Lektion 263 – Das Geheimnis der yogischen Konzentration
Frage: Ich habe mich entschlossen, meine Verbindung herzustellen und mit Gott zu kommunizieren. Es scheint aber, dass es umso schwieriger wird, je mehr ich mich anstrenge.
Mein vornehmliches Bestreben zurzeit ist es, meine albernen Gedanken während meiner täglichen Meditationen abzustellen. Ich sage meinem Ego: „Ich werde dir wieder zuhören, sobald ich fertig bin“, oder: „Schon gut, ich bin immer noch hier und für dich da.“ Doch das hört nie auf. Ich schaffe es vielleicht, mich für eine Minute oder zwei zu konzentrieren, doch scheint es, dass ich dann immer wieder zurückkomme und wieder meinem Ego-Nonsense zuhöre. Ich habe gehört, dass es viele Jahre in Anspruch nehmen kann, bis man die Verbindung herstellt, die ich suche, vielleicht sogar ein ganzes Leben. Das macht nichts, ich werde weitermachen. Ich stecke im Moment nur ein bisschen fest.
Ich werde nicht mit meiner Übung aufhören. An diesem Punkt frage ich mich nur, ob du mir vielleicht irgendwelche Ratschläge für meine gegenwärtige Situation geben kannst?
Antwort: Das ist schon lustig mit dieser „Konzentration“: Damit wir sie erreichen, müssen wir lernen, loszulassen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die meisten Menschen glauben. Loslassen ist natürlich auch das Entscheidende bei der tiefen Meditation und es ist auch ein sehr wichtiger Faktor in allen anderen FYÜ-Übungen. Wir greifen einfach etwas auf und das ist es. Werden wir uns bewusst, dass wir davon weg sind, greifen wir es locker und leicht noch einmal auf. Einfach so. Wir bleiben daran nicht kleben.
Wie kultiviert dies die Konzentration im yogischen Sinne? Der Grund dafür ist, dass wir durch diesen Prozess des Loslassens im Inneren allmählich immer ruhiger werden und so werden wir auch ein Zeuge für all das, was um uns herum geschieht. Wollen wir dann unsere Aufmerksamkeit auf etwas richten, dann stellt sich die Frage der Konzentration gar nicht mehr, weil unser Bewusstsein so allumfassend geworden ist, dass es alles vollkommen durchdringt, auf was wir unsere Aufmerksamkeit richten – und so bleibt es, bis wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten. Wir werden augenblicklich zu dem, auf was wir die Aufmerksamkeit richten. Das ist die wirkliche Konzentration. Das kommt alles von dem Loslassen in die innere Stille hinein, die wir in unseren Übungen kultiviert haben. Sobald das Nervensystem einmal zu einem Spiegel der Stille geworden ist, ist die Konzentration ein automatischer Seiteneffekt.
Was den geschwätzigen Gedankenstrom bei der Meditation anbelangt: Das ist eine übliche Erscheinung. Doch es ist nicht unsere Aufgabe, dagegen anzukämpfen. Und wir brauchen auch keinen inneren Dialog dazu führen. Uns stehen die Mittel zur Verfügung, darüber hinauszuwachsen. Uns steht es immer frei, locker und leicht zum Mantra in der Meditation, zu unserer Wirbelsäulenatmung, unserer Arbeit oder was auch immer, zurückzukommen.
Wenn der Gedankenstrom in der Meditation immer wieder zurückkommt, ist dies in Ordnung. Wir bleiben bei der Vorgehensweise der Meditation. Die Vorgehensweise bleibt immer dieselbe: Verhandlungen mit Gedankenströmen sind nicht nötig. Wir machen einfach mit der Vorgehensweise weiter und werden jeden Tag ein bisschen leiser im Inneren (hinter den Gedanken). Am Ende leben wir das ganze Leben auf diese einfache Weise der inneren Stille. Stille und wirkliche Konzentration sind keine Verrichtungen des Verstandes. Sie werden aus der systematischen und regelmäßigen täglichen Übung des Loslassens geboren – jenseits des Verstandes. Dies ist das Geheimnis. Durch die Entwicklung der Gewohnheit des Loslassens erreichen wir alles.
Vor Kurzem sagte mir jemand: „Alle Fragen verschwinden während der Meditation.“ Das trifft wirklich den Punkt. Widmen wir uns treu der Vorgehensweise der Meditation, verlieren sich alle Spuren von Fragen, ob wir nun Gedanken haben oder nicht. Denke daran: Gedanken sind Objekte. Wir können auf sie wie auf jedes andere Objekt fokussieren oder einfach unsere Aufmerksamkeit zum Mantra zurücklenken.
Folgen wir dieser Vorgehensweise, gelangen wir unweigerlich ans Ziel. Entspanne dich und geh von Tag zu Tag weiter. Ich wünsche dir allen Erfolg auf dem von dir gewählten Pfad. Viel Vergnügen!
Der Guru ist in dir.{
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