Lektion 113 – F&A – Glückseligkeit, Ekstase und göttliche Liebe

Frage: Kannst Du den Unterschied zwischen Glückseligkeit und Ekstase erklären?

Antwort: Schlagen wir die beiden Begriffe im Lexikon nach, finden wir für

Glückseligkeit die Bedeutung „vollkommenes Glück, Himmel, Paradies.“

Ekstase bedeutet „überwältigende, verzückte Wonne.“

Die Begriffe scheinen sich etwas zu ähneln, doch nicht dasselbe zu sein. Für die Interpretation von Glückseligkeit und Ekstase im Sinne der Fortgeschrittenen Yoga Übungen, liegt der Unterschied in den verschiedenen Ausgangspunkten der entsprechenden Erfahrungen. Dies ist der Schlüssel für das Verständnis der Begriffe, wie wir sie in den Lektionen verwenden und wie sie in Bezug auf einige unserer Übungen einzuordnen sind. Man kann genauso eine Verbindung herstellen zur inneren göttlichen Romanze, die wir vor kurzem erörtert haben und auch zu unseren Stufen entlang des Pfads zur Erleuchtung.

Wir geben Erfahrungen, die wir während und nach unseren Yoga-Übungen machen, Namen. Die Begriffe hier haben also ihren Ursprung in realen Erfahrungen, wie das auch bei allem anderen der Fall ist, was wir in den Lektionen erörtern. Es sind Begriffe, die wir verwenden, um das zu beschreiben, was in uns geschieht. Zuerst kommt die Erfahrung, dann kommen die Begriffe – nicht umgekehrt.

Glückseligkeit hat einen Bezug zum „reinen Glückseligkeitsbewusstsein“, das wir in der Meditation und – wenn wir fortfahren zu meditieren – allmählich auch immer mehr in unserem alltäglichen Leben erfahren. Es stellt sich als eine angenehme, friedvolle Stille ein und ist vergleichbar mit einer Art nicht endenden inneren Lächelns. Es ist ein Glück, das aus dem Inneren wie aus dem Nichts aufsteigt, wenn wir den Verstand und Körper in der Meditation immer und immer wieder zur Stille hinführen. Ist die innere Stille, mit der wir während der Meditation in Berührung kommen, „vollkommenes Glück, der Himmel, das Paradies“? Wenn dieser Zustand in uns wächst und wächst, kommt er dem sehr nahe. Er ist unerschütterlich, immer positiv, was immer auch um uns herum vor sich gehen mag und er vermittelt uns gleichzeitig ein Gefühl von Ewigkeit. Am wichtigsten jedoch: Er ist unsere absolute Bewusstheit – unabhängig vom Körper, Atem, Verstand, Emotionen, den Sinnen und allen äußeren Ereignissen. Er ist der sprichwörtliche ‚Fels in der Brandung’, der von den Stürmen des Lebens nicht bewegt wird. Sobald unser Sinn für unser Selbst zu dieser inneren Stille geworden ist, wo sind wir dann angelangt? – Überall und nirgendwo. Reines Glückseligkeitsbewusstsein ist ein Mysterium – genauso wie wir von unserer innersten Natur her. Wir erfahren das als Glückseligkeit, ein vollkommenes, nicht endendes Glück. Unser Bewusstsein ist Glückseligkeit. Niemand muss meine Worte auf Treu und Glauben annehmen. Meditieren wir täglich, erkennen wir allmählich, was reines Glückseligkeitsbewusstsein ist. So heißt es auch in den Psalmen: „Sei stille und erkenne, dass ich Gott bin.“ (46,10)

Ekstase ist andererseits ein Ungeschehen-Machen. Ich meine damit, dass wir uns in einen Traum von Vergnügen verlieren. „Überwältigendes, reizendes Verzücken“ ist eine gute Beschreibung dafür. Woher kommt Ekstase? Während Glückseligkeit ihren Ursprung in unserem Bewusstsein hat, entsteigt Ekstase unserem Körper. Ekstase ergibt sich, wenn uns Prana auf Wegen des Entzückens mitreißt. Du wirst dich daran erinnern, dass Prana, Lebenskraft, eine der ersten aus reinem Glückseligkeitsbewusstsein hervorgehende Manifestationen ist. Bewegt sich Prana in entwicklungsgemäßer Weise im Nervensystem, produziert es Schwingungen, die wir als überwältigendes Wohlgefühl wahrnehmen. Ekstase ist die sich in uns bewegende Göttin. Ekstase strahlt von einer erwachten Kundalini aus, von der wir wissen, dass sie unserer sexuellen Energie, unserem großen Pranaspeicher, entspringt.

Nun kommt die Koppelung, die Beziehung, die zwischen Glückseligkeit und Ekstase besteht, und die uns manchmal dazu veranlasst, Bedeutungen in Ausdrücken wie „glückselige Ekstase“ oder “ekstatische Glückseligkeit“ zu vermengen. Was geht hier vor? Ist Yogani nicht mehr ganz bei der Sache, wenn er solche Ausdrücke verwendet? Darauf kannst du wetten. Wer ist das nämlich nicht, wenn dieser innere Liebesakt vollzogen wird?

Glückseligkeit und Ekstase wollen sich tatsächlich in uns vereinigen. Metaphorisch gesprochen ist reines Glückseligkeitsbewusstsein Shiva, der überall in uns als innere Stille gegenwärtig ist. Zumindest ist er das, wenn wir gewohnt waren zu meditieren. Haben wir Kundalini-Shakti mit der Wirbelsäulenatmung und anderen fortgeschrittenen Yoga-Techniken erweckt, ist sie in unserem Nervensystem auf der Jagd nach Shiva. Wir wissen, dass sie das ist, weil wir fühlen, wie sie sich bei der Hausreinigung durch uns als Ekstase (oder Feuer) bewegt. Irgendwann haben wir in unserem Inneren innere Stille stabilisiert und gleichzeitig ist auch Ekstase in uns in Bewegung. Was passiert?

Die Aktivierung der Erfahrungen von Glückseligkeit und Ekstase durch die fortgeschrittenen Yoga Übungen entspricht den ersten beiden Stufen der Erleuchtung, wie das in früheren Lektionen erörtert wurde, – dem Anstieg innerer Stille und dem Anstieg von Ekstase – und vorzugsweise geschieht dies in dieser Reihenfolge. Die dritte Stufe der Erleuchtung ergibt sich als Folge der Vereinigung von Glückseligkeit und Ekstase in der göttlichen Liebesaffäre in unserem Inneren. Während dies im Gang ist, passiert es uns leicht, dass wir die Beschreibungen durcheinander bringen, weil beide, reines Glückseligkeitsbewusstsein und göttliche Ekstase, zur selben Zeit gegenwärtig sind und sich in unserem Inneren vereinigen!

Was ergibt sich aus dieser Vereinigung der polaren männlichen und weiblichen Energien in uns? Wir haben die dritte Stufe der Erleuchtung als „Einheit“ bezeichnet, bei der wir alles als den Ausdruck des Einen, zu dem wir geworden sind, erkennen. Dieses Eine ist reines Glückseligkeitsbewusstsein, das bei allen (ekstatischen) Prozessen der Natur gegenwärtig ist. Sind wir bei dieser Stufe angelangt, werden wir zu einem Kanal für den nicht endenden Fluss göttlicher Liebe. Wir handeln zum Wohl aller und erwarten nichts als Gegenleistung, weil wir alles als einen Ausdruck von uns selbst wahrnehmen. Auf dieser Stufe haben sich persönliche Notwendigkeiten so erweitert, dass sie die Notwendigkeiten des Universums umfassen. Das ist Erleuchtung, göttliche Liebe, die sich auf natürliche Weise durch uns manifestiert, geboren aus der Vereinigung von reinem Glückseligkeitsbewusstsein mit göttlicher Ekstase in unserem Inneren.

Die Fortgeschrittenen Yoga Übungen sollen den evolutionären Prozess der Transformation unseres Nervensystems fördern. Jeder hat von Geburt aus die Fähigkeit diese Reise erfolgreich zu bestreiten.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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