Frage: Als ich heute beim langsamen Atmen Atemachtsamkeit praktizierte, begann ich zu fühlen, wie der Atem von den Nasenlöchern nach hinten ging – zum oberen Ende der Nase, dann zum Rachen, in den Brustraum und oberen Bauch. Ich entschloss mich, noch weiter zu tasten und begann noch weiter nach unten zu gehen zum Punkt des Nabels und noch darunter. Plötzlich stellte ich fest, dass meine Atmung weitgehend zum Stillstand gekommen war! Sie war sehr, sehr, sehr schwach, als ob ich überhaupt nicht atmen würde. Ich konnte Luft im unteren Bauchraum fühlen. Dann konzentrierte ich mich weiter und zu meiner Überraschung:

1. Obwohl ich mich nur sehr über den schwachen Atem wunderte und nicht an Sex dachte, wurde das Sexualorgan sehr erregt.

2. Auch wenn ich mich beim Pranayama auf die Stirn konzentriere, kann ich fühlen, wie Energie vom Chakra fließt. Doch diesmal floss die Energie nach oben, vom unteren Bauch aus (ich bin mir nicht sicher, wie das Chakra genau heißt).

3. Sonderbarerweise fühlte ich die intensive Energie nur in Siddhasana, aber nicht, nachdem ich mich niedergelegt hatte.

4. Als ich das erste Mal praktiziert habe, sah ich das Bild einer zischenden Schlange, die um den Lingam Shivas gelegt war.

Warum sind die oben erwähnten Dinge geschehen?

Antwort: Danke dafür, dass Du schreibst und Deine Erfahrungen teilst.

All diese Erfahrungen sind Zeichen von Reinigung und deuten bereits auf die vollkommene Öffnung Deines Nervensystems zu göttlichen Erfahrungen hin. Es ist normal, dass sich der Atem in der Meditation und in der Wirbelsäulenatmung verlangsamt, auch wenn man gerade erst beginnt. Die Symptome zeigen an, dass Dein Nervensystem spirituell sensitiv ist und dass Du sehr wahrscheinlich bei täglicher Yoga-Praxis mit tiefer Meditation und dem Pranayama der Wirbelsäulenatmung und anderen Übungen, die so entworfen sind, das Nervenssystem zu größerer Öffnung zu stimulieren, sehr gut ansprechen wirst.

Du hast nicht erwähnt, ob Du Deine sitzenden Übungen den Lektionen entsprechend machst oder ob Du sie von woanders hast. Obwohl Dein Experiment mit der Atmung und der Aufmerksamkeit interessant ist, wird es Dein spirituelles Wachstum nicht besonders fördern. Wenn Du noch keine täglichen Übungen machst, wäre es vielleicht gut, die Lektionen von Beginn an durchzugehen. Da erlernst du nicht nur solide Übungen, Du stößt auch auf die Erörterung vieler ähnlicher Erfahrungen und siehst, wie man damit umgeht.

Alle Erfahrungen sind ein Zeichen von Reinigung und Öffnung. Doch erzeugen die Erfahrungen selbst nicht den spirituellen Fortschritt. Der kommt nur durch das Üben. Merken wir, dass während der Übungen Erfahrungen aufkommen, gehen wir nur locker und leicht zu den Übungen zurück, die wir gerade machen. Wenn wir analysieren, zu lenken versuchen oder uns während der Übungen zu sehr mit den physischen Empfindungen, Visionen und anderen inneren sinnlichen Erfahrungen beschäftigen, wird uns das von unserem Fortschritt abhalten. Deshalb geben wir ganz einfach der Übung den Vorzug, die wir gerade ausführen. So ein Vorgehen bringt das Maximalergebnis. Das Engagement, den Übungen vor den Erfahrungen den Vorzug zu geben, ist sehr wichtig. Dies wurde bereits früh in den Lektionen erwähnt und wie hier weise ich wiederholt darauf hin. Erfreue Dich an der Landschaft, die vorbeizieht, doch nimm Deine Augen nicht von der Straße, damit Du Deine gute Fahrpraxis (die Übungen) nicht gefährdest.

Alles, was Du im Moment siehst, ist normal und es gibt nichts, worüber man sich beunruhigen müsste. Gutes ist im Gange. Erfahrungen kommen und gehen. Ekstatische Glückseligkeit und wachsende Erleuchtung aus den Übungen kommen und bleiben. Wir alle sind dazu geboren, das zu leben. Ich wünsche Dir auf dem von Dir gewählten Weg allen Erfolg.

Der Guru ist in Dir.