Lektion 76 – F&A – „Siddhis: Sind diese Fähigkeiten etwas Reales?“
Frage: Gibt es die berühmten Siddhis wirklich? …in deinen Erfahrungen, natürlich! Wenn sie existieren, könnten diese Übungen zu Erfahrungen mit ihnen führen? Ich weiß, viele Lehrer warnen, dass sie nur ablenken und eine Falle für das Ego darstellen, aber für mich wären sie der Beweis dafür, dass die menschlichen Fähigkeiten über das hinausgehen, was uns bisher gelehrt wurde.
Antwort: Stammst du aus Missouri, dem „Zeig-mir“-Staat? – Ich mach nur Spaß.
Das ist eine gute Frage.
Wenn du an das Neue Testament und viele andere Berichte glaubst, dann existieren diese Fähigkeiten wirklich. Aber ich werde für dich in absehbarer Zeit nicht durch den Himmel fliegen oder durch Wände gehen. Noch werde ich die 5000 speisen oder die Toten erwecken. Hier gibt es keinen Anspruch auf einen Guru-Status. Deshalb brauche ich keines dieser Dinge zu vollbringen. Ich bin ein ganz normaler Bursche wie jeder andere.
Wir ganz normalen Menschen können uns so kultivieren, dass wir ständig in unserem Leben wundersame Erfahrungen machen. Das ist wichtig anzumerken. Es besteht eine Beziehung zwischen dieser Tatsache und den Siddhis und zwar auf der Ebene der Übungen.
Wie du vielleicht weißt, wird in Patanjali´s „Yoga Sutren“ eine Technik, die als „Samyama“ bekannt ist, als Quelle für die Siddhis angesehen. Samyama ist systematisches Initialisieren von bestimmten Vorstellungsbegriffen innerhalb des reinen Glückseligkeitsbewusstseins. Aber Samyama wird nicht ausgeübt, um damit Siddhis zu erlangen. Man macht Samyama zum Zweck der Reinigung des Nervensystems. Nebenbei führt es weiter auf dem Weg zu den Siddhis. Samyama ist eine spirituelle Übung, die wir mit allen anderen Übungen, die wir hier besprechen, in Einklang bringen und zusammen üben können. Die vornehmlichen Wirkungen von Samyama sind das Bewegen von reinem Glückseligkeitsbewusstsein und sich ausdehnender Ekstase im und über den Körper hinaus. Samyama ist eine Ausdehnung von all dem, was wir bisher in den fortgeschrittenen Yoga-Übungen tun. Es wurde in der allerersten Lektion in der Liste der Dinge, die abgedeckt werden würden, erwähnt. Dort hieß es, wir würden „mit potenten Mitteln stille innere, sich auch nach außen erstreckende Achtsamkeit entwickeln“. Das ist Samyama.
Mit Samyama werden wir in ein paar Monaten beginnen. Es wird nur zur weiteren Ausdehnung von reinem Glückseligkeitsbewusstsein und göttlicher Ekstase – nicht zur Hervorbringung von Siddhis – angewandt, auch wenn wir uns natürlicherweise in diese Richtung bewegen. Wenn Siddhis einmal kommen, werden wir uns etwas daraus machen? Lange davor schon wird das Leben für uns andauernde ekstatische Glückseligkeit sein. Das ist ein wirkliches Wunder.
Ich verstehe deine Frage und warum du sie stellst. Wirst du dich mit reinem Glückseligkeitsbewusstsein und grenzenloser Ekstase zufrieden geben? Das können wir in reichhaltiger Fülle haben, wenn wir bereit sind, die Anstrengungen dafür aufzubringen. In diesen Lektionen geht es genau darum. Du kannst auf dem Weg zu den Siddhis vorwärts kommen, wenn du willst, indem du mit den fortgeschrittenen Yoga-Übungen beginnst. Doch sobald du sie erreichen wirst, werden sie vermutlich nicht mehr sehr wichtig für dich sein. Das Ego ist lange davor in die Unendlichkeit aufgegangen.
Der Guru ist in dir.
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