Das allumfassende Bewusstsein des Meisters

Das allumfassende Bewusstsein des Meisters

[Das Beitragsbild zeigt Paramahansa Yogananda mit der späteren Daya Mata]

Der Meister hatte eine hohe Meinung von meinen Eltern. Obwohl mein Vater schon lange bevor ich den Meister getroffen hatte, gestorben war (30. Mai 1929), kannte er ihn durch seine Meditationen. Der Meister unterrichtete mich darüber, dass er ständig über die Devotees meditierte, um etwas aus ihrer Vergangenheit zu erfahren und sie so besser kennenzulernen. Er konnte alle metaphysischen Fragen beantworten, genauso wie solche zu anderen Themen wie z.B. Erziehung. Ein guter Freund des Meisters, Luther Burbank, ein berühmter amerikanischer Gartenbaukünstler, befragte ihn oft zu verschiedenen Methoden des Unterrichtens. Dies war ein Thema, von dem beide sehr angetan waren. Sie empfahlen, dass Kinder die Natur erleben sollten, und dass man ihre Individualität nicht unterdrücken sollte. Es ist nicht verwunderlich, dass Burbank sehr an der Schule des Meisters in Ranchi in Indien (Yogogda Satsanga) interessiert war.

Oft war ich einer der Devotees, die den Meister nach der Kirche begleiteten, wenn er sich mit kleinen Gruppen von Menschen aus ganz verschiedenen Lebensbereichen traf. In all den unterschiedlichen Themen, die bei diesen Diskussionen aufgeworfen wurden – Religion, Architektur, Reisen, Literatur, Wirtschaft, Politik usw., fühlte er sich behaglich und war darin bewandert.

Ich erinnere mich noch gern daran, wie wir zusammen hinausfuhren in unsere Orangen- und Avocadohaine. Wie ihm die Früchte schmeckten, die ihm meine Mutter anbot! Besonders mochte er die Queens, eine riesengroße Avocado-Sorte und er wollte einen Baum kaufen. Doch meine Mutter sagte, dass das nicht nötig sei; er würde so viele Früchte bekommen, so viele er brauchen könne.

Wenn ich mit dem Meister fuhr, hielten wir manchmal auf dem Weg an, stiegen aus dem Wagen und machten Yogaübungen. Dabei war ich anfangs verlegen, weil Glotzer immer gleich zur Stelle waren. Doch wie bei vielem im Leben gewöhnte ich mich daran. Gelegentlich machten wir auch zum Mittagessen an einer Raststätte Halt. Beim Servieren erkundigte sich der Meister manchmal bei den Kellnerinnen: „Darf ich fragen, in welche Kirche sie gehen?“ Was immer für eine Kirche genannte wurde, der Meister antwortete ausnahmslos: „Das ist schön, bleiben Sie dabei.“

Er fühlte, dass man der Kirche der eigenen Wahl angehören sollte. Er lehrte von der Bibel und der Bhagavad Gita und sagte, dass alle spirituellen Pfade zu demselben einen Gott führen. Die Einheit kann man in der Verschiedenheit finden. Tu das, was dich inspiriert, was deinen Horizont erweitert, was dein Bewusstsein hebt – ob das der Besuch eines Gottesdienstes, ein Spaziergang im Wald, eine gute Tat oder was immer ist. Jeder ist auf dem spirituellen Pfad, ob sie oder er sich dessen bewusst ist oder nicht. Sogar Alkoholiker oder Drogenabhängige, die sich zeitweise auf einem problematischen Umweg befinden, suchen Seelenfrieden, die Erfüllung ihres Herzenswunsches – all das findet man in Gott, dem eigenen höheren Selbst, der Seele. Das Königreich Gottes ist in deinem Inneren.“ (13) „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (14) „Sucher der Vereinigung mit Gott finden ihn in ihrem eigenen Herzen wohnen.“ (15)

Fußnoten:

13. Lukas 17:21.
14. Matthäus 6:33.
15. Bhagavad Gita, 15:11.

Über den Autor

Frau Dietz war eine Schülerin von Paramahansa Yogananda, die bei ihm im Ashram gelebt hat und nach Yognandas Mahasamadhi ihre Erinnerungen mit Yogananda in dem kleinen Werk "Danke Meister" festgehalten hat.

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