Lektion 256 – Yoga für unsere Kinder – Kinder Yoga
Frage: Ich benötige eine Klarstellung in Bezug auf die Vermittlung der Meditationsübungen an jüngere Mitglieder meiner Familie. Könntest du mir bitte sagen, ob es ein Mindestalter für die Aufnahme der Übungen, für Kinder Yoga gibt? Obwohl Kinder den Zweck des ganzen vielleicht nicht verstehen, fühle ich, dass dies ihnen helfen könnte, zu lernen, besser auf verschiedene Lebenssituationen zu reagieren. Gibt es da spezielle Übungen, die wir ihnen beibringen können und vielleicht andere, die noch verfrüht für sie sind, oder sollten wir möglicherweise warten, bis sie erwachsen sind (ungefähr zwanzig), bevor man mit irgendwelchen dieser Übungen an sie herantritt?
Antwort: Das ist wunderschön, dass du die Meditation an deine Kinder weitergeben willst. Daraus können sehr große Vorteile erwachsen. Hier will ich einmal einen Überblick für alles geben, was es zu Yoga-Übungen in Bezug auf das Alter zu sagen gibt:
Die einfache I AM-Meditation kann man ab dem Alter von 12 bis 13 praktizieren. Am besten ist es, sich anfangs maximal 10 Minuten zweimal am Tag hinzusetzten. Sind die Ergebnisse nicht so wünschenswert, d.h. wenn es zu zu viel Reinigung kommt, dann sollte man die Zeit kürzen oder die Meditation ganz aufgeben und es nach ein oder zwei Jahren erneut versuchen. Zu viel Reinigung macht sich gewöhnlicherweise als Gereiztheit oder Unlust während der Aktivitäten des Tages bemerkbar. Natürlich kommt das bei Teenagern, wenn die neuen Hormone zu fließen beginnen, auch ohnehin leicht dazu. Tägliche Meditation in der richtigen Dosierung ist da möglicherweise sogar hilfreich.
Anmerkung: Zu übermäßiger Reinigung kann es kommen, wenn das Nervensystem sehr empfindlich auf die Meditation reagiert. Das ist ein Anzeichen für eine hohe spirituelle Sensibilität, was im Grunde gut ist, doch sollte man damit vorsichtig umgehen und die Prinzipien der Selbstabstimmung anwenden, die in den Lektionen thematisiert sind. So eine extreme Sensibilität ist etwas Ungewöhnliches, aber es kann dazu kommen. Deshalb schalten wir hier das Warnlämpchen an. In den Lektionen 160 und 200 findest du ein Beispiel für eine extreme Sensibilität und die Anwendung von Selbstabstimmung, um das in den Griff zu bekommen.
Ab dem Alter von 18 Jahren kann man – unter der Voraussetzung, dass alles im angenehmen Bereich bleibt – die Meditationszeit schrittweise (um jeweils fünf Minuten auf einmal) ausdehnen, bis man nach einigen Monaten 20 Minuten erreicht hat. Zu dieser Zeit wird auch klar werden, ob der junge Übende ein fundiertes Interesse hat oder nicht. Das hängt vom individuellen Karma und den Wünschen ab. Erzwinge nichts. In dieser Phase ist die innere Verfassung des jungen Übenden genauso wichtig für die Bestimmung des Weges, wie das, was die Eltern sagen.
Viele Kinder werden aus verschiedenen Gründen mit der Meditation aufhören. Doch ist der Samen gelegt. Alles übrige hängt von individuellen Wünschen in Verbindung mit dem Fluss von Natur und Karma ab. Dies gilt für uns alle in gleicher Weise, oder etwa nicht? Die gute Nachricht ist, dass die spirituelle Flut überall ansteigt. Jeder wird mehr und mehr auf seine eigene Transformation eingestimmt. Deshalb werden alle Samen, die man heute legt, auch sicherlich keimen und am Ende voll erblühen – wenn nicht hier und jetzt, dann irgendwo entlang der schimmernden Straße dieses Lebens oder vielleicht auch im nächsten. Unsere Gaben werden nicht umsonst sein.
Teenager können vor der Meditation für ungefähr 5 Minuten ein leichtes Nadi Shodana Pranayama (Wechselatmung) nutzen. Dies ist eine weitverbreitete Übung, die man fast überall erlernen kann – auch im FYÜ-Leichte-Lektionen-Buch findet man dazu Einzelheiten. Nadi Shodana können auch noch jüngere Kinder in kurzen Sitzungen nutzen, wenn ein besänftigender Einfluss auf die Emotionen gewünscht wird. Dafür ist eine fünf-bis-zehn-minütige Wechselatmung mehrmals am Tag sehr gut.
Ab dem Alter von 18 Jahren kann man Nadi Shodana durch die Wirbelsäulenatmung ersetzten und, wo angebracht, die Zeit damit in kleinen Schritten ausdehnen (wie in den Lektionen erörtert). Fortgeschrittene Pranayama-Methoden (wie Wirbelsäulenatmung, Kumbhaka, Mudras, Bandhas, Kinn-Pumpe, Wirbelsäulen-Bastrika usw.) dienen der Ausdehnung der Sexualfunktionen nach oben zu höheren Manifestationen des Nervensystems und dies ist der Grund dafür, dass über die einfache Meditation und leichtes Nadi Shodana hinausgehende Techniken erst nach Abschluss der Pubertät genutzt werden sollen.
Die spirituelle Transformation im Nervensystem, die die neurobiologischen Funktionen in einen Ausdruck göttlicher Ekstase erweitert, ist unter vielen Gesichtspunkten wie eine zweite Pubertät. Eine Pubertät auf einmal ist genug! Für einige ist es sogar besser, erst voll mit den Übungen einzusteigen, wenn sie schon viel älter als 18 sind. Andere können auch früher beginnen. Jeder ist verschieden und du musst dir gut überlegen, welche Ratschläge du diesbezüglich erteilst. Hat man in der Wirbelsäulenatmung und Meditation einmal die Phase der Progressivität und Stabilität erreicht, dann kann man daran gehen, sich Schritt für Schritt die volle Bandbreite von Übungen entsprechend der eigenen Wünsche (Bhakti) und Fähigkeiten (Selbstabstimmung) vorzunehmen. Dies gilt natürlich nur für Erwachsene.
Leichte Asanas kann jeder in jedem Alter machen, wenn man ein bisschen gesunden Menschenverstand walten lässt. Hat man sich dann einmal an die sitzenden Übungen, d.h. die Meditation herangewagt, kann man die Asanas unmittelbar davor ausführen. Asanas kann man heutzutage fast überall erlernen und das Angebot von Kinder-Yoga gehört bei Yoga-Schulen inzwischen schon zum Standard. Eine Asana-Grundausstattung findet sich auch im FYÜ-Buch.
Was unsere kleinsten Kinder betrifft, können wir unsere sich ausweitende innere Stille in Form von überfließendem, liebendem Dienst mit ihnen teilen und dies ist der ideale Yoga für diese Altersstufe. Davon profitieren sie stark und sobald die Zeit reif dafür ist, werden sie entsprechend ihren eigenen Neigungen bereit für die Übungen sein.
Es ist klar, dass wir nicht über die Neigungen eines anderen bestimmen können – auch nicht über die unserer Kinder. Jeder muss seine Reise selbst bestreiten. Wir können viel Unterstützung leisten, doch können wir ihnen nicht alles abnehmen. Seien wir also vorsichtig damit, unsere Kinder in eine Praxisroutine zu zwingen, die für sie nicht natürlich ist. Denke daran, dass es ihre eigene innere Stille ist, die letztendlich mehr als alles andere über ihren Pfad bestimmt.
Eins ist jedoch gewiss. Je mehr wir in der Lage sind, mit unseren eigenen Übungen Fortschritte zu machen, desto besser wird dies für unsere Lieben sein. Auf diese Weise können wir die innere Stille in jedem anregen.
Ich wünsche dir und deiner ganzen Familie allen Erfolg auf dem von euch gewählten Pfad.
Der Guru ist in dir.
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