Lektion 186 – Meditation – Zweite Mantra-Erweiterung

Meditieren wir viele Wochen und Monate, lösen wir viele Blockierungen, die sich seit langem tief in unser Nervensystem eingenistet haben. Dadurch wird unser Unterbewusstsein schrittweise ausgeräumt und wir bemerken, dass eine innere Grundstille in unserem Leben immer offensichtlicher wird. Es ist in der Tat unser wahres Selbst, das auftaucht, wenn wir den Schmutz beseitigen, der uns immer daran gehindert hat, unsere wahre Natur zu erfahren. Geht der Prozess der Meditation und tiefen Reinigung in unserem Nervensystem weiter, werden wir durch die ansteigende innere Stille dazu befähigt und sind in der, Lage viel mehr für unsere Erleuchtung (und für die aller um uns herum) zu erreichen, während die ekstatische Glückseligkeit und göttliche Liebe auf natürliche Weise durch uns nach außen fließt.

Meditation ist die Kernübung zur Stimulierung unseres Nervensystems, damit es all die wundervollen spirituellen Ergebnisse hervorbringt. Das Mantra ist das Vehikel, das wir in der Meditation zum systematischen Zur-Ruhe-Bringen unseres Verstandes nutzen. Tun wir dies, entfesseln wir unser eingeborenes reines Glückseligkeitsbewusstsein, das die Hindernisse in uns auflöst und freisetzt.

Die Meditation haben wir mit einem kraftvollen universellen Mantra, I AM [AYÄM], begonnen. Dieses nimmt uns mühelos tief in die stillen Bereiche unseres Geistes, wenn wir die einfache Vorgehensweise der tiefen Meditation praktizieren. Nachdem wir mit dem Prozess dieses Matra-Gebrauchs intim vertraut geworden waren und dieser geschmeidig wurde, hatten wir die erste Mantra-Erweiterung vorgestellt. Dies gab uns die Option, während der Meditation unser aktives Sein im reinen Glückseligkeitsbewusstsein zu erweitern. Der Gebrauch der Mantra-Erweiterung hat zum Ergebnis, dass mehr innere Stille während unserer gesamten täglichen Aktivitäten stabilisiert wird.

Jetzt sind wir bereit für die Vorstellung einer zweiten Mantra-Erweiterung. Bevor wir dies aber tun, geh bitte zur Lektion 116 „Meditation – erste Mantra-Erweiterung“ zurück und sieh noch einmal die Erörterung durch, die dieser ersten Mantra-Erweiterung beigegeben ist.

Dies erspart uns die Aufgabe, hier noch einmal die bei einer Mantra-Erweiterung eine Rolle spielenden grundlegenden Konzepte und die Analogie des Mantra-Ausbaus als eine Art Gangwechsel in einem beschleunigenden Auto darzulegen.

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Sind wir so weit, besteht hier die Möglichkeit, mit einer zweiten Mantra-Erweiterung nochmals einen Gang höher zu schalten. Wir behalten dieselben Wurzelsilben von „I AM“ [AYÄM] und auch die Silben, die wir bei der ersten Mantra-Erweiterung hinzugefügt haben. Zusätzlich nehmen wir jedoch auch noch etwas anderes hinzu.

Die zweite Erweiterung entsteht also durch Hinzunahme neuer Elemente zum bereits Bekannten.

SHREE OM SHREE OM I AM I AM NAMAH
[SCHRIE OHM SCHRIE OHM AYÄM AYÄM NAMAH]

Dieses Mantra wird mit derselben Vorgehensweise der Meditation, wie wir dies zu Beginn gelernt haben, angewandt.


Anmerkung 1: Wie wir dies bei verschiedenen Gelegenheiten in vergangenen Lektionen erörtert haben, kann die I AM-Komponente des Mantras auch AYÄM mit der genau gleichen Aussprache buchstabiert werden.

Du siehst, dass dies ein ziemlich langes Mantra mit viel mehr Silben als das einfache I AM [AYÄM] ist, mit dem wir begonnen haben. Es ist wichtig zu betonen, dass dies kein Mantra ist, mit dem man beginnen sollte und dass niemandem damit gedient ist, wenn jemand es als solches einsetzt. Ist für Dich Meditation neu oder hast Du die erste Mantra-Erweiterung erst für kurze Zeit angewandt, wird es nicht in Deinem besten Interesse liegen, wenn Du dieses neue Mantra nun gleich übernimmst. Es könnte Dich ausbremsen und Deinen Fortschritt verzögern, genauso wie wir mit dem Auto stehen bleiben können, wenn wir zu früh hochschalten.

Wie wissen wir, wann es Zeit für uns ist, zu einem erweiterten Mantra überzugehen?
Erstens sollte unsere Meditation nach unserer mehrmonatigen Nutzung unseres vorhergehenden Mantras geschmeidig und gefestigt sein und wir sollten die Erfahrung von etwas stetiger Stille sowohl in der Meditation als auch in unseren täglichen Aktivitäten haben. Zweitens wird uns unser Bhakti (spirituelles Verlangen) dazu zwingen, uns vorwärts zu bewegen. Sowohl die Geschmeidigkeit bei unserer gegenwärtigen Übung wie auch Bhakti sind für das Vollziehen des Wechsels nötig.

Kommen mit unserem jetzigen Mantra zu vielen Gedanken und Empfindungen während der Meditation, ohne dass wir gleichzeitig sehr viel Stille (und die dazugehörige Glückseligkeit) haben, ist dies auch sehr gut. Dies bedeutet, dass wir sehr viel reinigen und dass viele Blockierungen herauskommen. Doch ist dies noch nicht die Zeit für einen Gangwechsel zu einem erweiterten Mantra. Stell Dir vor, Du fährst mit Deinem Wagen einen steilen Berg hoch und Dein Motor schafft das mit dem eingelegten Gang ganz gut, hat aber auch keine Kraft mehr in Reserve. Würdest Du in solch einem Fall einen höheren Gang einlegen? Natürlich nicht. Genauso ist es bei der Meditation. Wenn wir uns mit unserem gegenwärtigen Mantra von vielen Blockierungen befreien, ist das nicht die Zeit, zu einem höheren Mantra (Gang) zu wechseln. Wir machen ganz einfach mit unserem gegenwärtigen Mantra weiter und irgendwann wird es in unserem Meditationsprozess zu einem Aufklaren kommen, bei dem wir mehr Stille haben und weniger Blockierungen loswerden. Befinden wir uns einige Zeit – zumindest einige Monate – in solch einer Situation, können wir uns, so wir dies wollen, für den Wechsel entscheiden. Wollen wir dies nicht, ist das auch in Ordnung. Die ganze Reise kann mit I AM oder der ersten Erweiterung gemacht werden, wenn wir das vorziehen.

Sind wir zu früh zu einem erweiterten Mantra gewechselt, werden wir das bald genug merken. Es wird sich anfühlen, als stapften wir durch Matsch. Wir werden gebremst sein und unsere täglichen Aktivitäten werden zu keinen guten Ergebnissen führen. Das ist jedoch nicht das Ende der Welt. Finden wir uns in dieser Situation wieder und hält sie an, ist die Lösung ganz einfach. Wir wechseln einfach wieder zurück zu unserem früheren Mantra und bleiben einige Monate länger bei ihm – oder wie lange es auch immer braucht, bis wir den Punkt erreichen, an dem wir hochschalten können. Das ist Selbstabstimmung. – Du erinnerst Dich?

Zu einem unbegründeten Beginn mit einer Mantra-Erweiterung kann es kommen. Doch sollten wir dies vermeiden, wenn wir können. Das deshalb, weil es eine gewisse Zeit braucht, bis sich das neue Mantra setzt. Wechseln wir zu früh und versuchen, uns mit dem neuen Mantra einzurichten und entscheiden uns dann, wieder zum früheren Mantra zurückzukehren, wird es wieder einige Zeit in Anspruch nehmen, bis wir das Muster des Mantras tief in unserem Geist verändert haben. Deshalb verändern wir das Mantra nicht oft nach unten oder oben. Wir wollen mit unserem Mantra nur an einer Stelle tief gehen. Die Erweiterungen sollen diesen Prozess erleichtern. Über diese grundlegenden Wechsel hinaus verändern wir unser Mantra nicht. Wir versuchen auch nicht, verschiedene Mantren zu nutzen – nicht bei diesem Ansatz hier. Wir wollen die Fähigkeit kultivieren, jedes Mal, wenn wir uns hinsetzen, in die Tiefe zu gehen. Dazu dient uns am besten ein einziges Vehikel, unser Mantra.

Lassen wir uns also Zeit und tun wir alles uns Mögliche, damit wir unter Beibehaltung von Stabilität und Annehmlichkeit mit unserer Routine gute Fortschritte erzielen.

Bezüglich dieser zweiten Erweiterung des Mantras fragen sich einige sicherlich, welchen Sinn die einzelnen Komponenten machen. Warum gerade dieses Mantra?

Für Neulinge soll wiederholt werden, dass es beim Mantra nicht um die Sprache oder eine Bedeutung geht. Beim Mantra geht es auf jeder Stufe um eine stabile und progressive Schwingungseigenschaft tief in unserem Nervensystem. Die Schwingungseigenschaft soll so beschaffen sein, dass ein Maximum an Reinigung bei angenehmem Befinden erreicht wird und dies kann bei verschiedenen Mantra-Silben von jedem klar wahrgenommen werden, bei dem ekstatische Leitfähigkeit aus dem Nervensystem aufsteigt.

Deshalb haben wir mit I AM als Anfangs-Mantra begonnen und nicht mit etwas anderem. I AM ist im Nervensystem sehr ausgeglichen, stabil und progressiv tief. Hätten wir für die tiefe Meditation mit OM begonnen, hätten wir auch ein progressives Anfangs-Mantra gehabt, doch kein so ausgeglichenes und stabiles tief in unserem Nervensystem. OM kann in der Tat tief im Nervensystem verheerend wirken, wenn keine vorbereitende Hausreinigung stattgefunden hat. Deshalb ist OM kein geeignetes Anfangs-Mantra. Wie bei so vielen Dingen im spirituellen Leben ist dies ein Paradox, weil OM überall gesehen und gehört werden kann. Man kann es sogar an den Wänden der U-Bahn geschrieben finden! Trotzdem ist OM keine gute Wahl als Einstiegs-Mantra für die tiefe Meditation. Auch für die erste Erweiterung eignet sich OM nicht so gut, weil wir da ausgehend von I AM erweitern wollen und anfangen eine andere Dimension innerer Polarität in unserem Nervensystem zu entwickeln. Wir machen das mit SHREE [SCHRIE)], das ebenfalls progressiv und stabil ist und in die gewünschte neue Richtung geht. Haben wir das hinbekommen, sind wir schließlich bereit für das OM.

Anmerkung 2: OM eignet sich gut für das traditionelle Chanten und für Kirtans (hingebungsvolle Gesänge), die nicht so tief in das Nervensystem gehen, wie dies bei unserer sitzenden Meditation geschieht. Leite aus dieser Lektion also nicht ab, dass OM nicht auf traditionelle Weise genutzt werden sollte.

Viele mögen vielleicht denken: „Was ist der große Coup? Ist der Bau eines Mantras wirklich so heikel?“

Ja, das ist er. Erleichtern wir den Prozess, mit dem der Geist zur Ruhe kommt, treten wir ein in die stille Ebene der größten Kraft in unserem Inneren. Erinnere Dich daran, dass dies auch die Stelle ist, aus der Samyama und die Siddhis (Kräfte) hervorgehen. Kommen wir in unserer sich entwickelnden Übung mit dem Mantra vorzeitig in einen bestimmten Aspekt von Schwingungen, kann dies eine Menge an Turbulenzen bedeuten, wenn Blockierungen entweder zu schnell oder zu langsam oder in der falschen Reihenfolge losgelassen werden. Beim Umgang mit den inneren Abläufen tief im Nervensystem gibt es einfache Wege, mit denen man die Hausreinigung erreicht, und schwere. Wir entscheiden uns immer für die einfachen Wege, wann immer wir sie finden können. In einer anderen Lektion werden wir noch mehr auf die Einzelheiten des Mantra-Designs eingehen.

Nun steht Dir die zweite Mantra-Erweiterung zur Verfügung, damit Du sie nutzt, wann immer Du dazu bereit bist. Hetze da nicht hinein, ohne dass Du dafür reif bist. Sie steht hier bereit für den Fall, dass Du sie brauchst und ich weiß, dass Du bei der Nutzung große innere Freude finden wirst.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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