Lektion 386 – Praktizieren in einer Gruppe

Frage: Welche Vorteile hat es, in einer Gruppe zu praktizieren? Über die Jahre war ich bei vielen „spirituellen Zusammenkünften“ dabei und meistens hatte ich da ein Gefühl der Teilhabe an einer Gemeinschaft und Energie. Doch niemals habe ich wirklich verstanden, was das genau war. Kannst du das etwas erklären?


Antwort: Es gibt da den alten Spruch aus der Bibel: „Wenn da mehrere in meinem Namen versammelt sind, dann bin ich mitten unter ihnen.“ Das braucht man nicht als sektiererische religiöse Aussage anzusehen. Jede Art von spiritueller Zusammenkunft oder Zusammenkunft zu einem höheren Zweck wird eine wahrnehmbare wohltuende Wirkung bei den Teilnehmern hervorrufen, selbst bei jenen, die bei dem Treffen nicht körperlich anwesend sind. Dies ist ein klarer Hinweis auf unsere innere Verbundenheit im Geiste. Das ist vergleichbar mit der natürlichen Verbundenheit aller Yoga-Glieder in jedem Menschen. Wird eines der Glieder erweckt, dann werden dadurch alle anderen Glieder stimuliert und wir merken das. Genauso wird jeder in einer Gruppe in größerem Ausmaß erbaut, wenn die Gruppe von Individuen gemeinschaftlich spirituelle Übungen praktiziert und das wirkt sich in ähnlicher Weise auf jeden in der Nachbarschaft und darüber hinaus aus.

Dies wurde in allen spirituellen Traditionen auf dem gesamten Globus seit Beginn der menschlichen Zivilisation anerkannt. Tatsächlich sind die positiven Auswirkungen des erhebenden Gruppenbewusstseins zu einem großen Teil verantwortlich für die menschliche Zivilisation. Wo so ein gegenseitiger Auftrieb in Zusammenarbeit fehlte, war Unzivilisiertheit das Ergebnis. Wir nehmen alle Teil an einer Reise. Und die zugrundeliegende Dynamik dieser Reise ist unsere Evolution als Gattung hin zu höheren Stufen des Bewusstseins. Natürlich nimmt jeder für sich selbst daran teil. Doch dies ändert nichts an der Tatsache, dass unser individueller Fortschritt unauslöschlich mit dem Ganzen verknüpft ist. Tatsächlich ist er der Ganze und umgekehrt. Von Zeit zu Zeit haben wir bereits betont: „Das EINE ist die vielen und die vielen sind das EINE.“ Deshalb ist alles, was wir tun können, um das Gruppenbewusstsein zu erhöhen, dass wir bestrebt sind, sowohl uns selbst, als auch dem gemeinsamen Schicksal der gesamten Menschheit zu nutzen.


Geht es um spirituelle Evolution, wissen wir, dass wir unseren individuellen Fortschritt durch das tägliche Praktizieren effektiver Übungen zu Hause beschleunigen können. Führen wir kraftvolle Übungen wie die tiefe Meditation in eine Gruppenzusammenkunft ein, kann das die Ergebnisse verstärken und weit über den materiellen Ort der Gruppe hinaus ausstrahlen. Im Zeitalter des Internets stellen wir jedoch auch fest, dass Gruppen von Meditierenden, die weit voneinander entfernt leben und über die gesamte Welt verstreut sind, eine ähnliche Wirkung hervorrufen können, wenn die Meditationszeit mit der Absicht des „Praktizierens in der Gruppe“ koordiniert wird. Man kann sogar argumentieren, dass die Wirkung, die davon ausgeht, größer ist, als bei einer Gruppe, die sich nur an einem Ort befindet, weil sich eine große Anzahl von Menschen überall gleichzeitig beteiligen kann. Das geschieht auch schon ganz automatisch, weil sich Übende in vielen Ländern zweimal am Tag zuhause hinsetzen, morgens und abends. Das sind Wellen von kultiviertem reinen Glückseligkeitsbewusstsein, das der Uhr folgend alle 24 Stunden die Welt umreist.


Unabhängig davon, wie die Gruppenübungen ablaufen, kann kein Zweifel darüber bestehen, dass die regelmäßige Teilnahme an einer Gruppenmeditation jedem von uns gut tut wie auch der Weltgemeinschaft insgesamt. Der positive Einfluss von bleibender innerer Stille, die in der tiefen Meditation kultiviert wird, berührt jeden überall. Die Wirkungen daraus summieren sich mit der Zeit auf. Ob wir also täglich zuhause meditieren, gelegentlich an einer Gruppenmeditation oder an einer weltweiten Internetgruppe teilnehmen oder alles davon, die Wirkungen werden weitreichend sein. 


Einige Einzelheiten zu Gruppenmeditationen wurden bereits ganz früh in Lektion 37 behandelt. Damals ging es vor allem um örtliche Zusammenkünfte und ich schlage vor, dass du diese Lektion noch einmal durchliest. Dort sind die verschiedenen Aspekte der Gruppenmeditation aufgeführt. Ganz wichtig zu wissen ist, dass du, falls du keine FYÜ-Meditations-Gruppe in deiner Nähe findest, ganz leicht selbst eine in die Welt setzen kannst. Es gibt dazu auch Hilfe. Dies wird im englischen FYÜ-Forum diskutiert. 


Seit den frühen Tagen der Fortgeschrittenen Yoga Übungen hat es ständig Entwicklungen in der wachsenden Gemeinschaft der Übenden gegeben, die zu vielen vorteilhaften Verfeinerungen bei Übungen und Erfahrungen führten. In dieser Angelegenheit verbessern wir uns kollektiv. Damit einhergehend hat sich auch die globale Gruppenübungssitzung entwickelt, die über das Internet mit vielen Teilnehmern durchgeführt wird. Diese finden jedes Wochenende mehrfach statt und beinhalten die tiefe Meditation und Samyama. 


Samyama ist eine systematische Übung, bei der Absichten in der Form von besonderen Worten und Sätzen (Sutras) in die Stille losgelassen werden. Dies führt zu positiven Einflüssen, die aus dem Inneren des allgegenwärtigen reinen Glückseligkeitsbewusstseins (vgl. Lektion 150) nach außen fließen. Damit wird unsere innere Reinigung und Öffnung beschleunigt und das ruft ebenso reinigende Wirkungen in unserer Umgebung hervor, sowohl in der Nähe als auch in großer Entfernung – und zwar augenblicklich. Wir nennen diesen Einfluss, der aus der Samyama Übung herrührt: Stille im Handeln. Traditionellerweise werden diese Wirkungen im Yoga Siddhis genannt. 


Gruppen-Samyama kann man durchführen, wenn es ein gemeinsames Motiv gibt, das Übende der tiefen Meditation veranlasst, sich zu vereinigen. Wenn z.B. ein Freund krank ist, kann man seinen Namen bei Gruppen-Samyama-Übungen einbringen, und wohltuende Heilenergie wird automatisch ihren Weg finden. Ist genügend Offenheit da, diese zu empfangen, können die Ergebnisse erstaunlich sein. 


Zum allgemeinen Nutzen aller kann man die Kern-Samyama-Übung (unsere Standard Liste von Sutras) unmittelbar nach der Gruppenmeditation durchführen. Daran kann man ein beliebiges zielorientiertes Samyama, auf das sich die Gruppe einigt, anschließen. Beim globalen Gruppenmeditationsprogramm der Fortgeschrittenen Yoga Übungen wird wöchentlich in koordinierter Weise das zielgerichtete Samyama für die Unterstützung von Heilprozessen durch viele Praktizierende auf der ganzen Welt eingesetzt. Informationen zu diesem Programm, das allen offen steht, findet man (auf Englisch) hier:


Eine andere Form der Gruppenübung bietet das Retreat, in dem sich Übende für einige Tage oder Wochen von den üblichen täglichen Aktivitäten und Verantwortlichkeiten zurückziehen und sich versammeln, um sich in ein beschleunigtes Programm von Übung zu vertiefen. Grundlegende Richtlinien zu Retreats werden in der nächsten Lektion behandelt.


Für jene, die danach streben, ihre Inspiration und ihr Wissen zu erweitern, andere zu unterstützen und ihren spirituellen Fortschritt jenseits der täglichen Übungen zu Hause zu verbessern, können strukturierte Meditationen und Retreats sehr hilfreich sein.


Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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