Lektion 332 – Darshan, Shaktipat und das globale Netz der Erweckung

Frage: Ich bin nun schon seit einigen Jahren auf diesem Pfad. Außer dass ich meditiere, habe ich auch Veranstaltungen mit Eckhart Tolle, Adyashanti und einigen anderen besucht und ich versuche mir nun schon zum dritten Mal einen Weg durch Nisargadattas »ICH BIN DAS« zu bahnen. Wenn mich meine Kollegen in der Mittagspause darin lesen sehen, fragen sie »Was ist DAS?«

Als ich bei Tolle war und dann bei Adyashanti, kam es bei mir zu Spitzenerlebnissen (riesige innere Ausweitungen). Wenn ich danach aber wieder nach Hause kam, sackte ich bald richtig tief zurück (uff). Nach jedem Zücksacken fand ich mich wieder mehr oder weniger dort, von wo ich ausgegangen war, verrannt im Ego – außer, dass ich noch mehr entschlossen war, da durchzubrechen. Kannst du mir irgendwelche Hinweise geben, wohin ich von dort gehen kann? Soll ich weiterhin zu jenen gehen, um mich von denen aufputschen zu lassen, die mir bisher die Schübe von Einsicht vermittelten? Oder sollte ich einen indischen Guru suchen, der mir Shaktipat geben kann?

Antwort: Es scheint, dass du es erkannt hast, und dass du versessen darauf bist. Mach nur weiter. Bravo!

Es besteht da gar kein Zweifel, dass das Zusammensein mit jenen, die bereits erwacht und Meister der Kunst sind, etwas Gutes ist. Aber noch besser ist es, wenn man eine stabile und effektive Meditationspraxis aufgebaut hat, die man täglich zuhause durchführt. Langfristig wird das, was wir zuhause zwischen unseren Retreats (Einkehrtage) tun, von der Wirkung her mehr wert sein, als die Retreats. Zweifellos können Menschen wie Eckhart Tolle und Adyashanti große Schübe verleihen, doch denke ich, dass auch sie dir sagen werden, dass das, was du für deine Erleuchtung tun kannst, bei Weitem das übersteigt, was sie für dich tun können. Sie zeigen vielleicht auf den Mond, doch sie sind nicht der Mond. Auf dieselbe Weise ist das Lesen von Nisargadatta oder von jedem anderen verwirklichten Weisen ein guter Wegweiser und es wird inspirierend und informativ sein. In all diesen liegt Energie, aber nur so viel, wie du an eigener Hingabe mit einbringst. Diese Hingabe hilft dir, von den Quellen gelabt zu werden, die in dir selbst mitschwingen. Doch schließlich und endlich wirst du es in dir selbst auf deinem eigenen Weg finden. Das kann niemand für dich leisten. Damit es zu einem bleibenden Fortschritt kommen kann, muss man dies zunächst verstehen.

Traditionellerweise war das Erhalten von Darshan (das Sehen) von jemandem, der erweckt ist, die Standardformel für jene, die wünschen, ihre eigene Erweckung zu erfahren. Diese Tradition wird auch in modernen Zeiten weitergeführt. Die wenigen, die ernsthaft erleuchtet worden sind, sind weiterhin die Magneten für die große Menge, die sich nach Erlösung sehnt. Wie die Erleuchteten zu ihrer Erleuchtung kamen, mag für sie selbst ein Mysterium sein und manchmal können sie nicht viel mehr als die Tatsache und die Umstände ihrer Erweckung angeben. Obwohl dann vielleicht kein Zweifel über das »was« (Erleuchtung und Energiefluss besteht), wird doch oft die Frage über das »Wie« (verlässliche Methoden, die bei jedem funktionieren) auftauchen. Die Darshans wird es also weiter geben und auch die Anstrengungen, die Erleuchtung durch einen Prozess der Osmose zu erzielen, wie es das schon immer gegeben hat. Das ist nichts Schlechtes. Allerdings ist es nicht sehr effektiv, wenn man dies als Hauptmittel zum Erreichen der Erleuchtung nutzt.

Nun befinden wir uns in einem neuen Zeitalter, in dem viele Menschen erwachen. Vergleiche dazu die Lektion 93 »Zeitenwende«, die aus dem Jahre 2004 stammt. Im zwanzigsten Jahrhundert hat sich eine deutliche Wende vollzogen und nun sehen wir die Frucht davon: Viele sind dabei, mit ihrer großen Zehe überall in Erleuchtungserfahrungen zu tippen. Das gegenwärtige globale Erwachen ist allerdings nicht die Folge von vielen Darshans. Vielmehr ist es das Produkt von Millionen von Übenden überall auf der Welt, die sich täglich mit der Meditation beschäftigen. Das beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Tradition oder Methode. Es spiegelt sich in allen Traditionen wieder, sogar in den Mainstream-Religionen, in denen die Erweckung ebenfalls beginnt stattzufinden. Die Wunderkinder der Erleuchtung finden in diesen Tagen also viel mehr Gesellschaft. Es gibt sehr viele Menschen, die ein wenig Hilfe brauchen, um über den Hügel zu kommen. Sie brauchen Unterstützung und Ratschläge, damit sie erkennen, um was es bei diesen Erweckungsdingen eigentlich geht.

Die Erweckung selbst kommt aus deinem Inneren und von deinen eigenen Anstrengungen in diese Richtung. Es gibt Methoden mit bekannten Ursache-Wirkungsbeziehungen, die dir dabei helfen. Und die Anwendung dieser Methoden ist das, was den Unterschied ausmacht, hinsichtlich dessen, dass immer mehr Menschen zur Gegenwart des Zeugen im Inneren und den langfristigen Implikationen davon im täglichen Leben aufwachen.

Methoden …

Genau deshalb liegt der Schwerpunkt der FYÜ-Lektionen schon die ganze Zeit über auf den Übungen und nicht darauf, wohin man sich wenden kann, um sich wieder irgendwo einen Schub zu holen. Die Hauptfrage ist nicht, wer das für dich tun kann. Es geht darum, wie du das für dich selbst tun kannst. Deshalb wäre der Ratschlag, dass du beides in ausgewogener Weise machst: Suche nur weiter Darshan und Satsang (spirituelle Gemeinschaft) mit jenen, mit denen du gleich schwingst. Baue aber auch eine gesunde tägliche Praxisroutine auf, die zu deinem Lebensstil passt und dir langfristig helfen kann. Auf diese Weise kannst du erreichen, dass jene Spitzenerlebnisse stetiger und andauernder werden, während das Zurücksacken immer weniger auftritt. Schließlich wird es überhaupt nicht mehr zu vielen Schwankungen kommen und du fühlst dich dann überall zuhause, ob du beim Darshan-Retreat vor einem Lehrer oder zu Hause auf deinem Meditationssitz sitzt, ob du beschäftigt mit einer Arbeit oder beim Einkaufen auf dem Marktplatz bist. Das wird alles dasselbe sein, Einheit, dein Selbst, das sich überall und in allem spiegelt, wohin du gehst.

Bei der Suche nach Shaktipat gilt dasselbe wie beim Darshan, nur ist es etwas zielgerichteter und abhängig von der Quelle kann auch eine bleibendere Wirkung auftreten. Nichts desto weniger wird immer die meiste Wirkung von deinen täglichen Übungen ausgehen und davon, wie du die daraus gewonnene innere Stille in deine täglichen Aktivitäten integrierst. Man kann sich zu dieser Art von energetischer Unterstützung hingezogen fühlen oder auch nicht. Das ist ein verzwicktes Geschäft. Vergleiche dazu die Lektion 146 zu Shaktipat. Dort wird darauf hingewiesen, dass wir aufgrund der sich verändernden Zeiten und dem Ansteigen der spirituellen Energie von Millionen von Übenden auf der ganzen Welt eine ständige Infusion von evolutionärer Einflussnahme erhalten, die unsere Reinigung und Öffnung in jedem Augenblick beschleunigt. Als Ergebnis davon werden die spirituellen Übungen zunehmend effektiver. Das, wofür man früher eine Meditation von einer Stunde brauchte, kann man heutzutage in einigen Minuten erreichen. Deshalb ist die »Selbstabstimmung« bei der Anwendung der FYÜ-Methoden und auch bei allen anderen Ansätzen der spirituellen Erweckung, auch bei Darshans und Shaktipat, so wichtig geworden. Schüler und Lehrer überall achten zunehmend darauf. Es ist nicht länger die Frage, ob die ganze Menschheit spirituell erwacht. Für jeden, der Augen hat zu sehen, kann da kein Zweifel bestehen, dass da etwas sehr Tiefgreifendes im Gange ist. Es ist jetzt nur noch die Frage, wie man damit richtig umgeht. Es gibt also auf beiden Seiten der von dir erwähnten Spitzenerlebnisse ausreichend zu tun – vorher und nachher.

»Durchbrechen« ist nicht notwendigerweise der beste Weg, dies zu betrachten, obwohl Begeisterung und hingebungsvolle Anstrengung sicherlich wertvolles Kapital auf der Reise sind. Doch niemand »bricht wirklich durch«. Es ist mehr so etwas wie ein »Hindurchfallen«, ein Loslassen, besonders unserer inneren Anhaftung an die identifizierte Bewusstheit.

Der FYÜ-Ansatz ist ein zweistufiger Prozess. Zuerst kultivieren wir bleibende innere Stille, den Zeugen, in der täglichen tiefen Meditation und dann geben wir durch sanftes Nachforschen allmählich unsere Identifikation mit unseren Gedankenprozessen auf, die uns an die Denkweise von »ich und mein« bindet. Das Ganze entflechtet sich im Laufe der Zeit und darunter breitet sich ein riesiges kissenartiges Fundament der inneren Stille aus, um uns aufzufangen – weshalb es zu weniger Zurücksacken kommt. Entlang des Wegs können wir sehr viel mehr zusätzliche Methoden und Schritte in den Prozess einbinden, doch ist das das Szenario, auf das alles andere aufbaut. Es wird immer einfacher, durchzufallen. Gleichzeitig werden wir mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die Erweckungen, zu denen es überall kommt, zu stabilisieren.

Da kommt ein weltweites Netz der Erweckung zum Vorschein. Das ist nicht in erster Linie ein physisches Netz, obwohl es seine physischen Bestandteile, Ausgangspunkte für ein energetisches Netz, das den gesamten Planeten umspannt, hat. Es gibt eine zunehmende Anzahl von Lehrern überall auf der Welt. Viele davon transzendieren mit ihrer direkten Erfahrung die traditionellen Wissenssysteme. Dann gibt es diese unendlichen Kommunikationsmöglichkeiten des Internets. Dadurch wird es möglich, ausführlich Wissen und Erfahrungen zu teilen. Genauso kann man simultane Gruppenmeditationen organisieren, die den gesamten Globus umfassen. Damit haben wir zusätzlich zu unseren individuellen täglichen Praxissitzungen der Millionen, die morgens und abends meditieren und eine ständig um die Erde wandernde Energiewelle verursachen, auch periodisch synchronisierte Sitzungen, zu denen es kommt, wenn viele zur selben Zeit tief in die innere Stille eintauchen. Die Kraft der globalen Gruppen-Übungen ist spürbar und man sollte ihre Bedeutung nicht unterschätzen. Solltest du an der Teilnahme an den globalen Gruppenmeditationen jedes Wochenende interessiert sein, dann besuche dieses Thema im englischen Forum.

Das globale Netzwerk wird jedes Jahr stärker. Jeder Übende und jeder Lehrer ist ein Knoten in diesem riesigen energetischen Netzwerk. Niemand ist allein. Jeder trägt bei jeder täglichen Meditation und bei jeder spirituellen Zusammenkunft dazu bei und jeder profitiert von diesem sich ständig verstärkenden Energiefeld. Mach also weiter, wie du es am besten findest. Und alles Gute auf deinem Pfad!

Der Guru ist dir!

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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