Lektion 319 – Amaroli – Urintherapie

Lektion 319 – Amaroli – Urintherapie

Amaroli bedeutet Urintherapie. Sowohl im Osten wie im Westen wird die Urintherapie seit uralten Zeiten zur Unterstützung des Heilungsprozesses bei vielen Krankheiten eingesetzt. Dies wird erreicht durch die Einnahme, d.h. das Trinken des frischen Urins – die hauptsächliche Form von Amaroli – und auch durch die direkte Anwendung von frischem Urin auf Wunden, Entzündungen, Kratzer und andere sichtbare Krankheiten des Körpers.

Von begeisterten Anhängern wurde behauptet, dass man mit der Urintherapie vom Asthma, der üblichen Erkältung, Krebs – bis hin zu Haarausfall, Fettleibigkeit und Geschlechtskrankheiten alles heilen kann. Es soll dem Leser überlassen bleiben, sich über die Richtigkeit derartiger Behauptungen kundig zu machen. Viel ist bereits untersucht und aufgeschrieben worden zur Urintherapie, welche Wirkungen hinsichtlich der Herstellung und Beibehaltung von guter Gesundheit davon ausgehen.

Zu allen Zeiten wurde die Urintherapie auch als spirituelle Übung genutzt. Bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen konzentrieren wir uns vor allem auf die Rolle der Urintherapie im Rahmen des Yoga, d.h. zum Zwecke des Vorantreibens der spirituellen Transformation des Menschen. Im Buch »Fortgeschrittenen Yoga Übungen – Leichte Lektionen für ein ekstatisches Leben« wurde das bereits im Zusatz zur Tantra-Lektion T32 zum Ausdruck gebracht. Dort finden sich schon überblicksartig die Anweisungen für die Amaroli-Übung. Dies wollen wir hier noch etwas vertiefen.

In der uralten und weithin bekannten Hatha Yoga Pradipika wird die Übung der Urintherapie Amaroli genannt. In dem viel älteren aber nicht so bekannten Damar Tantra trägt die Übung die Bezeichnung Shivambu Kalpa. In diesen beiden ehrwürdigen heiligen Schriften wird Urintherapie als wichtige spirituelle Übung vorgestellt.

Wenn wir also an der Beibehaltung von guter Gesundheit und der Unterstützung unserer Routine mit Yoga-Übungen durch eine zusätzliche Methode interessiert sind, dann verdient Amaroli eine genauere Betrachtung. Denn Amaroli kann uns dabei helfen, auf unserem Weg hin zur bleibenden inneren Stille, ekstatischer Glückseligkeit und ausfließender göttlicher Liebe beschleunigt voranzukommen.

Bringen wir den Mut auf, die Urintherapie einmal auszuprobieren, werden wir möglicherweise positiv überrascht sein. Denn es heißt ja: »Probieren geht übers Studieren.« In diesem Fall besteht das Probieren im Trinken.

Wie man Amaroli, die Urintherapie, durchführt
Ob wir Amaroli aus gesundheitlichen, spirituellen oder beiden Gründen in Betracht ziehen, Amaroli konfrontiert uns mit einem Paradox.

Einerseits lastet auf Amaroli ein negatives Stigma, weil vielen der Gedanke, seinen eigenen Urin zu trinken, sehr suspekt ist, auch wenn dieses Verfahren schon seit Tausenden von Jahren verbreitet ist und viele es in vielen Kulturen erfolgreich angewandt haben. Doch in der heutigen hygienischen Kultur ist die Abneigung dagegen sehr verbreitet.

Andererseits wurde klinisch nachgewiesen, dass Amaroli eine Vielfalt von Vorteilen für die Gesundheit mit sich bringt und möglicherweise eines der wirksamsten Gesundheitselexiere aller Zeiten ist. Das hat zur Folge, dass die Pharmaindustrie uns in einigen Fällen das in Form von Medikamenten zurückverkauft, was wir in viel besserer Qualität und kostenlos in der Privatsphäre unseres Badezimmers erhalten können.

In Wahrheit ist eine moderate tägliche Urintherapie eines der besten Mittel, die jeder für sich ergreifen kann, um gegen mögliche Krankheiten vorzubeugen und die, unter denen wir schon leiden, schneller zu heilen. Warum ist dies so?

Auch wenn es immer noch nicht ganz erklärbar ist, stimmt man in der Forschung allgemein darüber ein, dass die Urintherapie die Verfügbarkeit Hunderter (oder möglicherweise Tausender) Vitalelemente oder -Verbindungen im Körper verbessert und unser Immunsystem zu einer Stärke festigt, die weit über den Normalzustand hinausgeht. Auch wenn das noch weniger verstanden wird, hat es sich gezeigt, dass Amaroli genauso eine reinigende und verjüngende Wirkung auf den Körper hat. All dies ist ziemlich beeindruckend und wir haben noch gar nicht begonnen, die spirituellen Vorteile zu würdigen. Wie steht es um die spirituellen Vorteile?

Es ist bezeichnend, dass Amaroli den Weg aus uralten Quellen in die Moderne nicht aufgrund seines medizinischen Wertes gefunden hat, sondern wegen seines Werts als spirituelle Übung. In der Hatha Yoga Pradipika und der viel älteren Damar Tantra, wird die Kultivierung des körperlichen Wohlbefindens durch die Amaroli-Übung thematisiert. Doch wird der Blick dort noch viel weiter geöffnet, bis hin in die Erleuchtungsreiche. Um diesen Dingen auf den Grund zu gehen, lohnt es sich, nach der Überwindung lange gehegter Vorurteile zu streben. Dabei gehen wir praktisch kein Risiko ein. Deshalb können wir Amaroli nur wärmstens empfehlen.

Bringen wir den Mut auf, es einmal zu versuchen, werden wir gut daran tun, mit kleinen Dosen zu beginnen. Darauf können wir dann später aufbauen. So gehen wir doch bei den meisten Dingen im Leben vor, auch bei unseren Yoga-Übungen. Die herkömmliche tägliche Urindosis ist ein Glas voll, also zwischen 200 bis 250 Milliliter. Anfangen können wir jedoch mit ein paar Tropfen, die wir in ein Glas Wasser mischen, um uns von da aus hochzuarbeiten.

Es gibt da jedoch keine Vorschrift, die besagt, dass wir am Ende wirklich ein ganzes Glas voll trinken müssen. Es kann auch viel weniger sein. Wichtig ist die tägliche Anwendung und Übung – das ist viel wichtiger als die Menge. Jeder hat bei der Annäherung an diese Übung wie bei allen Yoga-Übungen unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben. Wir stimmen selbst so ab, dass für uns die Ergebnisse optimal sind.

Bei der Ausführung der Amaroli-Übung ist die klare Ansage, dass sie, wo immer dies möglich ist, das Erste ist, was wir am Morgen machen. Sammeln wir den Urin ein, dann nehmen wir ihn aus dem mittleren Strom, d.h. nachdem er begonnen hat und bevor er zum Ende kommt.
Wie bei vielen Dingen im Leben bedeutet das erste Mal eine besondere Herausforderung, selbst wenn wir den Urin mit Wasser verdünnen. Doch das schadet in keinster Weise. Eine Abneigung ist ausschließlich psychologischer Natur. Versuche es und schau, wie du dich danach fühlst.

Macht man das unter der Dusche und/oder gleich vor der morgendlichen Mundhygiene, bleibt da keine Spur von einem Geruch zurück, wenn wir später das Badezimmer verlassen. An den Geschmack muss man sich gewöhnen. Dann stört en den Übenden gar nicht mehr. Innerhalb von wenigen Tagen geht es schon viel leichter. Ist die psychologische Barriere erst einmal überwunden, ist es sogar sehr einfach.

Amaroli ist eine der einfachsten Yoga-Übungen, viel einfacher als eine der Shatkarmas und viel einfacher als die Mudras und Bandhas. Die Reise von einigen stark verdünnten Tropfen zu mehreren unverdünnten Schlucken kann sehr schnell verlaufen. Bevor du dir dessen ganz bewusst bist, ist das Glas voll und wieder in dich zurückverschwunden. So sieht die tägliche Amaroli-Praxis aus. Es gehört nicht viel mehr dazu als dies – außer Zeit. Je länger das für uns eine tägliche Übung ist, desto mehr Vorteile ergeben sich für uns daraus.

Es ist nicht wichtig, dass man jeden Morgen ein ganzes Glas Urin trinkt. Tatsächlich kann das an bestimmten Tagen oder für die eine oder andere Person nicht wünschenswert sein. Es gibt da einige Faktoren, die auf die Dosis Einfluss haben. Einmal ist das die verfügbare Menge. Ein weiterer Faktor ist die Qualität. Haben wir stark gewürzte, gesalzene oder sehr fette Nahrung zu uns genommen, oder nehmen wir Medikamente ein, kann der Urin in seiner Konsistenz konzentriert sein. Das hindert uns jedoch nicht daran, Amaroli trotzdem anzuwenden. Wenn nötig, kann man allerdings die Menge begrenzen oder mit Wasser verdünnen.

Es ist nicht empfehlenswert, den Urin außer mit Wasser mit irgendwelchen anderen Getränken oder Nahrung zu mischen, weil dies die Wirkung verringern kann. Idealerweise praktiziert man Amaroli bei nüchternem Magen, deshalb ist der Morgen die beste Zeit. Wir sollten mindestens 15 Minuten warten, bevor wir nach Amaroli etwas essen.

Solange der Mund während Amaroli noch mit dem Urin benässt ist, noch bevor wir irgendein Wasser trinken, wirken einige tiefe Atemzüge mit der aromatischen Essenz durch den Mund lindernd und heilend auf die Lungen. Denke daran, dass das Fruchtwasser im Schoß der Frau hauptsächlich aus Urin besteht. So haben wir unser Leben vor der Geburt begonnen, indem wir (auch in unseren Lungen) Amaroli praktizierten. Das Inhalieren dieser aromatischen Essenz ist also nicht schädlich – ganz im Gegenteil: Es tut den Lungen sogar sehr gut.

Das Üben von Selbstabstimmung ist Teil von Amaroli. Übertreiben wir es mit dem Amaroli, können Symptome auftreten, die denen beim Übertreiben jeder anderen Yoga-Übung sehr ähnlich sind: Aufgrund von zu viel Reinigung im Inneren auf einmal kommen zu viele Unreinheiten heraus.

Fühlen wir bei der Anwendung von Amaroli irgendeine Unannehmlichkeit, dann wissen wir, dass wir kürzer treten sollten, bis die Dinge wieder ins Lot gekommen sind. Wir machen die Übungen nicht auf einem solchen Niveau, dass sie Unbehagen hervorrufen. Amaroli unterscheidet sich da nicht von den anderen Yoga-Übungen. Stellt sich also ein ganzes Glas als zu große Dosis heraus, dann versuche es mit einem halben. Ist das zu viel, dann miss die Dosis nach Schlucken ab und probiere solange, bis du die richtige Dosis für dich gefunden hast. Das kann für die eine Person sehr wenig sein, für die andere sehr viel. Jeder ist verschieden. Du kannst die richtige Dosis für dich nicht ermitteln, ohne dass du zur Tat schreitest.n

Beim ganzen Yoga ist das Finden eines Ausgleichs zwischen den täglichen Übungen und unseren täglichen Aktivitäten ein wichtiger Teil des Prozesses. Sind wir einmal eine Zeit lang auf dem Yoga-Pfad, werden wir aus dem Inneren recht geleitet. Sei diesbezüglich flexibel.

Erweiterung der subtilen Biologie zur Erleichterung von innerer Stille
Haben wir einmal Amaroli für einige Wochen angewandt, bemerken wir vielleicht, dass da etwas passiert. Irgendwie fühlen wir uns innerlich stärker – als ob einige schwache Räume tief in unserm Inneren ausgefüllt worden sind. Innerlich robust ist ein Ausdruck, der dazu in den Sinn kommt.

Vielleicht haben wir die schwachen Stellen im Inneren zuvor gar nicht bemerkt, doch wir fühlen, dass da etwas ausgefüllt wurde. Dass wir uns gesünder fühlen, ist ein Nebeneffekt, den man gar nicht erwähnen braucht – ja, auf jeden Fall gesünder. Doch da ist noch etwas anderes, etwas das über das Gefühl der Stärke hinausgeht: Von der täglichen Amaroli-Praxis wird ein stabiles Körperbewusstsein initiiert. Des Weiteren fühlen wir noch, wie unsere Bewusstheit stabiler wird.

Ein Weg, sich das verständlich zu machen, ist die Vorstellung, dass unser Körper und unser Nervensystem ein Vehikel unseres Bewusstseins sind. Stärken wir die Eigenschaften unseres Körpers und Nervensystems auf der feinsten Ebene des physisch Körperlichen, auf der zellulären Ebene, stellen wir fest, dass wir in einem stärkeren und verlässlicheren Vehikel für unser Bewusstsein, im Gefühl für unser Selbst leben. Dies hat eine unmittelbare Wirkung auf unsere Fähigkeit, bleibende innere Stille beizubehalten.

Setzen wir uns dann zu unseren Übungen hin, ist diese allmähliche Veränderung, die in uns aufgrund der Anwendung von Amaroli hervorgerufen wird, ebenfalls merklich. Die Qualität unserer inneren Stille bei der Meditation vertieft und erweitert sich. Die ekstatischen Energien, die wir mit der Wirbelsäulenatmung und verwandten Übungen kultivieren, werden lebhafter und leuchtend. All diese Dinge werden durch die Hinzunahme von Amaroli zu unserer täglichen Routine um einige Grade nach oben korrigiert. Und das wird mit der Zeit sogar noch besser, wie du weißt. Wie beim ganzen Rest unseres Yoga sind die Wirkungen von Amaroli kumulativ. Wir machen die Erfahrung, dass sie im Laufe der Monate und Jahre unserer täglichen Übung immer tiefer gehen.

Was sind die Voraussetzungen, dass sich die Erleuchtung in einem menschlichen Wesen ereignen kann? Wir haben oft gesagt, dass dies eine fundamentale Transformation im Zustand unseres Nervensystems und dem allgemeinen neurobiologischen Funktionieren in unserem Inneren ist. Mit anderen Worten ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Erleuchtung das Anheben des inneren Funktionierens im menschlichen Körper auf ein viel höheres Niveau. Dadurch wird das Vehikel unseres Bewusstseins zu außerordentlichen Ausdrucksweisen der uns innewohnenden göttlichen Möglichkeiten fähig. Diesen Wandel hervorzubringen, ist das Ziel des Yoga. Wir arbeiten systematisch mit unserem Verstand, unserem Körper, unseren Emotionen, unserem Atem und unserer Sexualität, diese Transformation zu erreichen.

Mit Amaroli verbessern wir auch die chemische Zusammensetzung unseres Körpers auf der feinsten Ebene, der der Atome und Moleküle. Dadurch wird eine physiologische Basis gelegt, die sich förderlich auf unsere Betätigung mit allen anderen Yoga-Übungen auswirkt, die uns auf der Straße zur Erleuchtung nach vorne treiben. Das ist die Rolle von Amaroli. Wir erfreuen uns der Vorteile unserer Yoga-Übungen im täglichen Leben auf jedem Schritt entlang des Wegs. Das ist auch der Grund, warum wir mit Yoga-Übungen aktiv werden, nicht unbedingt wegen der Erfahrungen während der Übungen selbst, sondern vielmehr wegen der Ergebnisse, die wir in unserem täglichen Leben sehen.

Amaroli ist ein wichtiger Aspekt des Yoga. Doch es macht nicht den ganzen Yoga aus. Die Wirkungen von Amaroli werden enorm durch die Kombination mit einer täglichen Routine bestehend aus tiefer Meditation, dem Pranayama der Wirbelsäulenatmung und anderen Yoga-Methoden verstärkt. In gleicher Weise erhöht Amaroli die Wirksamkeit der anderen Yoga-Übungen. Es ist die ausgeglichene Integration von Übungen, die die größte Verbesserung in allen Lebensbereichen hervorbringt – körperlich, mental, emotional und spirituell.

Jeder von uns sehnt sich nach dem Wundermittel, d.h. irgendetwas, von dem wir hoffen (und glauben) dass es für uns alle Probleme löst. Einige konzentrieren sich sehr stark auf eine Sache, im Glauben das Wundermittel darin zu finden. Später müssen sie dann feststellen, dass sie dabei dessen verlustig gehen, was ein breiterer Ansatz der Selbst-Verbesserung und spirituellen Entwicklung hervorbringen kann. Das soll nicht heißen, dass diejenigen, die sehr stark auf Amaroli bauen, nicht richtig liegen, wenn sie diese Übung mit Hingabe verfolgen. Es soll nur heißen, dass man auch andere Übungen berücksichtigen sollte, die, wenn sie in eine gut abgestimmte tägliche Routine integriert sind, die Ergebnisse insgesamt verbessern können.

Zusätzliche Aspekte von Amaroli
Wir alle tendieren dazu, einzelne spirituelle Übungen nur im Licht der dazugehörigen Eigenschaften, Bestandteile und Wirkungen zu sehen. Amaroli bildet dabei keine Ausnahme, besonders da man es außerhalb der täglichen Yoga Stellungen und sitzenden Übungen ausführt. Tatsächlich kann Amaroli aber eine tief greifende Wirkung auf unsere gesamten spirituellen Übungen vermitteln, weil Amaroli unsere innere Stärke und Integration in den feinen Reichen des physischen Körpers kultiviert. Amaroli kann auch zusätzliche positive Wirkungen in Beziehung zu anderen Übungen und den damit verbundenen inneren Dynamiken haben, wie auch bei Vermeidung und Heilung von Krankheiten.

Hier wollen wir vier Gebiete von Wechselbeziehungen betrachten, wo die Urintherapie eine wichtige Rolle spielen kann: beim Fasten, bei Heilkompressen und bei Nasenwaschungen. In Tantra-Lektion T63 diskutieren wir die Beziehung zwischen Amaroli und dem natürlichen Vajroli (ansteigende Sexual-Energie).

Amaroli beim Fasten
Wie wir in Lektion 310 ausgeführt haben, kann ein gelegentliches mäßiges Fasten eine nützliche zu innerer Reinigung und Heilung führende Übung sein. Beim Fasten kann unser Körper eine Pause vom Verdauen einlegen und so auf natürliche Weise seine ganze Energie für unsere Reinigung aufwenden. Führt man Amaroli im Rahmen einer Fastenperiode aus, können die Wirkungen von Reinigung und Säuberung in hohem Maß erweitert werden.

Wie viel Amaroli und wie viel Fasten soll es sein?
Gut, es ist nicht empfehlenswert, diese beiden Übungen zu beginnen und sie gleich zusammen auszuführen. Es ist besser, erst einmal Erfahrungen mit einer allein zu sammeln, bis man damit eine gute Stabilität und Ergebnisse erzielt, bevor man die andere hinzunimmt.

Haben wir z.B. monatlich einmal ein 24-Stundenfasten durchgehalten und fühlen wir uns dann bereit, es während unseres Fastens auch noch mit mehr Reinigung aufzunehmen, dann könnten wir natürlich versuchen, die Fastenzeit auf 48 Stunden auszudehnen. Das ist eine mögliche Herangehensweise. Ein anderer Ansatz wäre, die Fastendauer gleichzulassen und nur Amaroli hinzuzunehmen.
Haben wir Amaroli bereits während unserer regulären täglichen Routine geübt, können wir versuchen, die Amaroli-Übung während des Fastens von einmal am Tag auf zweimal oder sogar dreimal am Tag zu erhöhen. Natürlich würden wir dann weiterhin Wasser als normalen Bestandteil unseres Fastens zu uns nehmen, um gut mit Flüssigkeit versorgt zu bleiben. Neben dem Urinieren gibt der Körper Wasser durch das Atmen, Schwitzen und den Verdauungstrakt ab.

Für was immer wir uns bei einer Amaroli-Fasten-Kombination entscheiden, wir sollten unsere Übung gut selbstabstimmen (falls nötig zurückschrauben), wenn die Unannehmlichkeiten zu stark werden. Wir können nur ein bestimmtes Maß an Reinigung in einer gegebenen Zeitperiode verarbeiten, deshalb stimmen wir dementsprechend alles ab, damit unser Fortschritt nicht nur gut, sondern auch angenehm und gefahrlos ist.

Sind wir ernsthaft krank, können sich aus der Kombination von Fasten mit Amaroli bemerkenswerte Heilerfolge ergeben, besonders wenn die Fastenperiode länger und die Amaroli-Dosen größer sind. Allerdings ist es ratsam, im Falle einer schweren Erkrankung neben dem hier vorgestellten konservativen Ansatz, die Amaroli-Fasten-Kombination unter Aufsicht eines erfahrenen Therapeuten und mit Konsultation eines Arztes durchzuführen.

Urinkompressen für Wunden und Hautkrankheiten.
Die äußerliche Anwendung von Urin auf Wunden und Hautkrankheiten zur Unterstützung von Heilungsprozessen ist eine uralte Praxis. Auch wenn das heutzutage nicht mehr viel genutzt wird, wenden es immer noch jene an, an die das alte Wissen weitergegeben wurde und die sich der Vorteile ausreichend bewusst sind. Eine äußerliche Anwendung von Urin ist am wirkungsvollsten in Kombination mit Amaroli (dem Trinken von Urin). Das sorgt für die breiteste Abdeckung im Körper. Wendet man Amaroli täglich an, kann man eine äußerliche Anwendung als eine unterstützende Methode ansehen.

Man kann den Urin in eine betroffene Stelle einmassieren und danach eine in Urin getränkte Kompresse anbringen. Dabei sollte man nur frischen Urin verwenden, vorzugsweise vom Patienten selbst und die Kompressen sollten alle 8 Stunden oder häufiger gewechselt werden.

Viele werden eine Abneigung vor der äußerlichen Anwendung von Urin empfinden. Wie bei Amaroli selbst wird man sehr wahrscheinlich feststellen, dass die Vorteile, die die äußerliche Anwendung von Urin mit sich bringt, die Bedenken in den Schatten stellen. Ein Stigma kann die guten Ergebnisse von etwas nicht lange übertönen. Jeder kann selbst entscheiden, wenn er erst einmal die positiven Wirkungen zu Gesicht bekommen hat.

Werden bei Bedarf Urinkompressen während eines Amaroli-Fastens hinzugenommen, wird die maximale Heilwirkung erzielt. Doch bei jeder Anwendung einer natürlichen Heilmethode sollte auch ein Arzt konsultiert werden, um sicherzustellen, dass man sowohl alten als auch neuen Methoden genügend Rechnung trägt.

Natürlich hat eine äußerliche Anwendung von Urin auf Wunden und Hautkrankheiten kaum Einfluss auf unsere spirituelle Entwicklung, außer dass sie für die Vorbedingung guter Gesundheit sorgt. Doch dieser Grund reicht bereits aus, warum wir eine Anwendung von Amaroli in Betracht ziehen sollten. Wir brauchen unsere Gesundheit, damit wir uns im Yoga aktiv betätigen können.

Verwendung von Urin bei der Nasenwaschung
Die Verwendung von Urin bei der Nasenwaschung nennt man Mutra Neti, im Gegensatz zu Jala Neti (vgl. Lektion 313). Diese Anwendung ist genauso uralt. Trotzdem ist es eine unkonventionelle Übung, deren Kehrseite die Vorteile oft überwiegen kann. Als tägliche Übung wird sie nicht empfohlen, außer über kürzere Zeitperioden, wenn der innere Drang danach stark ist oder möglicherweise in Fällen, in denen ein außerordentlicher Bedarf für Reinigung und Heilung in den Nasengängen bzw. Nasennebenhöhlen vorhanden ist. Sollte eine Erkrankung vorliegen, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, um für die Behandlung von jeder ernsthaften Erkrankung auch das Optimum aus dem Angebot der modernen Medizin zur Verfügung zu haben.

Genauso wie bei Jala Neti ist der Salzgehalt der wichtigste Bestimmungsfaktor dafür, wie angenehm sich Mutra Neti anfühlt. Zu viel Salz, wie das bei Meerwasser und meist bei Urin der Fall ist, kann zu Unannehmlichkeit führen.Eine Verdünnung des Urins mit Wasser verringert den Salzgehalt, falls dies nötig ist. Das kann eine verzwickte Angelegenheit sein, weil sich der Salzgehalt des Urins von Tag zu Tag ändert.

Falls wir Mutra Neti praktizieren wollen, jedoch von der Konzentration oder dem Geruch abgehalten werden, ist es gut, mit nur ein paar Tropfen in unserer Neti-Lösung zu beginnen. Etwas zusätzliches Salz ist dann vielleicht nötig, um das richtige Gleichgewicht für Behaglichkeit herzustellen. Sind wir einmal mit der Übung vertraut, kann der Uringehalt erhöht und gleichzeitig die Hinzugabe von Salz verringert werden, so in der Art. Für jeden existiert eine eigene ideale Salzkonzentration, die sich angenehm in den Nasengängen und Nasennebenhöhlen anfühlt.

Der Rest dieser Nasenwaschung ist identisch mit der Beschreibung aus Lektion 313. Füge mehr oder weniger Urin oder auch gar keinen Urin hinzu, so wie es deinem aktuellen Bedarf entspricht. Die meisten werden darauf verzichten und das ist in Ordnung so. Nur einige wenige werden das wohl überhaupt versuchen wollen. Unsere Erleuchtung hängt davon nicht ab.

Der wichtigste Einsatz von Amaroli ist die tägliche morgendliche Einnahme von Urin. Das ist eine einfache und angenehme Übung, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat und die positiven Ergebnisse für die meisten Menschen erkennbar sind. Genauso bietet das tägliche Jala Neti (die Nasenwaschung) mit dem normalen salzigen Wasser in den Zeiten, in denen wir es entsprechend unserer Intuition brauchen, den Löwenanteil der Vorteile aus dieser Übung.

Wir machen Yoga Übungen, weil sie mit größter Effektivität positive Ergebnisse hervorbringen.

Die extremeren Elemente der Übungen, auf die sich manchmal enthusiastische Aspiranten stürzen, haben keine so große Bedeutung im Gesamtbild, weil sie nicht für lange Zeit aufrecht erhalten werden können. Das sollten sie auch nicht. Die Übungen, die wir als Teil unserer normalen täglichen Routine in ausgeglichener Weise locker und leicht praktizieren, bringen uns stetig in Richtung des aufkommenden Zustands der bleibenden inneren Stille, ekstatischer Glückseligkeit und ausfließender göttlicher Liebe vorwärts.

Wir werden erkennen, dass dies für uns funktioniert, wenn wir merken, wie die praktischen Ergebnisse der Transformation Tag für Tag in unseren täglichen Aktivitäten aufsteigen.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nächstes Seminar

Newsletter – Lektionen ins Postfach

Bücher des FYÜ-Verlags

Archive

Kategorien

Aktuelle Videos

Wird geladen...