Lektion 63 – F&A – Kühle und warme Ströme beim Pranayama
Frage: Ich denke, dass ich das hinbekomme mit der Wirbelsäulenatmung, mit Mulabandha und Sambhavi. Mein Atem geht sehr langsam und hält manchmal von alleine an. Ich habe sonderbare Sinneswahrnehmungen von Kälte, die von meinem Wurzel-Chakra beim nach oben gehenden Einatmen aufsteigt und Wärme, die bei fallender Ausatmung nach unten geht. Was ist das? Ist das ein gutes Zeichen?
Antwort: Ja, ein sehr gutes Zeichen. Ein richtiger Meilenstein auf dem Weg zur Erleuchtung. Wenn sexuelle Energie nach oben kommt, hat sie diese Kühle an sich – und die Wärme, wenn sie wieder zurück nach unten geht. So hast du also ein direktes Erlebnis von erwachender Kundalini. Das ist eine Art, wie sich das zunächst anfühlt. Es gibt auch noch andere Arten. Nicht bei jedem fängt das auf die gleiche Weise an. Aber die meisten werden früher oder später die Erfahrung mit den kalten und warmen Strömungen machen.
Wir können diese Empfindungen der Kälte und Wärme verstärken und dadurch unsere Übungen effektiver machen. Das ist fast so, als würden wir uns an den Stiefelriemen von Kundalini hochziehen. Es kommt durch Ausnutzung der Induktionskraft des Atems zu Stande. Wir nutzen den Atem bereits zur Anregung des Prana-Flusses den Wirbelsäulennerv entlang nach unten und oben. Nun können wir da noch etwas anderes einklinken lassen. Der steigende und fallende Atem hat seine eigenen Wahrnehmungsgrößen von Kälte und Wärme, die darin eingebaut sind. Das ist ein Hebel, den wir bedienen können, um von der Vorstellung des Wirbelsäulennervs zur tatsächlichen fühlbaren Wahrnehmung davon zu kommen. Für all jene, die die Kälte und Wärme nicht fühlen können, wie sie aus dem Becken aufsteigen und in es zurückfallen, kann das Vorstellen des sinnlichen Gewahrwerdens davon beim Atmen dazu verhelfen, dass es sich tatsächlich einstellt. Für diejenigen, die die kalten und warmen Strömungen bereits wahrnehmen, können sie dadurch verstärkt werden. Und so geht man dabei vor:
Kräusle deine Lippen und sauge Luft in deine Lungen. Fühlst du die Kälte der Luft, wie sie durch die Lippen, durch den Mund und durch die Luftröhre in die Lunge streicht? Wechsle nun die Richtung und drücke die Luft nach außen. Fühlst du die Wärme, die den ganzen Weg heraufkommt und durch die gekräuselten Lippen nach außen geht. Nun versuch es mit geschlossenem Mund, genauso wie du es beim Pranayama machst. Die Kälte und Wärme geht immer noch durch deine Luftröhre nach innen und außen, nicht wahr? Lass jetzt die Empfindung der Kälte, die bei der Einatmung in der Luftröhre auftritt, mit deiner Aufmerksamkeit wandern, wenn du im Inneren deines Wirbelsäulennervs heraufkommst. Du beginnst am Perineum und endest am Punkt zwischen den Augenbrauen – Kälte den ganzen Weg nach oben. Vergiss die Biegung nach vorne in der Mitte deines Kopfes nicht. Wenn du ausatmest, lass die Empfindung von Wärme, die auftritt, wenn die Luft aus der Luftröhre herauskommt, gemeinsam mit deiner den ganzen Weg im Inneren deines Wirbelsäulennervs zurück nach unten gehenden Aufmerksamkeit wandern. Und so mach die ganze Zeit, die du auf die Wirbelsäulenatmung verwendest, weiter. Wie so vieles, das wir beim Pranayama tun, ist das eine Gewohnheit, die relativ einfach in unsere Routine eingebaut werden kann. Mit ein bisschen Geduld kommst du relativ schnell durch die „klobige“ Phase. Aber wie mit allen Übungen, die wir erörtern, nimm diese hier nicht in Angriff, bevor du einigermaßen stabil mit allem anderem bist, was du machst. Es besteht kein Grund zur Eile. Zu viel zu schnell ist zu nichts gut.
Solltest du die im Wirbelsäulennerv hervorgerufene Kälte und Wärme nicht spüren, sei beruhigt. An einem gewissen Punkt kommt das von alleine, wenn sich deine sexuelle Energie beginnt, spürbar nach oben zu bewegen. In der Zwischenzeit hilfst du ihr mit all den Mitteln, die wir vorgestellt haben, auf die Sprünge. Übrigens kommen da sogar noch mehr Mittel hinzu.
Mit der Zeit werden sich die Kühle der heraufkommenden und die Wärme der hinunter gehenden sexuellen Energie verändern. Sie werden beginnen sich auszubreiten und ihren eigenen Willen zu entwickeln. Sie können feurig werden und sich in eine Säule wirbelnder Energien verwandeln. Das ist die im Inneren erwachende Kundalini. Mit unserem Atmen durch die Wirbelsäule fahren wir einfach ganz locker fort, ohne irgendeine bestimmte Empfindung bezüglich der sich in uns bewegenden Energie zu erzwingen. An einem bestimmten Punkt erkennen wir, dass wir, was sich ereignet, nicht mehr so sehr wie zuvor lenken. Stattdessen gehen wir mit der Energie im Innern eine Partnerschaft ein und gleichen ihre Bedürfnisse aus. Wirbelsäulenatmung ist dabei wichtig, weil es den Ausgleich der Polaritäten liefert, die für die Kundalini notwendig ist, damit sie ihre Bestimmung in uns erfüllen kann. Wie zwei Lektionen zuvor erörtert, gleicht auch die I AM- [AYÄM-]Meditation die männlichen und die weiblichen Energien aus. Ohne diesen Ausgleich können die Dinge etwas heikel werden. Kundalini kann etwas verrückt spielen, wenn sie ihren Ehemann nicht findet. Auch im reibungslosesten Kundalini-Szenario wird es dafür einige Symptome geben. Besteht zwischen den weiblichen und männlichen Energien im Inneren ein Ungleichgewicht, können die Symptome unangenehm werden. Wir werden auf Kundalini-Symptome, -Unausgeglichenheiten und -Heilmittel in folgenden Lektionen eingehen. Das Ziel ist es, die Reise so sanft wie möglich zu gestalten.
Sei dir bewusst, dass du bei einem großen und wundervollen Abenteuer dabei bist – eine Reise des Schicksals heim zu deinem göttlichen Selbst.
Der Guru ist in dir.
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