Lektion 127 – F&A – Siddhasana oder Padmasana (Lotussitz)?

Frage: Ich habe eine lange Zeit immer im Padmasana (Lotussitz) meditiert. Nachdem ich Deine Lektion 75 gelesen habe, wurde mir bewusst, dass ich dadurch überhaupt keinen Druck gegen das Perineum aufbaue. Muss ich zu Siddhasana wechseln? Das habe ich versucht, doch es sieht so aus, als würde es einige Zeit dauern, bis ich mich daran gewöhne. Lass mich wissen, wie ich weitermachen soll. In Padmasana stoße ich an Grenzen, weil nach ungefähr 45 Minuten des Sitzens meine Beine leicht taub werden, und das lenkt mich ein bisschen ab.

Antwort: Padmasana ist ein sehr guter Sitz, der seine speziellen Vorteile hat. Allerdings können darin nicht viele bequem für längere Zeit sitzen. Siddhasana in der vereinfachten Form, wie in den Lektionen 33 und 75 dargestellt, ist ein einfacherer Sitz und man kann lange darin bleiben, wenn man ihn sich einmal angeeignet hat. Seine Wirkungen können auch mit Nutzung einer Art Prothese am Perineum erlangt werden. Einzelheiten dazu findest du in den genannten Lektionen.

Was ist das Beste? Das hängt von Deinen Vorlieben und Deinem Ansatz zur Erreichung der Ziele im Yoga ab. Bist Du nicht geneigt, die sexuelle Energie direkt zu stimulieren, um damit Kundalini ansteigen zu lassen, dann brauchst Du Dich auch nicht zu bemühen, schnell in Siddhasana hineinzukommen. Liegt Dir jedoch andererseits etwas daran, die sexuelle Energie auf direkte Weise nach oben zu bringen, dann ist Siddhasana etwas sehr Wünschenswertes, wünschenswerter als Padmasana.

Es ist eine Frage, wo auf der Tantra-Gradeinteilung wir uns gerade befinden. Siddhasana hat auf dem Maßstab seinen Platz links vom Zentrum, während Padmasana rechts vom Zentrum liegt. Auf der linken Seite arbeitet man mehr und auf der rechten weniger mit der Sinnlichkeit bei den Übungen. Wie Du weißt, gehen wir in den Tantra-Lektionen weit nach links. Siddhasana befindet sich in dieser Richtung. Wie sehr wir dazu neigen, uns mit Siddhasana auseinanderzusetzen, hängt von unserem Bhakti ab, und das ist wiederum davon abhängig, wie viel wir unser Nervensystem gereinigt haben. Interessanterweise ermutigt uns mehr Reinigung dazu, mit spirituellen Übungen mehr in die direkte Kultivierung unserer sexuellen Energie nach oben involviert zu sein.

Im Yoga ist es nicht möglich, der Auseinandersetzung mit sexueller Energie auf ewig aus dem Weg zu gehen. Denn das Nervensystem wird früher oder später durch das Aufsteigen der Kundalini aktiviert und die innere Ekstase explodiert im Inneren. Es gibt nichts Sinnlicheres als dies. Alle Fortgeschrittenen Yoga Übungen sind so entworfen, dass sie das natürliche Aufkommen der Ekstase im Nervensystem fördern. Auch die Meditation dient letztendlich dazu, weil sie von der tiefen inneren Stille weiter zur Vereinigung in ekstatischer Glückseligkeit im Körper und darüber hinaus führt. Deshalb werden die Fortgeschrittenen Yoga Übungen auch „einfache Lektionen für ein ekstatisches Leben“ genannt.

Doch hat jeder seine eigenen Vorlieben bei den Yoga-Übungen und das Respektieren der Vorlieben jeder Person ist viel wichtiger als jedem denselben Null-acht-fünfzehn-Ansatz zur Erleuchtung auszuhändigen. Eine Technologie ist nur gut, wenn sie flexibel genug ist, dass jeder sie nutzen kann. Deshalb halten wir jede der Übungen so einfach und direkt wie möglich und sprechen viel von Selbstabstimmung. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen und seine eigene Geschwindigkeit wählen. Der Werkzeugkoffer ist da und du kannst ihn einsetzen oder auch nicht, je nach dem, wie Du es für geeignet ansiehst. Brauchen wir im Augenblick ein Werkzeug nicht, brauchen wir es vielleicht später. So ist das.

Da Dein Interesse vorhanden ist, solltest Du vielleicht daran denken, Siddhasana zu entwickeln. Arbeite Dich stufenweise dahin vor und sieh, ob Dir das vom Gesichtspunkt der Energie her hilft. Wenn nicht, kannst Du zu Padmasana zurückkehren. Es wird Dir nicht schaden, wenn Du beide Sitzhaltungen kennst. Ich bin vor vielen Jahren durch eine ähnliche Testphase gegangen und dann auf lange Sicht bei Siddhasana hängen geblieben. Meine Verortung ist etwas links vom Zentrum, weil meine Erfahrungen mir gezeigt haben, dass das für mich sehr sinnvoll ist. Was immer es für Dich ist, es wird hier vollkommen respektiert.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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