Lektion 314 – Basti – Reinigung des Dickdarms

Es wird behauptet, dass viele Krankheiten durch die Reinigung des Dickdarms, d.h. mit Einläufen, geheilt werden können. Deshalb wird diese Praxis auch immer bekannter, was sich darin manifestiert, dass mancherorts bereits Kliniken zur Reinigung des Dickdarms eröffnet werden. Wie bei so vielen anderen Dingen im Yoga kann eine mäßige Praxis dieser Übung für unseren spirituellen Fortschritt und unsere Gesundheit sehr hilfreich sein. Dagegen kann eine Obsession für eine Übung auf Kosten von allem anderen kontraproduktiv sein. Diese Warnung sei vorausgeschickt, bevor wir die Dickdarmreinigung (eine Shatkarma-Übung mit der Bezeichnung Basti) diskutieren.

Der Dickdarm ist der Teil der Eingeweide, der vom Blinddarm im unteren rechten Bauch nach oben (aufsteigend) verläuft, dann oberhalb des Nabels (querend von rechts nach links) und auf der linken Seite des Bauches zurück nach unten (absteigend) zum Mastdarm und Anus.

Basti ist ein einfacher Einlauf mit warmem Wasser mittels einer Gravitationstasche, einem Schlauch mit einer Klammer und einem Ansatzstück, das in den Anus passt. Eine Einlauftasche kann man in jedem Drogeriegeschäft kaufen.

Man kann lauwarmes Wasser aus der Leitung nutzen, wenn es frei von Bakterien ist. Ist das nicht verfügbar, nutze in Flaschen abgefülltes Wasser. Man gibt kein Salz dazu. Den Beutel hängt man rund einen Meter über den Anus und während man entweder über eine Toilette nach vorne gelehnt ist oder auf der linken Seite am Boden liegt, füllt man den Dickdarm vorsichtig mit ungefähr einem Liter Wasser (oder weniger). Besonders Frauen sollten darauf achten, dass kein Wasser vom Anus zur Harnröhre hinüberläuft und so möglicherweise den Harnleiter infiziert. Warte ein paar Minuten, bevor du das Wasser wieder ausscheidest. Man kann ein bisschen leichtes Nauli (siehe Lektion 129) anwenden, wenn man auf der Toilette vor oder während der Entleerung des Dickdarms sitzt. Diese einfache und schnelle Vorgehensweise wird für eine gute Dickdarmsäuberung sorgen.

Für spirituelle Zwecke kann man Basti jeden Morgen zusammen mit Jala Neti, der Nasenwaschung, vor dem Bad/der Dusche und den sitzenden Übungen machen. Dies ist allerdings keine Routine für jene, die mit der Yoga Praxis erst anfangen. Auch fortgeschritten Übende, die die ekstatische Leitfähigkeit bereits gut herangebildet haben, brauchen diese Anwendungen nicht zu bemühen. Die Shatkarmas sind für spirituelle Zwecke vor allem in den mittleren Stadien der Kultivierung ekstatischer Leitfähigkeit nützlich, im Zusammenspiel mit einer vollen Yoga Routine.

Wenn man will, kann man Basti aus gesundheitlichen Gründen zur besseren Entspannung in stressigen Zeiten, bei Verstopfung und anderen Verdauungsproblemen einsetzen.

Kann Basti zu einer Gewohnheit werden, von der wir nicht lassen können, so dass wir von Einläufen zur Säuberung unserer Eingeweide abhängig werden? Nicht notwendigerweise. Basti kann man für spirituelle Zwecke täglich für eine lange Zeit einsetzen, um damit die Yoga Routine für die Erweckung ekstatischer Leitfähigkeit zu unterstützen. Ist dann einmal die ekstatische Leitfähigkeit stark und selbsterhaltend, kann man Basti absetzen, um es danach nur noch gelegentlich anzuwenden.

Bei den vielen Veränderungen im neurologischen Funktionieren, die beim Fortschritt im Yoga auftreten, wird eine regelmäßige Entleerung zum Bestandteil der allgemeinen ekstatischen Neurobiologie. Doch um dorthin zu gelangen, ist ein Übergang (mit einer ganzen Reihe von Übungen) erforderlich. Die säubernden Shatkarmas, Basti eingeschlossen, sind Teil dieser Übergangsphase.

Es hat also keine Eile, mit Basti – und allgemein mit Shatkarmas – zu beginnen, wenn wir neu auf dem Yoga Pfad sind. Es ist viel besser, sich erst einmal die Gewohnheit anzueignen, tief zu meditieren, durch die Wirbelsäule zu atmen und andere Praktiken regelmäßig zu üben. Dann werden die Shatkarmas da sein, wenn wir sie brauchen. Wir werden auf Grundlage unserer eigenen inneren Neigungen wissen, wann es Zeit ist, sie aufzunehmen, genauso wie wir wissen, wann und wie wir unsere Ernährungsweise ändern sollen, wenn einmal die innere Entwicklung fortschreitet.

Andererseits können wir zu jeder Zeit durch die Anwendung von Basti gesundheitlich profitieren. Dies kann ein anderes Motiv sein Basti – wie auch alle anderen Shatkarmas – einzusetzen. Jeder ist verschieden und hat andere Bedürfnisse. Nur Besessenheit ist niemals das richtige Motiv, irgendeine Yoga Technik zu beginnen oder sie sogar zu übertreiben.

Natürlich will niemand für immer von Basti für seine Ausscheidungen abhängig werden. Nutzt man es hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen, dann werden ein bis zweimal die Woche ausreichend sein. Bewegen sich die inneren Energien (Kundalini), dann wird uns unsere aufkommende Bhakti wissen lassen, wann es Zeit ist, mehr Basti und andere Shatkarmas einzusetzen. Zeitweise kann es täglich sein, dann später, wenden wir es vielleicht überhaupt nicht mehr an.

In dieser Erörterung geht es uns vor allem um Basti als spirituelle Übung. Viele nutzen Basti vielleicht auch aus gesundheitlichen Gründen. Wir haben hier eine grundlegende Form von Basti vorgestellt, die von jedem zu Hause ausgeführt werden kann. Nutzt man Basti aus gesundheitlichen Gründen, gibt es da verschiedene Variationen. Im Rahmen eines Klinikaufenthalts können die Einläufe aufwändiger sein und unter Aufsicht und Anleitung geschehen. Bei Kräutereinläufen werden verschiedene Präparate hinzugegeben – entweder zum Einlaufwasser oder man nimmt diese im Vorlauf oral ein. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Basti-/Einlaufvariationen.

Für unsere Zwecke im Yoga ist eine stabile Routine von Übungen der wirkungsvollste Ansatz während der Wochen und Monate auf unserem Pfad, wenn Basti gebraucht wird.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nächstes Seminar

Newsletter – Lektionen ins Postfach

Bücher des FYÜ-Verlags

Archive

Kategorien

Aktuelle Videos

Wird geladen...