Lektion 350 – Übungen, um über den Zustand der Zeugenschaft hinauszukommen
Nun wollen wir den Zeugen näher betrachten, wie er funktioniert und auch spezielle Mittel, die uns helfen können, über die ihm innewohnende Dualität hinauszugehen. In Lektion 333 haben wir über die Auflösung des Zeugen in der Einheit gesprochen. Das war eine breite Erörterung, die sich über Erfahrungen, Analyse, Samyama und aktive Hingabe im täglichen Leben erstreckte. In dieser Lektion wollen wir die Grenzen dieser Erörterung noch weiter ausdehnen und mehr in Übungen zur Selbst-Analyse eintauchen, womit man weitere Fortschritte unterstützen kann. In der nächsten Lektion bieten wir eine Abwandlung unserer Kern-Samyama-Übung an, bei der man dieser das Element der Selbst-Analyse hinzufügt. Damit ergänzen wir die Übungen mit einigen neuen Perspektiven, die helfen, gewohnheitsmäßige Blockaden des mit dem Objekt der Wahrnehmung selbst-identifizierten Bewusstseins, besonders des Körpers bzw. Verstandes, zu beseitigen. Diese Blockaden werden durch das so genannte persönliche Ego gebildet. Unser Ziel ist es nicht, unseren Sinn für das Selbst oder den Verstand zu zerstören. Wir wollen diese beiden ausdehnen bis zu einem unendlichen Ausdruck. Das einzige, was wir dabei hinter uns lassen, ist unser begrenztes Bewusstsein vom Leben, Blockierungen, Leiden und Freudlosigkeit. Der ganze Rest von dem, was wir sind, wird unbeschadet überleben und bei dem ganzen Prozess enorm erleuchtet werden.
Beobachter, Prozess des Beobachtens und Objekt
Lass uns zunächst den Aufbau von Dingen näher untersuchen – den Zeugen und seine Beziehung zu unserem Sinn für das Selbst, die Mechanismen der Wahrnehmung und die Objekte der Wahrnehmung. Es ist diese Beziehung, die wir so zu beleben versuchen, dass sie uns befähigt, über die Begrenzungen von Zeit und Raum und auch über das Leiden, das mit dem menschlichen Zustand untrennbar verbunden ist, hinauszugehen. Dabei bleiben wir aber im Leben noch voll und ganz menschlich für die Verbesserung und das Glück von allen aktiv.
Seit Beginn der FYÜ-Lektionen, als wir das erste Mal Anweisungen für die tiefe Meditation (vgl. Lektion 13) gegeben haben, haben wir verschiedene Ausdrücke verwandt, um das zu umschreiben, was wir mit unseren Übungen kultivieren – bleibende innere Stille, Ruhe, reines Glückseligkeitsbewusstsein, Sat-Chit-Ananda, Zeuge usw. All dies summiert sich zu derselben Sache – einen zunehmenden Sinn für Ruhe, Stetigkeit und Frieden, der hinter unseren Sinneswahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen offenbar wird. An einem bestimmten Punkt bemerken wir, während sich alles in uns und um uns herum bewegt, dass sich etwas Fundamentales in uns nicht bewegt. Wir haben das »Zeuge« genannt. So stetig ist dieses stille Gewahrsein, dass wir es auch als den Ursprung unseres Sinnes für das Selbst erkannt haben. Trotzdem haben wir uns mit dem Zeugen immer noch in der Dualität befunden, was sagen will, dass wir uns »hierinnen« als der unbewegliche Zeuge befinden und gleichzeitig einbezogen sind in alles, was sich »dort draußen« in Bewegung befindet, unsere Gedanken, Gefühle und Sinneswahrnehmungen (die alle für den Zeugen äußerlich sind) eingeschlossen. Obwohl wir wissen, dass wir abgetrennt sind, wissen wir auch, dass wir uns in der Welt unseres Körpers bzw. Geistes und alles anderen befinden. Deshalb ist unser Sinn für unser Selbst, unsere »Ich-heit«, aufgespalten in ein »Ich«, das hier drinnen unbeweglich ist, und ein »Ich«, das immer noch dort draußen in alles verwickelt ist. Dies ist ein Zustand der Dualität. Dieses Gespür für eine Dualität wird besonders vergrößert, wenn wir zum ersten Mal unsere Zeugeneigenschaft wahrnehmen, denn wir fühlen, dass wir alleine sind und getrennt von den Ereignissen, zu denen es in unserem Inneren und um uns herum kommt. Dieses verstärkte Gespür für Dualität im frühen Zustand der Zeugenschaft ist normal und nur zeitweise, wie wir sehen werden.
Die Dualität, die wir im täglichen Leben erfahren, findet man in der Dynamik des Beobachters (Subjekt), dem Prozess der Beobachtung (Wahrnehmung) und dem Objekt der Beobachtung. Da bin »ich« und der andere – zwei. Vor der Zeugenschaft (Zustand der Vor-Zeugenschaft – vgl. Lektion 327) wurde der Beobachter als der Körper/Geist betrachtet, wie das der Satz: »Ich bin der Körper/Geist, der diese Objekte beobachtet.«, zum Ausdruck bringt. In dieser Situation identifiziert sich das Subjekt (»Ich«) mit dem Objekt. Es ist das Objekt (Körper/Geist), das sich als Subjekt maskiert und andere Objekte anschaut – eine Objekt-zu-Objekt-Dualität.
Das ist die Klebrigkeit des Bewusstseins, das sich selbst mit einem Objekt identifiziert, dem Körper/Geist, wodurch ein falsches Gefühl für ein Selbst hervorgebracht wird, was wir als Ego bezeichnen. Bewusstsein ist so klebrig, dass wir sogar unsere Besitztümer als Ausdehnung unseres Selbst betrachten können – mein Haus, meine Katze, mein Geld, meine Familie, mein Land usw. Die Konsequenzen dieser Art von Selbst-Identifizierung sind wohl bekannt. Schau dir nur die Schlagzeilen der heutigen Zeitung an. Sicherlich können wir das besser machen.
Sobald der Zeuge aufkommt, beginnt diese ganze Objekt-Identifizierung geringer zu werden. An einem gewissen Punkt fühlen wir uns vielleicht immer noch als Körper/Geist, auch wenn wir wissen, dass wir uns jenseits davon in bleibender innerer Stille befinden. Es ist immer noch Dualität, doch eine befreitere Art von Dualität und man beginnt, dies in seinen Wahrnehmungen und Handlungen zu bemerken. Es ist unser wahres Selbst (Zeuge), das Objekte sieht, nicht mehr das falsche Selbst (Ego), das die Objekte sieht. Das ist ein großer Schritt nach vorn. Erfahren wir den bleibenden Zeugen, ist dies eine Dualität im Übergang. Führt man dies weiter bis zu dem Punkt, an dem unser Sinn für unser Selbst fähig ist, sich gänzlich von der Identifizierung mit dem Körper/Geist und anderen Objekten der Wahrnehmung zu lösen, ist der nächste Schritt erreicht. Dieser Schritt kann für die allmähliche Entkopplung der Selbst-Identifizierung (Klebrigkeit/Anhaftung) des Bewusstseins einige Zeit beanspruchen. Je gemächlicher die Entkopplung vonstattengeht, desto stabiler und bleibender wird das Ergebnis sein. Einige haben behauptet, die Entkopplung würde plötzlich geschehen, ob man zu diesem Zweck zuvor Maßnahmen zur Stimulierung ergriffen hat oder nicht.
Plötzliche Transformationen der Selbst-Identifizierung sind möglich. Sie werden oft von physischen und psychologischen Prüfungen und wiederholten Rückschlägen begleitet. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Doch auf die eine oder andere Weise wird die Stadt erbaut! Beim FYÜ-Ansatz mit all den Übungen, die uns zur Verfügung stehen, haben wir den Zeugen direkt mit der tiefen Meditation kultiviert und begonnen, mit Samyama und grundlegender Selbst-Analyse die Stille zu bewegen. Mit all dem ist unser Sinn für das Selbst langsam von den Objekten der Wahrnehmung und auch von Körper/Verstand zurückgewichen.
Während dieses allmählichen Zurückweichens der Selbstidentifizierung mit den Objekten bleibt die Beziehung zwischen Beobachter, dem Prozess der Beobachtung und dem Objekt der Beobachtung intakt. Sie verändert sich nicht. Was sich verändert, ist unser Sinn für das Selbst, unser Ich-Sinn. Er bewegt sich langsam hinaus von den Objekten der Wahrnehmung in unser aufkommendes grenzenloses Bewusstsein. Während dieses Prozesses wird die anfängliche Dualität zwischen dem Zeugen und den Objekten der Wahrnehmung allmählich weniger dual und mehr nicht-dual. Dies bedeutet, dass die beiden Schritt für Schritt Eins werden. Gleichzeitig weitet sich unser Sinn für das Selbst aus und wird zunehmend universell. Er ist nicht mehr an ein bestimmtes Objekt gebunden, sondern wir erkennen, dass er allen Objekten der Wahrnehmung zugrunde liegt. Wir identifizieren uns nicht mehr mit Objekten, sondern wir liegen ihnen auf eine Weise zugrunde, dass wir uns nicht länger als in der Welt befindlich empfinden. Vielmehr fühlt es sich an, als würde sich die Welt stattdessen in uns befinden. Ist das einmal so weit, dann haben wir alles Recht, die Kleinbuchstaben vom „Selbst“ durch Großbuchstaben zu ersetzen. Wir haben den Weg vom kleinen, sich identifzierenden Selbst zum großen universellen SELBST zurückgelegt. Das ist nicht philosophisch, es beruht auf Erfahrung. Es ist keine Vorstellung, sondern ein Zustand, in dem wir uns 24 Stunden am Tag wiederfinden.Ist das einmal so weit, dann haben wir alles Recht, die Kleinbuchstaben vom „Selbst“ durch Großbuchstaben zu ersetzen. Wir haben den Weg vom kleinen, sich identifzierenden Selbst zum großen universellen SELBST zurückgelegt. Das ist nicht philosophisch, es beruht auf Erfahrung. Es ist keine Vorstellung, sondern ein Zustand, in dem wir uns 24 Stunden am Tag wiederfinden.
Kommt es mit der Zeit zu dieser Veränderung, können wir sagen, dass wir uns über den Zeugen hinausbewegen, weil wir nicht mehr länger Objekte als außerhalb von uns befindlich beobachten. Auch wenn sich alles immer noch bewegt, sehen wir nicht, dass es sich bewegt, und dies ist der Zustand von keinen Objekten – nur noch Subjekt. Was wir sehen, ist sich bewegende Stille, nur das Eine, ein Paradox, ganz gewiss; eine Erfahrung, die sich von der mit den Zweien des Beobachters und des Beobachteten unterscheidet. Doch die Mechanismen der Wahrnehmung funktionieren innerhalb dieser aufkommenden vereinigten nicht-dualen Erfahrung immer noch genauso wie zuvor. Was sich verändert hat, ist unser Sinn für das Selbst in Beziehung zu all dem. Worauf wir blicken, was immer wir sehen, das ist nur das SELBST. Die Dualität von Beobachter, Prozess der Beobachtung und Objekt der Beobachtung funktioniert immer noch, doch sie ist für uns transparent geworden, ganz ähnlich wie das detaillierte Funktionieren vieler Aspekte der Natur für uns bereits transparent ist, wozu auch die Vielzahl von automatisch in unserem physischem Körper auftretenden Aktivitäten gehören. Wir sehen den gesamten Körper und nicht die Millionen von Aktivitäten, die in ihm am Werk sind. Damit vergleichbar bemerken wir kaum noch die vielen Ereignisse, die innerhalb unseres SELBST auftreten (unseren Körper und Geist eingeschlossen), sobald wir bewusst zum Ganzen der unendlichen Bewusstheit werden. Wir engagieren uns, wir mischen uns ein. Doch unser Sinn für das SELBST geht über die Details hinaus, die durch das andauernde Ausstrahlen göttlicher Liebe bestimmt werden. Der Ursprung dieser göttlichen Liebe liegt im allgegenwärtigen Zentrum, unserem SELBST. Wir sind DAS.
Doch wir sollen nicht an einem einzigen Tag komplett zu diesem Zustand der Freiheit und göttlichen Ausstrahlung transformiert werden und auch nicht in einem einzigen Jahr. Das ist ein Prozess, eine Reise, zuerst zum Zustand des Zeugen und dann geht das stetig weiter über den Zeugenzustand hinaus in die Einheit. Auf dem Weg löst sich die zeitliche Welt, wie wir sie gekannt haben, in ein glänzendes Licht des Seins auf, auch wenn wir nirgendwohin gegangen sind und nicht einmal etwas an unserer täglichen Routine von Aktivitäten verändert haben. Das ist eine Reise von hier nach hier, wie wir dies in Lektion 348 erörtert haben.
Die Technik des Jnana Yoga – Advaita (Nicht-Dualität)
Nehmen wir an, wir haben Lust darauf, haben ein brennendes Verlangen danach, vom Leiden der selbstidentifizierten Bewusstheit befreit zu werden. Schauen wir mal, was wir tun können, diesen natürlichen Entwicklungspfad voranzutreiben. Tatsächlich haben viele nach mehr geschrien, nachdem der Zeuge in ihnen aufgekommen ist, besonders jene, die über die Jahre jeden Tag eifrig praktizierten. Die Methoden, die wir uns hier genauer ansehen, nennt man Jnana, was so viel wie der Yoga des Wissens bedeutet. Es ist dasselbe wie Advaita-Vedanta: das Wissen von der nicht-dualen Natur des Lebens.
Der logische Ansatz war, das Problem mit dem Verstand lösen zu wollen, was in vielen Fällen bedeutet, dass man den Bock zum Gärtner macht. Nicht, dass da mit dem Verstand irgendetwas falsch ist. Doch wenn wir uns immer noch mit dem denkenden Geist identifizieren, auch wenn da schon der Zeuge ein bisschen da ist, dann wird es schwer sein, zu Lösungen zu kommen, außer man hat ein Verständnis entwickelt und Mittel angewandt, die es uns erlauben, durch die Fallen des Intellekts hindurchzuschlüpfen. Mit anderen Worten: Dies ist keine intellektuelle Herausforderung. Menschen, die ausschließlich auf den Intellekt vertrauen, bringen zweifellos die schlechtesten Voraussetzungen für die Selbst-Analyse mit. Vielmehr ist es eine Reise des Zeugen in Beziehung zu allem anderen. Natürlich müssen wir dabei teilweise besondere mentale Techniken anwenden. Es hat viel von der Art, wie mit der tiefen Meditation und dem Pranayama der Wirbelsäulenatmung der Gebrauch besonderer mentaler Techniken verbunden ist, die uns dazu befähigen, den denkenden Geist und seine Objekte zu überwinden, um die Kernqualitäten der Erleuchtung, d.h. Stille und Ekstase, zu kultivieren. Nun wollen wir diese Kernqualitäten noch zusätzlich durch die Stufen von Unterscheidung, Leidenschaftslosigkeit und Einheit erweitern. Auf diese Weise können wir jenseits des Zeugenzustands kommen. Wir haben wichtige Schritte unternommen, indem wir die strukturierte tägliche Samyama Übung (vgl. Lektion 150 und 299) hinzugefügt haben. Diese kultiviert in uns die Gewohnheit, Absichten und Analysen in die Stille loszulassen und in allem, was wir tun, flüssiger zu werden im Ausdrücken des göttlichen Stromes. Sobald wir die Gewohnheit von Samyama entwickelt haben, finden wir uns in einer exzellenten Ausgangsposition für das Bereisen der Straße der Selbst-Analyse wieder.
In früheren Lektionen haben wir verschiedene Klassen der Selbst-Analyse erörtert und auch die Beziehung in welcher diese Klassen zu den Entwicklungsstufen des denkenden Geistes stehen. Das können wir noch weiter ausführen und sie folgendermaßen kategorisieren:
• Natürliches Jnana: Durch sitzende Übungen kommt der Zeuge auf und löst auf dem Wege einer unstrukturierten (natürlichen) Selbst-Analyse in täglichen Aktivitäten die Selbstidentifikation mit Objekten.
• Loslassendes Jnana: Systematische Methoden unter Verwendung von Analyse und Unterscheidung zum Zwecke der Loslösung von unerwünschten Gedanken und Gefühlen: »Ich entscheide mich dafür, das loszulassen, was nicht der Wahrheit entspricht.«
• Bekräftigendes Jnana: Bekräftigung (Affirmation) unserer Natur als ewiges SELBST bzw. Gott durch unser gewähltes Ideal: »Ich bin DAS.«
• Negierendes Jnana: Unterscheidung unter Negierung aller Objekte der Wahrnehmung (auch aller Gedanken und Gefühle) zum Zweck der SELBST-Erkenntnis: »Nicht dies, nicht das.« (Neti Neti)
• Transzendierendes Jnana: Analyse unseres »Ich-Sinns« und Loslassen in seine Quelle der SELBST-Erkenntnis: »Wer bin ich?«
In jedem vorhandenen System von Übungen und auch in den Neigungen eines Übenden kann es zwischen diesen Kategorien signifikante Überlappungen geben. Bei der Berücksichtigung dieser Kategorien der Selbst-Analyse sollte man darauf achten, wo wir uns im Augenblick auf dem Pfad befinden und wie dies mit der Vielzahl von verfügbaren Analysemethoden harmonisiert. Das Ziel besteht nicht darin, unmittelbar zur Methode am weitesten unten in der Liste zu springen, sondern eine zu finden, die mit unserem gegenwärtigen Zustand harmoniert. Mit »harmonieren« meinen wir, dass es unseren Sinn für Wohlbefinden verbessert (wie immer wir das wahrnehmen), ohne das durcheinanderzubringen. Für viele, die mit ernsten Absichten zum ersten Mal zur Selbst-Analyse kommen, wird die Methode das natürliche Jnana sein. Diese leitet zum loslassenden Jnana über. Diese beiden Kategorien befassen sich mit der praktischen Selbst-Analyse, wobei die Konzentration auf den unmittelbaren Problemen unseres alltäglichen Lebens liegt. Von dort gehen die meisten von uns aus, oder etwa nicht?
Das natürliche Jnana
Eine tägliche Routine mit effektiven Yoga-Übungen wird die bleibende innere Stille aufkommen lassen. Das führt wiederum zum zunehmenden Ausfluss von Gedanken, Gefühle und Handlungen aus unserer Stille auf den Flügeln der ansteigenden eksatischen Leitfähigkeit und Ausstrahlung. Was sollen wir über all das denken, wenn es geschieht? Wir werden ganz offensichtlich etwas darüber denken, wenn wir in der Routine unseres täglichen Lebens aufgehen. Mit der Zeit erkennen wir, dass unser Sinn für unser Selbst auf natürliche Weise von den Objekten der Wahrnehmung zu dieser inneren Stille wechselt, die im Untergrund all unserer Erfahrungen im Leben aufgekommen ist, auch unserer inneren Prozesse der Wahrnehmung, des Denkens und des Fühlens.. Es ist ziemlich einfach, in unserem Ich-Sinn diesen Wechsel mit durch zu machen und das können wir die Ankunft des natürlichen Advaita, die natürliche Nicht-Dualität, nennen. Es ist auch ein natürliches Jnana Yoga, was dasselbe ist.
Erinnere dich daran, dass all die Glieder des Yoga miteinander in Verbindung stehen. Deshalb ist es nichts Außergewöhnliches, wenn Fortschritt auf einem Feld des Yoga einen Fortschritt in anderen Yoga-Feldern stimuliert. In je mehr Yoga-Feldern wir uns betätigen, desto mehr Synergien werden offenbar und desto schneller kommen wir voran. Die Weisheit in uns (unser innerer Guru) weiß dies. Deshalb werden wir zur Analyse neigen, sobald wir bemerken, dass das natürliche Advaita aufkommt. Das kann eine intuitive Form der Analyse sein, die sich ereignet, während wir unseren täglichen Geschäften nachgehen – etwas so Einfaches wie: »Wer ist das, der diese Erfahrung macht?«, und loslassen. Das kann viele Formen annehmen, die nur durch unsere Vorstellung begrenzt sind. Was aber jeder wahren Selbst-Analyse zugrunde liegt, ist das Loslassen in die Stille. Diese Fähigkeit haben wir die ganze Zeit schon in Samyama entwickelt. Mit täglicher tiefer Meditation und Samyama ist es unausweichlich, dass wir zur beziehungsvollen Selbst-Analyse (in der Stille) kommen. Das Aufkommen des Zeugen sowie unsere Fähigkeit, unsere Absichten dahinein loszulassen, ist das Fundament einer effektiven Selbst-Analyse.
Entlang des Wegs werden wir vielleicht inspiriert, noch mehr strukturierte Formen der Selbst-Analyse hinzuzufügen. Wie wir das genau anstellen, hängt von unseren persönlichen Neigungen ab. Auch wenn wir keine starke Bhakti für ein weitreichendes Ideal der Nicht-Dualität besitzen, sind Stile der Selbst-Analyse, die die Probleme angehen, denen wir im täglichen Leben begegnen, sehr effektiv und bringen uns vorwärts. Das ist ein einfacher Ort, von dem man ausgehen kann und das bringt im Hier und Jetzt praktische Vorteile: In unseren Beziehungen, bei unserer Arbeit und in der zunehmend erleuchteten Weise, in der wir die Welt im Allgemeinen betrachten. Mit dem Zeugen beginnen wir, unsere Gedanken und Gefühle als Objekte zu sehen. Indem wir dies tun, finden wir uns mit der Option wieder, innere Muster loszulassen oder zu transformieren, um dadurch unsere besten Interessen zu unterstützen. Mit der Zeit hat dies weitreichende Implikationen. All dies kommt auf natürliche Weise durch uns auf – infolge täglicher Yoga-Übungen.
Loslassendes Jnana
Kommt die bleibende innere Stille (der Zeuge) auf, beginnen wir unsere Gedanken und Gefühle als die Objekte wahrzunehmen, die sie sind. Davor mögen wir uns mit diesen Wahrnehmungen als unser Selbst identifiziert haben, so dass wir unsere Gedanken und Gefühle ernster nahmen, als es für uns gut gewesen ist. Der erste Schritt auf der Straße, die über die Dualität (Subjekt und Objekt) hinausführt zum Zeugenzustand, ist eine Vertiefung unseres Verständnisses, dass Gedanken bzw. Gefühle nicht unser SELBST sind. Mit täglicher tiefer Meditation wird dies als eine natürliche Erkenntnis beginnen. Entscheiden wir uns dafür, eine aktivere Rolle einzunehmen, können wir uns in strukturierterer praktischer Analyse unserer alltäglichen Gedanken und Gefühle betätigen, um diese zur Verbesserung unserer Lebensqualität loszulassen und/oder zu transformieren. Gleichzeitig wird uns diese Art der alltäglichen Analyse mit der Zeit allmählich zu einem nichtdualen Zustand der Einheit führen.
Lester Levenons »Technik des Loslassens« (auch als die »Sedona Methode« bekannt) und Byron Katies »The Work« sind praktische Ansätze der Selbst-Analyse dieses Typs und über die Jahre wurde bewiesen, dass sie effektiv sind. Zweifellos gibt es noch andere. Systeme dieser Art sind ein guter Einstieg für Praktizierende, die einmal eine einfache Form der strukturierten Selbst-Analyse durchführen wollen – vorausgesetzt die bleibende innere Stille (der Zeuge) wurde bereits kultiviert.
Zum Stil des loslassenden Jnana der Selbst-Analyse gehört das Analysieren und bewusste Auswählen unserer Gedanken und Gefühle, indem wir sie als Objekte betrachten. Eine Analyse kann auf den Wahrheitsgehalt eines bestimmten Gedankens oder Gefühls gerichtet sein, wie er oder es unsere Lebensqualität beeinflusst und wie unsere Situation und Zustand des Denkens sich verändern, ohne dass wir uns weiterhin damit identifizieren. Sehr oft entdecken wir, wenn wir unsere Gedanken und Gefühle analysieren, dass diese Spiegel unserer eigenen Blockierungen sind. Was wir vermuten, dass es von außen kommt, kommt unweigerlich aus dem Inneren. Es handelt sich also lediglich um eine Interpretation unseres sich identifizierenden Bewusstseins mit dem Ziel des Selbstschutzes. Erkennen wir dies in Bezug auf irgendeinen bestimmten Gedanken/Gefühl, beginnt die Energie des Gedankens/Gefühls automatisch sich zu entladen. Dann können wir uns dafür entscheiden den Gedanken/das Gefühl ganz loszulassen. Es gibt eine ganze Reihe von Methoden, Gedanken und Gefühle loszulassen und sie zu transformieren. Das umfasst stets das Wählen in der Stille und dies kultiviert unseren Sinn für das Selbst jenseits von Körper und Verstand. Es ist empfehlenswert, sich mit den Lehren von Levenson, Katie und anderen, die auf diesem Gebiet tätig sind, etwas zu beschäftigen, um sich bestimmte Methoden anzueignen.
Für spirituelle Zwecke raten wir davon ab, dass man sich einem System der Selbst-Analyse als alleiniger Methode widmet. Zumindest sollte man die tägliche tiefe Meditation praktizieren, um die nötige bleibende innere Stille zu kultivieren. Jnana-loslassende Techniken kann man vor dem Aufkommen des bleibenden Zeugen üben, ohne eine unangemessene Belastung hervorzurufen. Von direkteren Jnana-Methoden (Affirmation, Negierung und Transzendierung), wie wir sie unten diskutieren, sollte man solange Abstand halten, bis man zumindest anfängliche Empfindungen für die bleibende innere Stille hat. Wir würden gerne vermeiden, zu viel nicht-beziehungsvolle Anstrengung auf Methoden der Selbst-Analyse zu verwenden, die über den Gang unserer gewöhnlichen täglichen Aktivitäten hinausschauen. Eine nicht-beziehungsvolle Selbst-Analyse kann Störungen in unserem Wohlbefinden hervorrufen und den Wunsch kleiner werden lassen, einen spirituellen Pfad zu verfolgen (vgl. Lektion 325). Mit weiser Selbstabstimmung der Selbst-Analyse hinsichtlich unserer aufkommenden inneren Stille (dem Zeugen), können derartige Schwierigkeiten vermieden werden und die Ergebnisse durch die Selbst-Analyse können auf jedem Schritt entlang des Wegs positiv sein.
Das affirmierende Jnana
Sind wir eine Weile in die natürliche Selbst-Analyse getaucht oder haben wir eine strukturierte Form im Selbst-Analysestil des loslassenden Jnana praktiziert, an einem bestimmten Punkt werden wir danach trachten, mehr zu verarbeiten als die mit dem gewöhnlichen alltäglichen Leben verbundenen Gedanken und Gefühle. Wir bemerken vielleicht, wie wir über unsere Gesundheit, unsere Beziehungen, unsere Arbeit, Bankkonto, Besitztümer usw. hinausschauen. Nicht, dass diese Dinge nicht mehr länger wichtig sind. Nur werden wir das locker bewältigen und unsere Perspektive wird beginnen, darüber hinauszuwachsen hin zu der fundamentaleren Frage: Wer sind wir in Beziehung zur Welt, wenn wir einen Standpunkt jenseits unseres Körpers/Geists und weltlicher Sorgen einnehmen. Das wird durch die ständige Verlagerung unseres Sinnes für das Selbst über die Objekte der Wahrnehmung hinaus hervorgerufen. An diesem Punkt werden wir vielleicht davon überzeugt, dass das, was wir sind, jenseits von dem liegt, was wir an Objekten und Phänomenen beobachten. Es ist eine Offenbarung, die wir fühlen können, und das kann vom Intellekt als »Ich bin DAS. Du bist DAS. Alles dies ist DAS.«, interpretiert werden. Es ist eine alte Offenbarung, die viele Jahrhunderte auf die Upanishaden und Brahma Sutras zurückgeht und wir machen nur damit weiter, die tiefgreifende Wahrheit davon heute zu verifizieren.
Doch dies ist nur der Intellekt, der ein Gefühl bemerkt. Es ist das Gefühl eines sich ausdehnenden Sinns für das Selbst. Was nicht mit einem sich ausdehnenden Ego gleichzusetzen ist, obwohl es sich in diese Richtung wenden kann, wenn der Geist sich festklammert und versucht, dieses Gefühl ohne genügend Möglichkeit, es in die Stille loszulassen, in Besitz zu nehmen. Das Ego ist das Kind des Verstandes, während das SELBST das ewige Glückseligkeitsbewusstsein ist. Das Ego klammert sich in Zeit und Raum an das liebe Leben, während sich das SELBST an nichts klammert und jenseits von Zeit und Raum verortet ist.
Was der Verstand für sich selbst bekräftigt, ist relativ unwichtig und kann auf dem Pfad ein Hindernis werden, wenn man sich zur falschen Zeit darauf versteift. Wahre Affirmation ist keine Handlung des Intellekts. Es ist ein Akt des Loslassens von Absichten des Intellekts in die Stille. Der Intellekt sucht nach mehr Intellekt. Die Affirmation sucht nach dem SELBST das jenseits des Intellekts liegt. Eine Affirmation greift also eine Absicht auf und lässt sie los. Sobald die Absicht losgelassen wurde, wird sie in die Sille aufgenommen, wo sie sich in der Stille als ekstatischer göttlicher Fluss bewegt.
Das SELBST bekräftigt nichts, obwohl es alles ist. Dem Verstand steht es nicht zu, das zu sagen. Dem Verstand geziemt es, seine Impulse hinzugeben. Gegen Ende der Reise kann der Verstand verkünden: „Ich bin DAS!“ Doch die Worte an sich sind nicht DAS. Nur wenn sie in die Stille losgelassen wird, kann eine Affirmation eine Hilfe sein. Das kann man mit jedem Aspekt des eigenen gewählten Ideals erreichen – »Ich bin Gott«, »Ich bin Shiva«, »Ich bin Jesus«, usw. Dies sind alles Synonyme für das SELBST, wenn sie in die Stille losgelassen werden. Das trifft auf alles zu.
So sieht die Gewohnheit von Samyama aus und wie dies immer der Fall ist, wird das, was am Ende dabei herauskommt, mit dem göttlichen Fluss übereinstimmen – was nicht notwendigerweise das ist, was wir auf der Oberfläche unseres Denkens beabsichtigen. Das Endergebnis einer Affirmation ist unergründlich. Das ist in Ordnung so. Wir werden uns daran gewöhnen. Dies ist der Weg der aktiven Hingabe an das Göttliche. Dies ist der Weg des SELBST. Es ist das Leben in ewiger Liebe und ewigem Glück.
Das negierende Jnana
Abhängig von unserer Natur sind wir vielleicht geneigt, eine ganz andere Herangehensweise bei der Selbst-Analyse zu wählen. Eine alte Methode arbeitet mit Negation. Man streitet systematisch das Ego und die Welt, wie wir sie kennen, ab. Dies ist die schrittweise Zerstörung der Selbstidentifikation der Bewusstheit mit allen Objekten, inklusive Körper, Gedanken, Gefühle und Verstand selbst. Die Voraussetzung dabei ist, dass das Bewusstsein ewig und alles andere nicht real ist, keine Substanz besitzt und deshalb negiert werden muss. Dies ist der mentale Prozess, alles mit der Schlussfolgerung: »Nicht dies, nicht das (Neti Neti)«, zu hinterfragen.
Sagen wir, dass Bewusstheit ewig ist, meinen wir nicht, dass die Idee der Bewusstheit ewig ist oder dass auch nur die Erfahrung der Bewusstheit ewig ist. Denn diese beiden gehören zum Reich der Gedanken und relativen Erfahrung. Ewig bedeutet niemals geboren, nie sterbend, nie gekannt. Beim negierenden Jnana werden wir zum SELBST, indem wir alles andere ablehnen. Das ist vergleichbar damit, dass die Leere eines Loches dadurch erkennbar wird, dass man all den sich im Loch befindlichen Unrat entfernt; oder wie das Herausbilden einer wunderschönen Statue, indem man all den Marmor wegschlägt, der nicht die Statue ist. Dies ist der Prozess von Neti Neti. Der Hauptverfechter davon war vor vielen Jahrhunderten kein Geringerer als Adi Shankara. Das wurde erst im 20. Jahrhundert vor allem durch Nisargadatta Maharaj wieder ins öffentliche Bewusstsein gebracht.
Es liegt ein erhebliches Risiko in diesem Ansatz, weil man damit leicht in Schwierigkeiten gerät, wenn man ihn als nicht-beziehungsvolle Selbst-Analyse (nicht in die Stille loslassend) beginnt. Wie in früheren Lektionen erwähnt, bedeutet die Negation in der Selbst-Analyse keine Ablehnung des Lebens. Beseitigen wir den Unrat, machen wir das unter der Annahme, dass wir das Loch des leuchtenden SELBST finden werden, vorausgesetzt wir haben gleich zu Anfang bleibende innere Stille (den Zeugen). In diesem Fall mag es logisch und natürlich sein, Objekte, Gedanken und Gefühle aufzugeben (sie loszulassen) und sie als unwirklich anzusehen. Haben wir den Zeugen vorher jedoch nicht kultiviert, begegnen wir mit Neti Neti stattdessen möglicherweise einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, der Angst und Verzweiflung, weil wir unseren Sinn für das Selbst noch nicht in der Stille finden. In diesem Fall ist Neti Neti nicht nur die Vernichtung unseres Egos und der Welt als Nicht-Selbst. Dann ist es auch die Vernichtung unseres Sinnes für das Selbst überhaupt! Kurz gesagt, ist es nur sehr schwer möglich, den Zeugen mit Neti Neti alleine zu kultivieren. Allerdings kann der Zeuge durch Neti Neti aufgedeckt und belebt werden, wenn man diesen bereits in der tiefen Meditation kultiviert hat.
Was die Sache verkompliziert, ist die Tatsache, dass einige Lehrer sehr zur Übung der Negierung schon früh auf dem Pfad raten. Das kann psychologisch (und sogar körperlich) zerstörerisch auf das Wohlbefinden des Übenden wirken. Wird so ein Zugang von der Energie eines spirituellen Lehrers unterstützt, muss man dafür unter Umständen einen hohen Preis zahlen. Es ist viel besser, langsam zu beginnen und schrittweise voranzugehen. Noch einmal, Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.
Wie bei allen von den Fortgeschrittenen Yoga Übungen angebotenen Übungen, empfehlen wir, je nach Bedarf Selbstabstimmung einzusetzen, damit mit dem Fortschritt die Annehmlichkeit nicht verlorengeht. Es hilft niemanden, wenn es zu ernsthaften Überlastungen und Verlagerungen kommt, von denen man sich vielleicht erst nach Wochen oder Monaten erholt. Von allen Methoden der Selbst-Analyse birgt die Negierung das größte Risiko, wenn man es übertreibt. Das kann jeden Aspekt unseres Lebens negativ beeinflussen, indem es unseren Willen uns zu engagieren stark vermindert, was kein Charakteristikum für eine ansteigende Erleuchtung ist. Da läuft nur die spirituelle Praxis Amok.
Nimmt man sich diese Mahnungen zu Herzen,, kann der Pfad des negierenden Jnana mit der Neti Neti Selbst-Analyse für einige immer noch attraktiv sein. Geschieht die Negierung liebe- und freudevoll, dann wirst du erkennen, dass es dort für dich zur Resonanz der inneren Stille kommt und das kann wunderbar funktionieren. Wenn man andererseits an die Negierung mit einem mechanischen kriegsgleichen Logikprozess herangeht, ohne aufrichtige Bhakti, wird das nicht funktionieren. Dies trifft auf alle Formen der Selbst-Analyse zu. Der Körper/Geist, das Ego und die Welt sind nicht der Feind. Behandeln wir sie als solche, zahlen wir den Preis dafür.
Das transzendierende Jnana
Ramana Maharshi, einer der größten Weisen des 20. Jahrhunderts, hat einen einzigartigen Zugang zur Selbst-Analyse angeboten, der die Objekte der Wahrnehmung überhaupt nicht zum Gegenstand hat. Zu seiner Erleuchtung kam es außerhalb des üblichen traditionellen Jnana und Advaita in Indien, sogar ganz außerhalb des Gurusystems. Sein Ansatz ist innovativ, effektiv und sicher. Das ist möglicherweise die direkteste Herangehensweise an die Selbsterkenntnis – vorausgesetzt sie geschieht auf beziehungsvolle Art, d.h., nur wenn zuvor der Zeuge in tiefer Meditation kultiviert wurde und wenn die Gewohnheit eingerichtet ist, Absichten in die Stille loszulassen (Samyama).
Die Methode ist eine direkte Analyse dessen, was oder wer der Ich-Sinn ist. Die berühmte Frage: »Wer bin ich?«, bildet den Kern dieses Stils der Selbst-Analyse. Doch zuerst müssen wir von dem Ich-Sinn Notiz nehmen. Deshalb fragen wir, bevor wir die Frage: »Wer bin ich?«, stellen: »Wer macht diese Erfahrung im Augenblick?« Die Antwort ist offensichtlich: Es geschieht dem »Ich«. Dann fragen wir: »Wer bin ich?«, und lassen das los.
Dies ist ein Prozess, der an den Objekten der Wahrnehmung vorbeigeht, weil wir zuerst fragen, wer damit Erfahrungen macht (»Ich«) und dann analysieren wir, wer oder was dieses »Ich« ist. Da dieser Ansatz sofort über die Subjekt-Objekt-Beziehung hinausgeht, nennen wir diesen Ansatz den Ansatz des transzendierenden Jnana.
Betrachten wir diese Technik im Rahmen der Strukturdynamik von Beobachter, dem Prozess der Beobachtung und dem Objekt der Beobachtung, sehen wir, dass wir damit beginnen, eine Wahrnehmung zu bemerken und gleich die Analyse zurück auf den Beobachter richten. Ist unser Sinn für das Selbst draußen im Körper/Geist, werden wir über die Wahrnehmung immer noch auf den Beobachter zurückgelenkt. Das kann man leicht mit der einfachen Analyse: »Von wem wird dieser Körper/Geist wahrgenommen?«, erkennen. Die darauf passende Antwort lautet: von »mir«. Dann weiter: »Wer bin ich?«
Manch einer mag es vorziehen zu fragen: »Was bin ich?« Das ist egal. Der Schlüssel zu dieser Methode liegt in der Identifizierung und Analyse des Ich-Sinnes oder des Ich-Gedankens und im Loslassen dieser Analyse in die Stille. Es läuft immer darauf hinaus.
Die Frage: »Wer bin ich?«, soll nicht willentlich durch Nachdenken beantwortet werden. Sie soll in die Stille losgelassen werden. Dies ist kein Prozess des Intellekts. Das ist ein einfaches Samyama, das uns passieren kann, wenn wir unseren täglichen Geschäften nachgehen. Es sollte unsere Motivation, im Leben aktiv zu sein, nicht beeinträchtigen. Bemerken wir dergleichen, kann es sein, dass wir damit übertreiben und dann ist Selbstabstimmung angesagt. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass wir im Leben einen größeren Enthusiasmus verspüren, der vom strahlenden SELBST herrührt, das wir jedes Mal aufdecken, wenn wir die Frage: »Wer bin ich?«, in die Stille loslassen.
Es muss noch betont werden, dass dies kein mechanischer Prozess ist. Stellt man die Frage: »Wer bin ich?«, ein tausend Mal ohne in die Stille loszulassen, bringt das sehr viel weniger Wirkung hervor, als wenn man es nur einmal ernsthaft beziehungsvoll macht (in der Stille). Frage dich jetzt, was das Gefühl dieses Fragezeichens in: »Wer bin ich?«, ist. Willst du wirklich wissen, wer du bist? Tust du dies und besitzt du bleibende innere Stille, kann dieser Ansatz zur Selbst-Analyse Wunder wirken.
Liebe des SELBST
Wie immer unsere Herangehensweise an die Selbst-Analyse aussehen mag, der Charakter des Zeugen wird sich stetig entwickeln – von einer flachen getrennten Bewusstheit hin zu einer leuchtenden fließenden Lebhaftigkeit – und wir werden sehen, dass sich diese durch das Nervensystem und überall ausdehnt. Wir haben dies eine göttliche Ausstrahlung und Stille im Handeln genannt. Wie immer wir das nennen, wir gelangen zur Erkenntnis, dass dies nicht nur das ist, wer wir sind und das SELBST von allem, sondern auch, dass es grenzenlose Liebe ist, die für uns, durch uns und für jeden fließt.
Es ist unmöglich, sich nicht restlos und gänzlich in dieses SELBST zu verlieben. Wir mögen das Gott nennen oder ihm jeden Namen geben, der mit unserer Wahrnehmung des Göttlichen harmoniert. Es ist das SELBST. Es ist Gott. Es ist das Objekt unserer Bhakti und war seit Anbeginn die Essenz unseres gewählten Ideals. Die Bhakti, die wir erfahren haben, war immer ein Ausdruck von DEM. Wir waren niemals allein. Und jetzt kommt ES in seiner Fülle zu uns und drückt sich durch das Vehikel unseres Nervensystems aus. Die auf Erfahrung beruhende Anerkennung davon ist ein Meilenstein in der Auflösung des begrenzten Selbst in das ewig freudige SELBST. Wir sind das schon immer in Samenform gewesen und durch unsere Hingabe und unsere Anstrengung können wir uns über den Zustand der Zeugenschaft hinausbewegen und DAS in seiner Gänze erkennen.
Wir werden das Verhältnis von Jnana Yoga/Advaita-Vedanta zur ganzen Bandbreite an Yoga-Übungen weiter erörtern und dabei zusätzliche praktische Hilfsmittel anbieten, die uns helfen können, von jedem Ort auf dem Pfad, an dem wir uns gerade befinden mögen, vorwärtszugehen.
Der Guru ist in dir.
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