Lektion 403 – Die Frage ohne Antwort

Es erreichen mich ständig Fragen. Suchende wollen wissen, welche Übungen sie nutzen sollten. Oft stellen sie Fragen zu Übungen, die nicht einmal zum Grundlagensystem der Fortgeschrittenen Yoga Übungen gehören. Sie wollen wissen, wie man Methoden aus verschiedenen Quellen kombiniert, sie wollen etwas zu wilden Kundalini-Erfahrungen wissen, oder warum sie nicht mehr Erfahrungen machen. Sie wollen wissen, ob sie mit Yoga eine Krankheit heilen können, ob Yoga ihnen helfen wird, einen Partner zu finden oder die Miete zu zahlen. Und viele wollen wissen, wann sie erleuchtet werden, falls sie mit spirituellen Übungen beginnen. Es gibt so viele Dinge, zu denen man Fragen stellen kann. Und wir liefen dazu immer die Antworten.


Doch, weißt du, am Ende, nachdem alles gesagt und getan worden ist, läuft alles auf die eine Frage hinaus, die keine Antwort kennt: Wer oder was bin ich?!


Keine Antwort? Aber sind wir nicht reines Glückseligkeitsbewusstsein, das EINE, das LEERE, das TAO und alles von dem? Sicherlich, das ist die Antwort. Doch in Wirklichkeit ist das nicht die Antwort. Das ist ein Gedankengebäude, eine Vorstellung. Es ist nicht das Ding selbst. Das Wer oder Was, das wir sind, stammt nicht aus der Ebene des Verstands. Es geht über den Verstand hinaus. Es ist der unendliche Ozean, in dem der Verstand schwimmt und woraus der Verstand ständig versucht, eine feste Vorstellung zu bilden. Er versucht, das zu einem festen Körper zu machen, was flüssig, unsichtbar und ohne Attribute ist. Der Verstand ist der sprichwörtliche Fisch, der das Wasser nicht sehen kann, in dem er schwimmt.


Wir sagen, unsere wahre Natur sei glückselig, bewusst und absolut. Doch ist es immer noch etwas von diesen Dingen, wenn der Körper nicht mehr funktioniert? Werden wir in dieser Erdensphäre (oder in irgendeiner anderen Sphäre) von der Essenz dessen, wer oder was wir sind, geküsst, kann es sein, dass wir diese Attribute erfahren, uns begeistert damit auseinandersetzen und etwas Befriedigung erhalten. Doch sind keine dieser Erfahrungen die Antwort, denn sie gehen alle vorüber. Aber etwas anderes tut das nicht. Und was ist das?


Obwohl es zur Frage: „Wer oder was bin ich?“, keine Antwort geben kann, können wir erkennen, dass wir DAS sind, dass wir DAS werden, ganz einfach, indem wir die Notwendigkeit zu wissen loslassen. Sobald wir das Herz und den Verstand hingeben, sind wir unverfälscht DAS. Dies ist keine Antwort. Es ist ein Zustand. Eine Nicht-Erfahrung der Bin-Heit, die dem inneren und äußeren Lärm unseres Lebens zugrunde liegt. Wir können darüber nur auf eine entfernte Weise sprechen.


Dann, irgendwie, magisch, mysteriös ist die Bin-Heit in der Lage, sich im Inneren und durch uns zu bewegen und sich auf dieser Erdensphäre als Liebe auszudrücken. Wir mögen fragen: „Wie geschieht das?“ Es gibt auch zu dieser Frage keine Antwort. Wir können die Bedingungen herstellen, damit es durch tägliche spirituelle Übung geschieht, doch wir können nicht sagen, wie es geschieht oder warum es so ist. Es geht über den rationalen Verstand hinaus. Aus diesem Grund bezeichnen wir es als „göttlich“. Das erklärt alles, gleichzeitig aber auch nichts. Wir können jedoch an das glauben, was ist, auch wenn wir es nicht erklären können. So war es schon immer mit den Menschen. Wenn wir nicht Bescheid wissen, dann bezeichnen wir es als „Gott“ oder als etwas, das das Unbekannte verbildlicht und unsere Ehrfurcht ihm gegenüber ausdrückt. Mit der Zeit erkennen wir, dass auch das Vorstellungen sind, die wir transzendieren, sobald wir zu der Realität werden, die sie versuchen zu beschreiben.


Der spirituelle Pfad wurde auch als „Rasierklinge“ bezeichnet. Das ist er auch, weil wir, um ihn zu bereisen, sowohl etwas tun müssen, als auch nichts tun müssen. Wir wenden Hilfsmittel an, die uns über das Tun hinausführen. Wir müssen etwas tun, um nichts zu tun, damit wir zum Mysterium (vgl. Lektion 84) werden. Wir versuchen, das zu werden, was jenseits von allem Denken und Tun liegt, was aber alles Denken und Tun vollbringt. Das ist ein Rätsel. Doch ist das kein Rätsel, das man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Denn das Ende von allem Leiden findet man in seiner Auflösung und auch eine endlose Quelle von Freude im Leben. Um das Rätsel zu lösen, müssen wir zu ihm werden. Um zu wissen, was nicht gewusst werden kann, müssen wir zum Unbekannten werden.


Wieder müssen wir betonen, dass es sich hier um kein Reich handelt, in dem der Verstand erfolgreich operieren kann. Der Verstand kann dieses Rätsel nicht lösen. Niemals in einer Million Jahren wird der Verstand darin triumphieren. Nur wenn man systematisch zur stillen inneren Wurzel des Verstandes vordringt, kann das Mysterium gelöst werden. Nur indem man zum Mysterium wird, kann das Mysterium gelöst werden.


Aus diesem Grund meditieren wir, weil uns die Meditation über den Versand hinaushebet, Stück für Stück jeden Tag weiter in die Stille. Am Ende werden wir uns als eine bleibende innere Stille erkennen. Das ist eine weitere Beschreibung von etwas, das keine Beschreibung kennt. Trotzdem, falls wir effektiv meditieren, werden wir allmählich zu DEM und ES bewegt sich in uns und durch uns. Wie wir wissen, können die Symptome dieser Bewegung ekstatisch und dramatisch sein. Und wir stellen all die Fragen dazu. Doch früher oder später sind wir wieder zurück bei der Frage, zu der es keine Antwort gibt: Wer oder was bin ich?!


Lassen wir diese Frage immer wieder in die Stille los, werden wir zu keiner Antwort finden, die den Verstand zufriedenstellen kann. Die Notwendigkeit für Vorstellungen wird ebenfalls losgelassen. Stück für Stück lassen wir den Verstand in die Stille los. Dann werden wir zur Antwort, ein Wissen im ewigen Unbekannten. Wir sind DIES. Dies ist die Befreiung von den Mühsalen des Lebens, selbst wenn wir mit einer Effektivität, die uns zuvor unbekannt war, vollkommen eingebunden bleiben in die täglichen Abläufe. Erleuchtung ist dann da, wenn wir wissen, dass wir DAS sind, das keine Existenz besitzt und was die ganze Existenz beseelt. Stille im Handeln.


Das sind nur mehr Worte. Denke darüber nicht zu viel nach. Denn das ist ein Umweg. Besser ist es, zu praktizieren und DAS zu werden. Dann werden wir zur Antwort auf die Frage, zu der es keine Antwort gibt.


Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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