Lektion 167 – F&A – Von der Luft und dem Sonnenlicht alleine leben?

Frage: Hast Du schon von dieser Praxis gehört oder vielleicht praktizierst Du sie ja selbst oder kennst irgendjemanden, der sie anwendet, dass man seinen Körper ausschließlich von den Essenzen am Leben hält, die man vom Weltraum oder dem Sonnenlicht bezieht? Ich habe viele Biographien von den alten MahaSiddhas gelesen. Fast jeder von ihnen hat sich der Entsagung (Fasten) unterzogen und die Fähigkeit entwickelt, den physischen Körper OHNE Nahrung am Leben zu halten. Nebenbei bemerkt, übe ich die Praxis des „Sungazing“ (In die Sonne blicken), die von HRM (Hira Ratan Manek) wieder entdeckt wurde, und er sagt, dass er jetzt nur noch von Sonnenlicht und Wasser lebt.

Antwort: Ich habe keinen Kontakt zu jenen, die allein vom Prana in der Luft oder im Sonnenlicht leben. Das ist auch keine Fähigkeit, auf deren Entwicklung ich mich derzeit konzentriere. Doch sollte das Prinzip von unseren Yoga-Übungen und -Erfahrungen her ziemlich klar sein.

Mit unserem Fortschreiten im Yoga reinigt und öffnet sich unser Nervensystem für unsere inneren pranischen Energien, die sich aus der aus der Beckenregion aufsteigenden Kundalini-(Sexual-)Energie speisen. Mit der Reifung dieses Prozesses werden wir viel mehr von der aktiven Lebenskraft (Prana) aus unserem Inneren genährt – so sehr, dass der Atem ganz spontan für längere Zeitperioden während des Pranayama und der Meditation und schließlich auch außerhalb der Übungen anhalten kann. Sogar diejenigen, die erst mit der Meditation beginnen, machen Erfahrungen mit dieser automatischen Verlangsamung und dem Anhalten der Atmung. Dasselbe trifft auf die Nahrungsaufnahme zu. Werden wir aus dem Inneren genährt, sind wir auch weniger von einer ständigen Nahrungsaufnahme abhängig und es fällt uns leicht, ohne Unannehmlichkeit zu fasten. Allerdings braucht dieser Prozess im Vergleich zur oben genannten unmittelbaren Reaktion der Atmung mehr Zeit.

Es ist selbstverständlich, dass das innere Prana von irgendwoher aufgefüllt werden muss – normalerweise sowohl von der Luft, als auch von der Nahrung – und das könnte der Punkt sein, wo die Methoden der allein vom Atem („Breatharians“) und vom Sonnenlicht („Sungazers“) Lebenden ins Spiel kommen. Basierend auf dem, was ich gerade über Ernährung aus dem Inneren gesagt habe, scheint es, dass diese Praktiken nicht für eine direkte Ernährung, sondern ein Wiederauffüllen und Speichern von Prana im Körper (vielleicht in den unteren Zentren) im Rahmen einer inneren Versorgung gut sind.

Es scheint mir, dass man dem allen am besten dient, wenn man sich zunächst mit Yoga-Übungen beschäftigt, um für die Reinigung und Öffnung des Nervensystems, die eine Voraussetzung für eine derartig verfeinerte innere Ernährung darstellt, zu sorgen. Dies kann man dann – falls gewünscht – dadurch unterstützen, dass man Prana von der Luft oder vom Sonnenlicht erntet. Diese Praktiken scheinen also Dinge einer späteren Stufe des allgemeinen Prozesses der Erleuchtung zu sein.

Die erste Frage in den Lektionen ist immer: Was trägt dies heute zum Prozess der menschlichen spirituellen Erleuchtung bei? Führt es zu mehr Reinigung und Öffnung im Nervensystem oder zäumt es den Karren vor dem Pferd auf? Wir würden alle gern wie die Siddha-Heiligen leben. Haben wir jedoch zuerst all den Yoga praktiziert wie sie, um zu der Stufe zu gelangen, wo wir ihnen gern gleichen wollen? Oder ist diese Fähigkeit (Siddhi) nur ein Nebenprodukt von etwas, das viel wichtiger ist – unsere Erleuchtung, also die Vereinigung unserer inneren Stille mit ekstatischen Energien in uns. Wie wir unser Prana wieder auffüllen, ist eine ziemlich mondäne Angelegenheit, wenn man sie mit der göttlichen Vereinigung vergleicht, die in unserem Inneren abläuft.

Ohne Zweifel werden höhere Fähigkeiten kommen, sobald sie für die Öffnung unseres Nervensystems und für das natürliche Aufsteigen ekstatischer Glückseligkeit und göttlicher Liebe notwendig sind. Mit dieser Haltung bezüglich der Entwicklung irgendwelcher Siddhis fährt man am besten, weil sie am wenigsten vom eigentlichen Ziel ablenkt.

Dies ist nur ein wenig Gedankennahrung (Wortspiel!). Ich wünsche Dir viel Erfolg auf dem von Dir gewählten Weg zur Erleuchtung.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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