Sünde und spiritueller Fortschritt
Die Leute wollen wissen, was Sünde ist. Ich fragte einmal den Meister: „Was ist deine Definition von Sünde?“. Er antwortete: „Sünde ist Unwissenheit.“ [Nicht: „Unwissenheit ist Sünde.“] Fällst du, steh wieder auf und geh weiter.“ In der Bibel sagt John: „Geh und sündige hinfort nicht mehr.“ (17)
Ist Sünde nicht das Verletzen anderer, was wiederum dem Selbst schadet, genau dem Tempel, der rein gehalten werden sollte, damit durch diesen Kanal Gott sich auf Erden ausdrücken kann? Was ist die Hölle anderes als die Trennung von Gott? Obwohl man auf dem spirituellen Pfad Hindernisse überwinden muss, ist es deren Überwindung, die dazu verhilft, das Bewusstsein soweit auszudehnen, dass man die Wahrheit erkennen kann: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.“ (18) Yogananda betonte die Wichtigkeit der Ausdehnung, damit man spirituell wachsen kann, und sagte: „Die beste Tasse der Welt ist nicht in der Lage ein Viertel von allem aufzunehmen.“
Obwohl Karma (Handlung; Ursache und Wirkung) eine Rolle spielt, empfahl der Meister, wir sollten uns keine Gedanken über unser ungünstiges Karma, d.h. die Folgen unserer Fehler in der Vergangenheit machen. Vielmehr sollten wir positiv in die Zukunft blicken. Heutiges richtiges Handeln, wird gutes Karma erzeugen. In der Tat sagte der Meister: „Wenn du dich als Kind Gottes erkennst, welches Karma hast du dann? Gott hat kein Karma. Und du hast auch kein Karma, wenn du wirklich erkennst, dass du Sein Kind bist.“(19) Zu mir sagte er oft: „Denke daran, dass Gott sich für nichts zu vornehm ist.“
Ein Thema, auf das Yogananda oft angesprochen wurde, war der spirituelle Fortschritt. Er machte klar, dass man sich ausgeglichen auf drei verschiedenen Ebenen entwickeln müsse: spirituell, mental und körperlich. Er lehrte uns, für unsere Aktivitäten einen Ausgleich durch Meditation zu schaffen. „Derjenige, der sich des Nichthandelns bei der Handlung und des Handelns während des Nichthandelns bewusst ist, ist weise unter den Menschen.“(20) Er riet den Devotees, sich in guter Gesellschaft aufzuhalten und gute Schwingungen zu teilen: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen …“(21) Man sollte denen Hilfe gewähren, die Hilfe brauchen. Dienst an Gott durch den Dienst an Seinen Kindern ist auf jeden Fall ein heiliges Handeln, solange es einem nicht darum geht, die Früchte aus seinem Handeln zum Zwecke der persönlichen Bereicherung zu suchen. Denn wo ein persönliches Motiv die treibende Kraft ist, da wird das, was man tut oder auch nur denkt, ob positiv oder negativ, früher oder später auf ihn zurückfallen und ihn frontal treffen; wenn nicht in diesem Leben, dann in einer zukünftigen Inkarnation. Konsequenterweise ist es weise, solange unsere Handlungen durch persönliche Motive eingefärbt sind (was für die meisten von uns fast die ganze Zeit der Fall ist), sich auf das zu konzentrieren, was man manifestieren will, anstatt seine Energie auf das zu richten, was man nicht will.
Der Meister betonte, dass man das persönliche Ego loslassen müsse, um sich mit dem zu identifizieren, was man in Wirklichkeit ist: die Seele. So kommt man in Kontakt mit dem Göttlichen, mit Gott, dem man keine Grenzen auferlegen kann. Er ist Geist, Liebe, Freude, Mitgefühl. Er kann sein und tun, was immer er will: Er kann sich als Jesus Christus offenbaren, als göttliche Mutter, als Gefährte oder was immer. Der Devotee zieht Gott ausgedrückt in der Form an, die er am meisten liebt oder die er am meisten anbetet.
Fußnoten:
17. Johannes 8:11.
18. Johannes 8:32.
19. Paramhansa Yogananda, Where There Is Light (Los Angeles: Self-
Realization Fellowship, 1988), S. 15.
20. Bhagavad Gita, IV:18.
21. Matthäus 18:20.
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