Lektion 86 – F&A – Wie finde ich meine Meditationsroutine?

Frage: Ich habe erst vor kurzem begonnen, deinem Übungsprogramm zu folgen (und bin jetzt ganz an den Anfang zurückgegangen). Ich beschäftige mich schon seit mehreren Jahren mit Yoga und Meditation und frage mich, ob es in Ordnung ist, zur Verbesserung der Meditation Hintergrundmusik und Aromen zu nutzen. Oder führt das eher dazu, dass ich abgelenkt werde? Wie ist das mit der (hinduistischen) Gebetskette (Mala)? Auch scheine ich im Augenblick nur mit etwa 10 Minuten einsteigen zu können – wie wichtig ist es, jeden Tag die vollen 20 Minuten zu meditieren?

Antwort: Es ist natürlich nicht meine Absicht, deine dir angenehm eingerichtete Meditationsumgebung durcheinander zu bringen. Wenn es für dich am angenehmsten mit Weihrauch, Aromen, Hintergrundmusik oder was immer ist, ist das deine Entscheidung. Doch schlage ich vor, dass du sorgfältig die Lektionen zur Meditation und auch die Fragen & Antworten dazu liest. Dort findest du auch Anmerkungen zu verschiedenen Dingen, die einen während der Meditation umgeben können. Erinnere dich daran, dass Meditation zum Ziel hat, nach innen zu gehen. Wenn wir mit Musik oder anderen sinnlichen Inputs vibrieren, ist das nicht Teil der Mantra-Anwendung und es ist wahrscheinlich, dass dadurch unsere Aufmerksamkeit geteilt wird. Das kann dann verhindern, dass sich unsere Aufmerksamkeit auf natürliche Weise und tief in reines Glückseligkeitsbewusstsein einnistet. Natürlich ist es möglich (darauf haben wir bereits hingewiesen), ganz entspannt auch in Flugzeugen, überfüllten Warteräumen und praktisch überall zu meditieren. Was macht da ein bisschen Hintergrundmusik? Es stört vielleicht nicht, aber es ist auch nicht Teil der Meditation und es ist etwas Zusätzliches neben den Gedanken, was du leicht loslassen kannst, wenn du das Mantra favorisierst. Du entscheidest, was bei dir zu den besten Ergebnissen führt. Es liegt alles in deiner Verantwortung.

Zehn Minuten ist viel besser als überhaupt nicht und zehn Minuten zweimal am Tag ist viel besser als zwanzig Minuten nur einmal am Tag. Es gibt einen natürlichen Zyklus von Meditation und Aktivität, der durch die zweimal tägliche Meditation optimiert wird. Das „zweimal“ ist mindestens genau so wichtig wie die Länge der Meditation.

Verlaufen die Aktivitäten des Tages bei dir auch nach zwanzig Minuten Meditation reibungslos, dann tu dein Bestes, diese in deinen täglichen Ablaufplan einzubauen. Es wird bei dir zu sehr viel mehr innerer Reinigung kommen, wenn du diese Gewohnheit aufbauen kannst. Andererseits versuche auch Launenhaftigkeit – zwanzig Minuten diesmal, zehn das nächste Mal, dann 15 – zu vermeiden … Je regelmäßiger, desto mehr arbeitet es wie ein Uhrwerk und um so mehr wird dein Nervensystem es mögen. Sobald man sich das angewöhnt hat, meditiert das Nervensystem praktisch von selbst. Du wirst die Augen schließen und dich sofort in reinem Glückseligkeitsbewusstsein befinden und der Frieden und die Glückseligkeit davon werden den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch bei dir bleiben. Meditation gewöhnt unser Nervensystem daran, auf natürliche Weise in reinem Glückseligkeitsbewusstsein auszudauern. Das funktioniert wirklich so. Aber regelmäßiges Üben über eine lange Zeit hinweg ist nötig. Werden die Blockaden schrittweise beseitigt, steigt die Erfahrung von reinem Glückseligkeitsbewusstsein stetig an. Es ist wie ein Baumwachstum, das man beobachtet. Ich wünschte, ich könnte sagen, es ist wie einen Kudzu-Weinstock beim Wachsen zu beobachten (viel, viel schneller). Vielleicht ist es das für ein paar fortgeschrittene Seelen, die mit einem reinen Nervensystem geboren werden.

Die hinduistische Gebetskette (Mala beads) sind für eine andere Art Meditationsansatz und für eine andere Art von Pranayama gedacht. Sie ist gut fürs Zählen. Malas gab es lange vor den Uhren. Die Anzahl der Mantra-Wiederholungen und Atemzyklen wurden damit gezählt, so dass man wusste, wie viel man machte und nicht zu viel oder zu wenig übte. Das führt aber zu einer kleinen Erschwerung, besonders in der Meditation, weil es das Mantra an eine äußere Handlung fesselt, wenn man die Kügelchen eine nach der anderen durch die Finger gleiten lässt. Es wird zu einer unbewussten Gewohnheit. Doch wir steuern das Mantra trotzdem mit einer äußeren Handlung. Mit der Uhr können wir das Mantra (und den Atem im Pranayama) entsprechend den jeweiligen Reinigungsnotwendigkeiten des Nervensystems natürlich gehen lassen. Wir haben schon viel darüber gesprochen. Die Benutzung einer Uhr ist ein flexibler Ansatz, der die Messung der Übungspraxis ebenso gut leistet. Natürlich werden wir ein oder das andere Mal einen Blick auf die Uhr werfen. Aber mit der Zeit entdecken wir, dass unsere automatische innere Uhr fast so gut wie die äußere ist. Die äußere Uhr wird dann nur noch zur gelegentlichen Bestätigung der inneren Uhr herhalten. Es gibt dazu eine Lektion bei den Fragen & Antworten zur Meditation (Lektion 23: „Die Uhr im Auge behalten“).

Malas können auch einen emotional gefärbten Wert haben, einen Bhakti-Wert und das rechtfertigt ihr Tragen. Was immer dein Bhakti anregt, ist gut, solange du den Planeten nicht mit einer Überdosis an Kundalini in die Luft sprengst. Eine Mala kann ein Teil deines Ishtas (Ideals) sein, wenn es dich mit deinem gewählten Ideal verbindet. Und vielleicht basieren Deine Meditation und dein Pranayama, das du woanders gelernt hast, auf Malas. Das ist auch in Ordnung. Die Mala ist nicht überholt und wird nicht so bald den Weg des zerbrochenen Kruges gehen. Es gibt sie seit Tausenden von Jahren. Aber denke daran, dass die Mala dazu da ist zu messen, wie viel wir in der Übung tun. Wir nutzen in diesen Lektionen dazu die Uhr. Das ist der Unterschied.

Ich wünsche dir auf deiner Reise nach Hause das Beste.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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