Lektion 383 – Yoga Asanas (Stellungen) – traditionell oder modern?

Frage: Die letzten 5 Jahre habe ich hin und wieder verschiedene Arten von Yoga Asanas praktiziert und mich zunehmend zu mehr Fitness orientierten Anwendungen von Körperstellungen hingezogen gefühlt. Das scheint alles zu sein, was mich von den Kursen noch anspricht. Da ich vor kurzem zu meditieren begonnen habe, interessiert es mich zu erfahren, wie die Routinen mit drastischen Yoga-Stellungen, die von vielen Menschen heutzutage praktiziert werden, zu deiner Lehre passen? Vielen Dank.


Antwort: Yoga-Stellungen sind zu einem großen Geschäft geworden und das ist etwas Gutes. Das haben wir bereits ausführlich in Lektion 71 diskutiert.


Es ist die Körperlichkeit der Asanas (Stellungen), die für den Yoga ein Eintrittsportal in den Mainstream unserer von der Fitness des Körpers besessenen Kultur geschaffen hat. Insgesamt war dies sehr segensreich, weil jeder, der die Vorteile der Yoga-Stellungen entdeckt hat, sich früher oder später zu den anderen sieben Gliedern des Yoga (also auch zu Meditation, Pranayama etc.) hingezogen fühlt. Derartige Bezüge sind in unserem Nervensystem verdrahtet und das ist der Grund dafür, dass die Beschäftigung mit einem Teil von Yoga auf natürliche Weise zum ganzen Yoga führt. Deshalb unterstütze ich den Boom um die Yoga-Stellungen voll und ganz. Dadurch wird jeder zu mehr Frieden, Freude und Energie im Leben geführt und das auf Wegen, die sich die meisten von uns noch vor wenigen Jahren kaum hätten vorstellen können.


Gleichzeitig ist jedoch ein Auseinanderdriften auf dem Gebiet der Yoga-Stellungen sichtbar geworden. Du hast das implizit angesprochen und es ist gut, das etwas zu untersuchen, um besser zu verstehen, was sich da ereignet und welche Beziehung zu den Arten von Übungen herrscht, die wir im FYÜ-System nutzen.


Wir können hier zwischen „traditionellen“ und „modernen“ Herangehensweisen an die Yoga-Stellungen unterscheiden. Das Auseinanderdriften kann man an den Unterschieden zwischen diesen beiden Herangehensweisen festmachen und daran, wie diese sich beim Aufbau einer ausgeglichenen Übungsroutine, die alle acht Glieder des Yoga einschließt, auswirken. Um das in dieser Diskussion zu vereinfachen, können wir sagen, dass eine ausgeglichene Routine zwei Teile aufweist: Stellungen und sitzende Übungen (Pranayama, Meditation, Mudras, Bandhas, Samyama etc.) Es ist das Verhältnis zwischen diesen zwei Komponenten, auf die wir uns hier konzentrieren wollen.


Obwohl es bereits in alten Zeiten Herangehensweisen an die Asanas gegeben hat, die man als intensiv bezeichnen kann, gab es immer ein Verständnis dafür, dass Asanas einen Teil des Gesamtbildes des Yoga darstellen. Asanas sind eines der acht Yoga-Glieder. Solche Routinen wurden auf der Suche nach spirituellem Nutzen mit Haltedauern von zehn Sekunden oder mehr – manchmal viel mehr – durchgeführt. Pranayama und Meditation (sitzende Übungen) waren stets Bestandteil der Routine, wie auch die Elemente von Bhakti, Selbst-Analyse und anderer Aspekte des Yoga-Baumes. Also auch in den Fällen, wo es so schien, dass Asanas annähernd ein Ziel für sich selbst darstellten, wurden sie immer als Vorbereitung für die sitzenden Übungen eingesetzt.


Die traditionelle Herangehensweise besteht demnach darin, Asanas zur Vorbereitung auf die sitzenden Übungen zu nutzen. Im FYÜ-System hat es sich herausgestellt, dass 5-10 Minuten leichte Asanas mit Haltezeiten der Stellungen von jeweils ungefähr 10 Sekunden eine gute Vorbereitung ergibt.


Moderne Asanas weisen einige auffällige Unterschiede zum traditionellen Ansatz auf. Sie stehen gewöhnlicherweise für sich alleine und dienen nicht als Vorbereitung für sitzende Übungen. Und auch wenn viele der Körperstellungen ähnlich erscheinen mögen oder sogar identisch sind mit denjenigen, die man in einer traditionellen Routine vorfindet, erinnert die Intensität und die Geschwindigkeit, mit der sie ausgeführt werden, oft mehr an ein athletisches Übungsprogramm als an eine einfache Routine mit systematischem Beugen und Strecken. Die moderne Routine kann sehr viel länger ausfallen, als dies für die Vorbereitung auf sitzende Übungen nötig ist. Bei manchen Yoga-Kursen wird die Raumtemperatur angehoben, um „das Schwitzen zu fördern“. Offensichtlich sind derartige rigorose Asana-Routinen keine Vorbereitung für sitzende Übungen. Sie sind nicht dafür entworfen.


Dies ist also der Hauptunterschied zwischen traditionellen und modernen Asana-Übungen. Die einen sind als Vorbereitung für die sitzenden Übungen entworfen, die anderen dienen ganz alleine als Übungsprogramm zur Erhaltung der Fitness.


Diese beiden Arten liegen jedoch nicht annähernd so weit voneinander entfernt, wie es bei oberflächlicher Betrachtung erscheinen mag. Eine moderne Asana-Routine kann z. B. so verlangsamt und gekürzt werden, dass daraus eine ausgezeichnete Vorbereitung für die sitzenden Übungen wird. Es ist also nicht alles verloren. Doch lass die langen anstrengenden Routinen und „Bikram Yoga“ mindestens eine Stunde vorbei sein, bevor du mit den sitzenden Übungen beginnst, oder mach sie noch später. Diese Art von Routinen fallen unter die Kategorie „Trainingsprogramme für den Körper“ und wir wissen, dass diese keine Vorbereitung für die sitzenden Übungen darstellen. Das bedeutet nicht, dass wir nicht an ihnen festhalten sollten, wenn wir Spaß an ihnen haben. Sie eignen sich nur nicht als Vorbereitung auf die sitzenden Übungen.


Jede Asana-Routine, die wir vor den sitzenden Übungen nutzen, beenden wir am besten für einige Minuten mit Shavasana (Totenstellung), damit sich Verstand und Körper beruhigen. So sieht der traditionelle Übergang von Asanas zu sitzenden Übungen aus und so kannst du jede Reihe von Stellungen, die du gern machst, beenden.


Als Daumenregel kann man sagen, dass eine Asana-Routine, die unseren Metabolismus (Entspannung der Atmung und der Herzfrequenz) verlangsamt, gut auf die sitzenden Übungen vorbereitet, falls sie nicht viel länger als 5 – 10 Minuten dauert. Machen wir täglich und für eine ausgedehnte Zeitperiode mehr als 10 Minuten, kann dies zu einer Energieüberlastung führen, weil sich die Energiewirkungen von Asanas und unseren sitzenden Übungen gegenseitig aufschaukeln. Wir würden auch Pranayama nicht für eine halbe Stunde üben, oder die Meditation eine Stunde lang? Alles was wir zu viel machen und in Kombination mit anderem über längere Zeit aufrecht erhalten, kann uns zu unangenehmen Symptomen von Energieüberlastung führen. Asanas bilden hier keine Ausnahme. Eine halbe Stunde Asanas gefolgt von sitzenden Übungen ist sehr viel kraftvoller als eine halbe Stunde Asanas ohne sitzende Übungen. Dies ist eine Lektion, die viele, die Asanas praktizieren, auf die harte Tour lernten, sobald sie einmal kraftvolle sitzende Übungen hinzugefügt haben.


Ausgewogenheit ist der Schlüssel zum Aufbau einer effektiven integrierten Praxis-Routine. Jeder von uns ist in dieser Hinsicht ein wenig einzigartig. Deshalb betonen wir das Konzept der Selbstabstimmung bei den Fortgeschrittenen Yoga-Übungen so sehr.


Da mit den Fortgeschrittenen Yoga Übungen vollumfängliche Yoga-Übungen im Open-Source Stil auf der Szene erschienen sind, eröffnet das dem Wirtschaftszweig mit Yoga Stellungen einige interessante Möglichkeiten. Bisher war es so, dass man aussteigen musste, um einer sektiererischen Lehre zu folgen, wenn man sitzende Übungen erlernen wollte. Das war kaum mit den modernen Asana-Schulen kompatibel, die sich immer weiter in ihre eigene Richtung auseinanderentwickelten und immer mehr Teil der Fitness-Branche wurden. Aufgrund dieser strukturellen Aufteilungen wurden die Yoga-Glieder überall auf dem Platz verstreut. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sie wieder verbinden konnte, war sehr gering, außer wenn man sektiererische Regeln brach und sich einem wichtigen Markttrend in der Asana-Branche entgegenstellte. Doch die Dinge verändern sich und es gibt Anzeichen, dass die Auseinanderentwicklung abflaut, zumindest in einzelnen Teilbereichen. Die Situation hat sich im Vergleich zu der vor einigen Jahren sehr verändert. Das Blatt wendet sich hin zur Integration der Yoga Übungen. Das ist, was viele Übende wollen und Open Source Übungssysteme werden dabei helfen, dieser zunehmenden Nachfrage gerecht zu werden.Da mit den Fortgeschrittenen Yoga Übungen vollumfängliche Yoga-Übungen im Open-Source Stil auf der Szene erschienen sind, eröffnet das dem Wirtschaftszweig mit Yoga Stellungen einige interessante Möglichkeiten. Bisher war es so, dass man aussteigen musste, um einer sektiererischen Lehre zu folgen, wenn man sitzende Übungen erlernen wollte. Das war kaum mit den modernen Asana-Schulen kompatibel, die sich immer weiter in ihre eigene Richtung auseinanderentwickelten und immer mehr Teil der Fitness-Branche wurden. Aufgrund dieser strukturellen Aufteilungen wurden die Yoga-Glieder überall auf dem Platz verstreut. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sie wieder verbinden konnte, war sehr gering, außer wenn man sektiererische Regeln brach und sich einem wichtigen Markttrend in der Asana-Branche entgegenstellte. Doch die Dinge verändern sich und es gibt Anzeichen, dass die Auseinanderentwicklung abflaut, zumindest in einzelnen Teilbereichen. Die Situation hat sich im Vergleich zu der vor einigen Jahren sehr verändert. Das Blatt wendet sich hin zur Integration der Yoga Übungen. Das ist, was viele Übende wollen und Open Source Übungssysteme werden dabei helfen, dieser zunehmenden Nachfrage gerecht zu werden.

Auch wenn sich über die Jahre Trennungen und eine Auseinanderentwicklung im Yoga ergeben haben, haben die Übenden weiter großen Nutzen daraus gezogen und viele spüren die innere Sogwirkung hin zur Integration der Übungen in ihre tägliche Routine. Heute kann jeder, der irgendwelche moderne Asanas praktiziert, ohne große Anstrengung mit einigen wenigen Anpassungen sitzende Übungen hinzufügen und gute Ergebnisse erzielen. Genauso finden jene, die nur sitzende Übungen machen, hier vernünftige Anweisungen, wie sie Asanas von fast jeder Lehrquelle hinzufügen, ohne ein übermäßiges Risiko einzugehen. Mit Selbstabstimmung und einigem gesunden Menschenverstand kann das jeder erreichen.


Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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