Lektion 373 – Furcht als eine Ursache von zu wenig Empfindlichkeit hinsichtlich der Meditation

Frage: Mir ist kürzlich aufgefallen, dass meine Neigung, zwischen verschiedenen Meditationstechniken hin und her zu springen, möglicherweise in Wirklichkeit auf eine tief sitzende Furcht zurückzuführen ist, loszulassen. Das äußert sich in einem Übermaß an Analyse durch den Verstand, anstatt dass er die einfache und leichte Vorgehensweise der Meditation favorisiert. Ich glaube, dass da etwas Wahres dran sein könnte. Da wurde von unserem Verstand eine Mauer um diese Furcht herum errichtet.

Wie von dir vorgeschlagen, habe ich die Lektion 366 zu der zu geringen Sensibilität hinsichtlich der tiefen Meditation gelesen und der Teil zu den „feineren Punkten“ der Technik der Meditation hat bei mir angeschlagen. Es kann da ein Widerwillen entstehen, loszulassen und das Mantra (oder andere Objekte der Meditation) sein Ding erledigen zu lassen. Dabei handelt es sich um eine unterschwellige Furcht, loszulassen, vor dem Unbekannten, vor dem Kontrollverlust. Das kann eine ziemliche mentale Struktur sein, eine deren wir uns manchmal gar nicht richtig bewusst sind. Das ist wirklich die Furcht, die Kontrolle zu verlieren! 

Es gibt in der Tat eine subtile aber tiefe Kluft zwischen dem wachen/bewussten/kontrollierenden Verstandeszustand und dem riesigen, unbekannten, nicht kontrollierbaren Reich der inneren Stille. Und diese Kluft ist Furcht. Nun möchte ich diese überqueren! Doch ich muss mich etwas der Seelensuche widmen. Ich denke, mit Geduld und liebender Freundlichkeit gegen mich selbst wird es dazu kommen. Es hängt wirklich alles vom Loslassen ab.

Kannst du dazu bitte Stellung nehmen?

Antwort: Ich bin mir nicht sicher, ob dich Seelensuche sehr viel weiterbringen wird – sicherlich nicht während der tiefen Meditation. Das ist nur eine weitere Ablenkung durch den Verstand. Schuldig ist immer das Favorisieren von jeder Art Analyse während der Meditation, anstatt die einfache Vorgehensweise der tiefen Meditation zu befolgen. Alles dreht sich um das Loslassen in eine Vorgehensweise, der wir vertrauen können. Wir hüpfen von einer Methode zur anderen und sabotieren dabei mit dem Verstand der Reihe nach jede dieser Methoden, bis wir uns erlauben können, in eine geprüfte und wahre Vorgehensweise loszulassen. Erfahren wir beunruhigende Gedanken (Furcht) während der Meditation, können wir sie wie jeden anderen Gedanken auffassen, der aufkommen mag und locker und leicht das Mantra auf was immer für einer Ebene der Klarheit oder Verschwommenheit, auf der wir uns im Verstand befinden, favorisieren.

Das Wesen der Praxis ist Geduld, Ausdauer, und ja, liebende Freundlichkeit gegenüber dir selbst. Je weiter wir mit unserer Meditationsübung gehen, desto mehr dieser Eigenschaften entdecken wir als natürlich aus dem Inneren aufsteigend.

Ganz gleich was wir darüber denken, was während der tiefen Meditation der Fortgeschrittenen Yoga Übungen geschieht: Falls wir der Vorgehensweise folgen, werden sich die entsprechenden Ergebnisse einstellen und wir lernen, nach und nach loszulassen. Das meinen wir damit, wenn wir sagen „das Mantra einbacken“. Wird das Mantra eingebacken, blühen die Eigenschaften des reinen Glückseligkeitsbewusstseins auf. Das gilt für jede effektive Meditationsmethode, falls wir das Objekt im Laufe der Zeit verfeinern. Das ist die Verfeinerung der Aufmerksamkeit in der Stille: Man lässt es los und nimmt in der bleibenden inneren Stille seine Wohnstatt auf. Das braucht seine Zeit.

Die innere Wirkung der tiefen Meditation oder der Erleuchtung selbst kann man niemals „verstehen“, weil sie jenseits des Reiches des Verstandes verortet ist. Es ist der Zustand bleibender innerer Stille, ekstatischer Glückseligkeit und ausströmender göttlicher Liebe, Einheit und „Ich weiß nicht“. Ohne „Ich weiß nicht“ können wir nicht zur Erleuchtung gelangen. Mit der Zeit gewöhnen wir uns daran, dass wir das Unerkennbare hinter all dem sind, was man weiß.

Andererseits kann man die Vorgehensweise der tiefen Meditation verstehen, wie wir auch jedes praktische Werkzeug verstehen können, denn sie funktioniert. Wenn man das Verfahren anwendet, ist das ganz einfach eine Ursache-Wirkungs-Beziehung, und das ist sehr wissenschaftlich. Wir sind auf eine bekannte Weise aktiv, um ein bekanntes Ergebnis hervorzubringen – wir betreten das Unbekannte und erwecken das unendliche göttliche Nichtwissen in uns. Das führt uns nicht zu einer Besinnungslosigkeit oder in einen abgetrennten Zustand. Die positiven Veränderungen in unserer Wahrnehmung und unserer alltäglichen Lebensführung sind unverkennbar. Das ist etwas, das wir hier und jetzt kennen können. Aus diesem Grund wurde Erleuchtung als ein Paradox bezeichnet. Deshalb sagte Jesus auch: „Du musst dein Leben verlieren, um es zu retten.“

Was immer an diesem heiligen Erwachen verdächtig erscheint, ist eine Fabrikation des Verstandes. Wie kann die absolute ewige Freiheit in unserem gegenwärtigen Leben verdächtig sein? Jeder muss dieses Rätsel für sich selbst lösen. Am einfachsten ist es, wenn man sich angewöhnt, zweimal am Tag zu praktizieren, genauso wie man sich zweimal am Tag die Zähne putzt. Zu viel nachzudenken ist ganz offensichtlich ein Hindernis bei dieser Art von Bestrebung. Deshalb raten wir dazu, ganz einfach entsprechend der Vorgehensweise zu praktizieren und die Ergebnisse im täglichen Leben zu genießen. Es braucht nicht mehr als das. Weniger ist mehr!

Es geht nicht darum, was die Vorgehensweise der tiefen Meditation für uns tun kann. Es geht darum, was wir tun können, um die Vorgehensweise in Ehren zu halten. Gehen wir so vor, ehren wir uns selbst. Es wird alles gut.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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