Lektion 223 – F&A – Kechari Stufe eineinhalb? (ein Dialog)
Frage: Danke für deine Anweisungen (Lektion 108). Ich habe einige Fortschritte von Kechari Stufe 1 aus gemacht, doch habe ich noch nicht ganz das erreicht, was ich erwartet habe.
Nach ein wenig Experimentieren und langsamem Vorantasten denke ich, dass ich mich in einer Art Stufe eineinhalb befinde. Meine Zunge ist länger, als ich sie für Stufe 1 brauchen würde, doch noch nicht lang genug für Stufe 2. Ich weiß nicht, ob dieses Zwischenstadium vielleicht auf meine eigene ganz spezifische Anatomie zurückzuführen ist, so dass andere Menschen diese Erfahrungen nicht machen, weil sie ein bisschen anders gebaut sind.
Hier also das, was ich erlebt habe:
Durch ein Strecken der Zunge nach oben und nach rechts war ich in der Lage, so etwas wie ein Loch zu finden, durch das ich die Zunge gerade noch drücken konnte. Ich habe versucht, den Finger mit einzusetzen, doch schien es, als ob ich ihn nicht richtig gebrauchen konnte, weil die Zunge bereits das Maximum ihrer Ausdehnung erreicht hatte.
Allerdings fühlte ich durch dieses Loch Gewebearten, die ich vorher nicht gekannt hatte. Ich konnte das fühlen, weil es salzig war! Vielleicht war es salzig wegen einer dünnen salzigen Schleimschicht darauf.
Ich hielt meine Zunge auf dieses besondere Gewebe gerichtet und bewegte es zum Zentrum. (Die Erfahrung war ergreifend und ekstatisch). In den ersten Tagen (es ist jetzt mehr als eine Woche her) rutschte sie immer ab, bevor ich in die Nähe des Zentrums kam, doch mit etwas Übung gelang es mir, sie bis zum Zentrum zu bringen.
Allerdings sind an dieser Stelle keine Öffnungen der Nasenlöcher und auch nicht das Septum zwischen ihnen zu finden. Das Organ, worauf ich meine Zunge ruhen lasse, ist relativ flach und hat einen leichten Grat in der Mitte. Es ist normalerweise vom Gaumenzäpfchen bedeckt, doch bin ich mit meiner Zunge unter diese Bedeckung gekommen. Wenn ich meinen Kopf nach rechts drehe, wölbt sich die rechte Seite dieses Organs in Richtung meiner Zunge, und das Entsprechende geschieht, wenn ich den Kopf nach links drehe.
Ich glaube, dass sich die Öffnung der Nasenlöcher und das Septum genau über der Stelle befinden, wohin meine Zunge im Moment an dieses Organ heranreicht. Deshalb meine ich, dass ich mich in einer Art Übergangszustand zwischen den Stufen 1 und 2 befinde.
Denkst du, dass ich da richtig liege?
Antwort: Ja, ich glaube, dass deine Beschreibung dessen, was da geschieht, ziemlich zutreffend ist. Herzlichen Glückwunsch, dass du hinter den weichen Gaumen gekommen bist! Es ist der Beginn einer neuen Welt des Fortschritts und fortgeschrittener Erfahrungen.
Ich darf vielleicht noch einige Erklärungen hinzufügen, die dir möglicherweise helfen. Es hört sich so an, als würdest du die rückseitige Kante des harten Gaumens von hinter dem weichen Gaumen aus (hinter dem Gaumenzäpfchen) fühlen. Das Septum kommt bis zum Zentrum des Rands des harten Gaumens nach unten. Das ist wahrscheinlich „die Spur eines Grates“, die du da in der Mitte fühlst. Du bist dann also wirklich noch nicht ganz beim Septum, der eustachischen Röhre, den inneren Nasenlöchern usw. Doch du wirst dahin kommen.
Um höher zu gelangen, ist es vielleicht hilfreich, nicht nur an Länge zu denken, sondern auch daran, die Zunge Stück für Stück vom Boden des Mundes zu lösen. Die meisten Menschen haben bereits eine gute Länge, sind jedoch durch den Haltestrick (das Frenum) an den Boden der Mundhöhle festgebunden. Konzentrieren wir uns nur auf die Länge, machen wir in Wirklichkeit einen Umweg zurück und um den weichen Gaumen herum und die zusätzliche Länge kompensiert nur die Tatsache, dass die Zunge vorne unten festgebunden ist. Befreien wir die Zunge davon, geht sie viel schneller viel weiter nach oben. Eine Kombination des Verlängerns (durch Melken) damit bringt den besten Fortschritt in Kechari. Ausreichend Details zu dem Ganzen findest du in Lektion 108.
Ich sage dir diesbezüglich nicht, was du zu tun hast, da es eine sehr persönliche Reise ist, die nur vom Bhakti und den Vorlieben eines jeden einzelnen abhängt. Ich zeige nur die Mechanismen auf. Der Rest hängt von dir ab.
Frage: Noch einmal vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe immer an der Zunge gezogen, doch habe ich festgestellt, dass anscheinend sehr viel Ziehen nötig ist, um auch nur ganz wenig zu erreichen. Aufgrund deiner Lektion wurde ich schnell von der Idee überzeugt, das Frenum mit einer Nagelhautschere anzuritzen. Wenn ich also ‚Länge’ sage, dann meine ich in Wirklichkeit ‚Länge, die dem Frenum abgewonnen wird’.
Das Einzige, was ich noch erwähnen wollte, ist, dass ich eine Reihe winziger Schnitte mache, anstatt nur einen (ich mache ungefähr 10), und ich mache sie an verschiedenen Stellen entlang der Frenumoberfläche). Ich hoffe, dass diese größere Anzahl den Prozess beschleunigt. In der Tat scheint das der Fall zu sein: Nach jeder Schneidesitzung fühle ich schon eine größere Ausdehnung.
Diese größere Anzahl von kleinen Schnitten heilt genauso schnell wie ein einzelner Schnitt, d.h. in ungefähr drei Tagen.
Mehr als einen Schnitt anzubringen, kann vielleicht im Normalfall wegen der erzielten zusätzlichen Geschwindigkeit unangebracht erscheinen. Doch fühle ich mich bereit dafür. Ich habe bereits 20 Jahre Yoga und Meditation hinter mir und dazu gehören auch ungefähr 14 Jahre mit Kechari. Falls du hierzu irgendwelche Anmerkungen hast, würde mich das sehr interessieren.
Ich gebe dir Recht, dass das Einritzen letztendlich für die Zunge weniger traumatisch ist. Das Frenum ist nur ein Flachse, ein relativ gefühlloses Gewebe mit einer einzigen Aufgabe, während die Zunge selbst großteils aus Muskeln und Nerven besteht.
Antwort: Du bist auf deinem Weg und weißt, was du zu tun hast. Das ist ausgezeichnet.
Doch ich glaube nicht, dass eine Vielzahl gleichzeitig angebrachter Schnitte am Frenumrand den Prozess sehr beschleunigen wird. Das deshalb, weil die Stränge der Frenumflachse tausendfach übereinander gelegt sind und ein Anschneiden an vielen Stellen meist immer dieselben Stränge betrifft, was zu keiner zusätzlichen Freiheit für die Zunge führt, wenn ein Strang schon einmal an einer Stelle eingeschnitten ist. Allerdings wird es wohl auch nicht schaden, das so zu versuchen, außer dass das Infektionsrisiko vielleicht ein klein wenig ansteigt.
Es braucht etwas Zeit, bis neue Stränge der Sehnen wieder nach oben kommen und zugänglich werden, wenn einmal ein Strang angeschnitten wurde. Das ist ein interessantes Phänomen, das beim Anschnippeln, wie es in Lektion 108 erwähnt wurde, auftritt. Sobald einmal ein Schnitt angebracht wurde, setzt ein Heilungsprozess von ein paar Tagen ein. Zur selben Zeit wird es durch das Praktizieren von Kechari-Mudra ausgedehnt. So werden die nicht angeschnittenen Sehnenstränge darunter so weit gestreckt, dass sie an die Oberfläche kommen und ein deutliches Ziel für das nächste Anschnippeln bieten. Je mehr Tage vergehen, desto mehr ragen die Kanten des neuen Sehnenstrangs hervor. Wählt man diesen Ansatz des Anschnippelns, Heilens und Streckens neuer Stränge an die Oberfläche, ergibt das mit der Zeit einen stetigen Fortschritt, ohne dass es dabei (höchstens in geringem Umfang) zu Schmerz oder Blutfluss kommt, weil die gestreckten Sehnenstränge wie eine Hornhaut an die Kante kommen und diese kann man dann leicht anschnippeln. Es sieht fast so aus, als sei das Frenum so entworfen, dass es auf diese Weise beschnitten werden kann.
Und die ganze Zeit gehen wir höher und bemächtigen uns bald des geheimen Ortes!
Frage: Ach, so ist das?
Ich hatte gedacht, dass die Stücke des zerschnittenen Strangs sich von einander lösen, aber sich mit Narbengewebe wieder vereinigen und dass das Narbengewebe eine zusätzliche Länge erzeugt. Aus diesem Grund dachte ich, dass mehrmaliges Anschneiden entlang der Kantenlänge von Vorteil sei. Weißt du bestimmt, dass diese Vorstellung falsch ist? (So viel ich mich erinnere, habe ich einmal irgendwo gehört, dass eine Sehne niemals heilt.)
Deine Beschreibung der Abläufe ist sehr hilfreich. Das zeigt mir, dass zwar viele kleine Schnitte entlang einer Sehne wenig bewirken, dass es aber die Sache wahrscheinlich beschleunigt, wenn man eine Reihe kleiner Schnitte an derselben Stelle einer Sehne anbringt und so verschiedene Stränge anschneidet …
Zur Vermeidung von Infektionen wende ich antiseptisches Mundwasser vor und nach dem Schnippeln an und ich mache dieses Schneiden zwischen Mahlzeiten, so dass ich einige Stunden nach dem Schnippeln nicht zu essen brauche. Auf diese Weise habe ich mir nicht einmal die geringste Infektion zugezogen, nicht einmal bei einem der ersten Male, als ich aus Versehen ein größeres Stück als vorgesehen angeschnitten hatte. Bei ausreichend kleinen Schnitten stelle ich fest, dass die Oberfläche nicht einmal wund wird, sie ist nur geringfügig empfindlicher.
„…Die ganze Zeit gehen wir höher und bemächtigen uns bald des geheimen Ortes!“
Oh ja! Ich freue mich schon darauf! 🙂
Antwort: Wenn man mit Kechari Mudra für Wochen oder Monate aussetzts, kann das fleischige Gewebe unter der Zunge sich zusammenziehen. Das wird aber leicht wieder gestreckt, wenn man Kechari (wieder-)aufnimmt. Schnippelt man einmal einen Sehnenstrang an, wird er sich nicht mehr mit sich selbst oder etwas anderem, das eine große Behinderung darstellen könnte, verbinden. Ist ein Sehnenstrang einmal angeschnippelt, dann bleibt da nicht mehr viel zum Untenhalten der Zunge, was später nicht jederzeit leicht wieder gestreckt werden kann.
Achte darauf, dass du beim Schnippeln in der Mitte bleibst. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich nicht zu weit von der Mitte der Kante wegzuwagen. Dort bietet dir die gespannte Sehne den geringsten Widerstand. Gehst du zu weit davon weg, riskierst du, in die Zungenarterien zu geraten. Das ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, doch ist es auch sicher nicht die Richtung, in die es uns zieht.
Vor einigen Monaten hat jemand geschrieben, es bestünde das Risiko, dass man eine Arterie anschneidet, wenn man an irgendeiner Stelle des Frenums herumschnippelt. Das ist jedoch nicht der Fall, solange wir mit unseren winzigen Stück-für-Stück-Schnippelchen am gespannten Rand des Sehnenbandes in der Mitte bleiben.
Frage: Das macht es nun wirklich klar in meinem ingenieurmäßigen Verstand. Ich werde ein paar Schnippel durch die Sehne anbringen und niemals in die Nähe der Adern kommen. Mach dir da keine Sorgen.
Ich schnipple nur das an, was sich als straff zeigt, wenn ich die Zunge herausstrecke. Ich bin jetzt dazu übergegangen, sie herauszuziehen, die Unterseite zu trocknen und den straffen, harten und sehr angespannten Punkt mit einem ungiftigen Wäschemarker zu markieren! Dann kommt nur der markierte Punkt für das Anschnipseln in Betracht. Ich finde, dass das tatsächliche Schnippeln dann leichter geht, wenn die Zunge nicht herausgezogen wird. Ich halte bei starkem Licht einen Kosmetikspiegel in der Hand, drehe die Zungenspitze zur Munddecke, setze die Nagelhautschere an und schnipple an der markierten Stelle.
Antwort: Das hört sich gut an (außer dass du den Wäsche-Marker wahrscheinlich nicht unbedingt brauchst). Mach in deiner eigenen Geschwindigkeit weiter, so dass du keine Gefahr läufst.
Der Guru ist in dir.
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