Lektion 156 – F&A – Muladhara/Wurzel und Integration von Übungen

Frage: Ich bin sehr daran interessiert das Muladhara (Wurzel-Chakra) physisch zu stimulieren. Darauf konzentriere ich mich im Yoga besonders. Kannst Du mir erklären, wie dies mit den Übungen möglich ist?

Antwort: Die Stimulation von Muladhara, der Wurzel, am Perineum ist wichtig, doch nicht wichtiger als alles andere. Das Ziel ist es, die Wurzel zu aktivieren, aber diese Aktivierung an die spirituelle Erweckung des gesamten Nervensystems anzubinden.

In den Lektionen verwenden wir zwei körperliche Haupttechniken für die physische Stimulation der Wurzel – Mulabandha/Asvini (Zusammenziehen des Afterschließmuskels) und Siddhasana (Sitzen auf der Ferse). Es gibt für die Stimulation der Wurzel aber noch viel mehr als nur körperliche Handlungen.

Eine sehr wichtige Methode ist diejenige, die das Muladhara energetisch in das gesamte Nervensystem einbindet – die Wirbelsäulenatmung, bei der der Atem mit der Aufmerksamkeit zwischen dem dritten Auge und der Wurzel zirkuliert. Tiefe Meditation bewirkt im Nervensystem ebenfalls die „globale“ Integration von allem, indem sie den Verstand und den Körper zur göttlichen Stille führt.

In Samyama kann es bei Anwendung der „Leichtigkeits“-Technik auch zu etwas Hüpfen kommen. Das kommt aus dem Inneren. Es ist nur eine mentale Technik, aber die Wurzel wird während des spontanen Gehoppels angeschlagen. Geschieht dies, ist die Konzentration auf Muladhara allerdings das Letzte, worum wir uns kümmern, denn der gesamte Körper füllt sich mit Licht und dem Begehren an, sich zu erheben.

Belegt man das Muladhara zu sehr mit Aufmerksamkeit, kann das ablenken. Es ist Teil eines viel größeren Ganzen und wir sollten nicht zu sehr darauf fixiert sein. Ich würde Dir vorschlagen, Muladhara sich ganz natürlich als Teil der gesamten Übungen einpassen zu lassen. Erlaube Dir, über Muladhara hinauszugehen, höher – durch die Methoden für den Körper, den Verstand und den Atem. Etwas Loslassen im unteren Zentrum (in den unteren Zentren) kann nicht schaden. Dadurch wirst Du zum Verrichten weiterer Arbeiten weiter oben im Körper frei. Hast Du es z.B. schon mit der „Kinnpumpe“ versucht? Das ist eine körperliche Methode, die sehr tief geht. Sie wird hier in den Lektionen behandelt (Lektion 140 ff.). Man führt sie hoch oben im Körper aus, doch bindet sie Muladhara/die Wurzel in die Erleuchtung von Herz, Kehle und Kopf mit ein.

Lass mich noch hinzufügen, dass es möglich ist, so ziemlich alles, was für das Muladhara körperlich notwendig ist, durch das Sitzen in Siddhasana während der Übungen (wenn die Aufmerksamkeit mit all den übrigen Methoden weiter oben beschäftigt ist) anzugehen. In diesem Sinne ist die Stimulation von Muladhara unter Verwendung von Siddhasana ein einfach zu lösendes Problem. Beherrscht man einmal Siddhasana, dann kann alles (Wirbelsäulenatmung, Meditation, Mulabandha, Sambhavi, Kechari, Nauli, Kinnpumpe, Kumbhaka, Samyama usw.) gemacht werden, ohne dass die Aufmerksamkeit abgelenkt wird. „Beherrscht“ bedeutet, dass man in Siddhasana mit ständiger Stimulation von Muladhara bleiben kann, ohne dass die Aufmerksamkeit daran festklebt und deshalb frei ist, all die anderen Übungen auszuführen. Es ist nicht schwierig, diese Gewohnheit zu entwickeln, denn Siddhasana erfordert keine Anstrengung, sobald man sich einmal daran gewöhnt hat. Das ist die beste Rahmenbedingung: Stimulation am Muladhara Chakra bei vollkommen freier Aufmerksamkeit für all die anderen Übungen, die das gesamte Nervensystem öffnen.

Muladhara ist der notwendige Beginn für die Kundalini-Erweckung, doch ist es nicht das letztendliche Ziel. Genauso wie das Erdgeschoss als Anfang unabdingbar für ein großes Gebäude ist. Doch die beste Aussicht hat man ohne Frage weiter oben. Das ist gesunder Menschenverstand, oder?

In der Integration einer ganzen Reihe von Übungen, die das gesamte Nervensystem ansprechen, liegt die riesige Kraft, die man im Yoga findet. Patanjalis acht Glieder des Yoga unterstützen diese Sichtweise. Irgendeine oder zwei Übungen, die man unter Ausschluss all der übrigen macht, ist nicht der effektivste Yoga. Ich würde Dir raten zu vermeiden, in die Falle zu gehen, die Dir rät, bei einem oder zwei Aspekten Deines Nervensystems stecken zu bleiben. Integrierte Übungen sind nötig, damit das Nervensystem dazu verführt wird, sich vollkommen zu reinigen und zu öffnen. Wäre das nicht so, würden wir heute sehr viel mehr erleuchtete Menschen in dieser Welt sehen. Es ist Zeit für einen Wechsel zu einem integrierteren System von Übungen, d.h. zu einer ausgeglicheneren Beachtung unseres Nervensystems und der Methoden, es zur Reinigung und Öffnung anzuregen.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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