Lektion 38 – Was ist der Zeitplan oder wie schnell soll ich vorgehen?

Lektion 38 – Was ist der Zeitplan oder wie schnell soll ich vorgehen?

Wir befinden uns in einem kleinen Dilemma. Es hat mit der Dimension Zeit zu tun. Wir sind nun von der Erörterung her bereit, auf die nächste Ebene fortgeschrittener Yoga-Übungen weiterzugehen. Die Frage ist nur: Bist du dazu bereit?

„Ja“, sagst du: „ich möchte darüber etwas lesen.“

Das Dilemma liegt nicht so sehr im Lesen. Es bezieht sich auf die Anwendung des Wissens, das durch Lesen erworbenen wird – wie man damit zurechtkommt.

Die Lektionen, die hier niedergeschrieben werden, sind das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung im Yoga. Es wird ungefähr sechs Monate dauern, dir eingehend zu beschreiben, wie man die wichtigsten fortgeschrittenen Yoga-Übungen praktiziert und was deren Wirkungen sein werden. Sobald das Schreiben einmal abgeschlossen ist, wirst du in der Lage sein, das alles sogar in nur wenigen Tagen durchzulesen. Aber offensichtlich wäre es für dich nicht ratsam, mit all den fortgeschrittenen Yoga-Übungen in der Zeitspanne zu beginnen, die du brauchst, das darüber Gesagte zu lesen. Das wäre überhaupt nicht möglich. Jede Stufe der Übung benötigt eine beträchtliche Zeitperiode der Akklimatisierung, bevor mit der nächsten Stufe erfolgreich begonnen werden kann. Wenn man versucht zu rennen, bevor man genügend im Gehen geübt ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlägt. Das gleiche gilt auch, wenn man die fortgeschrittenen Yoga-Übungen erlernt. Ein allmählicher Aufbau ist kein Luxus – er ist eine Notwendigkeit.

Darin besteht also das Dilemma: Wenn du im Vorfeld all die wirkungsvollen Informationen erhalten hast, wie willst du dann darauf in geeignetem Maße deine Übungen zeitgestaffelt aufbauen? Es geht also darum, herauszufinden, wie dein eigener Zeitplan auszusehen hat, damit er möglichst gut auf deine eigenen Bedürfnisse und Erfordernisse abgestimmt ist. Besonders wichtig ist, dass du alles methodisch aufbaust und darauf achtest, nicht zu viel Neues gleichzeitig anzufangen. Jeder Mensch ist verschieden und hat eine nur für ihn gültige Fähigkeit, sich neue Übungen zu eigen zu machen. Du wirst deine eigene Geschwindigkeit finden müssen, deinen eigenen Zeitplan, der dir hilft, vorwärts zu kommen und dabei in deinen Bemühungen Stetigkeit aufrecht zu erhalten.

Bisher bestand die Herausforderung darin, das richtige Wissen irgendwo ausfindig zu machen. Hier besteht die Herausforderung darin, dass du dich bei der Anwendung des vorhandenen Wissens von deiner Intuition leiten lässt – und dabei nichts zu übertreiben, weil das nur dazu führt, dass du vom Wagen purzelst.

In alten Zeiten hieß es, es sei besser, kraftvolle spirituelle Techniken ganze Lebensspannen zu spät zu erhalten, als eine Minute zu früh. Übungen wurden sparsam im Laufe langer Zeitperioden vom Lehrer an den Schüler weitergegeben. Das passt aber kaum mehr in die moderne, schnelllebige Zeit, dem Zeitalter der Masseninformation, in dem wir heute leben und in dem in vielen Bereichen neue Wissensanwendungen ältere alle paar Jahre ersetzen.

Heute ist es notwendig, die Weitergabe des Wissens über die fortgeschrittenen Yoga-Übungen und deren Integration in die Gesellschaft zu beschleunigen. Dies muss vereinfacht und sollte so kodifiziert werden, dass es in das Zentrum unseres wissenschaftlichen Zeitalters rückt. Man muss es den Leuten aushändigen und die Menschen haben selbst zu entscheiden, wie es angewandt werden soll, damit die positiven Auswirkungen für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen zum Tragen kommen. Wenn das nicht geschieht, werden die Methoden der Verbreitung so weiter bestehen, wie es in den dunklen Zeitaltern vorherrschend war, wo nur wenige daraus einen Nutzen ziehen konnten. Die Welt kann es sich nicht mehr länger leisten, ohne effektive und frei zugängliche Methoden zur Entfaltung der inneren Natur des Menschen dazustehen.

Es gibt diejenigen, die sagen: „Werft eure Perlen nicht den Schweinen vor.“ Vor zweitausend Jahren mag das ein guter Ratschlag für diejenigen gewesen sein, die spirituelles Wissen besaßen. Wären sie damals so freigebig mit ihrem Wissen umgegangen, wären sie wahrscheinlich früher oder später von einem verärgerten, abergläubischen Mob angegriffen und bald danach hingerichtet worden.

Heute brauchen wir einen offeneren Zugang. Wir befinden uns in einer wichtigen Übergangsphase der Geschichte. Können wir weiterhin ruhig dasitzen und das Menschengeschlecht als einen Mob, als Schweine betrachten, der das Wissen scheinbar nicht verdient, das ihn transformieren würde? Nein. Die Menschheit ist mehr als das und verdient, die Mittel zu besitzen, die es ihr erlauben, ihre wahre Natur zu erfahren. Es ist Zeit für eine Veränderung.

Wir stehen am Rande eines einschneidenden Wandels im menschlichen Bewusstsein. Die Folgen davon gehen über die der Erkenntnis des 16. Jahrhunderts, dass die Erde rund und nicht flach ist und dass sich die Sonne und nicht die Erde im Zentrum des Sonnensystems befindet, hinaus. Dass im Inneren des menschlichen Wesens das Zentrum von göttlicher Erfahrung, von Gott und der Wahrheit liegt, ist die Erkenntnis, die sich in der Gegenwart immer mehr durchsetzt. Nirgendwo anders ist Gott zu finden. Äußere Erfahrungen, ob sie als göttlich erscheinen oder nicht, sind nur Spiegel der inneren Erfahrungen des menschlichen Wesens. Jedes menschliche Wesen ist ein Fenster, eine Pforte von dieser Welt in die Unendlichkeit und von der Unendlichkeit in diese Welt.

Diese Lektionen vermitteln dir die wichtigsten Werkzeuge zur Transformation des Menschen, die Mittel, mit denen du die Pforte in dir öffnen kannst. Die Entscheidung, welche Übungen du machen willst und welche gut für dich sind, musst du selbst treffen. Es ist hier nicht anders als überall, wo Wissen angewandt werden soll. Wir verstehen vollkommen, dass wir lernen müssen, leistungsfähige Technologien weise und nutzbringend einzusetzen – Autos, Haushaltsgeräte, moderne Medizin, Elektrizität, die unbegrenzten Informationen des Internets… In relativ kurzer Zeit lernen wir, diese Dinge effektiv zu gebrauchen. Dies hier ist eine Gebrauchsanleitung für fortgeschrittene Yoga-Übungen. Übende, die klug an die Sache herangehen, wissen, was damit anzufangen ist. Die anderen lassen diese Gelegenheit vorüberziehen und es wird in ihnen eine Weile in der Stille weiter gären. Das ist jedoch auch ein Teil des Erweckungsprozesses.

Das Wissen ist da und ich schlage vor, dass du dich damit beschäftigst. Aber fange nicht mit allem, was hier angeboten wird, zugleich an. Nimm nur einen Schritt auf einmal. Stelle erst sicher, dass du gut mit einer Übung zurechtkommst, bevor du die nächste hinzunimmst. Je mehr es uns gelingt, unsere Übungen zu einer angenehmen Routine werden zu lassen, desto leichter wird es uns fallen, etwas Neues hinzuzunehmen. Das braucht aber Zeit.

Wir haben bereits das kreuzbeinige Sitzen in unsere Meditationsroutine integriert. Hast du damit bereits gute Fortschritte gemacht? Wir werden jetzt gleich ein weiteres Pferd vor den Wagen unserer Reise spannen – Pranayama. Pranayama wird sich zu einer komplexen Übung mit weit reichenden Auswirkungen entwickeln. Wir werden das mit einfachen logischen Schritten aufbauen. Trotzdem wird die Aufnahme von Pranayama in deine Routine für dich zu viel sein, wenn du in deiner Meditationspraxis noch unausgeglichen bist und die kreuzbeinige Sitzhaltung noch nicht ausreichend eingewöhnt ist. Das ist dann viel zu viel. Warte also in diesem Fall, bis du in deiner Meditation eine Stetigkeit erreicht hast und mit den gekreuzten Beinen relativ angenehm sitzen kannst. Vielleicht gehörst du auch zu denjenigen, die die kreuzbeinige Sitzhaltung ganz weglassen. Das wäre auch in Ordnung. Achte aber dennoch darauf, dass du dich in deiner Meditation wohl fühlst und dass du zu einer zuverlässigen Routine gefunden hast, bevor du mit Pranayama anfängst.

Diese Mahnung, in langsamen Schritten voranzugehen, werden wir noch oft wiederholen, da wir ja auf sehr wenigen Seiten durch Äonen von gewaltigem spirituellen Wissen schreiten, das dazu entworfen wurde, deine inneren Türen zu öffnen.

Der oben beschriebene Zwiespalt wird sich auflösen, wenn du der Kraft und Besonderheit dieses Wissens Achtung entgegen bringst und es verantwortungsvoll in deinem Leben anwendest. Es ist empfehlenswert, vor allem auf regel- und gleichmäßiges Üben Wert zu legen. Wäge immer sorgfältig ab, bevor du eine neue Übung hinzunimmst. Wenn du es übertreibst und Unausgeglichenheit fühlst, geh zu der Übungsweise zurück, in der du dich zum letzten Mal in Ausgeglichenheit befandst. Dort kannst du dich neu gruppieren und dir mit der Entscheidung Zeit lassen, wie du am besten vorwärts gehst.

Meditation ist die Hauptübung. Mit ihr alleine kommst du schon weit. Alles andere, was dazukommt, ist so gestaltet, dass es diesen Meditationsprozess anreichert und den Fluss von reinem Glückseligkeitsbewusstseins durch deinen Körper und in die Umgebung fördert. Wenn du nur an Meditation interessiert bist, reicht das auch aus. Wenn dich mehr interessiert, findest du hier sehr vieles.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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