Lektion 280 – Kundalini-Erinnerungen

Frage: Über die Feiertage habe ich etwas überaus Interessantes erlebt.

An einem Abend, an dem ich mich für das Bett fertigmachte, begann ich zu zittern. Obwohl ich überhaupt nicht fror, zitterte ich. Ich habe mir nichts dabei gedacht, nahm einfach noch eine zusätzliche Decke und kuschelte mich darin ein. Allerdings schüttelte es mich inzwischen unkontrolliert.

Das hielt so ungefähr fünf Minuten an. Dann fühlte ich, wie mein unterer Rücken sehr warm wurde, als ob jemand eine Wärmflasche dahin gelegt hätte, so dass es fast brannte. Doch die Hitze stammte nicht von einer äußeren Quelle. Dann, genauso schnell, wie mein Zittern begonnen hatte, hörte es auch wieder auf … für einige Augenblicke.

Als es wieder anfing, fühlte es sich an, als würden Millionen Strahlen elektrischer Impulse von meinem unteren Rücken zum Nabelbereich getrieben. Die ganze Zeit »zitterte« ich wie zuvor. Doch diesmal bemerkte ich, dass das Epizentrum des Zitterns sich um die Nabelgegend konzentrierte. Das Strahlen hielt noch einige Minuten an und wie mein unterer Rücken fühlte sich nun auch mein Nabel sehr heiß an, allerdings nicht so sehr wie der untere Rücken. Und genauso wie zuvor klang es dann so schnell wieder ab, wie es begonnen hatte … für einige Augenblicke.

Dasselbe Szenario spielte sich noch einmal ab. Doch diesmal gingen die Strahlen vom Nabel aus und drangen dann gewaltsam nach oben, wo sie im Bereich von Brust und Lungen aufhörten. Am unteren Rücken und am Nabel konnte ich fast genau lokalisieren, wo sich die Impulse konzentrierten. Doch in diesem Bereich war das sehr schwierig. Es fühlte sich wie eine von der Wirbelsäule ausgehende Entladung an, die sich in Richtung Burst bewegte, sich aber über den ganzen Brustbereich ausbreitete, nicht so sehr nur an einem bestimmten Punkt, so ähnlich, wie wenn man Mehl von der Hand wegbläst. Und genauso wie zuvor hörte es so schnell wieder auf, wie es begonnen hatte … für einige Augenblicke.

Diesmal ging es von der Brust aus und bewegte sich zum Hals. Aber es fühlte sich an, als hätte es den Schwung verloren. Ich konnte kaum erkennen, wo es aufhörte.

Ich muss noch sagen, dass mich diese Erfahrung sehr demütig gemacht hat. Ich weiß nicht, ob das die Kundalini war oder nicht. Doch war ich bei dem ganzen Ereignis hilflos. Was immer sich da abspielte, ich konnte nur beobachten, weil ich vom starken »Zittern« körperlich ziemlich geschwächt war. Zuerst regte sich in mir Furcht, doch als ich es dann am Nabel fühlte, dachte ich, dass das möglicherweise die Kundalini ist. Da legte sich meine Furcht. Ich dachte mir, die wird schon wissen, was sie tut und ich wollte mich zurückhalten und sie tun lassen, was sie tun musste – aber ich hatte ja auch gar keine Wahl.

Eins ist aber sicher: Jetzt glaube ich, dass Kundalini SEHR REAL ist. Ich habe immer gedacht, dass sie etwas ganz Feines und Esoterisches ist, doch für mich war das alles sehr handfest und mit einer ganz deutlichen physischen Manifestation verbunden.

Jetzt glaube ich daran!

Antwort: Das ist typisch Kundalini. Ausgleich und Selbstabstimmung in den Übungen sind das Erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich von deinen dramatischen Kundalini-Erfahrungen lese.

Dies und eine Bestärkung darin, dass die Idee eine Illusion ist, man könne mit dieser Art von Erfahrungen zu höheren Ebenen im Körper »Durchbrechen«. Ich weiß, dass dies nicht deine Absicht ist. Es ist einfach passiert, nicht wahr? Doch kann sich der Gedanke einschleichen, dass »es das ist«, und wir sollten uns nun darauf konzentrieren, diese Art von dramatischen Durchbruchsereignissen auf eine kultiviertere Ebene zu heben. Um ehrlich zu sein: Auf diese Art kann man keine abschließende Öffnung erreichen und es ist kaum so etwas wie eine signifikante schrittweise Öffnung damit verbunden. Nur ganz selten geschehen diese Dinge in Quantensprüngen, auch wenn es so aussehen mag, dass das der Fall sei. Da draußen kursiert die Idee, dass wir nur die Energie nach oben zum Scheitel zu bringen brauchen und dann sind wir fertig – erleuchtet. So geht das aber nicht.

Es ist vielmehr so, dass es endlose Stufen der Reinigung und Öffnung gibt, die unendlich weitergehen. Der Roman »Wilders Geheimnisse« bietet ein Szenario, das diesen Prozess widerspiegelt. Wie groß auch immer ein Ruck sein mag, den wir erfahren, oder wie weit oben es dazu kommt, wir befinden uns immer nur am Beginn der nächsten Stufe. Es besteht also keine Eile, einen bestimmten körperlichen Bereich zu öffnen, um damit zu höheren Zentren durchzubrechen. Wir können dort mit natürlichen Mitteln ankommen (mit den Übungen, die uns die Fortgeschrittenen Yoga Übungen bieten) und so geht das dann auch sehr viel vergnüglicher vonstatten.

Natürlich wird unsere Bhakti immer um mehr betteln und darin besteht auch der Balanceakt. John Wilder machte da eine extrem schwierige Zeit durch, als er seine Bhakti mit seinem bisweilen wilden Tempo ins Gleichgewicht brachte. Dabei hat er wichtige Lektionen gelernt. Wir alle müssen das tun …

Ich erwähne das alles, denn während uns diese Art großer Erfahrungen weit voranzubringen scheint, sind das alles nur Babyschritte. Der wirklich große Fortschritt kommt von der langfristigen täglichen und stabilen Praxis. Und da braucht es zu gar keinen großen Ausschlägen zu kommen. Tatsächlich können uns die großen Ausschläge zu Energie-Überdosen führen, die verhindern, dass wir mehrere Tage, Wochen oder Monate unsere Übungen richtig machen. Wenn man absichtlich versucht, mit großen Ausschlägen durchzubrechen, dann ist das ein langsamerer Weg!

Das heißt aber nicht, dass es dazu nie kommen wird. Wie du das ja selbst erlebt hast, kann so etwas auch bei einer stabilen Praxisroutine manchmal passieren. Das ist nur eine Erinnerung, dass wir es mit mächtigen Kräften im Inneren zu tun haben. Dessen sollten wir uns immer bewusst sein, wenn wir uns von Tag zu Tag mit unseren Übungen beschäftigen. Drängen wir bei unseren Übungen zu stark nach vorn, kann das Ergebnis diese Art verzögerter Reaktionen sein. Deshalb ist es gut, wenn man gefühlvoll auf dieses Gaspedal (unsere Übungen) tritt.

Zumindest hast du nun einen deutlichen Beweis dafür, dass da wirklich etwas im Gange ist. Du bist zu einer Gläubigen deines eigenen inneren Potenzials geworden. 🙂

Möge dich das dazu inspirieren, auf eine langfristig stabile Routine hinzuarbeiten, die die Dinge stetig öffnet. Dann wirst du eines Morgens aufwachen und erkennen, dass du, ohne dir dessen wirklich bewusst geworden zu sein, tausend Meilen weiter gereist bist, als dich alle Sprünge in der Welt bringen könnten.

Kultivieren wir die innere Stille stetig und locken wir die ekstatische Leitfähigkeit sanft herauf, wird sich alles auf natürliche Weise entfalten und auch schneller, als uns das jede Durchbruchserfahrung bringen könnte.

Danke, dass du diese Erfahrung anderen mitteilst und alles Gute auf deinem weiteren Weg von hier.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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