Lektion 185 – F&A – Die Rolle des Intellekts

Frage: Ich lese die Artikel dieser Lektionen seit ungefähr einem Monat … Es ist wirklich wundervoll zu sehen, wie die Leute experimentieren, wie sie die Yoga-Übungen erfahren und die Früchte aus ihren Übungen erhalten. Ich würde aber gerne etwas zu bedenken geben.

In all den Lektionen zu Yoga-Übungen, die ich durchgegangen bin, habe ich gesehen, dass Menschen Visionen von Licht und anderen Dingen erwähnen, die mit ihrem Sehen verbunden sind. Ich schätze ihre Visionen so ein, dass sie schon, bevor sie mit Yoga-Übungen beginnen, eine bestimmte Vorstellung davon haben, wie eine Lichtvision aussieht oder was sie glauben, was eine Erfahrung von Kundalini-Ausdehnung in ihrem Nervensystem ist. Ich wollte gerne eine klare Aussage dazu haben, ob ein oder zwei Jahre Yoga-Übungen genug sind, um die Kundalini im Inneren zu erwecken. Ich meine, dass nur ungefähr 10% der Leute richtig liegen, obwohl ich ihre Erfahrungen persönlich nie gemacht habe… Ich mache diese Aussage aufgrund der Tatsache, dass es für eine gute Yoga-Praxis unabdingbar ist, ein diszipliniertes Leben ohne Alkohol, Nikotin und mit einer speziellen Ernährung, die unseren Körper und besonders unser Nervensystem frei von allen Wirkungen von Abhängigkeiten hält, zu führen.

Ich möchte hier darauf aufmerksam machen, dass Yoga-Übungen ohne Jnana (Verstehen) ein vergebliches Bemühen sein könnte (… ich sage nicht, dass sie nicht gut fundiert sind).

Schon der Ausdruck Yoga selbst heißt Vereinigung und Vereinigung kann nicht erreicht werden, wenn man nur Asanas übt (das meine ich hier nicht sarkastisch oder kleingläubig). Karma-Yoga kann uns nur in Vereinigung mit Jnana (dem Intellekt) zur Erreichung des letzten Ziels, Nirvana oder Mukti, verhelfen.

Ich erwähne Jnana deshalb, weil Jnana meiner Meinung nach die Nachforschung nach dem Selbst ist, die unser Ahamkara und andere egoistische Sichtweisen auf die Welt, mit der wir es zu tun haben, vernichten wird. Sie befähigt einen Yogi oder eine Yogini nicht nur, die richtige Bedeutung von Yoga zu erkennen, sondern auch Mukti (Befreiung) von der materialistischen Welt zu erlangen.

Ich würde Dich bitten, mehr Lektionen zu Jnana Yoga (Pfad des Intellekts) zu schreiben, weil dies das Maya, in dem wir leben, klärt und wir dann das wahre Licht der Welt sehen.

Antwort: Danke, dass Du schreibst und teilst.

In den Lektionen beginnen wir mit Meditation, die uns sofort zur inneren Stille führt. Durch das Miteinander-in-Verbindung-Stehen von Yoga belebt dies die Yamas und Niyamas (Selbstbeherrschung und Befolgung von Regeln), und dies sind genau die Verhaltenselemente, die Du als Voraussetzung von Kundalini nennst. Wir befassen uns also mit den Angelegenheiten, die das Verhalten betreffen, indem wir gleich in die Tiefe gehen, wodurch sich das Verhalten auf einem natürlichen Weg verändert. Vorgaben für die Ernährung und persönliche Gewohnheiten sind kaum nötig, weil das Nervensystem automatisch dahin drängt, sobald die innere Stille aufkommt.

Dann ist man auch bereit, die Kundalini schon frühzeitig zu stimulieren. Ist dies innerhalb von ein paar Jahren möglich? Sehr wahrscheinlich nicht die volle Erweckung, wenn man nicht schon in diesem oder in einem anderen Leben Erfahrungen dazu gesammelt hat. Doch viele sind bereits dafür verdrahtet (im Nervensystem), wenn sie hierher kommen. Deshalb sind ihre frühen Erfahrungen real – und überhaupt nicht im Voraus ausgedacht oder nur eingebildet. Die Wirbelsäulenatmung und die dazugehörigen Mudras und Bandhas sind für jeden gut und werden zu gegebener Zeit zur Erweckung ekstatischer Energien führen. Jeder hat mit seiner eigenen Geschwindigkeit dort mit der Arbeit anzufangen, wo er gerade steht. Genau zu diesem Zweck sind die Lektionen entworfen. Du findest hier also Menschen mit ganz verschiedenen Erfahrungsniveaus. Alle öffnen sich zu ihrer inneren Wahrheit. Das ist wundervoll!

Jnana (der Pfad des Wissens) ist in die Lektionen überall in der Form der allerersten Fragestellung „Wer bin ich? Gibt es da noch mehr?“ und der daraus resultierenden Entscheidung, die Übungen zu machen, eingewoben. Beides, die Nachforschung (die dem Bhakti zu Gute kommt) und die Entscheidung (die zum Handeln in Form der Übungen veranlasst) beginnen als Tätigkeiten des Intellekts. Über diese beiden grundlegenden yogischen Funktionen hinaus hat der Intellekt die Tendenz, riesige Luftschlösser zu bauen, und diese sind für den Yoga nicht förderlich. Deshalb liegt hier der Fokus darauf, das Verlangen nach dem Praktizieren zu stärken und nicht zu viel zu analysieren, wenn diese Analyse nicht dazu dient, zum Üben zu inspirieren. Das klingt einfach, oder? Und es funktioniert.

Versuchst Du es einmal für ein paar Monate mit täglicher tiefer Meditation, wie sie in den Lektionen erklärt wird, wirst Du sehen, wie der Intellekt sich ganz natürlich in diesen effizienten Ansatz des Yoga einpasst. Ich habe absichtlich vermieden, in diesen Lektionen ein Gebäude für Jnana Yoga zu bauen. Für die meisten von uns könnte dies darin enden, dass wir abgelenkt werden – wir gehen dann nur hinaus in einen Irrgarten von Ideen, anstatt nach innen zur Einfachheit und Kraft reinen Glückseligkeitsbewusstseins und nach oben in die endlosen Reiche der Ekstase.

Bezüglich der vielen spirituellen Erfahrungen: Falls sie zu anhaltenden täglichen Übungen motivieren, sind sie gut. Fehlen Erfahrungen, kann auch das so gemünzt werden, dass es zu täglichen Übungen motiviert. Dies und die Wichtigkeit der Abstimmung der Übungen, so dass es nicht zu zu viel Reinigung kommt (was zu Unannehmlichkeiten führt), sind die beiden Hauptgründe, warum hier Erfahrungen erörtert werden. Darüber hinaus können Erlebnisse eine Ablenkung bedeuten und darauf weisen wir auch oft hin, wie Du vielleicht gesehen hast. Wir erfreuen uns also an Erlebnissen, wenn wir sie haben, als vorüberziehende Landschaft und gehen dann locker und leicht zu der Übung zurück, die wir gerade machen.

Das Entscheidende bei den Lektionen ist das tägliche Praktizieren, damit das Nervensystem zu Reinigung und Öffnung stimuliert wird. Das Herz und der Verstand werden gebraucht für das Anspornen und die Aufrechterhaltung, aber nicht für viel mehr. Wir sorgen uns nicht so sehr um unsere persönlichen Gewohnheiten und unseren Lebensstil. Haben wir den Wunsch zu meditieren, passiert Yoga bereits, egal, was wir essen oder ob wir rauchen! Sobald Meditation beginnt, beginnen die Unreinheiten (einschließlich nicht-yogisches Verhalten) wegzufallen. Die Übungen arbeiten in uns und all die guten Effekte stellen sich ganz natürlich ein – ein stetig ansteigendes intellektuelles Verständnis der Komplexität des Prozesses eingeschlossen. Das ergibt sich aus direkter Beobachtung.

Unser sich reinigendes und öffnendes Nervensystem ist ein sehr interessantes Lesebuch. Jeder Tag liefert eine neue Seite, die mit heiligem Wissen angefüllt ist. Wir sind das.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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