Lektion 105 – F&A – Mit Mulabandha auf eine Wand treffen

Frage: Ich habe mit den Übungen von vorne begonnen und es lief alles gut, bis ich zu Lektion 55, „Mulabandha“, kam. Ich finde es nahezu unmöglich, den Anusschließmuskel „leicht anzuspannen“. Wenn ich es versuche, verspanne ich vollkommen und erlebe als Ergebnis eine Vielfalt von Beschwerden und Schmerzen. Ich bemühe mich trotzdem, kann es aber immer kaum erwarten, bis ich mit dem Pranayama fertig bin, das ich bis dahin als ziemlich angenehm erlebte. Dass die Lektionen einen sexuellen Unterton erhalten haben, beunruhigt mich ebenso. Ich sehne mich nach spiritueller Erleuchtung und frage mich jetzt, ob ich mich nicht mit den falschen Übungen beschäftige.

Antwort: Wenn es mit Mulabandha auf diesem Übungsstadium nicht gut geht, ist das völlig in Ordnung, wenn Du es weglässt, auf ein angenehmes Übungsniveau zurückkehrst und dort für eine Weile bleibst. Es kann Monate oder auch viel länger dauern, bis Du Dich bereit fühlst, zum nächsten Schritt weiterzugehen. Das ist okay. Was Du machst, ist bereits sehr fortgeschritten. Du reinigst und öffnest Dich damit in scharfem Tempo. Es ist Deine Reise.

Dieser Ansatz für spirituelle Praxis ist in dem Sinne unorthodox, dass jeder in seiner eigenen Geschwindigkeit vorwärts gehen kann. Deshalb musst Du in Deiner Herangehensweise maßvoll sein und Deine Übungen auf Deine Erfahrungen abstimmen. Viele dieser Übungen, die in diesen Lektionen beschrieben werden, sind in früheren Zeiten nur ganz wenigen Auserwählten beigebracht worden. Heute ist das anders. Deshalb haben wir alle eine große Verantwortung, wenn wir uns diesem neuen Ansatz widmen. Es besteht aber die Hoffnung, dass sehr viel mehr in der Lage sein werden, von den fortgeschrittenen Yoga-Übungen zu profitieren, als das in den vergangenen dunklen Jahrhunderten der Fall war.

Es ist nicht für jeden möglich, in ein paar Monaten durch alles hindurchzusausen, ohne irgendwann auf eine Wand zu treffen. Wir unternehmen hier eine lange Reise. Erinnere dich an Lektion 38 „Was ist dein Zeitplan oder wie schnell soll ich vorgehen?“. Die Lektionen sollen ein langfristiger Begleiter sein, damit sie den Aspiranten ständig und auf jeder Ebene als Informationsquelle zur Verfügung stehen. Die Übungen werden zunehmend fortgeschrittener, wenn Du weiter liest, und manche mögen Dir als unerhört erscheinen. Es ist ganz natürlich, dass für die höheren Ebenen weniger bereit sind. Doch es gibt hier inzwischen Leute auf jeder Stufe. Deshalb machen wir weiter. Mit der Zeit wird jeder so weit gehen, wie er willig und es für ihn möglich ist. Hier soll der Weg vom Anfang bis zum Ende klar dargestellt werden, so dass jeder daraus seinen Nutzen ziehen kann.

Zum sexuellen Aspekt kann ich nur sagen, dass man das nicht weglassen kann. Es ist fester Bestandteil des mittleren Teils der Reise. Es war mir nicht möglich, einen Weg zu finden, wie man das umgehen könnte. So schauen wir dem direkt in die Augen. Du wirst sehen, wie gut es hereinpasst, wenn Du weiter liest. Am Ende wird die Sexualität in etwas viel Größeres verwandelt. Würden wir sie ignorieren, bedeutete das den Aufprall auf die schlimmstmögliche Wand – so tun, als ob etwas nicht da sei. Sexualität ist da und die Energie wird sich an einem gewissen Punkt nach oben ausdehnen. Falls sie das nicht tut, heißt das nur, dass es da Blockaden gibt, die beseitigt werden müssen. Dies gehört zur fundamentalen Wirklichkeit in der Transformation des Nervensystems zu einem höheren Funktionieren. Bist Du noch nicht bereit, Dich in den Übungen direkt darauf einzulassen, ist dies in Ordnung. Lass Dir nur Zeit. Meditation und Wirbelsäulenatmung werden in subtiler Art auf die Öffnung und Belebung Deines gesamten Nervensystems hinarbeiten und Du kannst die direkte Stimulierung der sexuellen Energie vermeiden, wenn das das Beste für Dich ist. Lass also einstweilen Mulabandha und auch Siddhasana weg. Sogar Sambhavi (am dritten Auge) ist etwas Sexuelles, wenn die Verbindung hergestellt wird und die ekstatische Leitfähigkeit im Wirbelsäulennerv vom Beckenbereich nach oben gebracht wird. Die Drähte für die Erleuchtung sind einfach so geknüpft, verstehst Du. Aber Du kannst das alles mit Meditation und Wirbelsäulenatmung erreichen. Es dauert nur ein bisschen länger und die sexuellen Belange bleiben mehr hinter dem Vorhang. Die Erfahrungen sind letztendlich dieselben und Du wirst für sie bereit sein. Das Nervensystem wird sich ganz natürlich zu seiner eigenen Wahrheit öffnen und Du wirst mit Licht und Glückseligkeit angefüllt.

Es gibt keinen bestimmten Ort, an dem Du auf diesem breiten Spektrum von Übungen sein solltest. Jeder bildet die Speerspitze seiner eigenen Reise zur Erleuchtung. Wo immer es für Dich am besten läuft, dort sollst Du sein. In dem Maß, wie die Reinigung bei Dir auftritt, kannst Du in Deinem eigenen Tempo weitergehen. Sei vorsichtig, dass Du nichts überspannst und Dich nicht fortdauernden Schwierigkeiten aussetzt. Dies hier soll Spaß machen. Such Dir also für Dich eine Übungsebene, die Dir eine reibungslose und angenehme Fahrt erlaubt.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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