Lektion 253 – Eine Bücherliste mit einem kurzen historischen Abriss über die Verbreitung von Yoga im Westen

Der Drang nach dem Studium spiritueller Literatur ist uns allen angeboren. Sobald wir einmal mit täglicher tiefer Meditation beginnen, gewinnt dieser Drang an Stärke – manchmal außerordentlich. Warum ist dies so?

Es hängt mit all dem zusammen, was wir im Laufe dieser FYÜ-Lektionen erfahren und diskutiert haben. Auch nur ein kleines bisschen Reinigung und Öffnung in unserem Nervensystem setzt einen Strom göttlichen Lichts aus unserem Inneren frei. Sobald dies geschieht, beginnen wir, das In-Verbindung-Stehen des Yoga zu fühlen. Plötzlich werden wir bewusster. Haben wir meditiert, bemerken wir, wie unser Verlangen, heilige Schriften und spirituelle Bücher zu lesen, wächst. Wir wollen mehr wissen. Dann wollen wir mehr Übungen machen: Pranayama der Wirbelsäulenatmung, Asanas, Mudras, Bandhas, Samyama und so weiter.

Der stärker werdende Wunsch, spirituelle Schriften zu studieren, findet sich im zweiten Yoga-Glied, in den Niyamas. Du wirst dich daran erinnern, dass wir uns (wie in Lektion 149 ausgeführt) hauptsächlich auf die Meditation, auf Pranayama und andere Übungen aus dem Wurzelbereich des achtgliedrigen Yoga-Baums stützen, um Yama (was man nicht tun soll) und Niyama (was man tun soll) zu stimulieren. Yamas und Niyamas sind die Verhaltensmaßregeln und moralischen Vorgaben, wie man sie in jeder Religion vorfindet. Das Studium spiritueller Schriften steckt in „Svadhyaya“, eines der 5 Niyamas. Das spirituelle Studium ist in Wirklichkeit das Studium des SELBST, unser göttliches SELBST. Dies ist die eigentliche Bedeutung des Wortes Svadhyaya. Je weiter die Reinigung und Öffnung unseres Nervensystems gedeiht, desto mehr erkennen wir die heiligen Schriften als verlängerten Arm des Wissens, das auch in unserem Inneren an die Oberfläche blubbert. Wir erkennen den Sinn spiritueller Schriften immer mehr, weil wir uns in ihnen spiegeln. Am Ende brauchen wir dann gar keine Bücher mehr, weil wir selbst zu „dem Buch“ werden und das göttliche Wissen unseres göttlichen SELBST jederzeit direkt in und um uns auslesen. Bis wir dieses Stadium erreichen, kommen Bücher aus Papier (und heutzutage auch in Form von Ebooks, Videos oder Tondokumenten) sehr gelegen. Gott sei Dank haben sich also die großen Weisen und Lehrer im Laufe der Jahrhunderte die Zeit genommen, ihre Erfahrungen und Methoden niederzuschreiben.

Die letzten paar Wochen habe ich die Bibliothek hier durchforstet und eine Bücherliste zusammengestellt. Am Ende kamen fast 500 Titel zusammen. Du weißt also jetzt, wo ich in letzter Zeit war – oben in meinem dritten Auge in heiligen Büchern! Die englische Bücherliste findest du hier: [Die deutsche Bücherliste, zu der du eigene Titel hinzufügen kannst, findest du hier.und im Menü der FYÜ Webseite unter LINKS .> Bücherliste)].

Wie es in der Einleitung zur Bücherliste heißt, wird nicht empfohlen, diese gesamte Liste von Büchern durchzulesen. Das Lesen von 500 Büchern ist keine Voraussetzung für die Erleuchtung. Mit unmittelbarer Unterweisung, inspirierter täglicher Praxis und ein bisschen gesundem Menschenverstand kann man diese mit sehr wenigen Büchern erreichen. Wir stellen auch alle ganz unterschiedliche Ansprüche an ein Buch und haben verschiedene Interessen. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, eine große Liste zusammenzustellen, die für fast jeden etwas bereithält. Es ist eine Quellensammlung vergleichbar mit der übrigen FYÜ-Link-Abteilung, in der man ebenfalls eine ganze Menge spiritueller Literatur findet. Die Bücherliste kannst du immer durchstöbern, wenn dir der Sinn nach inspirierenden und nützlichen Informationen mit Bezug auf den von dir gewählten Pfad steht. Von den einzelnen Titeln führen Links zu Amazon oder anderen Adressen im Internet, wo du für bestimmte Titel auch weitere Informationen und verwandte Titel finden kannst. So ist die Bücherliste mit ihren vielen Links eine Art spirituelle Bibliothek – eine umfangreiche Quellensammlung. Die Liste ist nicht allumfassend und soll auch nicht alles aufführen, was es gibt. Es sind in Wirklichkeit nur ein paar Tropfen im großen Eimer der gesamten existierenden spirituellen Literatur. Wenn du die Links der Bücherliste weiterverfolgst, stößt du auf sehr viel mehr Titel. Die FYÜ-Liste kann ein Ausgangspunkt für neue Entdeckungen beim Lesen spiritueller Bücher sein – wenn das gerade das ist, was dein Weg von dir verlangt. Sollte das nicht der Fall sein, dann fahre einfach nur mit deiner täglichen Praxis fort. Wie schon erwähnt, bist letztendlich du selbst „der Haken“, der dich bei der Stange hält.


Yoga im Westen
Die Bücherliste hat noch einen anderen Nutzen. Es ist eine Bilanz über die englischen [und auch deutschen] Übersetzungen und Schriften zur östlichen Philosophie und zu spirituellen Methoden. Sie bildet eine Skizze des Weges, wie sich Yoga in den letzten 150 Jahren oder so im Westen verbreitet hat. Wie sich das alles zugetragen hat, ist faszinierend. Diese Entwicklung haben wir schon einmal etwas unter die Lupe genommen: in Lektion 93 „Zeitenwende“. Hier wollen wir das noch mit mehr Details aufpäppeln und uns dabei an der Bücherliste orientieren.

Mitte des 19. Jh. befand sich Indien unter britischer Kolonialherrschaft. Damals trat Yoga seine Wanderschaft in den Westen an. Englische Übersetzungen der Bhagavad Gita, einiger der wichtigsten Upanishaden und anderer heiliger Schriften fanden ihren Weg in die Hände westlicher Denker wie Ralph Waldo Emerson, Henry David Thoreau und andere. Obwohl praktische Übungen nicht Teil dieser Übermittlung waren, waren diese Intellektuellen philosophisch tief berührt. Die östlichen Schriften spielten eine Schlüsselrolle beim Aufkommen des „Transzendentalismus“ in Neu-England während dieser Zeit. Ihnen wurde klar, dass es etwas außerhalb der Reichweite der Sinne gibt, und dass dies die Quelle der sichtbaren äußeren Welt ist. Die Transzendentalisten entschlossen sich, von dieser Ebene der „Überseele“ (wie Emerson es nannte) aus zu leben. Er sprach vom reinen Glückseligkeitsbewusstsein, dem, was alle Existenz belebt. Aus ihrer Sicht war ein einfacheres und ethischeres Leben, in engerer Anbindung an die Natur zu erstreben und dies spiegelt sich in den inspirierten Schriften dieser Zeit wider.

Um 1875 wurde in New York City eine Vereinigung namens„Theosophische Gesellschaft“ gegründet, die sich die Enträtselung der okkulten Geheimnisse auf die Fahnen geschrieben hatte. Zu dieser Zeit meinte man mit dem Wort „okkult“ einfach das, was man mit den anderen Sinnen nicht sehen konnte. Spiritistische Sitzungen und das Übernatürliche waren damals schwer in Mode und die Theosophie machte sich dieses öffentliche Interesse zunutze und führte es noch sehr viel weiter. Gegründet von Helena Blavatsky und William Judge, sowie von Annie Besant nach der Jahrhundertwende weitergeführt, spielte die theosophische Gesellschaft die Vorreiterrolle beim Öffnen der Tore zur östlichen Philosophie. Blavatsky, Judge, Besant, Charles Leadbeater, Arthur Powell und andere brillierten darin, in ihren Schriften kurze Einblicke in das innere Leben, in die inneren Welten, die Entwicklung des Bewusstseins und göttlicher Möglichkeiten der Menschheit zu geben. Du findest diese auf der Bücherliste unter der Kategorie Theosophie.

Was aber wichtiger ist: Die Theosophische Gesellschaft errichtete bald ihr Hauptquartier in der Nähe von Madras in Indien und stellte Kontakte zu fortgeschrittenen Yogis her. Diese gaben in direkten Begegnungen und durch Briefe Unterweisungen. So wurde die theosophische Gesellschaft bereits früh zu einem Kanal für yogisches Wissen in den Westen – hauptsächlich durch ihre Schriften. Bis heute ist sie dieser Rolle treu geblieben, seit Ende des 19. Jahrhunderts hat sie Hunderte von Büchern veröffentlicht. Viele dieser Bücher sind einfache Übersetzungen von indischen Heiligen Schriften. Trotzdem hat sich die Theosophische Gesellschaft kaum über das rein Philosophische hinausgewagt und hat auch nie die effektive Erweiterung des westlichen Bewusstseins von der Philosophie bzw. Theorie zur direkten Beteiligung am Prozess der menschlichen spirituellen Transformation mittels eines organisierten Systems von Yoga Übungen betrieben. Diese Aufgabe haben andere übernommen.

Die Theosophische Gesellschaft tat sich auch darin hervor, dass sie J. Krishnamurti fand und versuchte ihn in die Rolle eines „Weltenlehrers“ zu erhöhen, obwohl er am Ende sowohl die Patenschaft als auch den Titel zurückwies und stattdessen seine eigene Basis in den USA einrichtete, von wo aus er von den 1920er Jahren bis zu seinem Tod in den 80ern auf Vortragsreisen ging und Bücher schrieb. Seine Bücher sind zahlreich. Die meisten davon wurden aus Vortragsmitschriften zusammengesetzt. Er lehnte die Annahme eines Guru-Status ab, genauso wie er jede Form des strukturierten Übens ablehnte, was dazu führte, dass er manchmal „Tu-nichts“-Guru (vgl. Lektion 84) genannt wurde. Nichtsdestotrotz übte er auf den Westen einen überwältigenden Einfluss aus. Man kann sagen, dass er der erste Lehrer für Nicht-Dualität (Advaita-Vedanta) war, der in den Westen gekommen ist, obwohl er ohne Zweifel auch diese Auszeichnung zurückgewiesen hätte.

In der Zwischenzeit kam es im späten 19. und frühen 20. Jh. zwischen fortgeschrittenen indischen Yogis und ihren britischen Unterdrückern zunehmend zu Kontakten. Besonders tat sich dabei ein kolonialer Justizbeamter, Sir John Woodroffe, hervor, der sich eingehend mit dem damals obskuren Tantra-Kult beschäftigte. Unter dem Pseudonym „Arthur Avalon“ schrieb er ein Dutzend Bücher zur Tantra-Philosophie und -Praxis. Woodroffes Bücher sind so gründlich und klar, dass sie eine Wiederbelebung von Tantra in Indien auslösten. In seinem bedeutendsten Werk, „Die Schlangenkraft“, aus dem Jahre 1919, kann man mehr als in jedem anderen englischsprachigen Buch aus dieser Zeit über Einzelheiten der Yoga-Methoden, zu Tantra und zur Kundalini-Erweckung lesen. Auch heute ist es Yogis und Yoginis immer noch eine nützliche Quelle, im Westen wie im Osten.

Obwohl einige gute erste Schriften sowohl vor als auch nach der Jahrhundertwende erschienen, war es nötig, dass Yogis in Fleisch und Blut in den Westen kamen, damit dort Yoga tief Wurzeln schlagen konnte. Und so kamen sie auch …

Ramakrishna ist einer der größten indischen Weisen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er hat demonstriert, wie ein Mensch sowohl mit östlichen wie mit westlichen Methoden die Erleuchtung erlangen kann. Es heißt, er sei einer der größten Bhakti-Yogis, die jemals gelebt haben. Aufgrund seiner intensiven Hingabe an das Göttliche entfloss ihm der ganze Rest des Yoga wie einer Quelle. Ramakrishna starb 1886. Doch sein engster Schüler, Swami Vivekananda, kam mehrere Jahre danach zum Weltparlament der Religionen des Jahres 1893 nach Chicago. Er wurde augenblicklich zur Sensation und verbrachte die nächsten sieben Jahre in den USA und Europa, hielt Vorträge und reiste umher. Vivekanandas Arbeit hatte zum Ergebnis, dass eine weltweite Organisation, die „Vedanta Gesellschaft“, und in Indien eine andere namens „Ramakrishna Orden“ entstanden. Doch Vivekananda erlebte deren Gedeihen nicht mehr. Er verschied 1902. Jahrzehnte später wurden seine Essays und Vorträge in Form einer Reihe populärer Bücher veröffentlicht – darunter auch Bücher zu den Hauptzweigen des Yoga – Karma, Bhakti, Jnana und Raja, welche man auch in der Bücherliste findet. Neben ihrer Rolle als weltweite religiöse Organisation mit Einrichtungen und Praktizierenden übernahm die Vedanta Gesellschaft eine ähnliche Aufgabe wie die Theosophische Gesellschaft und veröffentlichte östliche Literatur. Dabei kam ihr größere Autorität zu, da sie von Schülern Ramakrishnas und Vivekanandas gegründet wurde. Zu einigen der berühmten Bücher über den Vedanta gehören Schriften aus der Feder von Swami Prabhavananda und Christopher Isherwood zur Bhagavad Gita, den Upanishaden, zu Shankara, Patanjalis Yoga Sutren, Jesus und anderen aus den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Doch wie schon die Theosophische Gesellschaft, hat die Vedanta Gesellschaft nur wenig dazu beigetragen, beim durchschnittlichen Westler echte Yoga-Übungen bekannt zu machen. Diese Aufgabe fiel anderen zu, die gewillt waren, den Schleier der Geheimhaltung, der das Wissen über die Yoga-Übungen Jahrhunderte lang umgab, zu durchtrennen.

Sir John Woodroffe trug mit seinem Buch „Schlangenkraft“ aus dem Jahr 1919 viel dazu bei, das Wissen etwas mehr unter die Leute zu bringen. Allerdings gab es im Westen auch schon davor einige Schriften zu direkten Yoga Übungen. Im ersten Jahrzehnt des 20sten Jahrhunderts erschien eine Serie von Büchern unter dem Namen „Yogi Ramacharaka“. Diese Bücher entstammten der Zusammenarbeit eines Amerikaners, William Atkinson, und eines Yogi, Baba Bharata, der 1893 ebenfalls beim Welt Parlament der Religionen in Chicago gesprochen hatte. Um wen es sich bei Baba Bharata genau handelte, ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass er ein Schüler eines indischen Yogi namens Ramacharaka war, der in Süd-Afrika lebte. Wie dem auch immer sei: Die Bücher wurden geschrieben und sie enthalten mehr Einzelheiten zu Yoga-Übungen als alle früheren Veröffentlichungen im Westen (Vivekanandas Bücher kamen erst Jahrzehnte später heraus). Ramacharakas Buch „Die Wissenschaft des Atmens“ ist besonders wichtig und auch heute noch eine gute Einführung in das Pranayama. Seine „Die Wissenschaft der Yogi. Die Philosophie der Yogi.“, „Jnana Yoga – Ein Kurs im Yoga des Wissens“ und andere Bücher sind ebenso inspirierend.

Um die Wende zum Zwanzigsten Jahrhundert gab es also zwei Yogis, die in Amerika deutliche Spuren hinterließen, und Vivekananda ging auch nach Europa. In Europa hatte die östliche Weisheit großen Einfluss auf den besonderen intellektuellen Stil mehrerer beachtenswerter europäischer spiritueller Lehrer des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, darunter Rudolf Steiner (ein ehemaliger Theosoph), GI Gurdjieff und PD Ouspensky. In späteren Jahren kamen die Yoga-Systeme der Inder sowohl über Amerika als auch direkt von Indien nach Europa.

1920 konnte der Westen dann den ersten Yoga-Meister begrüßen, der lange Zeit blieb – Paramahansa Yogananda, ein Vertreter der Kriya-Yoga-Linie. Bis zu seinem Tode im Jahre 1952 lebte er über 30 Jahre in den USA und errichtete sein Mutterzentrum in Los Angeles. Er reiste ungemein viel in Amerika und auch Europa herum und initiierte überall Schüler in die Methoden des Kriya-Yoga. Yogananda war eine kraftvolle, spirituelle Persönlichkeit und hinterließ bei den Tausenden, denen er begegnete, einen bleibenden Eindruck. Durch sein berühmtes Buch „Die Autobiographie eines Yogi“, das 1946 erschien, öffnet er auch heute noch Millionen Suchenden die Tore zu ihrer eigenen Spiritualität.

Das Jahr 1958 war Zeuge des Anlandens eines weiteren großen Yogi in Los Angeles: Maharishi Mahesh Yogi. Zehn Jahre später, nachdem sich ihm die Beatles und andere westliche Berühmtheiten angeschlossen hatten, wurde Maharishis Lehre von der Transzendentalen Meditation zu einem weltweiten Phänomen. Maharishi verdanken Millionen, dass sie täglich ihren Weg in die innere Stille finden. Er gründete Seminarhäuser, Universitäten und zahlreiche andere Organisationen und Institutionen weltweit und das baut alles auf dem Fundament der Einfachheit und Kraft reinen Glückseligkeitsbewusstseins, der stillen Quelle in uns allen auf. In den 80er Jahren hob Maharishi im Westen Ayurveda (das auf Yoga basierende indische Medizinsystem) aus der Taufe, wodurch weitere Millionen entscheidende Impulse für ihr Leben erhielten. Deepak Chopra und andere, die daran arbeiten ayurvedische und yogische Methoden in der breiten Masse der westlichen Gesellschaft bekannt zu machen, wurden unter Maharishi groß. Sein bahnbrechendes Buch „Die Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens“, 1963 erstmals veröffentlicht, ist ein Klassiker.

Vor allem dank der Bemühungen der „drei Großen“, die direkt aus Indien kamen, um zu lehren, d.h. Vivekandna, Yogananda und Maharishi, erlebte der Westen seit den 1960er Jahren eine richtiggehende Explosion von Yoga. Sicherlich gab es bis dahin andere Lehrer und Linien yogischen Wissens und Hunderte sind seit den 1960ern aufgekommen, weil mehr und mehr indische Yogis und Lehrer Bücher auf Englisch schrieben und/oder selbst in den Westen kamen. Es ist nicht möglich in diesem kurzen Abriss zu diesen allen etwas zu sagen. Allerdings sollten wir den einen oder anderen, der durch seine Aktivitäten und/oder Schriften eine wichtige Rolle dabei spielte, den strebsamen Übenden aus dem Westen das Wissen über die Yoga-Methoden zugänglicher zu machen, doch erwähnen:

Pierre Bernard: Ein extravaganter amerikanischer Hatha Yogi und Tantriker, der in den 1920er und 30er Jahren einen populären Ashram in der Nähe von New York City betrieb, zog viele der Reichen und Berühmten dieser Zeit an. Die Presse gab ihm den Namen „Das große OOM“. Noch heute spürt man seine frühe Einflussnahme auf die verwestlichten Hatha- und Tantra-Lehren. Er war der Schüler eines wenig bekannten indischen Yogi, Sylvais Hamati. Seine Lebensgeschichte ist ein einem 2010 erschienenen Buch „The Great OOM: The Improbable Birth of Yoga in America“ dokumentiert.

Swami Satyananda: Ein führender Schüler des großen Swami Sivananda aus Indien, Gründer der Bihar School of Yoga. Seine Bücher gehören zu denen, die die tiefsten Einblicke in Übungen zu Yoga, Tantra, Kriya und Kundalini gewähren. Sein berühmtestes Buch ist „Kundalini Tantra“, das 1984 veröffentlicht wurde.

Swami Rama: Ein ehemaliger Shankaracharya (eine hohe religiöse Stellung in Indien) und eine Art Sonderling kam 1971 in die USA und demonstrierte unter wissenschaftlichen Bedingungen „übernatürliche“ Fähigkeiten. Später gründete er in Pennsylvania das Himalayan Institute und unterrichtete viele Schüler. Er schrieb einige der besten Yogabücher, die jemals erschienen sind, und leistete einen großen Beitrag zur Yoga-Literatur. Er schrieb so viele wichtige Bücher, dass ich gar nicht anzufangen brauche, sie hier aufzulisten.[Einige tauchen jedoch in der englischen Bücherliste auf]. Zu meinen Favoriten gehören seine spirituelle Autobiographie „Unter Meistern im Himalaya“ und sein moderner Klassiker zu Kundalini Tantra Yoga „Der Weg des Feuers und des Lichts„.

Ramana Maharshi und Nisargadatta Maharaj – sind zwei Advaita-Vedante-Riesen des 20. Jahrhunderts, die aber nicht miteinander in Verbindung standen. Obwohl sie Indien niemals verlassen haben, beeinflussten die beiden das westliche Denken und die Praxis der Selbstanalyse zur nicht-dualistischen Natur der Existenz stark. Ramana wurde im frühen 20. Jahrhundert von einem britischen Journalisten, Paul Brunton, „entdeckt“ und dem Westen in seinem berühmten Buch „A Search in Secret India.“ (der deutsche Titel könnte sein: „Von Yogis, Magiern und Fakiren. Begegnungen in Indien“). Viele der Vorträge von Ramana Maharshi sind in Buchform zugänglich. Nisargadatta wurde im späten 20. Jahrhundert durch sein großes Buch zur Selbstanalyse: „Ich bin Das“ berühmt und durch die Babyboomer, die sich ihm in Indien zu Füßen setzten und ihn berühmt machten.

BKS Iyengar ist vielleicht der größte (sicherlich jedoch der unermüdlichste) Hatha-Yogi des 20. Jhs. Sein 1965 erschienenes Buch „Licht auf Yoga“ ist immer noch ein führendes Lehrbuch für Hatha-Yoga-Praktizierende überall auf der Welt.

Swami Sivananda: Dieser Arzt, der zu einem Yogi wurde, war einer der produktivsten Schriftsteller zum Yoga, den es je gab. Er hat mehrere hundert Bücher geschrieben. Unglücklicherweise sind im Westen davon nur einige wenige erhältlich. Einige davon findet man auch zum kostenlosen Online-Lesen auf den Seiten von Yoga Vidya, einer deutschen Yoga Bewegung in der Nachfolge der Divine Live Society, die Sivananda 1936 gründete. Obwohl er im Westen immer noch relativ wenig bekannt ist, hat Swami Sivananda den Aufstieg des Yoga auf dem ganzen Globus sehr stark beeinflusst.

Swami Narayananda: Ein anderer führender Schüler von Sivananda, der in den Westen reiste und aufschlussreiche Bücher zu Yoga-Übungen schrieb. Dazu gehören: „Die Urkraft im Menschen oder die Kundalini Shakti“ und „Das Geheimnis von Prana, Pranayama und Yoga-Asansa“.

Gopi Krishna: Obwohl dieser gewöhnliche Inder, wie er sich selbst nannte, keinen großen Beitrag in Form von fortgeschrittenen Yoga-Übungen leistete, hat er sicherlich mit der Dokumentation seines haarsträubenden Wegs einer viele Jahre dauernden Kundalini-Erweckung einen bleibenden Eindruck auf uns gemacht. Er schrieb zu diesem Thema mehrere Bücher und mehrere weitere wurden von anderen über ihn geschrieben. Eines der bekanntesten ist „Kundalini: Erweckung der geistigen Kraft im Menschen“, das 1967 veröffentlicht wurde. Da wir gerade beim Thema der haarsträubenden Kundalini-Erfahrungen sind, kann ich gleich Lee Sannellas „Kundalini-Erfahrung und die neuen Wissenschaften“ erwähnen. Das ist eine Studie von Kundalini Fallgeschichten aus dem Jahre 1976. Heute wissen wir viel mehr über Kundalini, als wir damals wussten. Inzwischen kann man die meisten der unangenehmen Kundalini-Erfahrungen, die man bei Gopi Krishna und anderen nachlesen kann, vermeiden, ohne dafür seinen Fortschritt zu opfern. Tatsächlich kann der Fortschritt sogar viel schneller sein – und das ohne die übermäßigen Symptome, weil wir uns nicht ständig mit falsch geleiteten Energien herumschlagen müssen. In diesem Fall haben wir die populäre Maxime „Kein Schmerz, kein Gewinn“ auf den Kopf gestellt, so dass sie nun lautet: „Weniger Schmerz, mehr Gewinn“.

Osho (früher als Rajneesh bekannt) – hat sich selbst als„spirituell inkorrekter Mystiker“ bezeichnet. Er hat in den 1970ern die Dinge im Westen wirklich etwas aufgemischt und uns in die Prinzipien und Praktiken des Tantra eingeführt. Er hatte zu allem etwas zu sagen und hat auch den langen vor-orgasmischen Sex empfohlen. Seine Anhänger wurden ein bisschen verrückt, was ihn schließlich dazu trieb, sich aus Oregon nach Pune in Indien zurückzuziehen, wo er 1990 verstarb. Seine Lehren blühen in Pune noch immer und seinen Einfluss spüren viele auf dem ganzen Globus auch heute noch mittels seiner Schriften. Sein Aushängeschild ist „Das Buch der Geheimnisse“, ein umfassender Kommentar zu einer 4000 Jahre alten Vigyan Bhairava Schrift, in der es um so ziemlich alles geht, was es im Yoga und Tantra aus der Perspektive von Übungen gibt. Falls du am Vigyan Bhairava (auch unter dem Titel 112 Übungen bekannt) interessiert bist: Es gibt dazu zwei Versionen auf der Bücherliste: „Zen Fleisch Zen Knochen“ von Paul Reps und „Vijnanabhairava oder Göttliches Bewusstsein“ von Jaideva Singh. Man findet das Vigyan Bhairava mit den 112 Zentrierungsübungen auch hier unter dem FYÜ-Menüpunkt »Wege zu Gott«. Osho schaffte es, 1000 Seiten mit der Kommentierung dieser kurzen Schrift zu füllen. Es ist der Aufmerksamkeit wert.

Swami Muktananda ist ein anderer Yogi, der in den 1970ern in die USA kam und mit seinem „Shaktipat“-Ansatz zum Yoga einen großen Eindruck machte. Eine Berührung oder ein Blick und du würdest mit Kundalini entflammt sein – und garantiert erleuchtet. Wie einfach! Gut, da gehörte noch etwas mehr dazu als dies, und Muktananda bot als Folgeprogramm für die anfängliche Erweckung auch Yoga-Übungen zum Gebrauch danach an. Sein bekanntestes Buch ist seine spirituelle Autobiographie „Das Spiel des Bewusstseins“, das 1974 veröffentlicht wurde und einen faszinierenden Bericht über den Erleuchtungsprozess gibt.

Norman Paulsen: Eines der wenigen Bücher, das im Detail auf die Methode des Kriya Yoga (das Pranayama der Wirbelsäulenatmung) eingeht, ist sein im Jahre 2000 erschienenes „Sacred Science“. Norman Paulsen war ein direkter Schüler von Paramahansa Yogananda. Das oben erwähnte Buch „Kundalini Tantra“ von Satyananda befasst sich ebenfalls mit den Details der Wirbelsäulen-(Kriya-)Atmung, obwohl dies eine andere Art ist, die aus der Sivananda-Tradition stammt.

Die aufgezählten Yogis oder Autoren gehören zu den wichtigsten, die den Aufstieg des Yoga im Westen beeinflusst haben und noch heute beeinflussen. Weitere Autoren finden sich auf der Bücherliste. Es gibt noch viele andere, die nicht auf der Bücherliste stehen, und sicherlich werde ich von einigen von euch dazu etwas hören. Wie schon betont, erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Du kannst dich gerne mit anderen Büchern, die zusätzliches Wissen über die Methoden der menschlichen spirituellen Transformation bereitstellen, an mich wenden

Wir sollten auch die wichtigsten indischen heiligen Schriften ansprechen, die auf der Bücherliste stehen. Von einigen gibt es verschiedene Versionen. Verschiedene Autoren/Übersetzter/Kommentatoren sind daneben aufgelistet.

Bhagavad Gita – Maharishi, Sivananda, Paramahansa Yogananda

Upanishaden

Patanjali Yoga Sutren – Sukadev Bretz

Hatha Yoga Pradipika – Svatmaramaonline

Gheranda Samhita

Vigyan Bhairava

Naradas Bhakti Sutras

Sandilya Bhakti Sutras

Avadhuta Gita

Astavakra Samhita

Siva Sutras – Singh

Viel mehr englische Übersetzungen indischer heiliger Schriften finden sich in der AYP- Link Senction (engl.) unter „Yoga Texte“ und „Yoga Sutren“.

Auf der Bücherliste wirst du feststellen, dass es noch mehr Kategorien nach der Haupaufstellung von Yoga und Tantra-Büchern gibt. Diese decken in einer sehr begrenzten Form den Rest der Traditionen aus aller Welt wie auch einige spezialisierte Bereiche ab. Vom Standpunkt der Inspiration und Übungspraxis sind als einige der wichtigsten Autoren in diesen zusätzlichen Kategorien zu erwähnen:

Buddhismus – Evans-Wentz

Taosimus – Chang, Chia

Judaismus/Christentum – Steiner, Paramahansa Yogananda, Prabhavananda

Westliche Mystik – Buber, St. John, St. Theresa

Islam/Sufismus – Paramahansa Yogananda, Rumi, Kabir, Tagore/Kabir

Schamanismus – Castaneda, Harner, Ruiz

Gechannelte Lehren – Kurs in Wundern

Biographien – Muktananda, Murphet/Sai Baba, Nikhilananda/Vivekananda, Rama, Swami RamdasParamahansa Yogananda

Mythologie und inspirierende Geschichten – Bach, Brunton, Campbell, Hesse, Spalding.

Gesundheit – Die Anonymen Alkoholiker, Yogananda, Morrison, Ornish, Shelton, Sannella, Van Der Kroon, Christy

Sexologie – Chang, Chia, Osho (Das Buch der Geheimnisse), Van Lysebeth

Tod und Wiedergeburt – Kubler-Ross, Levine, Moody, Pinpoche, Westberg

Andere – Carnegie, Peale, Huston Smith

Diese zusätzlichen Inputs in den Prozess des Yoga, helfen diesen zu bereichern und dies bisweilen auf entscheidende Weise. Zum Beispiel wären die Prinzipien und Methoden des tantrischen Sex viel schwieriger zu verstehen, wenn wir nicht die klare und pragmatische Sichtweise hätten, die die Taoisten ans Licht der Welt bringen. Yoga ist ein unglaubliches System, das dem Menschen hilft, sein Nervensystem dem vollen spirituellen Potenzial aufzuschließen. Allerdings gibt es Yoga schon seit so vielen Jahrhunderten, dass es ein wenig fragmentiert worden ist und hier und dort ein paar Löcher besitzt. Indem man die verschiedenen indischen Traditionen nebeneinanderstellen und dazu noch die Sichtweisen von Traditionen aus anderen Weltteilen hinzunehmen, beginnt sich das ganze Bild in kristalliner Klarheit vor uns aufzubauen. Daraus ergibt sich, dass wir in unserem Nervensystem synergetische Möglichkeiten zur Reinigung und Öffnung erfahren, die wir uns zuvor nicht hätten vorstellen können. Wie in den FYÜ-Lektionen schon mehr als einmal betont,, ist der Beweis für den Pudding das Essen“. Mit einer guten wissenschaftlichen Methode, die uns die Ursachen und Wirkungen bei der Integration der effektivsten Yoga-Übungen genau bestimmen lässt, können wir den Pudding genau richtig zubereiten.

Die Fortgeschrittenen Yoga Übungen sind ein Versuch, für diese alle unter dem Aspekt der Übungen einen gemeinsamen Nenner zu finden, sodass jeder täglich an seinem Prozess der menschlichen spirituellen Transformation arbeiten kann. Die spirituellen Bewegungen des späten 19ten und des frühen 20sten Jahrhunderts haben eine gute Arbeit geleistet, den philosophischen Aspekt der menschlichen spirituellen Evolution zu beleuchten und der Welt zu diesem Thema eine gute Erziehung angedeihen zu lassen. Das war eine Art Vorbereitung. Seit etwa der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde klar, dass wir uns über die Philosophie hinaus hin zur direkten Erfahrung der göttlichen Transformation bewegen müssen. Der nächste Schritt ist, den Fokus auf die Übungen zu legen, die uns stetig nach Hause vorwärtstreiben zur andauernden inneren Stille, ekstatischen Glückseligkeit und ausstrahlenden göttlichen Liebe. Die Bücherliste untermauert diesen Trend des Übergangs von der Philosophie bzw. Theorie hin zu direkten Übungen klar, weil die späteren Schriften mehr und mehr praxisorientiert sind. Die FYÜ-Bücherr reihen sich in diesen Trend zur unmittelbaren Fokussierung auf Übungen ein – zur Reinigung und Öffnung des menschlichen Nervensystems, damit dieses die unendliche Quelle von göttlichem Bewusstsein in uns anzapfen kann.

Jedes menschliche Wesen hat die Bestimmung, erleuchtet zu werden – allerdings nicht ohne Eigenbeteiligung. Die Integration von Yoga-Methoden in eine leicht auszuführende Routine von täglichen Übungen ist ein anhaltender Prozess, der sich immer weiter entwickelt. Die Fortgeschrittenen Yoga Übungen sind eine weitere Stufe auf dem Weg, eine ideale Integration von Übungen zu finden. Heutzutage kann nur wenig Zweifel darüber bestehen, dass wir uns als Gattung weiterentwickeln und auf eine höhere Stufe der Evolution zustreben. Auf unserem Weg durch diese Transformation wird die Welt illuminiert. Dies ist eine spannende Zeit!

Ich hoffe, dir ist die FYÜ-Bücherliste ein nützliches Hilfsmittel bei deiner Reise auf dem von dir gewählten Weg. Viel Spaß.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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