Frage: Bei mir wurde im letzten Jahr die Prostata Drüse vollständig entfernt. Es war Krebs, doch es wurde alles beseitigt. Jetzt habe ich mit Hilfe von erektionssteigernden Medikamenten endlich wieder Erektionen. Meine Hauptfrage bezieht sich auf die Tatsache, dass ich beim Orgasmus keine Ejakulation mehr habe. Er ist trocken, weil da keine Prostata-Drüse mehr ist und Samen kann auch nicht nach oben kommen, weil die Samenleiter abgebunden sind. Wie funktioniert da die Erhaltung und Kultivierung sexueller Energie und wie passt das zu den Tantra-Übungen? Bewahre ich jetzt auf natürliche Weise die sexuelle Energie, weil nichts herauskommt, selbst wenn ich einen genitalen Orgasmus habe?

Seit der Operation hatte ich auch viele Probleme mit Urininkontinenz, Impotenz, Blasen- und Harnleiterschmerz usw. Hast du irgendwelche Vorschläge dazu, wie Yoga helfen kann, zu einem normaleren Zustand in diesem Bereich meines Körpers zurückzukehren?

Antwort: Das Sperma spielt beim tantrischen Sex keine wesentliche Rolle. Es sind Fälle dokumentiert, in denen Sterilisation keine wahrnehmbare Auswirkung auf die Erweckung ekstatischer Leitfähigkeit hatte. Ob die Prostataflüssigkeit eine Wirkung hat oder nicht, bleibt für die wissenschaftliche Forschung eine offene Frage. Das muss noch erforscht werden. Ich zweifle daran, dass das etwas verändert, weil die Energie immer noch im System ist. Betätigt man sich mit Yoga Übungen, wird die Energie ihren Weg dorthin finden, wo sie hingehen muss. Es gibt viele Menschen, deren Körper geschädigte (oder entfernte) Körperteile aufweist, die jedoch spirituell in keiner Weise beeinträchtigt sind. Wie in der vorhergehenden Lektion erwähnt (Lektion T74), kann eine spirituelle Entwicklung durch derartige Verluste sogar positiv beeinflusst werden, weil Bhakti (spiritueller Wunsch) an die Stelle treten und mehr tun kann. Spirituelle Entwicklung hat mehr mit Bhakti und der Kultivierung bleibender innerer Stille in tiefer Meditation zu tun als mit irgendetwas anderem. Alles andere geht daraus hervor, auch das natürliche Aufkommen der ekstatischen Komponenten. Unter dieser Voraussetzung solltest du in der Lage sein, wie jeder andere ekstatische Leitfähigkeit zu kultivieren.

Deshalb sehe ich keinen Grund, warum du mit der Rückhaltemethode keinen vororgasmischen Sex, zu welchem sexuellen Lebensstil du dich auch hingezogen fühlst, praktizieren können solltest. Genitaler Orgasmus ohne Ejakulation kann immer noch zu einem weniger dramatischen Energieverlust führen, wie er das bei Frauen tut. Vielleicht machst du dich dessen bewusst, wenn du tantrisch sexuelle Aktivitäten in Betracht ziehst. Die ekstatische Energie ist da und kann zur Unterstützung der spirituellen Reise erweckt werden. Die Brahmacharya-Wirkung, die Erhaltung und Kultivierung sexueller Energie, kann immer noch da sein.

Bezüglich langfristiger Heilung kannst du darauf vertrauen, dass die Zeit die Dinge allmählich wieder zurück ins Gleichgewicht bringen wird, wenn du nur deine Übungen und dein Leben selbstabstimmst. Stelle sicher, dass du locker an die Sache herangehst und nicht zu viel Druck machst. Die Zeit heilt. Offensichtlich solltest du, falls das notwendig ist, auch zusätzlich um professionellen medizinischen Rat nachsuchen.

Der Guru ist in dir.