Lektion T24 – F&A – Tantrische Masturbation bei den sitzenden Übungen

Frage: Nachdem ich das Material in den Tantra-Lektionen gelesen habe, frage ich mich, ob ich meine Fortschritte beschleunigen könnte, wenn ich mehr sexuelle Erregung während der sitzenden Übung hätte. – Zurzeit habe ich davon überhaupt nichts. Siddhasana erzeugt bei mir überhaupt keine sexuellen Energien, vielleicht weil ich Prozac [in den USA viel genommenes Antidepressivum] einnehme, das die Fähigkeit des Körpers, erregt zu werden, vermindert, und das bezieht sich sowohl auf Kampf- oder Flucht-, aber auch auf sexuelle Reaktionen. Ich nehme es sowohl gegen Ängstlichkeit als auch gegen Depression ein und es schwante mir heute, dass vielleicht bezüglich der Ängstlichkeit nicht eine Verringerung der Erregung, d.h. Ängstlichkeit, sondern eine Umwandlung dieser Erregung bzw. Ängstlichkeit in spirituelle Energie nötig ist. Es wäre sicher schwer, für meine sitzende Übung Ängstlichkeit auszulösen, aber nicht so sehr eine sexuelle Erregung. Deshalb mache ich mir Gedanken darüber, ob vororgasmische Masturbation als Teil der sitzenden Übung nützlich sein könnte, den Energiefluss zu erhöhen und in die Ekstase zu kommen.

Ich hoffe, dass mich die Übungen, die Du lehrst, am Ende befähigen werden, die Einnahme von Prozac einzustellen, doch bin ich nicht im Begriff, die Einnahme überstürzt abzusetzen.

Antwort: Ich stimme damit überein, dass Du nicht nur deswegen, weil Du sensitiver in Siddhasana werden willst, Deine Medikamente absetzen solltest. Das ist nicht wichtig, weil genauso viel Fortschritt in Bezug auf die Hervorbringung innerer Stille in der Meditation gemacht wird und, eine sexuelle Stimulation ist dafür auch nicht notwendig. Wie Du weißt, ist innere Stille die bei Weitem wichtigste Zutat zur Erleuchtung.

Denke daran, dass das meiste hier in den Tantra-Lektionen Erörterte für jene bestimmt ist, bei denen die Sexualität auf einer bestimmten Ebene bereits eine Rolle spielt und es dann um die Frage geht, wie man damit den besten Nutzen aus Yoga ziehen kann. Es soll nicht jeder dazu aufgerufen werden, über seine Verhältnisse hinaus sexuell aktiv zu werden, nur um mehr tantrische Sexualpraktiken ausführen zu können.

Ich verstehe, wie der Gedanke in Dir entstehen kann, dass es notwendig ist, eine sexuelle Erregung in Deiner sitzenden Praxis zu fördern. Dafür ist ja Siddhasana in Wirklichkeit auch da. Jedoch ist es nicht das Beste zu versuchen, die Stimulation bei den sitzenden Übungen über Siddhasana hinaus aktiv zu betreiben. Besser lässt man es in Siddhasana ganz natürlich geschehen. Vergiss auch nicht Mulabandha und die Mudras usw. weiter oben im Körper, die alle in das Aufkommen der ekstatischen (sexuellen) Leitfähigkeit im Nervensystem eingebunden sind.

Du bist bestrebt, Deinem spirituellen Prozess auf die Sprünge zu helfen, und das ist sehr schön. Doch es ist besser, nicht vor oder während der sitzenden Übungen zu masturbieren. Das wäre zu viel Stimulation, wenn Du Dein Nervensystem zur Stille kommen lassen willst. Du kannst die tantrischen Praktiken aber zu anderen Zeiten anwenden, und die damit erzielten Ergebnisse werden sich in Deinem Nervensystem ansammeln und dann auf natürliche Weise mehr in Siddhasana, den sitzenden Übungen und auch im täglichen Leben zur Verfügung stehen.

Du kannst Siddhasana ein wenig unterstützen, indem Du Deine Genitalien bei den sitzenden Übungen mit den Händen umschließt. Das ist keine Masturbation, nur ein wenig stille Hilfe für Deine Energie. Führe das nicht zu weit, so dass Du dadurch nicht zu sehr von der einfachen Wirbelsäulenatmung und Meditation abgelenkt wirst. Wir suchen immer einen schönen Ausgleich. Dahin kommen wir mit Siddhasana auch: zu einem schönen Ausgleich zwischen einer sanft nach oben gespülten ekstatischen Energie und der durch Meditation und andere sitzende Übungen hervorgerufenen tiefen inneren Stille. Diese beiden vereinigen sich in uns und schaffen eine unendliche ekstatische Glückseligkeit und überfließende göttliche Liebe.

Es ist wichtig anzumerken, dass es bei der aufsteigenden Kundalini nicht nur um sexuelle Erregung geht. Deshalb kann möglicherweise alle vororgasmische Stimulation der Welt (Siddhasana eingeschlossen) nichts ausrichten, wenn innere Stille sich noch im Aufbau befindet und Pranayama und andere Übungen das Nervensystem noch nicht genügend geöffnet haben.

Bist Du geneigt, ab und zu zu masturbieren (außerhalb der sitzenden Übungen), dann nutze auf alle Fälle diese Gelegenheit zur Anwendung der Tantra-Techniken. Die gerade erläuterte Zählmethode (Lektion T23) kann regelmäßig mit zuverlässiger Effektivität zum behutsamen Nach-oben-Führen der sexuellen Energie in langen Sitzungen ohne oder mit einem Partner genutzt werden. Dies führt das Nervensystem schrittweise in einen natürlichen und fortwährenden Zustand der friedvollen Ekstase über. Dann wird sich auch die Wirkung von Siddhasana steigern, weil die Energie bereits in Bewegung ist.

Arbeitest Du also gelegentlich, aber regelmäßig, außerhalb Deiner sitzenden Übungen mit sexueller Energie, wird das Siddhasana und all Deine Übungen unterstützen. Das ist eine separate Übung, wie das für alles, was in diesen Lektionen bezüglich tantrischem Sex gesagt wird, zutrifft. Es ist also kein integraler Bestandteil der sitzenden Übungen, sondern abgetrennt. Später einmal werden wir auch einige wichtige Gruppenübungen (Atmung, Asanas, d.h. Stellungen, usw.) zu den tantrischen Sexpraktiken hinzufügen. Man kann hier einige nützliche Verbindungen herstellen. Was immer wir aber bezüglich der Sexualität tun: Dadurch sollte die reguläre sitzende Praxis nicht zu sehr in diese Richtung verdreht werden. Andernfalls geht uns etwas verloren – Gleichgewicht …

Die sitzenden Übungen sind das Brot und die Butter des Yoga. Um Fortschritte machen zu können, brauchen wir sie jeden Tag. Die tantrischen Sexualpraktiken sind wie der Kuchen. Wir erfreuen uns daran, wenn wir das können – jedoch nicht als etwas, was regelmäßig zweimal am Tag geplant eintritt. Tantrischer Sex ist kein Ersatz für tägliche Wirbelsäulenatmung und tiefe Meditation.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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