Lektion 366 –Vorschläge für zu wenig empfindliche Meditierende
Wenn wir das erste Mal die Tiefe Meditation mit dem Mantra praktizieren, sind wir nicht sicher, was wir erwarten sollen. Möglicherweise haben wir darüber viele Dinge gehört. Einige Menschen behaupten, dass sie in der ersten Sitzung Gefühle tiefer innerer Stille erfahren hätten und bald danach – Energieerfahrungen, Visionen, Ekstase, Erleuchtung, alles in den ersten paar Tagen mit der Übung! Es ist wahrscheinlich, dass einige der Geschichten, die wir da zu hören bekommen, selbsterfüllende Erwartungen sind, vielleicht sogar Übertreibungen von dem, was geschieht. Vielleicht auch nicht. Wer weiß das? Eins steht jedoch fest: Was immer andere erwarten oder erfahren, hat nichts mit uns zu tun. Unsere Erfahrung ist unsere Erfahrung und man kann diese mit keinem anderen Maßstab messen, außer mit dem, was in unserem eigenen Leben geschieht. Mit anderen Worten: Unsere Erfahrungen betrachten wir am besten im Lichte dessen, wo wir letzte Woche, letzten Monat und letztes Jahr befanden. Nicht in Beziehung zu dem, wo sich jemand anders in seiner Erfahrung befindet.
Natürlich ist es gut, wenn man eine Vorstellung von dem hat, was die Meilensteine sind. Damit versetzen wir uns in die Lage, uns und unsere Übungen besser einschätzen zu können und auch das, was noch auf uns zukommt (vgl. Lektion 35). Doch es ist nicht fruchtbar, jeden Schluckauf im Verhältnis zum Schluckauf von jedem anderen zu analysieren.
Manchmal schreiben die Leute nach einigen Tagen oder Wochen der tiefen Meditation und sagen, dass da nicht viel zu passieren scheint. Sie setzen sich hin, wiederholen das Mantra 20 Minuten lang, ruhen sich aus, stehen auf und können nicht feststellen, dass sich in ihrem Leben im Vergleich zu früher viel verändert hat. Manchmal schreiben die Leute nach ein paar Monaten oder einem Jahr der tiefen Meditationsübung mit derselben Beschreibung: „Nichts geschieht.“
Wie machen wir uns da einen Reim daraus? Warum erkennen einige Leute keine großen Veränderungen in ihrem täglichen Leben, während andere kaum in der Lage sind, bei all den auftretenden Veränderungen, die sich nach der zweimal täglichen tiefen Meditationspraxis einstellen, weiterzumachen.
Wir haben uns in der vorherigen Lektion dazu einen Überblick verschafft, als wir die breite Landschaft von Empfindlichkeiten hinsichtlich der tiefen Meditation betrachteten. Die genaue Erklärung, aus welchen Gründen eine Bandbreite von Empfindlichkeiten bei Übenden existiert, ist bedeutend schwieriger als die bloße Feststellung, dass da eine Bandbreite von Empfindlichkeiten vorherrscht. Das ist unbestritten. Was wir aber wissen, ist, dass die „Matrix von Blockierungen“ in unserem Nervensystem eine wichtige Rolle dabei spielt, wie Übungen auf uns wirken – sowohl während wir die sitzenden Übungen praktizieren, als auch danach, wenn wir aufgestanden sind und draußen unseren täglichen Aktivitäten nachgehen. Ein anderes Wort dafür ist „Karma“. Wir nutzen dieses Wort ohne jegliches Gefühl der Resignation. Wir wissen, dass das, worin sich das Karma ausdrückt, durch spirituelle Übungen transformiert werden kann (vgl. Lektion 344). Eines der wichtigsten Mittel dafür ist die tiefe Meditation.
Bei einigen von uns, die scheinen, zu wenig empfindlich auf die tiefe Meditation zu reagieren, kann man die Matrix der inneren Blockierungen als dichter gepackt beschreiben. Damit meinen wir, dass da weniger Raum für die Bewusstheit bleiben kann, das Mantra in die Stille zu reiten. Deshalb kann das Nach-innen-Kommen etwas langsamer vonstattengehen. Diese Aussage ist ausgesprochen relativ, denn wir sind alle heute „dichter gepackt“ als wir das in einem Monat oder Jahr sein werden, falls wir die tiefe Meditation praktizieren. Der Zweck der täglichen tiefen Meditation besteht darin, in unserer Matrix von Blockierungen mehr Raum zu öffnen. Langsam erweitert sich der Raum und die Blockierungen werden in unserer Bewusstheit weniger gehäuft, weil sie aufgelöst werden. Man kann sagen, dass unsere ganze Natur weniger steif und mehr von Offenheit geprägt sein wird. Das geht auf die Zunahme von bleibender innerer Stille zurück. Wir bemerken dies bei unseren täglichen Aktivitäten vielleicht zunächst als ein bisschen mehr Entspannung. Nichts Spektakuläres ist da notwendig. Eine Zeit lang werden wir uns möglicherweise unserer Negativität und „schlechten Angewohnheiten“ bewusst, bevor es uns hinreichend klar wird, dass wir selbst Entscheidungen treffen können. Dann entspannen wir uns ein wenig und gehen von da aus vorwärts. So in der Art kann das ablaufen.
Es wurde behauptet, dass innere Stille die Natur unseres inneren Wesens ist, Unreinheiten bzw. Blockierungen würden das im Moment nur verdecken. Das ist vergleichbar mit den Wolken, die die Sonne verdecken, obwohl diese gleich dahinter scheint. Werden die Wolken Stück für Stück aufgelöst, ist die Sonne, die immer da war, öfter und klarer sichtbar. Mit der Zeit merkt man, dass die Sonne (das reine Glückseligkeitsbewusstsein) immer als direkte Erfahrung anwesend ist.
Regelmäßigkeit der Übung – der Schlüssel zu langfristigem Erfolg
Ganz am Anfang der Lektionen haben wir als essentiellen Bestandteil für den Beginn und die Aufrechterhaltung der tiefen Meditation und aller anderen spirituellen Übungen den Wunsch identifiziert (vgl. Lektion 12). Später wurde in unseren Diskussionen zu „Bhakti“, dem stetigen Fluss von spirituellem Wunsch in Richtung auf unser gewähltes Ideal, die Funktion des Wunsches noch weiter verdeutlicht. Bhakti ist bei uns auch unter „Hingabe“ bekannt. Damit soll unterstrichen werden, dass es immer unser anhaltender Wunsche ist, der für die Regelmäßigkeit in unseren täglichen Übungen über einen langen Zeitraum hinweg verantwortlich ist, ob wir noch ein Anfänger oder schon ein alter Hase bei der tiefen Meditation sind. Der Schlüssel liegt also nicht darin, ob unsere Praxis für schnelle Ergebnisse sorgt oder für nicht so schnelle Ergebnisse. Der Schlüssel liegt darin, dass man langfristig eine regelmäßige Übungspraxis aufrecht erhält.
Wir kennen alle die Geschichte der Schildkröte und des Hasen. Die Moral aus der Geschichte lautet: Langsam und stetig führt am schnellsten zum Ziel.
Nachdem dies nun gesagt ist, gibt es noch einige Dinge, die wir tun können, um unseren Fortschritt zu optimieren. Diese verleihen uns ein Gefühl der Vorwärtsbewegung, wodurch es uns leichter fällt, die Motivation aufzubringen, unsere zweimal tägliche Übung beizubehalten. Sind wir entschlossen, solange zu praktizieren, wie es nötig ist, dann können wir das Ziel nicht verfehlen. Wie immer die Empfindlichkeit in Bezug auf die tiefe Meditation aussieht, jeder muss sich über die Zeit hinweg auf stimmige Übungen stützen, wenn er das erwünschte Ergebnis erzielen will. Dabei kann der Hase einige Lektionen von der Schildkröte lernen.
Subtilere Gesichtspunkte der Technik der tiefen Meditation
In einigen von uns mag die Tendenz vorherrschen, das Mantra während der tiefen Meditation auf der Oberfläche zu denken. Das sieht dann so aus, dass man an einer klaren Aussprache festhält und ein festes Muster der Wiederholung beibehält. Vielleicht bemüht man sich auch, beim Mantra zu bleiben, während man darüber wacht, keinen anderen Gedanken in das Feld des Bewusstseins eindringen zu lassen. All das könnte man als „klobige“ Form der Meditation bezeichnen. Tatsächlich ist es sogar normal, durch diese Art der Klobigkeit hindurchzugehen, während man sich in die Vorgehensweise der tiefen Meditation eingewöhnt.
Für jene von uns, die möglicherweise zu wenig empfindlich sind, kann dieses Entwicklungsstadium des Übens tendenziell länger dauern, ganz einfach, weil dichter gepackte Blockierungen dazu neigen, den Verstand mehr auf der Oberfläche festzuhalten. Dies ist jedoch kein ernstes Problem. Jeder macht damit beim anfänglichen Erlernen der tiefen Meditation seine Erfahrungen und oft später erneut, wenn eine Mantra-Erweiterung und andere Yoga-Übungen hinzugenommen werden. Entwickeln wir ein tieferes Verständnis der subtileren Punkte des Prozesses der tiefen Meditation, können wir uns über den klobigen Zustand hinausbewegen. Dann werden unsere Meditationen auf natürliche Weise tiefer gehen und wir können darauf vertrauen, dass unsere Übung effektiv ist.
Betrachten wir einmal die verschiedenen Hauptsymptome für die oben erwähnte Klobigkeit. Dabei sollen auch Hinweise gegeben werden, wie man darüber hinweggelangen kann:
– Klare Aussprache des Mantra: Obwohl wir dazu neigen mögen, das Mantra „I AM“ (AYÄM) klar auszusprechen, fördert die Vorgehensweise der tiefen Meditation die allmähliche Verfeinerung des Mantra, damit dieses schwach und verschwommen wird, um am Ende ganz in die Stille zu verschwinden. Erkennen wir, dass wir vom Mantra abgekommen sind, können wir es dort wieder aufgreifen, wo wir es verlassen haben. Das kann auf einer sehr verfeinerten Ebene sein. Den ganzen Weg zurück zu einer klaren Aussprache zu gehen, ist nicht wünschenswert, falls wir es auf natürliche Weise auf einer verfeinerteren Ebene aufgreifen können. Haben wir eine Wahl zwischen einer klareren Aussprache oder einer undeutlicheren, verschwommeneren, dann bevorzugen wir die letztere.
– Feste Wiederholungsmuster: Zu Beginn mögen wir uns verpflichtet fühlen, ein festes Muster der Mantra-Wiederholung beizubehalten. Genauso, wie wir es zulassen, dass sich die Aussprache des Mantra verfeinert, erlauben wir auch dem Wiederholungsmuster, sich hinzuverändern, wo immer es will. Beginnen wir also unsere Sitzung mit einem ziemlich regelmäßigen Muster von Wiederholung, kann sich dieses Muster, mit der Verfeinerung des Mantra verändern und auf eine Weise in die Stille hinein verschmelzen, dass man es am Ende gar nicht mehr Wiederholung nennen kann. Das kann einfach nur noch ein schwaches Gefühl des Mantra sein, ohne dass damit noch ein Wiederholungsmuster verbunden ist. An einem bestimmten Punkt erkennen wir, dass wir davon abgekommen sind und kehren wieder locker und leicht zu diesem schwachen Gefühl des Mantra zurück, ohne dazu irgendein Muster von Wiederholungen nötig zu haben.
– Andere Gedanken außen vor lassen: Gedanken sind ein normaler Teil der tiefen Meditation und wir brauchen uns keine Sorgen machen, ob sie da sind oder nicht da sind. Bekämpfen wir Gedanken oder versuchen wir, irgendetwas mit ihnen zu machen, verringern wir damit die Effektivität unserer Meditation. Kommen Gedanken, favorisieren wir locker und leicht den Gedanken des Mantra. Gedanken können zusammen mit dem Mantra auftreten oder auch nicht. Das ist völlig irrelevant. Wir kümmern uns bei der tiefen Meditation nicht um Gedanken. Wir kümmern uns nur um die einfache Vorgehensweise der Mantra-Favorisierung, sobald wir erkennen, dass wir nicht mehr bei ihm sind, auf welcher Ebene des Verstandes wir uns während der Sitzung auch gerade befinden.
Dies sind die Hauptsymptome, die sich zeigen können, wenn wir fühlen, dass wir nicht so vorwärtskommen, wie wir uns dies mit der tiefen Meditation wünschen würden und wie wir über sie hinausgehen können. Die vollständigen Anweisungen für die tiefe Meditation erhältst du in einer ganzen Reihe von Lektionen ab Lektion 13.
Der entscheidende Punkt, den man verstehen muss, wenn man sich der tiefen Meditation annähern will, ist der, dass es dabei nicht um die gedankliche Strukturierung von etwas geht. Ganz im Gegenteil. Tatsächlich könnten wir Kopfschmerzen bekommen oder andere Symptome der Anstrengung, die wir „das Zwingen des Mantra“ nennen, wenn wir den Prozess zu stark strukturieren. In der tiefen Meditation gewinnen wir, indem wir das Mantra verlieren (immer wieder), nicht indem wir an ihm festhalten. Das ist das Geheimnis. Achten wir in unseren täglichen Sitzungen darauf, wird alles andere zur rechten Zeit von alleine geschehen.
Neigen wir dazu, unsere Gedanken oder den Prozess der tiefen Meditation während der Sitzung zu analysieren, tun wir das Gleiche wie bei jedem anderen Gedanken: Wir kehren locker und leicht zum Mantra zurück. Sobald unsere Meditationssitzung zu Ende ist, bleibt genügend Zeit für die Analyse. Geht die Analyse weiter, während wir noch das Mantra favorisieren, ist das genauso eine gute Praxis, solange wir locker und leicht das Mantra favorisieren, wann immer wir merken, dass wir vom Mantra abgekommen sind. Während wir meditieren, kann sich alles Mögliche im Verstand abspielen. Eine gute Meditation hängt nicht von dem ab, was da alles abläuft. Eine gute Meditation hängt davon ab, was wir favorisieren, wenn wir die Wahl haben, und uns dann für das Mantra entscheiden.
Manchmal fühlen wir uns vielleicht während der tiefen Meditation wie in einem Tagtraum und nehmen nicht wahr, dass wir tief hineingehen. Eine Minute denken wir das Mantra und dann nach einiger Zeit erkennen wir, dass wir eine Weile an etwas anderes gedacht haben. Möglicherweise denken wir das Mantra und erkennen dann fast sofort, dass wir an etwas anderes denken. In beiden Fällen haben wir nicht bemerkt, dass das Mantra sich verfeinert hat, dass es schwach und verschwommen oder was auch immer geworden ist. Wir wissen nur, dass wir eine Minute das Mantra gedacht haben und dann erkennen wir, dass wir etwas anders denken, ohne ein Gefühl zu bekommen, dass wir „hineingehen“. Das ist ebenfalls eine normale Meditation und wir können darauf vertrauen, dass es sich dabei um eine richtige Übungsweise handelt, wenn wir nur immer wieder das Mantra locker und leicht aufgreifen, sobald wir uns bewusst werden, dass wir davon abgekommen sind. Es gibt da keine Verpflichtung, dass man das Mantra bewusst verfeinert. Das ist nicht etwas, das wir kontrollieren können. Je mehr wir kontrollieren, desto weniger meditieren wir. Die Reinigung und Öffnung ergeben sich aus dem Prozess des wiederholten Aufgreifens des Mantra, wann immer wir erkennen, dass wir davon abgekommen sind. Die Gedanken, die kommen, stehen mit der Reinigung und Öffnung in Verbindung. Deshalb können wir froh sein, wenn wir sie sehen und dann locker und leicht das Mantra favorisieren und diesen Kreislauf wiederholen. Wann immer wir erkennen, dass wir vom Mantra abgekommen sind, bedeutet das, dass das Mantra verfeinert wurde und in die Stille verschwunden ist, ob wir es klar erfahren haben oder nicht. Das ist gutes Meditieren.
Lockert sich unsere innere Matrix von Obstruktionen allmählich aufgrund unserer zweimal täglichen Meditation, werden wir schließlich feststellen, dass sich unsere Übungspraxis lockert. Da wird dann weniger Klobigkeit sein und mehr Raum zwischen unseren Gedanken. Wir bemerken vielleicht, dass diese Lockerung und Weiträumigkeit genauso unser alltägliches Leben beschleichen. Möglicherweise merken das zuerst jene, die uns nahe stehen. Das spielt alles ineinander. So sieht der Prozess der Kultivierung von bleibender innerer Stille im Leben aus.
Uns genügt es, zu wissen, dass wir richtig meditieren, wenn wir alles erlauben, was in unsere Sitzungen kommt, dabei aber locker und leicht das Mantra favorisieren, gleich auf welcher Stufe wir uns in einem bestimmten Moment befinden mögen. Legen wir Vertrauen in unsere tägliche Übungspraxis, ist es nicht wichtig, ob wir subjektiv wahrnehmen, dass wir schnell oder langsam vorwärtsgehen. Vieles davon ist ohnehin Illusion. Solange wir weitergehen, werden wir unser Ziel früher oder später erreichen. Es handelt sich um einen Prozess des Erkennens, dass unser Ziel schon die ganze Zeit bei uns gewesen ist.
Die Hinzunahme von Aktivitäten und Übungen zur Steigerung der Durchschlagskraft
Einer der Vorteile, „zu wenig empfindlich“ zu sein, liegt darin, dass wir einen größeren Spielraum haben, mehr spirituelle Aktivitäten und Übungen aufzunehmen, vorausgesetzt wir besitzen die Bhakti (den spirituellen Wunsch), die uns dazu inspiriert, das auch zu tun. Die Anwesenheit von Bhakti alleine ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass ein spiritueller Prozess stattfindet. Selbst wenn man so einen Fortschritt nicht klar erkennt, er spielt sich sicher unterhalb der Fassade unserer Blockierungsmatrix ab. Drückt sich die Bhakti als Wunsch und Bereitschaft zu Handeln aus, dann scheint das Licht bereits durch. Denn Bhakti ist der göttliche Wunsch, der aus unserem Inneren ausstrahlt. Bhakti treibt uns nicht nur in unseren täglichen Übungen immer weiter an. Sie ist auch unmittelbar an der Lösung der Blockierungen in uns beteiligt.
Deshalb ist jede Art von Aktivität, die unser göttliches Verlangen entfacht, von Vorteil. Viel kann man durch die regelmäßige Teilnahme an spirituellen Zusammenkünften (Gruppenmeditationen, Retreats, Einkehrtage usw.) gewinnen. Genauso kann es hilfreich sein, an Vorträgen und Veranstaltungen mit bekannten spirituellen Lehrern teilzunehmen. Es ist möglich, dass durch derartige Aktivitäten ein Vorankommen um einige Stufen stimuliert wird. Das wiederum bewirkt Öffnungen in unserem täglichen Leben. Sind wir bei unserer spirituellen Suche nicht nur auf unserem Meditationssitz aktiv, sondern genauso, wenn wir davon aufgestanden sind, erhalten wir einen Extraschub. So steht es auch in der Bibel: „Suche und du wirst finden. Klopfe an und dir wird aufgetan.“ Höre also nicht auf zu klopfen.
Wir schlagen auch vor, dass du zusätzliche FYÜ-Übungen, wie sie in den Lektionen beschrieben sind, hinzunimmst. Das Pranayama der Wirbelsäulenatmung kann die Kraft unserer Sitzungen mit tiefer Meditation um einiges verbessern. Das wäre die erste Erweiterung, die zu empfehlen ist – vorausgesetzt wir fühlen uns in der tiefen Meditation gefestigt. Gefestigtsein mag jemandem, der seine Reaktion auf die Meditation als zu wenig empfindlich ansieht, als kein großes Problem erscheinen. Doch wir sollten uns zumindest über die subtileren Gesichtspunkte unserer Übung, wie wir sie oben diskutiert haben, im Klaren sein. Wir sind gut beraten, uns immer nur in eine Übung auf einmal einzuarbeiten. Was wir am wenigsten brauchen, ist eine klobige.Meditationssitzung, der eine klobige Sitzung mit Wirbelsäulenatmung vorausgeht.
Gib also den subtileren Gesichtspunkten der tiefen Meditation etwas Zeit, sich zu setzen, entwickle ein wenig Vertrauen in die tägliche Übung und widme dich dann dem Pranayama der Wirbelsäulenatmung, an das du dich ebenfalls erst einmal langsam gewöhnen musst. Bei den subtileren Punkten der Wirbelsäulenatmung geht es ebenso hauptsächlich um das Loslassen von zu vielen mentalen Strukturen. Dadurch erlaubt man der Übung, sich auf natürliche Weise zu verfeinern. Bewegen wir uns in die feineren Gesichtspunkte von sowohl Wirbelsäulenatmung als auch tiefer Meditation, lösen wir diese inneren Blockierungen, was die gebündelte Wirkung von zwei spirituellen Werkzeugen mit industrieller Kraft hat.
Ob wir über diese beiden Hauptübungen hinausgehen wollen, liegt ganz bei uns. Das hängt aber wiederum von unserer Bhakti ab. Gehen wir weiter in Richtung Asanas, Mudras und Bandhas, wirkt sich das auf die energetische Seite aus. Man muss da nur aufpassen, dass man es nicht übertreibt, weil man vielleicht hofft, dadurch einen großen Energiedurchbruch zu erzielen. Das kann auch wirklich passieren, führt aber möglicherweise dazu, dass wir uns auf der anderen Seite der Empfindlichkeitsglockenkurve wiederfinden, so dass wir es mit zu viel sich bewegender Energie zu tun haben. Dazu kann es ganz plötzlich kommen. Stelle also sicher, dass du selbstabstimmst und dabei die verzögerten Wirkungen aller Übungen mit in Betracht ziehst. Nur weil wir zu wenig empfindlich sind, muss nicht heißen, dass wir es nicht übertreiben und am Ende in Schwierigkeiten geraten können. Befolge also immer die Richtlinien zur Selbstabstimmung in den Lektionen.
Wir haben ebenfalls die Option Samyama, Selbst-Analyse und dienende Handlungen hinzuzunehmen. Üblicherweise ist dafür etwas aufkommende innere Stille die Voraussetzung, damit das überhaupt Sinn macht. Interessanterweise kommt es aber vor, dass wir gar nicht viel innere Stille wahrnehmen. Fühlen wir jedoch eine starke Motivation, uns mit diesen Übungen zu beschäftigen, ist das ein Hinweis darauf, dass da zumindest schon etwas innere Stille vorhanden ist. Zieht es uns zu derartigen Aktivitäten hin, kann es sein, dass wir damit auf ein geschmeidiges Übungsniveau gelangen – oder auch nicht. Falls nicht, werden wir weise handeln, die Übung wieder abzusetzen und nichts zu erzwingen. Am besten ist es, immer das zu tun, was uns natürlicherweise zufällt.
Auch Mantra-Eweiterungen sind ein Bestandteil der FYÜ-Lektionen. Dies sind zusätzliche Silben, die dem Mantra hinzugefügt werden, um den Mantra-Verfeinerungsprozess zu verlangsamen und gleichzeitig die Kehrbreite durch die Matrix von Blockierungen im Verstand und Nervensystem auszuweiten. Es ist wichtig, dass wir bei unseren Meditationen Geschmeidigkeit erlangt haben und verfeinerte Manifestationen unseres Mantra erfahren, bevor wir es erweitern. Andernfalls könnten wir uns fühlen, als würden wir mit einem längeren Mantra auf eine Ziegelwand stoßen. Das ist dann das Höchstmaß an Klobigkeit. Wie das auch bei anderen Übungen im FYÜ-System der Fall ist, zeigt die Mantra-Erweiterung die beste Wirkung, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Das merken wir aber sehr schnell, wenn wir ein oder zwei Schritte über das Hinauseilen, was zu einem bestimmten Zeitpunkt am besten für uns ist. Das ist jedoch nicht schlimm. Wir stimmen nur weiter ab, kehren zur letzten stabilen Übungsweise zurück und warten unsere Zeit ab.
In einem Sprichwort heißt es: „Das Leben in Metern gemessen, ist hart, nimmt man Zentimeter, wirds plötzlich zart.“
Sich selbst annehmen und unser zugesichertes Erwachen
Ob wir uns in unserem spirituellen Fortschritt als Überflieger wahrnehmen, oder als nur sehr langsam vorankommend, der wichtigste Faktor wird immer unsere Akzeptanz dessen sein, wer wir sind und was wir in unserem Leben tun. Wissen wir, dass wir jeden Tag unser Bestes geben, können wir die Beurteilung der Ergebnisse der Nachwelt überlassen. Es gibt keine spirituelle Erfahrung oder ein Fehlen davon, das unser Glück definieren kann. Wirkliche Erleuchtung geht weit über alle Erfahrung hinaus, doch sie lebt genauso inmitten der Höhen und Tiefen des alltäglichen Lebens.
Menschen, die gefestigt und klar in dem sind, was sie jeden Tag tun, umgibt etwas Heiliges. Viele, die vielleicht von sich meinen, sie seien zu wenig empfindlich gegenüber der tiefen Meditation, besitzen diese Gabe – die Gabe der Stetigkeit. Erleuchtung wird nicht von denen definiert, die mit der Kundalini auf- und abspringen und sich mit all den Dramen abgeben, die andere beneiden mögen. Das ist ein Beiprogramm. Meist wissen jene, die sich darin befinden, dass die Energie nur die Landschaft darstellt. Jene, die nicht erkennen, dass die Energie nur die Landschaft ist, haben es mit größeren Hindernissen zu tun, als die zu wenig empfindlichen Meditierenden. Für die Erleuchtung gibt es kein größeres Hindernis als einen Verstand, der in sich selbst verliebt ist.
Wir alle bereisen unseren Pfad auf unsere eigene Weise und in unserer eigenen Geschwindigkeit. Sind wir fähig, unseren Pfad anzunehmen, und machen wir die Übungen, für die wir uns entschieden haben, gewissenhaft Tag für Tag und Jahr für Jahr, dann führt an unserer Erweckung kein Weg vorbei. Tatsächlich ist unser Annehmen selbst ein Zeichen für spirituellen Fortschritt – kein passives Annehmen, sondern ein aktives Annehmen. Wir nennen dies auch aktive Hingabe.
Und merken wir, dass wir irritiert sind, weil wir sehen, dass sich dieselben alten Gewohnheiten wieder zu Wort melden, dann halten wir inne und überlegen eine Minute: Haben wir unsere alten Gewohnheiten früher so deutlich wahrgenommen? Kann es sein, dass unsere aufkommende innere Stille uns eine klarere Sicht darauf verleiht, wie wir unser Leben gelebt haben? Der Zeuge kann uns auch den Schmerz bereiten, das zu sehen, was sich wirklich alles abspielt. Indem wir aber sehen, werden wir inspiriert, in unserem Verhalten Veränderungen vorzunehmen. Wir erkennen dann, dass wir unsere rohen Emotionen in eine positive Bhakti umwandeln können. Wir erkennen auch, dass wir unsere Gedanken analysieren und ihre Wahrhaftigkeit mit mehr Klarheit hinterfragen können, als das jemals zuvor möglich war. Die Tatsache, dass wir in unserem Zustand feinfühliger werden, ist ein Zeichen für zunehmende innere Stille. Damit befinden wir uns in einer besseren Ausgangslage als jemals zuvor, Änderungen vorzunehmen.
Falls wir zweimal jeden Tag meditieren, auf die feineren Gesichtspunkte der Übung achten sowie die Vorteile der weiteren Bandbreite der uns zur Verfügung stehenden spirituellen Ressourcen nuten, stellen wir fest, dass in unserem Leben Veränderungen ablaufen. Bemerken wir dies auch nicht gleich selbst, fallen positive Veränderungen sicher anderen auf. Mit Geduld und Nachdruck kommen wir mühelos voran. Das gilt für uns alle in gleicher Weise. Innere Stille nimmt überall zu.
Der Guru ist in dir.
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