Lektion 267 – Über das Wort „Hindu“

Frage: Ich lese deine Artikel mit großem Interesse. Ich brauche nicht zu sagen, dass ich mich für verschiedene Yoga-Zweige interessiere.

Was mich in deiner letzten Lektion (#266) überrascht ist deine Klassifizierung von „Hindu“ und „Hinduismus“. So etwas wie Hindus oder Hinduismus gab es in den alten Tagen überhaupt nicht. Auch heute noch nennt man es „Sanathana Dharma“ und das ist eine Zusammenstellung von Leitprinzipien, über die die meisten gebildeten Weisen übereinstimmen. Ich halte eisern an diesen fest!

Du weißt doch, wie das Wort „Hindu“ entstanden ist! Der Westen wollte den Rest der Welt immer mit einer Religion identifizieren und so haben sie den Begriff „Hinduismus“ geprägt.

Gebildete Menschen wie du sollten sich zum Anliegen machen, dieses Stigma zu beseitigen.

Das sind nur meine paar Cents, da ich mich deiner Gruppe angeschlossen habe und Freude an den guten Artikeln habe. Schau bitte, dass es weiter geht damit.

Antwort: Danke fürs Schreiben und Teilen.

Interessanterweise ist es der Fragesteller aus Indien (Lektion 266), der das Wort „Hindu“ gebrauchte. Genau besehen enthält meine Antwort weder das Wort noch die Charakterisierung von „Hindu“. Die Antwort bezog sich auf die Beziehung von organisierten Religionen im Allgemeinen zu den Methoden, welche die spirituelle Transformation des Menschen befördern und das nennen wir hier „Yoga“.

Waren es nicht die Perser, die den Begriff „Hindu“ zuerst prägten? Das ist aber egal. Wir klassifizieren bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen nur einerseits in diejenigen, die die spirituelle Transformation des Menschen fördern und andererseits diejenigen, die das nicht tun. Letztendlich spielen dabei die Worte keine große Rolle – die Angelegenheit der Beschleunigung der spirituellen Entwicklung des Menschen ist das A und O. Allerdings können von einem kulturellen Standpunkt Namen sehr viel bedeuten. Wir alle brauchen einen Platz, wo wir unseren Hut ablegen können, zumindest wenn wir uns in diesem Leben gerade erst auf die spirituelle Reise begeben. Später kommen wir dann möglicherweise an einen Punkt, von dem aus wir alle Religionen als verschiedene Ausdrücke derselben, im Inneren von uns allen lebenden Wahrheit auffassen. Wie in den früheren Lektionen erörtert, kann es bei den Religionen eine Menge von Verzerrungen geben. Auf die zugrunde liegende und oft verborgene Wahrheit trifft das aber nicht zu.

Man sagt ja: „Eine Rose bleibt eine Rose, auch wenn man sie anders nennt.“ Bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen heißt die Rose „Yoga“. Wenn du das „Sanathana Dharma“ nennst, ist dies vollkommen in Ordnung, solange du damit die bewährten Übungen (Meditation, Pranayama usw.) und deren Ergebnisse meinst. Dann könnte man es sogar „Hinduismus“ nennen. Warum nicht? Viele in Indien fühlen sich dabei wohl und wer sind wir, dass wir sie um ihre Art der Betrachtung des spirituellen Pfades bringen sollten. Jede Kultur hat sich ihren eigenen Namen für Wahrheit geschaffen. Doch es ist immer dieselbe Wahrheit – die Wahrheit der menschlichen spirituellen Transformation.

In dem neuen Roman „Wilders Geheimnisse“ kommt das Wort „Yoga“ nicht ein einziges Mal vor. Die gesamte Reise mit genau denselben Übungen wird in einem christlichen Rahmen absolviert – ohne irgendeine östliche Terminologie. Trotzdem bleibt es die gleiche Rose …

Der Roman wurde so geschrieben, damit die allgemeine westliche Leserschaft etwas damit anfangen kann – nicht um Indien damit irgendwie zu beleidigen. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass wir in all dem Mutter Indien sehr viel schulden. Jede bedeutende Religion knüpft wichtige Verbindungen mit der alten Weisheit Indiens. Jesus war doch auch dort, nicht wahr?

Man kann dem Wissen, das aus den alten Zeiten auf uns gekommen ist und das jeden Augenblick aus unserem Inneren hochblubbert, viele Namen geben – reines Glückseligkeitsbewusstsein, Ekstase und ausfließende göttliche Liebe.

Alle Religionen haben einen gemeinsamen Nenner – die dem menschlichen Nervensystem innewohnende Fähigkeit, sich göttlichen Erfahrungen zu öffnen.

Ich wünsche dir allen Erfolg auf dem von dir gewählten spirituellen Weg. Viel Vergnügen!

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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