Lektion T70 – Genitalien und Kundalini

Frage: Obwohl es für mich klar ist, dass Sex in meinen spirituellen Erfahrungen eine Rolle spielt, bin ich da etwas verwirrt. Ist Sex dasselbe wie Kundalini? Ist der Samen Kundalini? Sind die Genitalien die Quelle der Kundalini?

Antwort: Kundalini ist nichts Physisches. Es ist energetisch und das auf vielen Ebenen. Letztendlich ist sie transzendierend (vermählt mit der Stille). Gleichzeitig hat sie aber unzählige körperliche Entsprechungen sowohl bei den Übungen als auch bei den Erfahrungen.

Der Samen ist also nicht Kundalini. Vielmehr unterstützt er (und bei der Frau das Entsprechende, das seinen Ursprung am G-Punkt hat) die Neurobiologie der Kundalini, über die man mittels der Übungen experimentelle Klarheit erlangt. Diese Essenzen wandern durch den Körper nicht nach oben, ohne dass sie Veränderungen unterliegen. Vielmehr sind sie der Rohstoff für die allumfassende Neurobiologie der Erleuchtung.

Auch die Genitalien sind nicht der Ursprung der Kundalini. Der Ursprung der Kundalini liegt im riesigen Prana-Speicher in der Beckenregion. Die Genitalien befinden sich auf einer Seite davon. Der Rest der Neurobiologie liegt auf der der anderen Seite. Es gibt also diese Verbindung, den Prana-Speicher im Becken auf den sowohl der reproduktive Sex wie auch die spirituelle Evolution zurückgreifen. Die Energie-Dynamik kann man erfahren, indem man den ganzen Weg von einem Ende zum anderen geht. Aus diesem Grund kommt es zur gelegentlichen sexuellen Erregung, wenn man „nicht-sexuelle“ spirituelle Übungen wie die tiefe Meditation macht. Genauso kann es deshalb auch zu spirituellen Erfahrungen beim Sex (besonders bei tantrisch sexuellen Übungen) kommen.

Letztendlich ist aber die spirituelle Erfahrung von der erotischen Sinnlichkeit unabhängig und in einigen Fällen wird dies von Beginn an der Fall sein. Damit soll nicht gesagt sein, dass das alles auf die eine oder andere Art abläuft. Jeder erfährt seine Erweckung aufgrund einer Reihe von Faktoren. Nimmt man diese zusammen, dann kommt für jeden Übenden etwas sehr Individuelles heraus. Aus diesem Grund diskutieren wir eine weite Bandbreite von Übungen, die man auf eine Weise integrieren kann, dass es den Erfordernissen des Aspiranten genügt.

Fühlt man die Energie sich in den Genitalien bewegen, ist das erotisch. Fühlt man sie sich in der höheren Neurobiologie bewegen, ist das ekstatisch und das erfährt man auch als Fluss der göttlichen Liebe – ein Schmelzen des Herzens.

Die Mudras und Bandhas haben Einfluss auf die Erweckung der ekstatischen Leitfähigkeit des gesamten Körpers. Man kann sie anfangs aufgrund der zuvor erwähnten Verbindung mit der sexuellen Energie durch den Prana-Speicher in der Beckenregion mit einem erotischen Grundton erfahren. 

Pranayama, Kumbhaka, Asanas, Mudras, Bandhas und tantrische Sexual-Methoden (bei denen die Genitalien ins Spiel kommen), dienen alle der Kultivierung der höheren Manifestation pranischer Energie (Kundalini). Diese Energie hat ihren Ursprung in der Beckenregion. Keine dieser Übungen steht allein da. Der Schlüssel liegt in einer praktischen und effektiven Integration. Das Ganze der sich ergebenden Ursachen und Wirkungen ist viel größer als die Summe der verschiedenen Teile. Mit gut integrierten Übungen werden wir feststellen, wie das natürliche Vajroli aufsteigt (ständige Absorption der sexuellen Essenzen nach oben), und es zu Ganzkörper-Mudras und anderen Entwicklungen im gesamten Körper, die wir alle zusammen genommen „Nektar-Zyklus“ nennen, kommt (vgl. Lektion 304). Dies ist die Sicht der Fortgeschrittenen Yoga Übungen auf die ekstatische Neurobiologie, die der energetischen Evolution, die wir Kundalini nennen, zu Grunde liegt. Dadurch kommt es zu einer anhaltenden ekstatischen Ausstrahlung, die wir auch Ausströmen göttlicher Liebe, Stille im Handeln, das Aufkommen der Einheit, Nicht-Dualität usw nennen.

Nichts davon wird auf der energetischen/ekstatischen Seite weit führen, wenn man nicht gleichzeitig bleibende innere Stille kultiviert. Hierfür gibt es ebenfalls spezielle Übungen (tiefe Meditation, Samyama, usw.). All das kann man in eine relativ kurze zweimal tägliche Praxisroutine integrieren und kondensieren. Von dort können wir nach außen gehen und in Fülle leben. So wird die Erleuchtung allmählich in unser Leben gebacken. 

Obwohl dies alles konzeptionell und noch wichtiger experimentell zusammenpasst, wird niemand darum gebeten, irgendetwas davon auf Treu und Glauben anzunehmen. Übe und finde selbst heraus, was Sache ist.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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