist alles davon, deshalb geben wir keinen genauen Ort an. Die Erde ist die Erde und wir nutzen nur das Sutra. Das Wort enthält alles, was die Erde ist, auch den Ort. Das Gleiche gilt für Mond, Sonne, Sonnensystem, Galaxie und Kosmos. Wo sind all diese Dinge? Sie sind in uns und um uns herum in der Weite des unendlichen inneren und äußeren Weltraums. Deshalb nutzen wir sie nur als Sutra-Worte. Tief in der inneren Stille sind sie uns eng vertraut.

Und wo ist die grenzenlose Bewusstheit? Gut, es ist dasselbe wie mit Kosmos, nicht wahr? Überall in uns und um uns herum. Deshalb greifen wir nur das äußere Weltraum- bzw. das innere Weltraum-Sutra auf, so wie sie sind, und nutzen unsere normale Samyama-Technik. Die Ergebnisse werden sich einstellen.

Obwohl es Millionen Jahre dauert, bis Licht das physische Universum durcheilt, können wir augenblicklich alles umfassen und mit der einfachen Technik des kosmischen Samyama alles aus dem Inneren unseres reinen Glückseligkeitsbewusstseins manifestieren. Unser in Stille aufgelöster Verstand kann unendlich viel schneller reisen als mit der Geschwindigkeit des Lichts. Mit der Zeit wird dies zu einer Neudefinition physischer Gesetze führen, wie wir sie heute verstehen. Doch dies ist ein anderes Kapitel.

Wirkung des kosmischen Samyama

Erinnere dich daran, dass das kosmische Samyama dazu dient, unsere inneren und äußeren physischen Dimensionen im Bewusstsein zu integrieren. Das Innere und das Äußere sind dasselbe. Auch wenn wir innerlich wie auch äußerlich unendlich sind, gibt es keine Entfernung oder Zeit. Unser Bewusstsein enthält allen Raum und alle Zeit. Auf der Ebene unserer Samyama-Übung ist das Jetzt des reinen Glückseligkeitsbewusstseins alles und alles strömt aus Dem hervor.

Die Ausweitung des Bewusstseins ins Unendliche durch die Nutzung der kosmischen Samyama Sutren geht mit x-facher Geschwindigkeit, sowohl nach innen als auch nach außen. Unsere wundervolle Erde ist nur ein Staubkorn im Sonnensystem. Unsere Sonne ist eine von Milliarden in unserer Galaxie. Und unsere Galaxie ist im riesigen Kosmos unendlich klein. Doch all dies ist in uns enthalten – in unserer grenzenlosen Bewusstheit. Der Kosmos ist in uns und wir sind der Kosmos.

Durch den Gebrauch des kosmischen Samyama lösen wir das yogische Paradoxon auf und finden heraus, dass der ganze Kosmos und die ganze Ewigkeit bewusst in diesem winzigen Körper enthalten sind, diesem menschlichen Wesen. Wir finden heraus, dass dieses unser Bewusstsein gleichzusetzen ist mit dem Kosmos. Das kosmische Samyama dient dazu, unsere direkte Erfahrung von Dem zu vertiefen.

Eine beachtliche Wirkung dieser inneren und äußeren kosmischen Vereinigung ist die Stabilisierung von grenzenlosem Bewusstsein. So sehr, dass wir manchmal vielleicht bemerken, wie wir während der Übung ganz darin aufgehen und dass wir uns dessen auch außerhalb der Übungen im tagtäglichen Leben mehr bewusst sind. Dies ist normal. Das ist die Eigenschaft von Yoga-Nidra. Sobald wir unsere Ruhephase einmal abgeschlossen haben und von unserem kosmischen Samyama aufstehen, nehmen wir die tiefe Stille und das Gefühl der kosmischen Universalität, die wir gewonnen haben, mit in unsere täglichen Aktivitäten hinaus und unsere Handlungen werden dadurch entsprechend beeinflusst.

Es ist wichtig, dass wir unsere normalen Tätigkeiten weiter beibehalten, damit wir diese Erfahrung stabilisieren. Mit dem kosmischen Samyama und Yoga-Nidra entfernt man sich nicht von dieser Welt. Vielmehr wird durch das kosmische Samyama und die Wirkung von Yoga Nidra die Unendlichkeit durch uns in diese Welt und in all unsere Handlungen gebracht. Unser Leben wird zu einem ständigen Ausströmen göttlicher Liebe. Das nennen wir auch »Stille im Handeln«.

Wenn wir merken, dass wir während der Samyama-Übung abgewandert sind, greifen wir die Übung einfach dort wieder auf, wo wir sie verlassen haben. Wandern wir ab, kann dies auch in einen Zustand grenzenloser Bewusstheit sein. Es kann sich anfühlen, als schliefen wir und seien dabei doch innerlich völlig wach. Dies ist Yoga Nidra – der yogische Schlaf. Dies ist eine übliche Erfahrung beim kosmischen Samyama.

Wir sind schließlich das unendliche reine Glückseligkeitsbewusstsein hinter dem Allen. Sind wir abgewandert und die uns zur Verfügung stehende Zeit ist vorüber, wenn wir erkennen, dass wir abgewandert sind, ohne dass wir schon mit jedem der Sutren durch sind, ist es in Ordnung, unsere Sutren auf der Stelle abzubrechen, auszuruhen und aufzustehen. Haben wir aber ausreichend Zeit, können wir bis zum Ende unserer Sutren weitermachen, solange das eben dauern mag.

Es ist auch eine übliche Erscheinung, dass man für einige Zeit während der Ruhephase nach der Übung des kosmischen Samyama in Yoga Nidra aufgeht. Driften wir nach unserer morgendlichen oder abendlichen Übung in Yoga Nidra ab, werden wir uns nach dem Aufstehen besonders erfrischt fühlen. Haben wir zur Schlafenszeit praktiziert, ist das vielleicht auch ein guter Weg, in den Schlaf zu gleiten.

Vielleicht beobachten wir uns die ganze Nacht, wie wir geruhsam schlafen. Das ist etwas Gutes. Allerdings ist es nicht empfehlenswert, das kosmische Samyama zusammen mit sogenannten Klarträumen zu üben. Dies kann Ungleichgewichte in unserem Nervensystem hervorrufen und zu Schlafmangel führen. Das schadet unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden. Tritt Schlafmangel zusammen mit dem kosmischen Samyama auf, dann sollte Selbstabstimmung auf die Übungen angewandt werden.Man macht dann Samyama vielleicht nach den sitzenden Übungen und abends vor dem Zubettgehen nur, solange das ohne Schlafstörungen möglich ist. Wir brauchen unseren Schlaf.

Das kosmische Samyama kultiviert allmählich ein erweitertes Fundament innerer Stille während unserer täglichen Aktivitäten und einen viel größeren Sinn für Einheit in all unseren Unternehmungen. Dies ist auch ein potenter Turbo für all unsere anderen Yoga-Übungen, nicht zuletzt unsere sitzende Samyama-Kernübung.

Erfahren wir als Ergebnis unseres kosmischen Samyama einen überschüssigen Energiefluss, wenden wir entsprechend Selbstabstimmung an, wie wir dies auch bei jeder anderen unserer Übungen tun. Weil wir uns jedes Sutra und den dazugehörigen Ort jeweils nur einmal vornehmen, bedeutet Selbstabstimmung beim kosmischen Samyama, dass man die Anzahl von Sitzungen jeden Tag reduziert. Machen wir das kosmische Samyama also nach unseren beiden sitzenden Übungsroutinen und noch einmal beim Zubettgehen, und kommt es dann während des Tages zu zu viel Reinigung (normalerweise in der Form von Gereiztheit) oder während der Nacht (als Schlaflosigkeit), dann können wir die Anzahl der Sitzungen eine Zeit lang reduzieren, bis sich wieder Stabilität eingestellt hat.

Wir könnten aber auch feststellen, dass das kosmische Samyama zu mehr Ausgeglichenheit führt, weil es Energieungleichgewichte im Körper verringert, die von einem Zuviel bei anderen Yoga-Übungen herrühren. Das kosmische Samyama weitet den Fluss unserer Energien zwischen unserer inneren und äußeren Ausdrucksweise aus und gleicht ihn aus, indem es Stauungen abbaut, die im Nervensystem auftreten können.

Diese ausgleichende Wirkung ist fein und hängt hauptsächlich vom Ausmaß der Reinigung ab, das wir zuvor mit unseren anderen Übungen an der Krone erreicht haben. Deshalb ist es auch sehr von Vorteil, wenn man eine gut eingerichtete und stabile Routine mit sitzenden Übungen hat, bevor man mit dem kosmischen Samyama anfängt. Von dort können wir mit unserer erweiterten Öffnung weitermachen und weit in und über den physischen Körper ausgreifen. Dann bemerken wir vielleicht, dass das kosmische Samyama zur Stabilisierung von allem anderen dient, was in unserem Inneren am Laufen ist.

Die von uns im kosmischen Samyama genutzten Sutren sind universelle Punkte der Bewusstheit, die unsere unendlichen Dimensionen innerhalb und außerhalb des Körpers entfalten. Bei unserem weiteren Voranschreiten werden wir erkennen, dass beide Aspekte derselben Wirklichkeit sind und sich alles aus demselben unendlichen Meer unserer grenzenlosen stillen Bewusstheit wie Wellen des großen Ozeans manifestiert. Wir sind dieser Ozean.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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