Lektion T34 – F&A – Kechari und der „Geheime Ort“

Frage: Ich hab es endlich über den weichen Gaumen hinaus geschafft … wie immer danke für Deine Unterstützung.

Es ist sonderbar, wie sehr Kechari mit der Sexualität zusammenhängt. Ich wollte eigentlich sagen ‚Sexualmetapher’, doch in Wirklichkeit ist es Sexualität im wörtlichen Sinne. Die Zunge und die Pharynx sind mit Lingam und Yoni vergleichbar. Nur sind wir hier vollständig mit beiden Geschlechtern bestückt. Dann gibt es noch die erigierbaren Gewebe in den Nasengängen …

Ich fühle mich, als hätte ich ein zweites Mal meine Jungfräulichkeit verloren. Es hat nicht wirklich so viel Spaß gemacht wie beim ersten Mal, doch will ich dem gern eine Chance geben. 😉

Antwort: Herzlichen Glückwunsch zum Eintritt in die zweite Stufe von Kechari. Du hast gerade einen bedeutenden Meilenstein passiert auf Deiner Reise im Yoga.

Die sexuelle Metapher ist angebracht. Kechari ist direkt an die höhere Sexualität geknüpft, genauso wie es Sambhavi und all die anderen Mudras und Bandhas sind. All diese haben eine direkte Verbindung zu unserer sexuellen Neurobiologie der Beckenregion und sie weiten ihren Einflussbereich nach oben durch den gesamten Körper und darüber hinaus aus.

Obwohl der „Verlust der Jungfräulichkeit“ bei Kechari vielleicht nicht so vergnüglich ist wie bei der anderen Art, wird Kechari das auf lange Sicht wieder wettmachen. Steigt die ekstatische Leitfähigkeit an, enden wir schließlich in einer Art andauerndem siedenden Ganzkörperorgasmus. Dann arbeiten alle diese Yoga-Mudras ganz natürlich in reflexartiger Koordination zusammen. Eine Lektion mit dem Titel „Ganz-Körper-Mudra“ wurde gerade erst in den Haupt-Lektionen veröffentlicht.

Kechari ist sowohl mysteriös als auch auffällig in ihrer Rolle bei der Kultivierung der höheren ekstatischen Erfahrungen nach oben. Teils ist dies der Tatsache geschuldet, dass es ein „neuer Ort“ ist, wo die große Mehrheit der Menschen noch nicht gewesen ist, auch wenn die Zunge mit nur einem oder zwei Zentimetern Abweichung von ihrem täglichen Bewegungsraum da hineingelangt. Um die Mittel, wie man da hineingelangt, gibt es eine Diskussion, zumindest in diesen Zeiten des geringen (aber wachsenden) Verständnisses für Kechari. Es ist aber wahrscheinlich, dass viele in den kommenden Jahren dorthin gehen werden.

Warum?

Oben im Hohlraum des Nasenrachenraums, in Reichweite einer unternehmungslustigen und befreiten Zunge, gibt es ein Organ, das in einem Maße, vergleichbar dem der Genitalien, erogen ist. „Spirituell erogen“ ist eine gute nähere Bestimmung dafür, da Kechari eine ekstatisch-sexuelle Energie im Körper nach oben stimuliert, während die Genitalien, wenn sie nicht in den Modus der tantrischen vororgasmischen Übungspraxis gebracht werden, unsere Energie nach außen in den Dienst der Fortpflanzungsfunktion führen werden.

Wir wollen den spirituell-erogenen Fokuspunkt dort oben im Nasenrachenraum „geheimen Ort“ nennen, weil wir vorher so wenig darüber gewusst haben.

Sobald es sich einmal herumgesprochen hat, werden schon die erogenen Aspekte von Kechari alleine die vergnügungshungrigen Massen anlocken. Und warum auch nicht? Wer würde Kinder bekommen wollen, wäre es nicht so vergnüglich, sie zu machen? Sollte das Erleuchtet-Werden weniger Lust bereiten? Wird einmal allgemein bekannt, was der spirituelle Pfad wirklich ist (eine unaufhörliche innere Orgie ausstrahlender ekstatischer Glückseligkeit), dann werden die Straßen zur Erleuchtung voll gepackt sein mit Übenden, genauso wie heute die Straßen zum reproduktiven Sex überfüllt sind. Interessanterweise schneiden sich diese beiden Straßen genau hier in der Welt des Tantra. Deshalb wird diese Lektion unter Tantra veröffentlicht anstatt in den Haupt-Lektionen. Es ist Zeit, dass wir zum Thema Kechari einmal alle Hemmungen fallen lassen.

Was ist also der geheime Ort?

In der Haupt-Lektion 108 zu Kechari wurde der Rand der Nasenscheidewand als „ekstatisch sensitiv“ beschrieben. Er wurde ebenso als ein „Altar der Glückseligkeit“ bezeichnet. Hier in den Tantra-Lektionen nennen wir dies „spirituell erogen“. Aufgrund all dieser Beschreibungen sollte es klar sein, dass es etwas Besonderes gibt, was bei der Kechari-Praxis mit dem Septum passiert.

Das Septum (Nasenscheidewand) ist die flache, dicke Membran, die unser linkes und rechtes Nasenloch voneinander trennt. Ihr hinterer Rand verläuft in der Mitte des vorderen Bereichs des Hohlraums über dem weichen Gaumen, der Nasenrachenraum genannt wird, nach oben. Findet die Zunge ihren Weg hinauf in den Nasenrachenraum, findet sie auch den Rand der Nasenscheidewand. Auf halbem Weg nach oben auf dem Rand des Septums gibt es einen kleinen Vorsprung, einen kleinen Wulst. Dieser ist extrem sensitiv. Das ist der „geheime Ort“.

Wie bei unserer normalen sexuellen Anatomie gibt es im Nasenrachenraum im Inneren der Nasenlöcher usw. sehr viel mehr, was vor sich geht, als nur an diesem einen Punkt am Rande der Nasenscheidewand. Doch der geheime Ort ist ein Brennpunkt, vergleichbar der Klitoris bei der Frau oder dem Lingamkopf beim Mann. Der geheime Ort ist mit diesen vergleichbar. Doch gibt es einige fundamentale Unterschiede zwischen dem geheimen Ort und unseren Genitalien.

Erstens: Anders als bei den unkonditionierten Genitalien (obwohl diese durch die tantrische Praxis ebenfalls spirituell ekstatisch gemacht werden können) benötigt es eine Stimulation im Verlauf der Zeit, um den geheimen Ort vollkommen zu erwecken. Die Länge der Zeit hängt von unserem allgemeinen Fortschritt der Reinigung und Öffnung unseres Nervensystems durch die ganze Bandbreite der uns zur Verfügung stehenden Yoga-Übungen ab. Der Anstieg ekstatischer Leitfähigkeit im Nervensystem erhöht die Sensibilität des geheimen Ortes sehr stark. Kechari ist eine Übung, die die ekstatische Leitfähigkeit im gesamten Körper anregt, und der Anstieg der Sensibilität des geheimen Ortes ist eine Auswirkung davon. Eine Ursache, die eine Wirkung nach sich zieht und eine Wirkung, die zu einer Ursache führt. Je mehr man den geheimen Ort stimuliert, desto sensibler wird er zusammen mit der sich steigernden ekstatischen Reaktionsfähigkeit im gesamten Nervensystem. So geht es ohne Limit weiter! Dieser Anstieg in ekstatischer Reaktion ist ein wichtiger Abschnitt auf der Straße zu unendlicher ekstatischer Glückseligkeit im Körper, die nach außen ausstrahlt, um die Umgebung mit göttlicher Liebe zu durchtränken. Es gibt also starke Anreize, die Fähigkeit zu entwickeln, Kechari während unserer gesamten sitzenden Übung und länger auszuführen. Dies ist der vorrangige Weg für die Kultivierung endlosen inneren Vergnügens und gleichzeitig auch ein Weg für die Kultivierung von weltweiter Illumination. Deshalb haben wir Kechari auch als ein „riesiger Sprung für die Menschheit“ bezeichnet.

Zweitens führt Kechari und die Stimulation des geheimen Ortes – im Gegensatz zum Sex für die Fortpflanzung – nicht unweigerlich zu einem genitalen Zeugungsorgasmus. Obwohl der geheime Ort mit der Zeit äußerst erogen wird, gibt es dort eine andere Art von Sensibilität. Deshalb verwendet man den Ausdruck „spirituell erogen“. Die Stimulation des geheimen Ortes in Kechari berührt alle unsere erogenen Bereiche von innen her und lockt damit unsere Leidenschaft nach innen und nach oben zu den Hauptgenusszentren im Gehirn. Stell dir vor, Du würdest aus dem Inneren heraus sexuell stimuliert. Du würdest ohne irgendeine äußere Stimulation sehr erregt werden und all die Lust stiege durch den Körper in Wellen nach oben bis zu den Lustzentren im Gehirn und würde dann zurück nach unten bis zu den Enden jedes Nervs wogen. Was sind diese Lustzentren im Gehirn? Es sind Bestandteile des dritten Auges, des Ajna, die einen Körperbereich abdecken, zu dem die Medulla Oblongata (Hirnstamm), die Hirnanhangdrüse und die Zirbeldrüse gehören. Die Wirkung breitet sich auch ganz natürlich bis zur Krone (Corona Radiata) aus. All diese haben Anteil am ekstatischen Prozess, der dem Nervensystem entsteigt.

Die Beschäftigung mit Kechari in Verbindung mit Sambhavi (der kraftvollen Technik für das dritte Auge), den anderen Mudras und Bandhas sowie Siddhasana ist für uns also eine Art gewaltige Form des inneren Liebesspiels. Verbinde das alles noch mit den grundlegenden täglichen Einwirkungen, die in der tiefen Meditation (innere Stille) und den Techniken der Wirbelsäulenatmung erzeugt werden und wir haben das Rezept für die Kultivierung endloser ekstatischer Glückseligkeit und das Verströmen göttlicher Liebe – Erleuchtung!

Wenn wir meditieren, kann Kechari ganz ruhig mit der sanft auf dem geheimen Ort ruhenden Zunge ausgeführt werden. Zu anderen Zeiten sind wir vielleicht inspiriert, den geheimen Ort aktiv mit verschiedenen Zungenbewegungen zu stimulieren. Hier wird die sexuelle Analogie sehr eng und wahrscheinlich werden hier nicht viele Ratschläge benötigt. Jeder hat seine eigenen Wege zum Erreichen der maximalen Stimulation. Auch Kechari bietet diese Gelegenheiten. Doch wie bei der Nutzung von äußerer sexueller Stimulation bei unseren sitzenden Übungen sollten wir darauf bedacht sein, dass wir unsere Routine nicht völlig unterbrechen. „Dynamisches Kechari“ sollte man sich also für die Zeiten aufheben, wenn es unsere tiefe Meditation nicht stört. Es gibt keinen Grund, warum Kechari während der Wirbelsäulenatmung nicht dynamisch sein kann, wenn wir den Wirbelsäulennerv mit unserer Aufmerksamkeit entlang wandern. Es kann auch gut zusammen mit dem Wirbelsäulen-Bastrika funktionieren, mit dem zielgerichteten Bastrika, mit Yoni Mudra, mit tantrischem Sex und zu jeder anderen Zeit, in der wir nicht mit tiefer Meditation, Samyama oder anderen Aktivitäten beschäftigt sind, wo unsere Aufmerksamkeit bei der Anwendung anfällig ist. Darüber hat der Übende selbst zu entscheiden.

In den frühen Phasen von Kechari, wenn wir beginnen, den geheimen Ort aktiv zu stimulieren, werden wir wahrscheinlich sexuell erregt. Später wird äußerlich nicht viel geschehen und wir werden innerlich von Ekstase entzündet. So entwickelt sich das. Fahren wir mit unserem innerlichen Liebesspiel fort, wird freudiges Vergnügen aus dem Inneren unserer Genitalien gefördert und auch aus den erogenen Zonen unseres Nervensystems. Dann werden wir vor Vergnügen zittern, wenn die Wellen hochschlagen und gleichzeitig wieder hinunter durch jede Zelle unseres Körpers. Vielleicht haben wir eine Gänsehaut, schreien vor Ekstase, tanzen wie ein wirbelnder Derwisch umher oder was immer, zu was uns die Energie bewegt. Es ist ein nicht endender innerer Orgasmus! In der Zwischenzeit werden fühlbare Wellen von Liebe aus uns herausschießen und jeden in unserer Umgebung aufbauen. Dies ist eine ziemlich gute Art der Nutzung unserer sexuellen Energie – mindestens genau so gut, wie das Zeugen von Kindern. Wenn wir wollen, können wir auch beides tun.

Kommen wir dahin, machen wir aus dem, was in uns steckt, das Bestmögliche.

Sexuelle Liebe ist die Vereinigung zweier Gegensätze des Lebens zur Erfüllung des Zwecks der Schöpfung. Im Äußeren geschieht dies automatisch und führt zur Fortpflanzung. Wendet man darauf achtsames Bewusstsein an, kann es so kultiviert werden, dass es auch im Inneren automatisch geschieht und dies führt zur Erleuchtung.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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