Lektion T17 – F&A – Wiedereinforderung der Einheit von Körper und Seele
Frage: Hallo, ich habe eine Frage. Das verdutzt mich seit einiger Zeit: Warum ist beim Sex der Gedanke, das Selbst auf ein materielles Objekt zu reduzieren, reizvoll? Manchmal fühle ich, dass sexuelle Energien besser übertragen werden würden, wenn sich mein Verstand nicht daran beteiligen würde, nur mein Körper und meine Seele. Ich denke, vielleicht ist mein Verstand eine Abschreckung und dass die reine Absicht nur von der Seele kommt. Ich weiß, dass dies eine etwas merkwürdige Frage ist und vielleicht bin ich der Einzige, der so fühlt. Irgendetwas, das zur Klärung dieser Gedankengänge beiträgt, wäre hilfreich.
Antwort: Das ist eine gute Frage. Du hast eine Art von Gefühl genau bestimmt, die, wie ich glaube, viele haben. Die Frage selbst stellt bereits eine Öffnung dar. So wirkt Bhakti (Verlangen nach der Wahrheit).
Das ist eine Frage der Selbstwahrnehmung und wo sich das Selbst manifestiert. Die Gedanken gehen dahin, wo das Selbst zu sein scheint. Das hängt wiederum davon ab, wie viele Blockierungen noch im Nervensystem eingenistet sind. Wenn wir uns hauptsächlich mit dem Körper identifizieren, wird der Verstand sich an dieser Erfahrung weiden wollen. Beim Sex kann diese Neigung sehr stark sein, weil dort das Spitzenereignis des nach außen gerichteten sinnlichen Erlebens zu holen ist. Der Verstand, der sich so identifiziert, wird dann zum Wesen von Sinnesanhänglichkeit und Begierde.
Die Sinne sind wegen dieser Beziehung zwischen Verstand und Körper nichts „Schlechtes“. Würden wir so urteilen, wäre das mit dem Erschießen des Überbringers der Botschaft vergleichbar. Falls wir uns mit Meditation und anderen unser Nervensystem reinigenden und öffnenden Praktiken beschäftigen, dehnt sich das Empfinden für das Selbst im Inneren allmählich zu stillem, reinem Glückseligkeitsbewusstsein aus. Auch der Sinnesbereich dehnt sich allmählich nach innen auf lustvollere Ebenen ekstatischer Erlebnisse aus. Dann findet der Verstand auch noch etwas anderes als den physischen Körper, von dem er fasziniert sein kann – reines Glückseligkeitsbewusstsein, die Kernnatur des Verstandes und ebenso die Verfeinerung sinnlicher Erfahrungen bis zu Ebenen göttlicher Ekstase. So zieht es den Verstand von Natur aus hin zu einer sich ausweitenden Realität im Inneren und zu einem beständigeren und befriedigenderen Sinn für das Selbst.
Es ist keine Frage von Ausschalten oder Ausschließen des Verstandes. Es geht um die Erfahrungserweiterung des Selbst und der Sinne nach innen und auch der Verstand wird dorthin folgen. Der Verstand ist sogar eines der wichtigsten Mittel dies zu kultivieren. Der Verstand hat die angeborene Fähigkeit, in die Stille zu gehen, und dies ist es, was wir uns zu Nutze machen, wenn wir in unserer täglichen Meditation systematisch nach innen gehen.
Wir wollen den Verstand also nicht ausschalten. Wir wollen ihn ausdehnen, damit er mehr und mehr Frieden und Freude im Inneren umfasst. Dann weiten wir uns über enge Anhänglichkeiten an äußere sinnliche Erfahrungen des Körpers und all dies hinaus aus. Der Verstand wird zu einer Brücke zwischen Körper und Seele. Durch diesen Prozess wird das Herz geöffnet und es steigt göttliche Liebe auf, die unsere Wahrnehmung des Selbst über den Körper hinaus ausdehnt. Dann sehen wir unseren Geliebten und jeden als einen Ausdruck unseres Selbst. Wir beginnen für den anderen zu leben und zu lieben.
All dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf sexuelle Beziehungen und erzeugt den Effekt, den Du beschreibst – der Körper und die Seele verschmelzen zu Einem. Jeder sehnt sich nach diesem Sex – das ganze Leben lang. Dies ist unser natürlicher Zustand. Wir wollen ihn instinktiv wieder einfordern – und wir können das.
Der Guru ist in Dir.
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