Lektion 125 – F&A – Hitze der Kundalini
Frage: Seit einiger Zeit erforsche ich Kundalini und fühle infolge der Kriyas und der Meditationen ziemlich viel innere Hitze. Doch habe ich vor kurzem gelesen, dass der Teil des Kopfes (Sushumna), der einmal, als wir noch Kinder waren, weich war, wieder weich werden muss, damit die Hitze entweichen kann. Andernfalls könne die Kundalini-Erfahrung schmerzvoll sein. Der Weg, wie das herbeigeführt werden könne, sei durch Tummo Reiki? Kannst Du das für mich etwas beleuchten? Ich habe seit einigen Tagen meine Meditationen und mein Sadhana etwas beschnitten, was ich eigentlich nicht gerne tue.
Antwort: Mir sind die Reiki-Methoden nicht sehr vertraut. Deshalb kann ich zu Reiki Tummo nicht viel sagen, außer dass mir das eine aggressivere Methode zu sein scheint, die darauf abzielt, die Kundalini zum Aufsteigen zu bringen, mehr als dies beim Heil-Reiki der Fall ist. Vielleicht ist sie also mit anderen Yoga-Systemen verwandt, deren Ziel es ist, zuerst die Kundalini zum Aufsteigen zu bringen. Damit wären wir auch schon bei Deiner Situation.
Wie Du weißt, ist es Ziel dieser Lektionen, durch die Übungen zunächst eine „globale Reinigung“ des Nervensystems zu erreichen, bevor wir verstärkt damit anfangen, die Kundalini direkt zu stimulieren. Wir machen also zunächst die tiefe Meditation und die Wirbelsäulenatmung. Mit diesen als Basis wird das Risiko von Kundalini-Schwierigkeiten sehr stark reduziert. Natürlich würden wir alle gern die Zeitspanne bis zum Erreichen der Erleuchtung etwas abkürzen. Deshalb machen wir etwas Druck und lassen manchmal sogar die notwendigen Methoden zur globalen Reinigung bei Seite. Es gibt Traditionen, die diese einfach ganz weglassen!
Kommt es bei Dir zu zuviel Hitze, kann das an Blockaden in den Nadis und Chakren und an der vorzeitigen Erweckung der Kundalini in diesen Regionen Deines Nervensystems liegen. Wendet man ausschließlich die alten Methoden an, kann es zu einer langen, langsamen und unbequemen Plackerei werden, bis man da hindurchkommt. Wiederhole auf jeden Fall die Lektion 69 zu den Kundalini-Symptomen und Gegenmitteln.
Neben inneren Blockaden gibt es einen anderen Grund für Hitze und Du solltest auch dies sorgfältig beachten, weil viele Kundalini-Traditionen darüber hinwegsehen. Konkret handelt es sich um das Thema des Ausgleichs von auf- und absteigendem Prana (Shiva und Shakti) im Wirbelsäulennerv. Der traditionelle Kundalini-Yoga verwendet dafür Mudras und Bandhas. Doch diese sind oft nicht ausreichend. Die Wirbelsäulenatmung kann Wunder im Ausgleich des aufsteigenden und absteigenden Prana vollbringen und in manchen Fällen zum sofortigen Abflauen unbequemer Symptome führen.
Metaphorisch gesprochen sucht Shakti ihren Gefährten, Shiva, überall in unserem Körper. Sie reinigt (das Haus) und fährt nebenbei mit ihrer Jagd nach Shiva fort. Zeigt er sich nicht, wird sie immer wilder und bereitet im Inneren alle möglichen Schwierigkeiten. Bringen wir in der Wirbelsäulenatmung Shiva sanft in Shaktis Reich des Nervensystems hinunter, sind die beiden in der Lage, sich überall dort zu vereinigen, wo Shakti sucht – in jedem Nerv und jeder Zelle unseres Inneren. Das ist die metaphorische Erklärung dafür, wie die Wirbelsäulenatmung zur Stimulierung und zum Ausgleich des Prana in unserem Nervensystem arbeitet.
Außerdem wird mit der inneren Stille, dem Zeugen, die gesamte dynamische Aktivität im Inneren des Nervensystems sehr viel handhabbarer. Vergiss nicht, dass der Zeuge durch all das Zeug, das da vor sich geht, nicht berührt wird. Dennoch hat er mittels der Bhakti-Verbindung die Leitung inne. Reines Glückseligkeitsbewusstsein ist unsere Plattform des „Selbst“, die es uns erlaubt, uns für das göttliche Verlangen zu entscheiden, in die Kundalini-Erfahrung einzutreten. Haben wir uns als Selbst/Zeuge etabliert, befähigt uns das auch dazu, besser mit allem umzugehen, auf was immer wir stoßen mögen, wenn wir durch die Dynamik des Kundalini-Aufstiegs gehen. Innere Stille ist definitionsgemäß tiefe anhaltende globale Reinigung im Nervensystem. Das ist der Grund dafür, dass Meditation die wichtigste fortgeschrittene Yoga-Übung ist und die Kernübung für die gesamten Lektionen bleibt. Mit innerer Stille kann alles andere zu einem Kinderspiel werden. Ohne innere Stille kann alles andere ein Sprung von einer Klippe in ein Inferno sein. So ist das einfach.
Welche Übungen du auch immer sonst machst, wenn Du sicherstellst, dass die Wirbelsäulenatmung und Meditation am vorderen Ende ihren Platz haben, sollte das Problem mit der Hitze weniger akut werden. Sobald der Ausgleich zwischen aufsteigendem und absteigendem Prana durch regelmäßige Wirbelsäulenatmung über einen längeren Zeitraum erreicht ist, erlangen wir die Fähigkeit, mit der Kundalini viel mehr anzufangen und gleichzeitig verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass dadurch Schwierigkeiten entstehen. Wir machen mehr Fortschritte bei weniger Unannehmlichkeiten. In der Tat können die richtigen Übungen die Reise in eine endlose Freudenfahrt ekstatischer Glückseligkeit verwandeln. Und wir müssen deshalb nicht einmal Gewissensbisse haben, denn unser Nervensystem ist dafür ausgelegt, so zu funktionieren. Es ist eine ekstatische Maschine der Glückseligkeit und jeder Mensch hat so eine. Ach du meine Güte, lass uns also keine Minute verlieren, sie gut in Schuss zu bekommen.
Die Fontanelle am Scheitel des Kopfes sehe ich nicht als Überdruckventil für die aufsteigende Kundalini an. Die gängige Vorstellung, dass die Kundalini nach oben geht und am Scheitel des Kopfes hinaus, ist eine zu große Vereinfachung des Prozesses. Vielmehr kommt es auf jeder Ebene des Körpers zu einer Vereinigung der in uns existierenden Polaritäten. Auf der physischen Ebene vollzieht sich das in der Brust, wo sich aufsteigendes und absteigendes Prana treffen. Von dort geht es durch die Wirbelsäule nach oben ins Gehirn, dann vorne zurück nach unten und wieder zurück nach oben durch die Wirbelsäule und so weiter in einem endlosen Kreislauf. Das ist Teil unserer neuen spirituellen Biologie. Mit hinreichender globaler Reinigung und einem Ausgleich der inneren Polaritäten stellt sich das alles mit wenig Hitze und sehr viel ekstatischer Glückseligkeit ein. So wird dies zu einem inneren geschlossenen Kreislauf der Vereinigung, anstatt dass Kundalini von selbst durch den Scheitel hinausplatzt. Zu einem Ausblasen der Kundalini am Scheitel könnte es kommen. Doch damit gerät der Prozess in die falsche Richtung und das ist nicht sehr gesund. Besser ist es, die innere sexuelle Liebesvereinigung zu kultivieren. Der Rest ergibt sich auf ganz natürliche Weise und ist ziemlich angenehm.
Was am Scheitel hinausgeht, ist eine Flut strahlender Heilenergie, die sich als Nebenprodukt der sich im Inneren vollziehenden Vereinigung der Polaritäten ergibt. Das kommt aber erst später und wird nicht als Hitze, sondern als ekstatische Glückseligkeit wahrgenommen. Die Shiva- und Shakti-Energien sind zu etwas Neuem vereinigt, und das entspricht dem dritten Stadium der Erleuchtung – Einheit, göttliche Liebe, die zuerst durch das Nervensystem und dann hinaus zu jedem und allem fließt – das Eine, das als Liebe hinausfließt und überall in dem Einen ist. In der christlichen Tradition wird dies „Christus“ genannt.
Ich glaube nicht, dass die physische Öffnung der Fontanelle das eigentliche Problem ist. Vielleicht kommt es dazu, vielleicht nicht. Geschieht es, wird es ein natürliches Ergebnis des Erleuchtungsprozesses sein, nicht etwas, weswegen wir uns auf dieser Stufe groß Sorgen zu machen brauchen. Die Fontanelle befindet sich über der Hirnanhangdrüse, die von manchen als der Sitz des höheren Bewusstseins angesehen wird. Im Zentrum des Kopfes liegt die Zirbeldrüse, die unser Empfangsorgan für göttliches Licht ist. Über der Zirbeldrüse befindet sich die Corona radiata, die sich beim Nach-oben-Gehen von Energie in Form einer Tasse nach oben wölbt (das kann mit dem inneren Sehen klar gefühlt und beobachtet werden). Das ist das Sahasrara Chakra, der tausendblättrige Lotus.
Wir haben also den Punkt zwischen den Augenbrauen, an dem sehr viel ekstatische Energie mit der Wirbelsäulenatmung und auch den anderen fortgeschrittenen Yoga-Übungen hinein- und herausstimuliert wird; die Fontanelle, bei der Energie hauptsächlich aufgrund der Erleuchtung der Hirnanhangdrüse hinein- und hinausfließt, und das Sahasrara oberhalb der Zirbeldrüse und der Wirbelsäule, von der eine riesige Aura in Form eines Brunnens ausgeht. Die Dinge dort oben werden ganz schön auf Trab gebracht. Dann gibt es – im Gehirn selbst – durch die Ventrikel die Dynamik zwischen der Hirnanhangdrüse und der Zirbeldrüse (Aktivierung des dritten Auges), die hinunter in die Medulla oblongata und über den Wirbelsäulennerv bis ganz hinunter zum Perineum/der Wurzel reicht. Es laufen also viele ekstatische Energiedynamiken im Kopf ab. Eines Tages werden spirituelle Neurobiologen all dies für uns im Einzelnen aufklären. In der Zwischenzeit müssen wir mit den Fortgeschrittenen Yoga Übungen fortfahren und mit ihnen unser Nervensystem öffnen und reinigen, damit die Neurobiologen jemanden haben, den sie sezieren können. – Das ist natürlich nur Spaß!
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Dies ist eine sehr aufregende Zeit – ohne Frage. Ich wünsche Dir auf Deiner Reise viel Erfolg.
Der Guru ist in Dir.
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