Lektion 331 – Nicht-Dualität und ekstatische Kundalini

Frage: Was mache ich mit der überwältigenden Glückseligkeit, die mit einer Kundalini-Erweckung einhergeht? Ich habe nicht gewusst, welche Übungen ich am besten anwende, um die Kundalini in den Griff zu bekommen. Mein Weg da hinein war Jnana Yoga und dies ist immer noch meine Hauptübung, weil ich mich viele Jahre lang auf die Lehren von Nisargadatta Maharaj konzentriert habe. Ich war nicht auf der Suche nach dieser Kundalini-Übung. Ich habe nur bemerkt, dass sich da Dinge als ein Ergebnis von Jnana-Yoga und Meditation auf der Kundalini-Ebene abgespielt haben. Das Ganze hat sich nach dem Muster zugetragen, wie das von Kundalini-Yogis beschrieben wird, und dem muss ich jetzt meine Aufmerksamkeit widmen.

Vor zwanzig Jahren ist meine Kundalini in zwei kraftvollen Ereignissen aufgewacht. Bei einem hatte ich schon gedacht, das könne mein Körper und Verstand nicht überleben. Beim ersten wurde ich der gewaltigen Kraft in der Wirbelsäulenlinie aufgeschlossen, die mich ans Bett gefesselt hat. Es ging immer nach oben und unten, nach oben und unten, wie bei Tausend Orgasmen, ohne dass da eine Möglichkeit zum Orgasmus da war (das konzentrierte sich nicht auf das Sexualorgan, obwohl einer der Pole das Muladhara, der andere Ajna war (jeder Punkt dazwischen war massiv überlastet). Ich konnte mich nicht bewegen und nicht latmen und dachte, ich müsse sterben. Es war, als würde man von einer überwältigenden Kraft von Glückseligkeit vergewaltigt.

Bei der zweiten Erfahrung wurde ich zu einer sehr realen Vision von Da Love Ananda erweckt, die definitiv kein Traum war. Ich war formell kein Anhänger von DA Love Ananda, doch hatte ich einige Bücher von ihm gelesen. Er saß auf meinen Schultern und später lachte er und schaute mir in die Augen. An diesem Punkt ging ein starkes Laserlicht von seinen Augen in die meinen, mich überkam eine durchdringende Glückseligkeit und ich war mit ihm vereinigt. Ich erwachte mit einem kraftvollen glückseligen Körper und Verstand, was geraume Zeit anhielt.

Ich muss noch anmerken, dass ich keinen systematischen Kundalini-Yoga pflegte. Doch hatte ich seit Jahren mit Unterbrechungen meditiert. Mein Leben lang war ich versunken in Geschichten über Heilige und war gewohnt zu beten und als Katholikin an der heiligen Messe teilzunehmen. Viele Jahre lang war die heilige Messe für mich ein so kraftvolles Erlebnis, dass ich nur schwer bei Bewusstsein bleiben konnte und dies ist manchmal heute noch der Fall.

All das war nicht immer nur Glückseligkeit, nachdem die Kundalini auf diese Art einmal erweckt war. Mehrere Jahre befand ich mich immer an der Schwelle, in Tränen auszubrechen, und mein Herz fühlte sich an wie aus Stein. Es ging mir so schlecht, dass ich jeden Tag und jede Minute dachte, ich könne so nicht weiter meiner Arbeit nachgehen. Die Geschichte von Laurence Olivier, diesem Schauspieler, der mehrere Jahre in einem ähnlichen Zustand zubrachte, richtete mich wieder auf. Dieser fühlte, dass er nur für den nächsten Schritt oder für das nächste Wort seines Textes auf der Bühne garantieren könne, dann würde er zusammenbrechen und müsse aufgeben. Das verursacht eine massive Anspannung, aber vielleicht lehrt uns das, im jetzigen Augenblick zu leben und immer nur einen Schritt auf einmal zu machen.

In letzter Zeit mühe ich mich mit dem „Problem“ ab, dass ich nicht weiß, was ich mit der überwältigenden Glückseligkeit anfangen soll. Wie soll ich in Situationen in der Gesellschaft oder in verantwortlicher Position zurechtkommen, wenn ich ständig (und besonders in Begleitung von jemandem) so etwas erfahre wie die ursprüngliche Kundalini-Erweckung, wenn auch nicht so massiv. Das ist wieder wie die Olivier-Erfahrung, so dass ich nur den nächsten Schritt oder vielleicht zwei auf einmal funktionieren kann. Alles, was darüber hinausgeht, fühlt sich an wie ein vollständiger Zusammenbruch in die Ekstase hinein. Muladhara ist aktiv und glückselig, Ajna ist aktiv und glückselig. Ich fühle mich, als würde ich Orgasmen bekommen, wenn ich mich nur entspanne. Entspanne ich mich nicht, fühle ich mich, als würde ich Orgasmen bekommen. Ich erinnere mich an die ursprüngliche Erweckung, als die Glückseligkeit so riesig war, dass es schien, als würden sie die körperlichen Orgasmen in den Schatten stellen.

Das erinnert mich an Ramakrishna, der einmal einem Devotee die Glückseligkeit gab, um die er gebeten hatte (obwohl ich nicht um Glückseligkeit gebeten habe, ich habe um die Vereinigung mit dem Göttlichen gebeten, um mich in Gott zu verlieren) und der Devotee konnte das nicht aushalten und bettelte ihn an, das wieder von ihm zu nehmen, was er auch tat.

Ich habe auf das ‚Problem‘ mit mehr Selbst-Analyse reagiert, wodurch für mich das Gefühl und die Aufmerksamkeit auf und »über« das Ajna-Chakra »hinaus« konzentriert wird. Doch das macht das Problem noch größer.

Ich muss noch anmerken, dass ich als Jnana Yogi, der nach Advaita (Nicht-Dualität) mittels Shiva strebt, mein ganzes Leben lang mehr die asketische Schiene gefahren bin (möglicherweise auch als Ergebnis einer repressiven römisch katholischen Erziehung, wie mir klar wird; so habe ich es die meiste Zeit meines Lebens vermieden, ein vollkommen aktives Sexualleben zu führen.) Im Augenblick bleibt mir keine andere Wahl, als dem sexuellen Druck von Zeit zu Zeit eine Erleichterung zu verschaffen. Dadurch bin ich dann für ein oder zwei Tage wieder geerdet, bevor der Ekstaseaufzug erneut zu fahren beginnt.

Ich wäre über jeden Kommentar, wie ich zu mehr Gleichgewicht finden könnte, sehr dankbar. Überwältigende Glückseligkeit ist wirklich eine Plage.

Antwort: Vielen Dank für dein freundliches Teilen. Dein Fall macht anschaulich, dass es unmöglich ist, Erfahrungen in der Dualität von unserer Nicht-Dualität zu trennen, wie immer wir auch auf die Nicht-Dualität der ersteren pochen mögen. Irgendwie kommt da eine Vermählung zustande. Bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen umschreiben wir das Endprodukt dieser Vereinigung als „Stille im Handeln“, ein Ausdruck, der auf das Paradoxe an der ganzen Sache hindeutet. Doch wir sind dies, und alle Anstrengungen einen der beiden Aspekte zu verleugnen, um nur den anderen behalten zu können, ist zwecklos. Diese sind Eins!

In Bezug auf deine Kundalini-Erfahrungen und exzessiven Symptome ist es notwendig, sich über die Ursachen und Wirkungen Klarheit zu verschaffen und dann die Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer Heilung beisteuern. Da alle Aspekte des Yoga miteinander in Verbindung stehen, ist es möglich, dass eine intensive Selbst-Analyse die Kundalini stimuliert. Sollte das bei dir der Fall sein, dann ist Selbstabstimmung bei der Selbst-Analyse das Mittel der Wahl, die Stabilisierung deines Weges zu unterstützen, genauso wie dies für jede andere Übungsform zutrifft. Alles, was in Lektion 69 gesagt wurde, ist da anwendbar. Es ist dieselbe Reise mit einer geringfügig anderen Wegneigung, die aus deiner Vergangenheit zu erklären ist. Die zugrunde liegenden Prinzipien sind dieselben.

Weil du deine Praxisroutine schon so viele Jahre aufrecht erhältst, musst du nicht nochmal von ganz von vorne anfangen. Doch einige Anpassungsmaßnahmen werden hilfreich sein. Du solltest auch in Betracht ziehen, etwas weltlicher zu werden, um damit die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Genauso solltest du es mal mit ein wenig täglicher Wirbelsäulenatmung versuchen, um zu sehen, ob das hilft, die Energien zu stabilisieren (das ist oft der Fall). Stelle sicher, dass du allgemein viele erdende Aktivitäten in dein Leben einbaust. Genauso wird dem Übenden sicherlich etwas mehr innere Stille helfen, inmitten eines „Feuerwerks“ von Ereignissen gleichmütig zu bleiben. Deshalb beginnen wir bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen zuallererst mit der tiefen Meditation. Vielleicht hast du die Kultivierung der inneren Stille im Laufe deiner langen Auseinandersetzung mit spirituellen Dingen ja auch bereits erreicht, doch wahrscheinlich nicht in dem Maße, wie das für dich notwendig wäre, da du manchmal in ziemliche Schwierigkeiten gerätst.

Bedenke immer, dass die Aufgabe der Kundalini darin besteht, die energetische Verbindung zwischen der inneren Stille und der äußeren Welt herzustellen. Kundalini-Symptome sind die „Reibung“ dieses aufkommenden Energieflusses durch die noch übrig gebliebenen Blockierungen in der Neurobiologie. Sogar die erotischen Formen der Ekstase sind von dieser Qualität. In dem Maße wie die Blockierungen aufgelöst werden, verschwinden auch die Reibungen und dann entwickeln sich die Symptome zu einer höheren Ausdrucksform. Das Endergebnis ist ein anhaltendes Ausströmen von göttlicher Liebe, was sich in einen liebenden Dienst in der Welt umformt. Dies widerspricht der Nicht-Dualität nicht. Vielmehr ist es ihre Erfüllung – Stille (Einheit) im Handeln. Das mag scheinbar unvereinbar sein mit einem orthodoxen „Neti-Neti“-Stil der Selbst-Analyse, doch das, was in dir selbst abläuft, ist ein besseres Messinstrument für die Wahrheit. Das ist es immer. Die Erfüllung dieses Prozesses ist keine Eliminierung der auftretenden natürlichen Entwicklung, vielmehr reduzieren wir nur unsere Identifikation mit dieser oder wir lassen sie überhaupt nicht zu. Das ist das Aufkommen des Zeugen und die Lockerung des alles in Beschlag nehmenden Verstandes im Prozess der menschlichen spirituellen Transformation.

Mache also weiter auf deinem wundervollen langfristigen Pfad, nimm dabei aber einige zusätzliche Perspektiven ein – Selbstabstimmung, Erdung, was immer es für zusätzliche Methoden gibt, die helfen, die Situation zu stabilisieren (vielleicht etwas Wirbelsäulenatmung), und öffne dich auch für erweiterte Wege des Dienstes (Karma-Yoga – innerer oder äußerer). Das ist die ultimative Erfüllung der Nicht-Dualität und von Kundalini. Das ist die Stille in dir, die darauf drängt, sich auf den Schwingen der ekstatischen Ausstrahlung nach außen zu bewegen. Das ist ein Wiedergeborenwerden und alles, was kommt, ist zum Besten.

Es wird ebenfalls hilfreich sein, dies mehr vom Standpunkt des Advaita-Vedanta zu betrachten. Nisargadatta Maharaj ist da sicherlich „erste Sahne«. Deshalb bist du mit diesem Hintergrund gesegnet. Gleichzeitig ist es gut, die Beziehung zwischen Nicht-Dualität und Kundalini zu verstehen. Deine Erfahrungen demonstrieren die Untrennbarkeit dieser Aspekte der menschlichen spirituellen Transformation.

Das Wort Kundalini und das Phänomen, das damit gemeint ist, sind ja in vielen Kreisen oft genug mit großem Trara bekannt gemacht und beschrieben worden. Zur selben Zeit hat man das allerdings in orthodoxeren Advaita-Vedante Traditionen sehr ausgebuht.

Entwickeln wir eine ernsthafte Art der Herangehensweise an die Selbst-Analyse, während wir die entscheidende Rolle der ehrlichen Hingabe, Meditation und Samyama für die Aufgabe erkennen, können wir immer noch versucht sein, das, was man mit Kundalini bezeichnet, zu ignorieren, weil das so mit dem Körper in Verbindung gebracht wird. Von allen Aspekten des Yoga scheint Kundalini der Teil zu sein, der am tiefsten in der Dualität der Existenz verwurzelt ist. Und deshalb interessiert sich jemand, der auf der Suche nach der höchsten Wahrheit ist, dafür am wenigsten.

Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein als dies. Bei Kundalini geht es um die energetische Entwicklung unserer feinen Neurobiologie, wodurch wir zu einer direkten Wahrnehmung der strahlenden Einheit in unserer Umgebung gelangen. Obwohl auch diese Einsicht letztendlich transzendiert werden wird, ist es doch ein notwendiger Zwischenschritt, den alle auf dem Pfad durchlaufen müssen. Ignoriert man den Prozess der Kundalini, wird der Aspirant ihn dennoch in irgendeiner Form als Teil der Reise zur Erkenntnis erfahren müssen. Versteht man die Natur von Kundalini, die verschiedenen Symptome und die dazugehörigen Ursachen und Wirkungen nicht, kann dies zu Verzögerungen in unserer Entwicklung führen, weil dann das Risiko, nichts ahnend mit unseren inneren Energien Ablenkungen zu verfallen, viel größer ist.

Genauso wie bei der Selbst-Analyse kann man durch die Entwicklung eines guten Fundaments mit innerer Stille (dem Zeugen) auch bei der Entfaltung der Kundalini dafür sorgen, dass sie reibungslos und auf natürliche Weise erfolgt. Hat man dieses Fundament durch tiefe Meditation einmal gelegt, dann kann man auch andere Methoden anwenden, um zu gewährleisten, dass die Kultivierung der Kundalini auf gefahrlose und progressive Weise geschieht. Kundalini ist die ekstatisch energetische Seite unserer Natur, die zuerst zu einem ekstatischen Energiefluss und später zu einer direkten Wahrnehmung der transzendent scheinenden Ausstrahlung in uns und überall in unsere Umgebung führt. Das ist Pratyahara, das Nach-innen-Kehren unserer sinnlichen Wahrnehmung.

Dies ist wichtig, denn zur vollkommenen Verwirklichung kommt es erst, wenn sowohl die innere Stille wie auch die ekstatische Leitfähigkeit zur Reife gelangt sind und sich vereinigt haben. Dies ist ein Prozess der Reinigung und Öffnung und das ist das Wesen der Neurobiologie der Erleuchtung, die man überall dort vorfindet, wo es zur spirituellen Transformation des Menschen kommt, was immer für Methoden (einschließlich Selbst-Analyse) angewandt werden.

Die Selbst-Analyse wird nicht zu ihrer Erfüllung finden, bis alle der damit verbundenen inneren neurobiologischen Prozesse zu ihrer Reife und Vollendung gelangt sind. In einer früheren Lektion (Lektion 328) nannten wir das »reif werden«. Widmen wir uns diesen Prozessen nicht auf systematische Weise, werden sie trotzdem irgendwann auftreten, dann aber möglicherweise auf chaotische Weise. Haben wir eine Wahl (und die haben wir tatsächlich), dann ziehen die meisten von uns eine systematische Herangehensweise einem Ansatz vor, der durch chaotische Prozesse führt. Aber es ist nicht nur das: Der systematische Weg ist viel schneller als der chaotische. Deshalb ist es eine einfache Entscheidung. Wer da stur bleibt, die unausweichlichen Stufen der inneren Transformation ignoriert, und stattdessen einem starren philosophischen System anhängt, der zahlt den Preis sowohl bei der Schnelligkeit des Fortschritts wie bei der Annehmlichkeit.

Jene, die wahrhaft fähig sind, loszulassen, werden bemerken, welche energetischen Prozesse in ihnen auftreten und sie werden das tun, was notwendig ist, diese zu optimieren, damit die Reise in die Selbstverwirklichung flott und sicher vonstattengeht. Jene, die einer starren Sichtweise verhaftet sind, haben es mit der ironischen Situation zu tun, dass sie am Loslassen anhaften und dafür alles andere Vernachlässigen, auch den aktuellen Prozess der menschlichen spirituellen Transformation, der gerade abläuft!

Kundalini ist ein riesiges Thema, zu dem man Bände schreiben kann. Wir werden das hier nicht übertreiben, genauso wenig, wie wir irgendwo anders in den Schriften der Fortgeschrittenen Yoga Übungen übertreiben. Das ist nur ein Aspekt des gesamten Prozesses unserer Verwirklichung. Man muss dem Rechnung tragen. In diesen Schriften tun wir dies und erörtern alles, was für die Unterstützung der gesamten Reise nötig ist. Wenn wir dann auf die Dinge stoßen, werden wir sie erkennen und viel besser vorbereitet sein, um vorwärtsgehen zu können, anstatt durch Energieablenkungen aufgehalten zu werden. Die beziehungsvolle Selbst-Analyse können wir einsetzen, um den Fortschritt in der Stille zu favorisieren und zu vermeiden, dass wir der Versuchung verfallen, uns in die unausweichlichen ekstatischen Energieerfahrungen, zu denen es entlang des Weges kommt, zu verlieben. Wir können diese mithilfe der Selbst-Analyse loslassen, genauso wie wir dies mit allen Identifizierungen mit Erfahrungen machen, denen wir geneigt sein können, zu verfallen.

Durch Pranayama (Atemübungen), Asanas (Stellungen), Mudras und Bandhas (innere körperliche Manöver) und tantrische Methoden (die Steuerung von sexueller Energie im Besonderen) zielt Yoga auf die energetische Seite unserer Entwicklung ab. All diese können wir ganz einfach in unsere sitzenden Übungen und damit in unsere normale alltägliche Lebensführung einbauen, genauso wie wir die Selbst-Analyse auf natürliche Weise integrieren, wenn wir bemerken, dass der Zeuge aufkommt, und wir wissen, dass wir bereit sind.

Das ist alles Teil derselben Reise und kein Teil davon wird gegenüber einem anderen bevorzugt. Für jeden Aspekt gibt es ein Zeitfenster der Entwicklung und wir wissen, dass jeder Schritt aufgrund seines natürlichen Aufkommens und der beobachtbaren Ergebnisse der Richtige ist. In diesem Sinne erkennen wir alle Yoga-Übungen an ihrer beziehungsvollen Resonanz mit jeder anderen, unserer inneren Stille und unserer tagtäglichen Aktivitäten. Wir wissen, dass wir ausgeglichen sind, wenn das Leben immer besser wird, gerade wenn wir uns stetig in einen Zustand von Nicht-Dualität bewegen, was natürlich in Wirklichkeit gar kein Zustand ist.

Selbst-Analyse spielt bei der Entfaltung der Kundalini eine zentrale Rolle, weil sie uns mittels des Zentralkanals, d.h. unseres Wirbelsäulennervs, der zwischen dem Perineum und dem Zentrum der Stirn verläuft, reinigt und öffnet. Das ist ein Aspekt einer Schlüsselkompetenz, die man in der tiefen Meditation entwickelt – wir erlauben einfach dem Kundalini-Prozess, sich frei zu entfalten, und favorisieren dabei das natürliche Loslassen der Aufmerksamkeit in die Stille. Das hilft uns dabei, Hochflüge der Fantasie zu vermeiden, sollte es zu dramatischen Kundalini-Symptomen kommen.

Es ist so wie bei allen Lebenserfahrungen. Allmählich stellen wir fest, dass sie nur Wellen auf dem Ozean unserer unendlichen inneren Stille, unseres SELBST, sind. Der Unterschied zwischen Kundalini-Erfahrungen und dem Rest unserer Erfahrungen im Leben ist der, dass Kundalini-Erfahrungen dramatisch sein und eine ganze Reihe von körperlichen Symptomen, große innere Energieströme und Ekstase, Visionen, Klänge und andere innere Sinneswahrnehmungen beinhalten können. Auch die Gefühle können betroffen sein, manchmal positiv, manchmal negativ, falls es zu übermäßigen Energieströmen kommt. All dies wird eine entsprechende Wirkung auf unser Denken haben und dies ist der Grund, warum Selbst-Analyse (beziehungsvoll – in der Stille) sehr hilfreich sein kann. Wir wissen, dass es sich dabei nur um die Landschaft handelt, durch die wir auf der Straße zur Selbstverwirklichung fahren.

Schreiten die Reinigung und Öffnung in unserem Nervensystem weiter voran, weichen die dramatischen Kundalini-Symptome einem verfeinerten Fluss von ekstatischer Glückseligkeit verbunden mit schillernden Bewegungen von Stille in uns und dem Fluss von göttlicher Liebe von uns aus nach außen in unsere Umgebung. Dann weitet sich auch unsere Wahrnehmung des Zeugen (unser SELBST) soweit aus, dass sie auch unsere Umgebung einschließt. Es ist also das Voranschreiten unseres Kundalini-Prozesses, der zu unsrer Wahrnehmung von Nicht-Dualität und Einheit überall in unserem täglichen Leben führt. Dies ist die Rolle der Kundalini in der Wahrnehmung der Nicht-Dualität des Lebens, selbst wenn wir weiterhin ganz in diesem Leben aufgehen.

Obwohl die Landschaft selbst nicht wichtig ist, können wir uns daran auf dem Weg erfreuen. Wir können damit auch unsere Geschwindigkeit und unsere Bequemlichkeit auf dem Pfad messen. Bewegen wir uns zu schnell vorwärts (d.h., machen wir zu viele Übungen), dann können die Symptome der Reinigung intensiv werden und beträchtliches Unwohlsein und/oder mögliche Ablenkungen verursachen. Der Prozess des Nach-innen-Kehrens der sinnlichen Wahrnehmung (Pratyahara) kann sich manchmal zu schnell bewegen. Es ist wichtig, dass wir immer über die Intensität unserer Erfahrungen Nachforschungen anstellen, so dass wir bei unseren Übungen Anpassungen vornehmen können, um ein reibungsloses Vorankommen ohne irgendwelche Gefahren sicherzustellen. Tun wir dies nicht, können wir uns in ein Übertreiben verrennen, was zur Folge hat, dass wir dann unter Umständen einige Zeit gar nicht mehr praktizieren. Dann müssen wir die geeigneten Kundalini-Heilmittel anwenden (vgl. Lektion 69) und warten, bis wieder ein Ausgleich eingetreten ist, bevor wir wieder Übungen aufnehmen (Selbst-Analyse eingeschlossen); was wertvolle Zeit kosten kann.

Diesen Prozess des Messens der Erfahrungsintensität und das Abstimmen unserer Übungen daraufhin haben wir als Selbstabstimmung bezeichnet. Das ist ein wichtiger Teil des FYÜ-Ansatzes und es ist genauso ein Aspekt der Selbst-Analyse. Wir ziehen den Erfahrungen immer die Übungen vor und verringern oder erweitern je nach Bedarf unsere Übungen entsprechend der Intensität der Erfahrungen.

Die energetische bzw. Kundalini-Seite des Prozesses der menschlichen spirituellen Transformation ist ein Aspekt, den man tunlichst nicht vernachlässigen sollte. Man sollte sich aber auch nicht darin vernarren.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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